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Basler Jura – Klettern bei den Eidgenossen

Basler Jura - Klettern bei den Eidgenossen

Basler Jura - Klettern bei den Eidgenossen

Im Rahmen meines Studiums habe ich für 4 Monate in Olten, einer kleineren Stadt im Kanton Solothurn, gearbeitet. Während dieser Zeit habe ich mit meiner Freundin und Freunden an den Wochenenden versucht, möglichst viele der umliegenden Kletterfelsen des Basler Jura zu beklettern. Oft haben wir am Wochenende direkt an oder über den Kletterfelsen übernachtet.

Warum Schweiz

Der Basler Jura mit seinem bekanntesten Gipfel, dem Weissenstein (1395m), besteht aus Kalkstein. Durch Erosion bedingt kann man heute vor allem an den härteren Gesteinsschichten, die aus gelb-weißlichem Malmkalk bestehen, klettern. Der Großteil der bekletterbaren Felsen ist nur 20-30 Meter hoch, jedoch sind auch verschiedene Felsbänder bis zu 1km Länge mit Kletterrouten erschlossen worden, bei denen man auf dem Grad entlang immer wieder 10-20 Meter hohe Wände zu erklettern hat.

Die Miroir d`Argentine bei AigleUnterwegs auf der Brüggligräte bei GrenchenEgerkinger Platte - ein alter Steinbruch

Was sie schon immer über den BASLER JURA wissen wollten…

Alpin oder Plaisir – was sollte ich können, was muss ich mitnehmen?
Wir haben uns vor Ort den Kletterführer Plaisir Jura zugelegt, in dem ausschließlich Routen bis zum UIAA 9. Schwierigkeitsgrad aufgeführt sind. Der Hauptanteil der Topos bewegt sich im UIAA 6.7. Schwierigkeitsgrad, aber auch in den niedrigeren Graden gibt es ausreichend Routen. Viele Routen sind schwerer, als sie ausgezeichnet sind, das liegt größtenteils daran, dass Schlüsselstellen häufig abgeschmiert sind – Schweiß und Kalkstein verträgt sich eben nicht. Die Fels-Paten behelfen sich deshalb ab und zu damit, abgeschmierte Griffe wieder mit Beton „begreifbar“ zu machen.
Abhängig vom Klettergebiet ist auch der Absicherungscharakter: Keile, Friends und Schlingen braucht man auf längeren Felsbändern mit alpinem Charakter recht häufig. Hier werden oft Bäume und Wurzeln als Standplätze benutzt, die Schlüsselstellen sind aber auch dort größtenteils mit Bohrhaken entschärft. Die Bohrhakenabsicherung in den langen Gratklettereien dient dort lediglich dazu, im Sturzfalle mit dem Leben davon zu kommen, denn wer fällt, landet höchstwahrscheinlich unsanft auf irgendeinem Absatz oder Baum.
Die ausgebauten Klettergärten sind häufig geradezu mit Bohrhaken gespickt, an den Routen steht im Einstieg oft der Name der Route mit Bewertung auf Metalltäfelchen. Vor Ort gibt's Bänke, Besen und Teppichstücke für die Kletterschuhe – also eine Kletterhalle im Freien – kostenlos!

Wo kann ich Schlafen?
Wir haben oft direkt an den Felsen übernachtet. Die Schweizer sind ein Grill-freudiges Volk, und so gibt es an jedem Fels (wirklich überall!) eine Grillstelle, neben der man auch gleich übernachten kann. Fast alle Felsen sind mit dem Auto und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell zu erreichen, so kann man abends kurz zum Auto zurück, um den Kletterrucksack mit dem gepackten Rucksack inklusive Schlafsack zu tauschen. Ein Zelt haben wir nie aufgebaut, es war immer gutes Wetter. In der Nähe von Felsen gibt es auch öfters Grillhütten oder Heuschober, die für eine Nacht eine gute Unterkunft bieten. Eine Zeltbodenunterlage ist ausreichend, um nicht direkt auf dem Untergrund schlafen zu müssen und verlängert das Leben der Isomatte erheblich. Einige Felsen bieten auch so etwas wie  die Boofen in der sächsischen Schweiz, diese sind allerdings nirgends verzeichnet. 

