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Patagonien und Feuerland

Patagonien und Feuerland

Patagonien und Feuerland

Nach meiner Weltreise begann ich mit dem Geographiestudium und vergrub an den Wochenenden den Kopf in Bildbände und Reiseführer, um mir ein ganz besonderes Reiseziel zu suchen. Ralf Gantzhorns Buch über Patagonien und Feuerland hinterließ einen so prägenden Eindruck, dass ich kurzerhand nach Gabelflügen recherchierte. Der erste Stopp in Südamerika war dann gleich Brasilien und was kann es schöneres geben, als zwei Tage nach den Prüfungen des ersten Semesters in Rio de Janeiro Karneval zu feiern. Nach fünf Tagen mit gefühlten fünf Stunden Schlaf in der Party-Metropole flog ich in die chilenische Hauptstadt Santiago und bestieg dort mit einem Freund den Cerro El Plomo (5424 Meter), quasi der Hausberg der Millionenstadt am Fuß der Anden. Von dort wollte ich eigentlich auf dem Landweg nach Patagonien, aber als wir unseren Gipfelerfolg in einer Disco am Meer feierten, begann die Erde zu beben, und ich musste meine Pläne ändern. Das sechststärkste Erdbeben in der Weltgeschichte seit Beginn der Aufzeichnungen mit einer Stärke von 8,8 auf der Richterskala hinterließ ein verwüstetes Land mit hunderten von Toten und einer stark geschädigten Infrastruktur…

Warum Patagonien und Feuerland

Viele Abenteurer assoziieren mit diesen beiden Begriffen ein Refugium unverletzter Natur, weit abgelegen von den Zentren der Zivilisation. Patagoniens Berge verheißen das alpine Megaerlebnis in der vielleicht aufregendsten Gebirgsarchitektur der Welt. Ein Sonnenaufgang in Patagonien ist so unwirklich schön, dass er sich für immer in die Erinnerung des Betrachters einbrennen wird.

Am Grey GletscherIn El CalafateHochland

Was Sie schon immer über PATAGONIEN und FEUERLAND wissen wollten…

In der Atacama Wüste
Da der Flughafen Santiagos zu dieser Zeit wegen der Beschädigung mehrerer Terminals gesperrt war, entschloss ich mich, mit dem Bus in die Atacama Wüste zu fahren. Nach langer Fahrt wollte ich die schlimmen Erinnerungen einfach ablegen und nahm mir für fünf Tage einen Mietwagen, um mich in der Einsamkeit der trockensten Wüste der Welt mit faszinierender Natur und wunderbaren Farben abzulenken. Die schönsten Ecken der Atacama befinden sich meiner Meinung nach auf dem Altiplano, besonders sehenswert sind hierbei die Hochlagunen Miscanti und Meniques auf 4100 Metern, die unwirklich in einer kargen Landschaft eingebettet liegen. Von der Kleinstadt San Pedro de Atacama kann man sternförmig verschiedene Ausflüge machen, unter anderem bin ich damals bis zur Grenze Boliviens gefahren und habe kleine abgelegene Dörfer, wie zum Beispiel Toconao, Socaire und Caspana erkundet. Nach einer Woche in der Wüste wollte ich nun endlich nach Patagonien. Mittlerweile waren die Flughäfen Santiagos wieder notdürftig hergerichtet, sodass ich vom äußersten Norden bis in den tiefsten Süden fliegen konnte.

Im Land der Träume
Schon bei der Ankunft in Patagonien am Flughafen in Punta Arenas wird dem Besucher bewusst, das hier die Naturgewalten herrschen. Die Reise nach Puerto Natales führt regelrecht durch die Pampa Südchiles – eine Fahrt ins Nichts. In Puerto Natales wird es langsam gebirgiger, erste schroffe Formationen werden sichtbar und die Vorfreude des Trekkers steigt rasant. Puerto Natales ist ein netter kleiner Ort um für den großen Trek einkaufen zu gehen. Im März geht die Saison schon fast ihrem Ende zu, die meisten Hotels und Pensionen schließen Ende April.

