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Eine Langnase im Reich der Mitte

Eine Langnase im Reich der Mitte

Eine Langnase im Reich der MitteEin Semester habe ich im Reich der Mitte verbracht, um Studenten in Harbin, einer 4-Millionen-Stadt im Norden Chinas, Deutsch beizubringen. Weil mich ein Freund aus Deutschland besuchen wollte, bin ich während dieser Zeit für eine Woche mit dem Zug nach Peking gereist, um ihm die Stadt zu zeigen.

Warum China

Vor Jahren war ich schon einmal in Peking im Urlaub. Dieses Land mit seiner aufregenden Kultur und Architektur, dem leckeren Essen und der total unterschiedlichen Lebensweise hat mich so fasziniert, dass ich wusste, ich kommen wieder. Als das Angebot für ein Semester kam, habe ich sofort zugesagt.

In der „Verbotenen Stadt“ in PekingSehr beliebt: FrühsportSommerpalast

Was Sie schon immer über CHINA wissen wollten…

Wissenswertes über Peking
In Peking wohnen 7,5 Mio. Menschen, im gesamten Verwaltungsgebiet sind es sogar 15 Mio. Dementsprechend chaotisch ist das Verkehrssystem. Die Fußund Fahrradwege mit der vierspurigen Straße sind so groß, dass eine Ampelschaltung zum Überqueren gar nicht ausreicht. Doch die Verkehrsteilnehmer sind gelassen. Und daran können weder das Hupen noch die Staus, der Smog oder das Fahrradgebimmel etwas ändern. Das Stadtbild ändert sich täglich: Kleine Häuser werden zu Gunsten von großen Klötzern abgerissen. Zwischendrin sieht man Händler, spielende Kinder und Menschen, die auf ihrem Gemüsekarren schlafen.

Welche Sehenswürdigkeiten sollte man sich in Peking unbedingt ansehen?
Mitten im Zentrum Pekings befindet sich die so genannte Verbotene Stadt. Unter den gelben, mit Drachen verzierten Dächern, wohnten hier einst der Kaiser mit seinen Konkubinen, Zofen und Eunuchen. Eine weitere sehenswerte Anlage ist der Himmelstempel. Die blaue, runde „Halle des Erntegebetes“ wird als vollkommenster Bau klassischer chinesischer Architektur bezeichnet und zieht jährlich zahlreiche Besucher an. Ähnlich verhält es sich mit dem prächtigen Sommerpalast der Kaiserinwitwi Cixi am Kunming-See. 70 Kilometer nördlich der Stadt befindet sich bei Badaling schließlich das größte Bauwerk der Welt – die Große Mauer.

Wissenswertes über Harbin
Die Hauptstadt der Heilongjiang-Provinz wird aufgrund ihrer sibirischen Kälte von -40 Grad im Winter „Stadt des Eises“ genannt. Jedes Jahres im Januar findet hier das weltberühmte Eislaternenfest statt. Dann werden sowohl aus Eis, als auch aus Schnee unzählige meterhohe Skulpturen und Gebäude gezaubert und mit bunten Lampen von innen beleuchtet. Die Künstler übertreffen sich dabei gegenseitig. Abgesehen von dieser Attraktion kommen eher wenige Touristen nach Harbin. Viele Einheimische starren mich an, die meisten halten mich für eine Russin, weil es höchstens ein paar Händler aus dem Nachbarstaat hierher verschlägt.

Ist der Straßenverkehr schlimmer als in Europa?
Im chinesischen Straßenverkehr gibt es keine Regeln. Die Hupe ist das Wichtigste. Vier Autos fahren auf einer Spur, wo nur zwei Platz haben, Vorfahrt hat der, der schneller hupt bzw. fährt. Gebremst wird prinzipiell zehn Zentimeter hinter dem Vordermann und gerne mal nur mit der Handbremse. Es gibt eigentlich keine Stelle, wo sich nicht noch ein Auto reindrängelt. Nicht minder aufregend ist eine Fahrt mit dem Bus: Ob gerissene Oberleitungen, Busse, die im Dunkeln fahren oder bei denen außer dem Lenkrad, dem Gaspedal und ein paar wenigen Holzsitzplätzen alles ausgebaut ist – hier ist das der alltägliche Wahnsinn.

Skyline von PekingDie Große Mauer bei BadalingHimmelstempelDer Platz des Himmlischen FriedensEingang der „Verbotenen Stadt“Eislaternenfest in Harbin

Wie verhält es sich mit dem Essen?
Je versauter der Tisch nach dem Essen aussieht, desto besser hat es geschmeckt. Schmatzen, Rülpsen und Spucken sind ausdrücklich erlaubt. Böse Zungen behaupten, in China isst man alles, was vier Beine hat, außer Tische und Stühle. Und tatsächlich habe ich während meines Aufenthaltes einige merkwürdige Spezialitäten kennen gelernt: Seidenraupen, Hühnerkrallen, tausendjährige braune Eier oder Feuertopf. Gewöhnungsbedürftig, aber lecker.

Stimmt es, dass sich früh alle Chinesen zum Sport treffen?
Überall in China beginnt der Tag sehr früh. Ab 5 Uhr sieht man Menschen, die joggen oder Tai Qi üben. Andere tanzen mit bunten Papierfächern und einige holen sogar ihre Schwerter heraus. Auf den Spielplätzen ergibt sich ein unglaubliches Bild: Ältere Chinesen schaukeln, turnen, üben Handstand, laufen auf dem Mäuserad oder schwingen am Klettergerüst. Manche üben sich im Rückwärtsgehen, Ohrenmassieren, Kong Fu oder rhythmischen Klatschen.

Was war dein verrückteste Erlebnis?
Jeden Tag wird im Park getanzt, von chinesischen Tänzen bis zum Walzer. Ein paar Mal machte ich mit. Die Leute am Rand klatschten und kicherten. Einer rief meinem Tanzpartner (dem Besuch aus Deutschland) sogar „molodjez“ (russisch in etwa: Prachtkerl) zu, worauf jener mit stolzgeschwellter Brust zur Höchstform auflief und damit einen Riesenwirbel verursachte. Als wir eine Pause machten, sprach uns ein Einheimischer an. Sofort waren ein Dutzend anderer Chinesen um uns herum und bestürmten uns neugierig mit Fragen.

Was ist typisch für das Leben in China?
Ein Großteil des Lebens spielt sich auf den Straßen ab. Männer und Frauen hocken auf dem Fußweg und verkaufen Obst und Gemüse, das entweder in Fahrradkarren oder einfach auf einer Decke ausgebreitet bereitliegt. Oder sie spielen chinesisches Schach. Dafür werden einfach ein paar Bierkästen als Tisch und Stühle umfunktioniert. Ich habe auch Leute gesehen, die auf der Straße Kartoffeln schälen oder mit Lockenwicklern auf einem wackligen Schemel sitzen und sich frisieren lassen.

Tipp:
Ich bin nicht ängstlich und aufgeschlossen fremden Kulturen gegenüber, aber China ist wohl eines der Länder, dass man auf eigene Faust nur schwer bereisen kann, wenn man kein Chinesisch kann. Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung und das Wort, was man am meisten hört, ist erst einmal „meiyou“ (= ham wir nicht, wolln wir nicht, geht nicht!).

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