Hier eine kleine Auswahl an Felsen, an denen wir klettern waren:
Eppenberg / Aarau
Bestens ausgebauter und mit viel Liebe zum Detail hergerichteter Klettergarten. Die abgegriffenen Strukturen werden mit Beton griffig gehalten, die Felsen sind komplett ausgeputzt, ehemals lockere Steine sind festzementiert. Alle Schwierigkeitsgrade, sogar ein kleiner Klettersteig entlang des Felsbandes ist eingerichtet.
Säli / Olten
Das direkt oberhalb von Olten gelegene Felsband, hat vor Jahren einen Umweltschutz-Preis für naturverträgliches Klettern gewonnen. Es gibt mehrere Grillstellen über den Felsen. Vom Tal her ist es etwas lärmig, wegen der Bahn. Übernachten vor Ort problematisch wegen Naturschutz!
Platte Oberbuchsiten
Wer zuerst kommt, klettert zuerst. Routen bis 160m Länge auf einer geneigten Platte. Wer hier das Reibungsklettern nicht lernt, der wird es nirgends lernen. Der Reiz liegt in den eher kleingriffigen Rinnen und Löchern, fast alle Routen liegen in den unteren Schwierigkeitsgraden bis maximal 5+. In der Mitte der Platte läuft ein Bach herunter – im Sommer die einzige Abkühlung. Vor der Wand gibt es einen schön eingerichteten Grillplatz, der von der Gemeinde in Schuss gehalten wird – übernachten ist zwar offiziell nicht gestattet – stören tut sich aber auch niemand daran.
Klus-Balstal / Egerkingen
Riesiges Klettergebiet, senkrechte bis überhängende Wände bieten eine fast unerschöpfliche Anzahl von Routen auch in den unteren Graden. Gute Absicherung, maximale fast senkrechte Länge 150m, für die langen Routen braucht man Friends und Keile.
Rüttelhorn / Solothurn
Ein weiteres Klettereldorado, mit vielen Routen in über 1000m Höhe. Super Fernsicht auf die Berner Alpen, auch im Herbst, wenn sich im Berner Mittelland der Nebel nicht lichtet. Als Bonbon gibt es eine 45m Abseilstelle über eine ausladende Felsnase mit gehörigem Abstand zur Felswand. Gute Übernachtungsmöglichkeiten mit schöner Aussicht. Helmpflicht, wegen brüchigem Fels!!
Eulengrad / Solothurn
Nach etwa 30 Minuten Zustieg auf teils verwirrenden Wegen erreicht man 200 Höhenmeter ab Parkplatz den Einstieg zur Tour. Mit 5-9 Seillängen ist die Tour gut zu machen, alle Schlüsselstellen können, wenn nötig, umgangen werden (dann jedoch ohne eingebohrte Sicherungen). Das schöne an der Tour ist, dass fast alle Standplätze auf breiteren Absätzen sind, so dass man bequem ausruhen kann. Ein Rückzug ist nur an einer Stelle sinnvoll und möglich, hier kann 20m über ein Felsband abgeseilt werden. Helmpflicht, da manchmal Kiesgrubencharakter, aber gut abgesichert. Schöne Anfängerroute für Alpinklettern. Oben Möglichkeit zum biwakieren mit Feuerstelle.
Brüggligräte / Grenchen
Leichte Gradkletterei mit alpinem Charakter, die jedoch zügige Sicherung und Umgang mit Keilen und Schlingen erfordert. Gute Route um alpine Begehungen zu erlernen. Helm, der Fels ist eine Kiesgrube! Oben wohl schönster Grillplatz im Gebiet mit kleinem Bänkchen und phantastischer Sicht übers Mittelland.

Am Ausstieg der Egerkinger PlatteDer Eulengrad bei SolothurnDie Miroir d`Argentine bei Aigle

