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Der Norden des GR20

Der Norden des GR20

Der Norden des GR20

Unser Ziel war es, auf Korsika den Fernwanderweg „GR20“ von Nord nach Süd zu laufen. Dafür zogen 10 Freunde und ich aus Köln los, um diesen Traum zu verwirklichen. Und dann kam doch alles anders als gedacht. Skurrile und auch gefährliche, atemberaubende, lustige, ereignisreiche und unvergessliche Stunden hatten wir. Und letzten Endes wird es wohl noch eine Fortsetzung „Korsika Teil 2“ geben müssen.

Warum Frankreich/Korsika

Um ehrlich zu sein, fanden wir erst Ende September einen gemeinsamen Zeitpunkt, um einen Urlaub zu planen. Die Tatsache, dass wir wandern und uns Berge ‚hochquälen‘ wollen brachte uns dann auf die Idee den Fernwanderweg in Korsika auszuprobieren (nachdem ich im Sommer schon den E5 von Oberstdorf nach Bozen gelaufen bin). In Korsika erhofften wir uns Ende September noch wärmere Temperaturen. Und darüber hinaus waren wir bereit für ein autarkes Leben in den Bergen und eine Portion Abenteuer.

Bergerie de Ballone, ein wunderbarer Ort zum Zelten und um sich in den Gumpen zu erfrischen.Unter den Wolken, in den Wolken und plötzlich über den Wolken!Kurze, freiwillige Bergetappe, um die Landschaft um den Lac de Nino bewundern zu können

Was Sie schon immer über DEN GR20 AUF KORSIKA wissen wollten…

Der GR 20:
Korsika, so nennt sich die viertgrößte Mittelmeerinsel, die sich durch ein von Nord bis Süd ausgeprägtes Gebirge auszeichnet. Über diesen alpinen Bergrücken führt einer der Fernwanderwege (GR= Grande Randonnée), welcher durch die weiß- rote Markierung gekennzeichnet ist. Er ist zwar in beide Richtungen begehbar, der Rother Wanderführer beschreibt allerdings die Strecke von Nord nach Süd, für die auch wir uns entschieden haben.
Dabei haben wir uns nach den Etappen des Wanderführers gerichtet. Diese Variante zeichnet sich durch einen knackigen Beginn aus. Die Routen sind anspruchsvoll und erfordern eine gewisse Kondition. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung und Erfahrungen im alpinen Bereich sehr hilfreich. Dafür werden die kraftzehrenden Etappen durch die Ausblicke auf die wunderbare und doch so schroffe Bergwelt belohnt.
Hinten raus werden die Etappen länger und gemütlicher.

Wie sind wir an-/abgereist?
Angereist sind wir aus Deutschland aufgrund der großen Gruppenzahl (11 Studenten) mit dem PKW bzw. VW Bus. Über die Schweiz und Italien ging es nach Frankreich, Toulon. Dort haben wir die Fähre genommen, welche uns über Nacht nach Korsika brachte. Bis es dann über das Schiff hallte „s‘il vous plait- le passenger- d’aller garage“, was sich in unseren Ohren so anhörte wie dalli dalli Garage. Darüber amüsierten wir uns köstlich und dann standen wir auch schon in Bastia. Das Auto konnten wir in einem Parkhaus neben dem Bahnhof für 30€/ Woche sicher unterstellen.
Mit dem Zug ging es nach Calvi (zw. 14-17 €). Von dort aus war es nur noch ein Katzensprung zu dem Ausgangsort des GR20 Calenzana. Es fährt ein Bus dort hin (allerdings nicht regelmäßig) und da wir noch an dem gleichen Tag die erste Etappe hinter uns bringen wollten, entschieden wir uns für ein Taxi (macht man das Auto voll, so ist es sogar günstiger als der Bus).
Der Endpunkt unserer Tour ist nach 8 Wandertagen spontan Corte geworden, weshalb wir von dort wieder den Zug zurück nach Bastia genommen haben. Weil wir unsere Wanderung aufgrund des Wetters früher als beendet erklärt haben, mussten wir unser bereits frühzeitig gekauftes und sehr günstiges Ticket für die Fähre verfallen lassen und ein neues buchen. Nächstes Mal lassen wir den Rückreisetermin vielleicht doch wieder offen… Dann ging es von Nizza aus wieder mit einem Zwischenstopp in Bayern (aufgrund unserer Urlaubs-Restzeit) wieder nach Köln.

 Entlang der Wegmarkierung und mit Hilfe von Ketten in den Kessel der Einsamkeit runter gekraxelt......und genau so ging es hintereinander wieder hinauf.Auf Fernsicht- Suche.Matratzenlager im RefugeCirque de la Solitude, oder auch Eine ruhige, klare Nacht. ...In echt noch viel schöner.‚Wolken- Wanderer‘ Das kühle Nass sorgt Zwischendurch für Erholung und SpaßRückblick an der Bergerie de Ballone

Zeit und Weg
Der späte Reisezeitpunk (Ende September) war für uns optimal. Zum einen hatten wir kaum Probleme mit der Hitze (mit Kälte zum Glück auch noch nicht) und zum anderen war der Weg nicht überfüllt. An den Refuges traf man immer wieder Gleichgesinnte und man konnte sich, vor allem über das bevorstehende Wetter, austauschen. Da der GR20 alpine Anteile hat, sollten immer aktuelle Informationen über das Wetter eingeholt werden, um gefährliche Situationen am Fels zu vermeiden. Der Weg führt über schwieriges Terrain und nicht zuletzt auch über Steinplatten, welche im nassen Zustand nur schwer zu überbrücken sind. Regnet es einmal, so können am Fels kleine Bäche entstehen und im schlimmsten Fall kleine Schlamm- und Schuttlawinen auslösen. Achtung vor Steinschlag!

