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Wasserwandern im Tessin von Luxushütte zu Luxushütte

Wasserwandern im Tessin von Luxushütte zu Luxushütte

Wasserwandern im Tessin von Luxushütte zu Luxushütte

Von Carasso bei Bellinzona ging es im Dauerregen 1900 Höhenmeter hinauf zur wahrhaft luxuriösen Capanna Albagno. Am nächsten Morgen stiegen wir bei bestem Wetter auf verschneitem Geröll über die Cima d`Uomo bis oberhalb der Campagna Borgna auf, wo wir auf etwa 2100m im Zelt übernachteten. Am dritten Tag wanderten wir durch ausgedehnte Maroniwälder zurück nach Carasso.
Da uns die Gegend sehr gefallen hatte, entschlossen wir uns kurze Zeit später zu einer Anschlusstour. Nach dem Aufstieg von Sementina, ging es auf die Capagna Mognone und von dort durch ausgedehnte Maroniwälder wieder zur Capagna Borgna. Eigentlich wollten wir von hier aus die Via alta Versasca gehen. Schlechtes Wetter zwang uns dort aber zu einen Tag Aufenthalt auf der Hütte. Diesen Tag nutzten wir für eine kleine „Wasserwanderung“ zum nächsten Gipfel. Da sich das Wetter auch am Folgetag nicht änderte, stiegen wir am vierten Tag im Dauerregen nach Vogorno ab. Von dort ging es mit dem Bus zum Auto zurück.

Warum BERGSTEIGEN IM TESSIN

Nicht nur gutes Wetter hat die Südseite der Alpen zu bieten hat. Gerade in diesem Gebiet gibt es sehr viele Selbstversorgerhütten. Auf der Alpennordseite und auch auf dem Hauptkamm sind die Hütten während des Sommers durchgehend bewirtschaftet und stark frequentiert. Uns reizt aber eher die Einsamkeit, die man nur erlebt, wenn man in eine Region geht, die nicht vom Massentourismus überrannt wird, weil auf irgendeiner Hütte ein 4-Sterne-Menü winkt oder weil die Hütte einfach per Bahn zu erreichen ist.

Das Rifugio Albano DIE LuxushütteAuf der Südseite noch Herbst, Auf der Nordseite schon WinterKurz vor dem Gipfel des Madone am Passo die Lupo

Was Sie schon immer über das TESSIN wissen wollten…

Unterschiede Nordschweiz vs. Südschweiz
Vom Landschaftscharakter unterscheidet sich der Süden in einigen Punkten. Wer nicht die ersten 1000 Höhenmeter mit Bahn oder Auto hinter sich bringen will, der hat im Vergleich zur Alpennordseite deutlich längere Anstiege zu bewältigen. So startet man auf etwa 250 Meter Höhe im Tal und steigt erst durch Kastanienund Laubwälder auf 1000 Meter auf. Dort wechselt man in Nadelwälder bis hinauf auf 1800 Meter, bevor Geröllfeld-durchsetzte Almen das Bild prägen.
Vom sportlichen Aspekt her muss man erst einmal ca. 2000 Höhenmeter hinter sich bringen, bis man die eigentlichen bergsteigerisch interessanten Höhenwege gehen kann. Auf den Almen werden vor allem Schafe und Ziegen gehalten. Milchviehwirtschaft mit Kühen wie in den Nordalpen hat einen geringeren Stellenwert.

Wetterflüchtling? Wie südlich muss ich fahren?
Die Frage kann man nicht pauschal beantworten. Es ist nur generell auf der Alpen-Südseite wärmer und trockener ergo hat es auch tendenziell weniger Schnee. Kommt schlechtes Wetter von Norden, regnet es sich im Alpen-Nordstau ab, hinter dem Alpenhauptkamm ist dann oft Föhnwetter. Drastisch fällt das bei Durchfahrt der langen Nord-Süd-Tunnel auf. Auf der Nordseite regnet es Sintflutartig, bei Ausfahrt aus dem Tunnel im Süden ist es noch bewölkt, 20 Kilometer das Tal weiter runter nach Süden ist dann heiter Sonnenschein.

Was für Kleidung nehme ich im Herbst für die Tour mit?
Wenn zu Hause schon Schnee fällt, ist es schwer einzuschätzen, was man beim Rucksackpacken an warmer Kleidung mitnehmen soll, um später nicht zu frieren. Da man seinen Kram aber auch selbst tragen muss, will man auch nicht zu viel mitschleppen. Die volle Wintermontur, welche für eine zeitgleiche Tour im Norden notwendig wäre, ist tagsüber dort eher zu warm. Gerade beim Laufen wird einem sehr warm und die Umgebungstemperatur ist nicht so kalt, wie man es von zu Hause aus gewohnt ist. Wert sollte man auf wasserdichte Kleidung legen, denn was im Norden als Schnee runter kommt, ist im Süden eben Regen. Die dicke Daunenjacke kann man ruhig einpacken, so hat man es abends schneller warm und wiegen tut die ja auch fast nichts. Dies empfiehlt sich vor allem, wenn man im Zelt schläft. Zum Laufen kann ich eine winddichte Hose sehr empfehlen, eine Sommer-Wanderhose geht aber auch. Man sollte sich dann eben was Warmes für den Abend einpacken, denn dann wird’s empfindlich kalt.
Für die Via alta Versasca (T6-Gelände) sollte man steigeisenfeste Schuhe mitzunehmen, für die Begehung im Herbst sind Gamaschen, Steigeisen und Pickel und eventuell ein Seil obligatorisch.