Wo waren wir sonst noch klettern?
Hintisberg / Grindelwald
Senkrechte Wandkletterei (200Hm) an horizontalen Leisten und kleinen Löchern mit grandiosem Ausblick auf Mönch, Eiger und Jungfrau im Rücken. Gut abgesichert, Rückzug unproblematisch. Man kann mit dem Auto gegen 10Fr. Maut bis auf fast 2000 Meter hinauffahren. Dort lernt man die Wegelagerer des 21. Jahrhunderts in Form des Alpbauers kennen, der einem dann fürs Parken und für die „Infrastruktur“ – bestehend aus einem Wellblechplumpsklo 7Fr. abknöpft. Die Benutzung der Infrastruktur haben wir uns dann gespart – Klopapier war nämlich nicht inbegriffen. Na ja – dafür war es lustig, seine asiatische Frau in Warnweste auf dem Feldweg in Polizeimanier mit Winkekelle wild gestikulierend die Leute abkassieren zu sehen.
Miroir d` Argentine / Villars-sur-Ollon
Diese 13 Seillängentour hat uns unsere Grenzen gezeigt. Nicht wegen der Schwierigkeit (nur 5+ maximal) aber die pure Länge hat es in sich. Nachdem wir uns abends für eine Tour entschieden haben, sind wir in die „Direkte“ eingestiegen, in der Matthi an der Schlüsselstelle seine Kaminschrubber-Fähigkeiten demonstrieren konnte. Die Bohrhakenabstände der „Direkte“ haben beinahe alpinen Charakter, wer fällt => viel Aua, wer kurz vor dem nächsten Sicherungspunkt fällt, der sehr viel mehr Auahhh… Friends wären hier ideal gewesen, mit Keilen konnten wir einige Stellen psychologisch etwas entschärfen. Die Wand ist nach Regen lange nass, da es sich um eine Nordwand handelt. Rückzug in den ersten 4 Seillängen gut möglich, danach problematisch.
Dent de Ruth / Gastlosen
Hier haben wir zum eingewöhnen eine 350m lange einfache Reibungsklettertour, auch als Fersenschindertour beschreibbare Route gemacht. Die sehr gut gesicherte Route umgeht permanent die zahlreichen Grasbänder und besteht fast ausschließlich aus Wasserrillen, in die man sich verstemmen muss. Wegen des scharfen Kalkes am Besten nur mit alten Schuhen. Beim Abseilen ist Vorsicht geboten, denn die Abseilroute kreuzt mehrfach die Kletterroute. Rückzug ist schwierig!
Die Selbstversorger Grubenberghütte ist vom Parkplatz aus nur 35min entfernt und sehr nett eingerichtet.

Was gibt es sonst noch zu sehen – Alternativen bei schlechtem Wetter:
Höhlen
Im Basler Jura gibt es mehrere Kalksteinhöhlen, die man auch auf eigene Faust befahren kann. Da wir unsere normale Kleidung nicht dem Höhlenlehm aussetzen wollten, und die Overalls hierfür daheim lagen, wurde leider nichts aus einer Befahrung. Höhlenlehm hat die Eigenschaft, sich auch nach mehrmaligem Waschen in jeglichem Material fest zu setzen.
Wie weit ist es zu den großen Bergen?
Von Solothurn ist man innerhalb einer Stunde in den Berner Alpen am Alpenhauptkamm, nach 2 Stunden ist man schon im häufig wärmeren Tessin, und nach 3 Stunden schon in Norditalien. Dort ist die Wetterlage oft deutlich besser, es lohnt sich also, für 2 Tage nach Norditalien (Arco) zu fahren, anstatt im verregneten Norden herum zu sitzen.
Werksverkäufe
Obwohl die Schweizer nicht gerade zurückhaltend mit dem Geld umgehen, scheinen sie jedoch Werksverkäufe zu lieben. Fast in jeder Stadt gibt es diverse Outlets lokaler und internationaler Marken.

Der Schweizer – ein konservativer Ausländer-feindlicher Bergbauer?
Ich persönlich habe nie negative Erfahrungen mit Schweizern gemacht, was jedoch auch an meine Heimatdialekt liegt, da die Schweizer nicht genau einordnen können, ob ich Eidgenosse bin, oder nicht. Als ich dort war, gab es eine latente Anti-Deutsche Stimmung im Land, die hauptsächlich von den Medien betrieben wurde. Das liegt unter anderem daran, dass Deutschland als übermächtiges deutschsprachiges Land die kleine Schweiz in den Schatten stellt und unserer Meinung nach so etwas wie einen nationalen Minderwertigkeitskomplex erzeugt. Manche denken, die Deutschen nehmen Arbeitspätze weg, dass Deutsche eingebildet und unfreundlich sind usw. – eben die typischen einfach strukturierten Gedankengänge, die es bei uns über Ausländer auch gibt. Wie bei uns gilt aber auch in der Schweiz: Wer Freundlichkeit und Respekt ausstrahlt, ist gern gesehen und akzeptiert.

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