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Der Mount-Everest-Basecamp-Trek in Nepal – Nur für Profis?

Der Mount-Everest-Basecamp-Trek in Nepal – Nur für Profis?

Für viele Menschen ist eine Reise in den Himalaya ein Lebenstraum. Die höchsten Berge der Welt einmal „live“ zu erleben und sich dazu noch aktiv in ihnen zu bewegen ist, insbesondere für ältere Leute, oftmals nur eine Fantasievorstellung. Wer jedoch ein wenig Mut hat und sich das Risiko einer Tour zutraut, wird in deren Umsetzung unvergessliche Erlebnisse erfahren. In diesem Reisebericht soll mit Klischees und Stereotypen gebrochen werden, die Nepal (und spezifisch das Khumbu- bzw. Everest-Gebiet) als reine Eis- und Schneewüste stilisieren sowie als Raum für superfitte, athletische und junge Bergsteiger darstellen.

Nepal bietet sich als Destination einer Himalaya-Tour besonders gut an. Zum einen gibt es eine riesige Auswahl an Outdoor-Möglichkeiten, zum anderen ist die Organisation auch verhältnismäßig einfach. So bekommt man sein Visum beispielsweise direkt am Flughafen ausgestellt, hat in der Hauptstadt Kathmandu eine breite Palette an Unterkunftsmöglichkeiten und kann von dort aus in kürzester Zeit in den Himalaya aufbrechen.

Wo kann man in Kathmandu am besten übernachten?
Nach 8 Aufenthalten in Kathmandu und Übernachtungen in Thamel, Lalitpur und Bhaktapur habe ich vor allem letztgenanntes in mein Herz geschlossen: Bhaktapur, das zum Weltkulturerbe gehörende Newar-Städtchen, bietet im Gegensatz zum pulsierenden Stadtzentrum von Kathmandu – „Thamel“ – viel Ruhe (wenn man sich die kläffenden Straßenköter nachts wegdenkt) und liegt etwas oberhalb des Kathamandu-Tals, wo vor allem im Oktober und November Traumblicke auf den Langtang-Himalaya möglich sind.
Im März und April ist die Sicht dann nicht mehr ganz so gut, dennoch kann man sich auf den Dachterrassen vieler Hotels sonnen und auch sehr günstig, traditionell und gut essen gehen. Ein weiterer Vorteil von Bhaktapur besteht darin, dass der Weg zum internationalen und nationalen Flughafen deutlich kürzer als bis in das verstopfte Zentrum von Kathmandu ist. Neben ländlichem Flair bietet die Welterbe-Stadt zudem Töpferkunst und zahlreiche schöne, alte Tempelanlagen, die ohne Hektik besucht werden können.

 

Der wohl gefährlichste Flughafen der Welt: Lukla – Überlebe ich das?
Ja, wobei die Landung in Lukla zugegebenermaßen alles andere als ruhig ist. Dennoch werden für die Flugzeuge (Twinotter) mit 15 bis 19 Passagieren nur speziell ausgebildeten Piloten eingesetzt und auch bei Zeichen eines geringsten Sicherheitsrisikos wie beispielsweise durch schlechte Sicht werden Flüge gestrichen. Wem das alles zu risikoreich erscheint, kann auch von Kathamandu nach Jiri mit dem Bus fahren und ca. eine Woche länger bis nach Lukla laufen.