Wegenetz
Die Wege in dieser Region sind sehr gut gepflegt und ausgeschildert. Das Wegenetz besteht im Bereich der Laubwälder aus alten Steintreppen und grob gepflasterten Pfaden, die vor Jahrhunderten eingerichtet worden sind, um die abgelegenen Almen einer Bewirtschaftung zugänglich zu machen. Teilweise läuft man stundenlang auf Steinplatten und Steinstufen den Berg hinauf, immer in angenehmer Schrittlänge.
Verlaufen kann man sich eigentlich nicht. Wo die Menschen vor Jahrhunderten in engen Schluchten über natürliche Wege nicht weiterkamen, sind lange Steintreppen und Pfade meisterhaft an die Felsen wie hingeklebt, auf denen Mensch und Tier vorwärts kommen. Auch an das leibliche Wohl wurde gedacht. Entlang des Aufstieges zur Capanna Mognone kommt man in regelmäßigen Abständen an Trinkwasser-Brunnen vorbei. Hier heißt es pausieren, trinken und gegebenenfalls abkühlen. Bei nassen Verhältnissen sind die Steintreppen und Wege recht unangenehm, da die ausgetretenen Steinstufen durch Laub und Nässe recht rutschig werden.

Schlafplatz im Vorgarten eines WochenendhäuschensDas Rifugio Albano mit Sicht nach ItalienUnser Zeltplatz mit dem Blick auf der Lago Maggiore 2000m tiefer

Die Unterkünfte
Die Hütten dort oben sind meist nicht dauerhaft bewirtschaftet. Es gibt zwar Hüttenwirte, die immer wieder nach dem Rechten schauen und im Sommerhalbjahr am Wochenende vor Ort sind, doch bekochen muss man sich in der Regel schon selbst. Halbpension ist meistens nur nach telefonischer Anmeldung möglich, bei unbewarteter Hütte sind immer ein paar Lebensmittel per Unkostenbeitrag zu erstehen. Meistens gibt’s Bier, Wein, Cola und diverses zum Essen – oft die üblichen Fertigmenüs der Lebensmittelindustrie, die nach 5 Minuten kochen einen genießbaren pampigen Zustand erreichen.
Alle von uns besuchten Hütten waren sehr sauber und hervorragend hergerichtet. Gleich die erste Hütte erhielt bei uns den Zusatztitel „Luxushütte“. Die Ausstattung konnte sich echt sehen lassen:
Man kam in einen großen Raum in dem die Küche fast schon zu einer Kochinsel mutierte. Es gab sowohl einen Holzofen, als auch einen Gas betriebenen Ofen. Eine Toilette mit Spülung? Kein Problem. Dabei muss nur die Wasserpumpe betätigt werden. Lust auf ein Bier oder Wein? Einfach im Schrank nachschauen, Geld in die Kasse und genießen. Über dem Aufenthaltsraum gab es ein Matratzenlager und ein weiterer Raum beinhaltete Stockbetten.
Andere Hütten waren ebenfalls gut ausgestattet. Teilweise hatten sie noch ein zusätzliches Gebäude, in dem nicht nur geschlafen sondern auch kalt geduscht werden konnte – ein von uns in Selbstversorgerhütten selten angetroffener Luxus. Den Hüttenwirt und seinen Helfer einer Hütte durften wir auch kennen lernen. Sie kamen früh am Morgen die 1900 Höhenmeter zur Hütte gelaufen, um auf den Hubschrauber zu warten, der die Filzdecken vor dem Winter ins Tal zum Waschen fliegen sollte. Sie waren recht erstaunt, uns noch zu dieser Jahreszeit in der Hütte anzutreffen, wurde dann aber sehr geschäftig, als aus dem Tal durch die Wolkendecke das Knattern des Helikopters zu hören war.
Damit ist der Beweis erbracht, dass die Hüttendecken tatsächlich zumindest ab und zu eine Waschmaschine von innen sehen.

Menschen
Im Tessin gibt es viele Siedlungen mit Steinhäusern die halb verfallen sind, jedoch teilweise als Urlaubshäuschen wieder aufgebaut werden. Ganze Dörfer entstehen wieder neu, Dorfbrunnen und Dorfklo inklusive. So geschieht es, dass man auch außerhalb der Wandersaison in gewissen Höhen auf Menschen trifft, die man dort nicht vermutet hätte. Das beruhte bei unserer Begegnung wohl auf Gegenseitigkeit. Nachdem die anfängliche Sprachbarriere überwunden war, wurden wir kurzerhand zum Kaffee eingeladen. Zu ihren neu aufgebauten und restaurierten Häusern haben sich die neuen Bewohner Gärten angelegt. Auf den Rasenflächen lässt sich hervorragend zelten.

Wo kann ich mein Auto stehen lassen?
Dies ist in der Schweiz nicht immer ganz einfach, sofern man nicht irgendwelche Parkuhren für die nächsten Tage reichhaltig füttern will. Oft ist die Maximaldauer auch auf 24h limitiert. Wir fanden das Parken hier völlig unproblematisch. Wir haben dort schon mehrfach im Auto übernachtet und auch den vorhandenen Brunnen mit Trinkwasser genutzt. Es gibt auf der anderen Flussund Autobahnseite einen 24-Stunden-Parkplatz in der Dorfmitte direkt an der Straße gelegen. Zum Übernachten also weniger geeignet, aber das Auto kann man hier ohne Parkgebühr getrost stehen lassen und loslaufen.
Für Gourmets, die gerne Käse und andere lokale Produkte mögen die es nicht bei Migros oder Coop gibt, empfiehlt sich der Tante-Emma-Laden in der Viale Giuseppe Motta 5, Bellinzona.

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