Torres del Paine
Mein erstes großes Ziel war der Nationalpark „Torres del Paine“ was mit die „Türme des blauen Himmels“ übersetzt werden kann. Nach intensiver Studie meines Reiseführers entschied ich mich, die große Runde um das Gebirgsmassiv zu laufen, das sogenannte „Q“. Im Nationalpark gibt es ein paar ausgewiesene Campingplätze ohne sanitäre Anlagen, auf denen man auch kostenlos zelten kann. Ich hatte Verpflegung für zehn Tage dabei und begann bei relativ gutem Wetter mit dem steilen Aufstieg ins „Valle del Frances“. Hier trat die ungebändigte Schönheit Patagoniens zum ersten Mal über den Verstand, ein Wolkenkino der besonderen Art raubte mir den Atem. Der winzige Campingplatz im „Campamento Britanico“ war für mich einer der schönsten, man zeltet quasi direkt neben den Los Cuernos, den „Hörnern von Paine“. Allerdings ist er relativ exponiert und bei orkanartigen Winden habe ich hier zum Beispiel mein Raincover für den Rucksack verloren. Die zweite Übernachtungsmöglichkeit des „W’s“, des populärsten Wanderwegs im Nationalpark, ist das „Campamento Torres“. Hier kann man am frühen Morgen bei gutem Wetter die leuchtenden Farben an den drei Zinnen Südamerikas bewundern. Für diejenigen, die den Massen aus dem Weg gehen wollen, kann ich den Tagesausflug ins etwa zwei Kilometer entfernte Climbers Camp „Japones“ und die Wanderung hinter die Torres im „Valle del Silencia“ („Tal des Schweigens“) empfehlen. Unberührte Natur und überirdisch schön! Die große Runde beginnt nun am Hotel „Las Torres“. Von dort verläuft der Weg beinahe ohne Anstieg entlang des Rio Paine. Wunderbare atemberaubende Wolkenformationen krönen das Ambiente. Am Puesto Seron trifft man nur noch eine Handvoll an Trekkern. Der nächste Tag war für mich der längste, da ich am Lake Dickson aufgrund der Mosquitos nur eine kurze Rast einlegte und dann durch die Wildnis Patogoniens zum Campamento „Los Perros“ vordrang. Der Weg über den exponierten Pass John Gardner sollte nur bei einigermaßen gutem Wetter angetreten werden. Wenn man auf dem Pass steht, hat man wohl einen der faszinierendsten Blicke auf das südliche Patagonische Inlandeis. Gletschereis trifft hier auf kalten Bergregenwald. Der Abstieg zu den nächsten Camps ist lang aber einmalig und man genießt dabei jede Sekunde. Am Refugio Grey starten Gletschertouren auf den Glaciar Grey, was zu den spektakulärsten Erlebnissen in meinem Leben gehörte. Bei schönem Wetter unbedingt diese Tour mitmachen und nicht aufs Geld schauen – es lohnt sich! Hier wird der Unterschied zwischen Mensch und Natur in einem Maße deutlich, der jede Vorstellungskraft übersteigt. Nach Abschluss der Runde um das Gebirgsmassiv der Torres wählte ich den langen Weg und lief entlang des „Q“ zum Campamento „Las Carettas“ und fuhr abschließend mit dem Bus zurück nach Puerto Natales.

Glaciar Perito MorenoSocairPatagoniens Wahrzeichen - der Monte Fitz RoyWolkenkino der besonderen ArtHochhausgletscherSturm

Parque Nacional Los Glaciares
Meine Lieblingsecken in Patagonien befinden sich jedoch auf argentinischer Seite. In Chile war ich ein paar Tage mit einem Amerikaner aus Kalifornien durch die Wildnis gewandert. Wir verstanden uns sehr gut und hatten uns nun den Plan gemacht, das Heiligtum der Bergsteiger im Herzen Patagoniens zu erforschen. Zunächst machten wir einen Abstecher zum Gletscher Perito Moreno, der einen der größten Ausläufer des Südlichen Inlandeises bildet. Von der bis zu 70 Meter hohen Abbruchkante des Gletschers am Lago Argentino fallen ständig riesige Brocken Eis in den Gletschersee. Ein tolles Erlebnis! Noch schöner ist die Fahrt von El Calafate ins Trekkingparadies El Chalten. Wir trampten entlang des Rio Electricos zu einem unberührten Teil des Nationalparks und der Wanderweg führte zum abgelegenen „Piedra del Fraile“, einer winzigen Hütte inmitten patagonischer Berge und Seen. Von dort kann man auf den Cerro Electrico steigen, einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Monte Fitz Roy von hinten, der eigentlich nur den Gipfelstürmern vorbehalten ist. Der letzte Teil verläuft über einen Gletscher, hier ist Vorsicht geboten! Der Lago Electrico endet in den Weiten des patagonischen Inlandeises. Am nächsten Tag wanderten wir zum „Campamento Poincenot“. Der Aufstieg am nächsten Morgen zur „Laguna de los Tres“ war sicherlich das größte Naturwunder. Auf der einen Seite die erhabene Granitnadel des Monte Fitz Roy, des Wahrzeichens von Patagonien. Auf der anderen Seite der wohl schönste Sonnenaufgang, in einem unwirklichen, intensiven glühenden Rot. Tief begeistert führte unser Weg weiter zu dem Aussichtspunkt Maestri, aber der Cerro Torre ließ sich leider nicht blicken…

Feuerland
Die letzte Etappe unseres knapp 4-wöchigen Aufenthaltes startete in der südlichsten Stadt der Welt – in Ushuaia kommt man sich wirklich wie am Ende der Erde vor. Im Süden liegt die Antarktis in reizvoller Entfernung… Hier bereiteten wir uns auf unsere letzte zweitägige Wanderung vor. Der Paso de la Oveja liegt abseits des Massentourismus, auf unserer Tour sahen wir keine Menschenseele. Das abgelegene Tal „Valle Superior“ dieser Wanderung ist auf einem Site-Trip vom Zeltplatz an der Lagune „Superior“ am besten zu erreichen. Die Farben sind erneut eine Fantasie aus Patagonischer Träumerei und Feuerländischer Mystik… Von der Laguna del Calminante, unserem einsamen Zeltplatz ging es nun über den schneebedeckten Paso de la Oveja in Richtung Beagle Kanal zurück nach Ushuaia. Schon am Flughafen in Punta Arenas merkte ich, dass dies nicht mein letzter Aufenthalt in „La Patagonia y Tierra del Fuego“ bleiben sollte. Patagonien, ich komme wieder!!!

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