Die ‚Refuges‘ (= Berghütte) – dort wo man essen und schlafen kann
An den Refuges kann man sein Zelt aufbauen. Oft sind schon kleine Steinmauern gebaut, damit das Zelt möglichst geschützt steht. Probleme hatten wir allerdings keine. Im Allgemeinen würde ich empfehlen, ein Zelt mitzunehmen. Hat man ein Zelt dabei, kann man ein Notbiwak errichten und ist nicht von der Hütte abhängig (das ist besonders gut, wenn man bereits früh morgens auf dem idealen Sonnenaufgang-bewundern und die-Schönheit-und-Einsamkeit-der-Natur-genießen-wollen-Platz sein möchte). Zum anderen ist es aufgrund der Hygiene zu empfehlen. Die Matratzen sind… ge-/ verbraucht. Und zum Teil gibt es Probleme mit Bettwanzen (sogenannten bed bugs). Hat man diese einmal in seiner Kleidung/ Ausrüstung (ein Schlafsack muss immer mitgenommen werden, auch wenn man in den Refuges schlafen möchte) sind sie nur sehr schwer wieder loszuwerden.
An den Refuges gibt es innerhalb der Saison normalerweise die Möglichkeit seine Essensreserven wieder aufzufüllen. Diese Möglichkeit bestand Ende September nicht mehr und auch die ‚bergerien‘ (Alm- Käserei) waren bereits alle wintertauglich gemacht worden, weshalb wir das Essen gut kalkuliert auf unserem Rücken mitgetragen haben (beachte: man sollte auch eine Notration mitführen). Zum Teil konnten wir aber noch die Gas- Kochstellen benutzen. Unsere Rucksäcke hatten –da eine Menge getragen werden musste- ein Gewicht zwischen 19 und 24 kg (was schon sehr ordentlich ist).

Zwei wichtige Tipps zum Schluss! …und da spreche ich aus eigener Erfahrung.
1. Das Ziel der sechsten Etappe ist das Castellu di Verghio (ursprünglich führte der GR20 nicht dort lang). Ein Hotel, von zweifelhafter Schönheit. Entweder man nimmt sich ein Zimmer (auch Mehrbettzimmer) oder man schlägt sein Zelt auf dem Campingplatz auf. Dies ist aber das Revier eines Fuchses, der die Scheu an Menschen verloren hat und jede Nacht auf Essensjagd geht. Man sollte auf jeden Fall das komplette Essen aus dem Zelt und Rucksack rausholen, da er auch nicht davor zurückschreckt, unter die Überzelte zu kriechen. Es wird mit einem kleinen Schild vor dem Fuchs gewarnt, dies macht aber nicht deutlich, wie ‚gefährlich‘ er ist. Ich wurde im Schlaf von dem Fuchs durch das Innenzelt in den Arm gebissen. Man glaubt es kaum, aber es ist wahr. Er hat auch nicht 'nur' geknabbert, sondern sofort herzhaft zugebissen. Die Gründe sind mir immer noch unklar. Nur eins steht für mich fest: Nicht der Fuchs, sondern der Mensch ist Schuld.
Zur Information: Korsika ist eine der wenigen Inseln auf der es keine Tollwut gibt. In anderen Reiseforen kann man lesen, dass ich nicht die Erste war, die gebissen wurde. Anmerken möchte ich allerdings, dass der Hotelbesitzer absolut nicht hilfsbereit und einsichtig war. Er betrachtet das Ganze als nicht schlimm, kommen doch jeden Tag andere Touristen/ Wanderer vorbei… 
Sollte ich die Etappe noch einmal gehen, würde ich diesen Stopp auf jeden Fall zu umgehen versuchen! Anzumerken ist allerdings in diesem Zusammenhang die Hilfsbereitschaft der anderen Wanderer, die beim Verarzten, sowie beim Dolmetschen (mit dem Arzt, den man auch nachts telefonisch erreichen kann) geholfen haben.
2. Achtet auf das Wetter! Man muss nichts riskieren. Und hängt nun mal ein Gewittertief über Korsika fest, so kann es sein, dass man die Tour abbrechen muss. Aber dann hat man zumindest die Möglichkeit einen erneuten Versuch zu starten. Trotzdem… ich möchte den GR20 allen wärmstens empfehlen, die Lust auf die Berge haben und eine wunderschöne Route zwischen karger Landschaft, kleinen Wäldern und Badegumpen genießen können. Es ist ein Abenteuer und eine echte Herausforderung.

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