Bei schönstem Sonnenschein und Mittagstemperaturen um die 30°C ging es nach einer kurzen Seilbahnfahrt vom Passo Groste weiter zur Tuckett-Hütte über den Sentiero Benini. Der Weiterweg am nächsten Morgen begann mit einem Umweg – viele Klettersteiggeher kamen uns entgegen, hatten abgebrochen, da der Gletscher am Tuckett-Pass ohne Grödel und Steigeisen zu gefährlich sei. Wir hatten die Steigeisen zwar im Gepäck, umgingen den Gletscher trotzdem, um dann über die Bocchette Alte zum Rifugio Alimonta (das letzte Stück über den Sentiero Oliva Detassis) bei leider nur mäßiger Sicht weiterzugehen. Von der schlechten Sicht abgesehen meinte es der Wettergott immer noch gut mit uns. Im Rifugio Alimonta lag ein zwei Tage alter Wetterbericht aus – der Chef meinte nur: „Morgen? Naja, mit etwas mehr Wolken als heute, aber geht so.“…
Darauf vertrauend gingen wir weiter auf dem Hauptkamm der Brenta – eigentlich auf dem (!) Klettersteig in der Brentagruppe: Via Delle Bocchette Centrale. Es ist wirklich der schönste Abschnitt mit faszinierenden Weitblicken und dem Balkon gegenüber dem Campanile Basso (Gulia), an dem es sich gut rasten und die Kletterer bewundern lässt. Nebel und Wolken verbargen gut, was auf uns zukommen sollte und uns beim Umrunden der Gulia auch erreichte: Aus leichtem Nieselregen sollte ein fettes Gewitter werden, das einer Kaltfront vorauseilte. Mitten in unsere Überlegungen hinein, ob weitergehen oder aussitzen, fanden wir – man soll es nicht glauben – eine Boofe. Wir rasteten gemeinsam mit zwei Berlinerinnen, die froh waren , nicht mehr allein bei dem Wetter unterwegs zu sein und warteten. Das Gewitter kam (zunächst) nicht wirklich näher, der Regen ließ aber auch nicht nach. Es wurde kalt und so beschlossen wir, uns nicht wärmer anzuziehen, sondern auf unser Glück zu vertrauen und weiterzugehen. Sturzbachartig kam der Regen die Felswände hinabgeschossen und wir waren innerhalb weniger Minuten komplett durch. Nach 1 1/2 Stunden entdeckten wir voller Freude: Die Pedrotti-Hütte hatte einen beheizten Raum im Keller…
Nach dem Wettersturz – die Temperaturen waren über Nacht unter den Gefrierpunkt gerutscht – erwartete uns wieder blauer Himmel, eine grandiose Weitsicht und die Temperaturen stiegen in den nächsten Tagen wieder auf moderate 20°C und mehr an. Die Steigeisen kamen bei zwei Gletscherquerungen dann doch auch noch zum Einsatz. Je weiter wir uns vom Hauptkamm weg bewegten, desto einsamer wurde es – in den Hütten trafen wir kaum mehr als 2 oder 3 Leute, was sich erst wieder änderte, als wir zu Rifguio dei Brentai Maria e Alberto kamen – einem beliebten Ziel nicht nur für Klettersteiggeher, sondern auch für Kletterer und Wanderer. Wir beschlossen, zwei Tage dort zu bleiben, um bei bestem Wetter noch einmal die Boccette Centrali zu gehen – mit Ausblick vom berühmten ‚Balkon‘ auf die vielen Seilschaften an der Gulia. Am letzten Tag ging es über den Sentiero SOSAT und den Giro del Brenta wieder zurück zur Seilbahn.
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