 

Ist das Khumbu-(Everest) Gebiet ein geeignetes Trekkingziel für Einsteiger?
Ja und nein. Es gibt verschiedene Routen von einfach bis sehr anspruchsvoll. Wer richtig fit ist und viel Zeit hat, kann über die Option der sogenannten „Three Passes“ nachdenken, die mit Renjo La, Cho La und Kongma La drei über 5000 Meter hohe und teilweise sehr anspruchsvolle Pässe beinhaltet. Für diejenigen, die lieber auf entspannten Pfaden wandeln, gibt es die Möglichkeit, zu den wildromantischen Gokyo-Seen zu laufen. Eine weitere Alternative ist der direkte Weg zum Everest-Basecamp, wo fabelhafte Blicke vom Aussichtshügel Kalla Patthar auf den Everest zum Sonnenaufgang möglich sind. Und diejenigen, die einfach nur ein herrliches Panorama auf den Everest inklusive Lhotse-Südwand sowie Ama Dablam werfen wollen, können bereits auf rund 3700 Metern und nach nur 2 bis 3 Wandertagen (vom Flughafen in Lukla ausgehend) vom „Everest View Hotel“ bei einem heißen Kaffee oder Tee die Seele baumeln lassen. Zwei weitere optionale Tage führen zum berühmten Kloster von Tengboche, das den wohl schönsten Ausblick im Khumbu-Gebiet offeriert.

 

Welche physischen und mentalen Voraussetzungen sind erforderlich?
Ein gewisses körperliches Training ist sicherlich die Grundlage für Wohlbefinden auf dem Trek. Am wichtigsten ist aber sicherlich eine langsame Akklimatisierung an die Höhe. Die Kombination aus einer guten Anpassungsstrategie sowie ein eiserner Willen frei nach dem Motto: „Ja, ich schaffe das!“ führen zu 99 Prozent zum Ziel. Im Gegensatz zum Annapurna-Gebiet, wo man einen wahren Stufenmarathon, teilweise sehr heiße subtropische Temperaturen mit hoher Strahlungsintensität und auch lange Tage einplanen muss, bietet das Khumbu-Gebiet verhältnismäßig einfache Wege. Bedingt durch die Höhe sind die meisten Tage eher kurz, man läuft gerade am Anfang des Treks nur wenige Stunden und hat viel freie Zeit zur Akklimatisierung. Natürlich ist Trittsicherheit und ein gewisses Interesse für’s Wandern Voraussetzung. Auch auf das richtige Equipment sei an dieser Stelle verwiesen, das den Genuss der Tour perfektionieren kann! Abschließend ist zu sagen, dass das Khumbu-Gebiet für jede Altersklasse und Fitness etwas zu bieten hat. Auch Leute, die sich bereits in einem höheren bzw. weiseren Alter befinden, haben durchaus die Möglichkeit, sich den höchsten Bergen der Welt respektvoll zu nähern.

 

Wann ist ein Besuch im Khumbu-Gebiet ratsam?
Nach meinen zwei Besuchen im Everest-Gebiet empfehle ich den März. Auch, wenn es in den Höhenlagen sehr kalt werden kann, ist das Wetter meist stabil und die Fernsicht fast so gut wie im Oktober. Mit dem Unterschied, dass man dann die Wege und Lodges für sich hat. Gerade in den Seitentälern Gokyo oder Thame ist dies der Fall. Im Oktober hat man allerdings kurz nach dem Monsun die schönste Vegetation und die Seen von Gokyo sind noch nicht zugefroren. Im März und April dagegen beginnt der Frühling und die Rhododendronblüte ist in den niedrigeren Lagen in vollem Gange.

 

Welche Orte sollte man lieber meiden? Was sind Geheimtipps?
Insbesondere die ersten Siedlungen auf dem EBC, wie beispielsweise Lukla und Phakding, sind überlaufen, bieten keine allzu schönen Blicke und die Lodgebesitzer zählen auch nicht zu den freundlichsten im Solu-Khumbu-Distrikt. Meistens kann man diese umgehen, indem man sich nicht an den vorgeschlagenen Reiseplan verschiedener Trekkingagenturen hält, sondern kleinere Orte zwischen zwei „Hauptreisezielen“ ansteuert. Diese Orte haben zwar meist einen niedrigeren Standard der Unterbringung und der Speisekarte, dafür glänzen sie aber umso mehr mit Freundlichkeit. Als schönste Dörfer im Khumbu-Gebiet fallen mir spontan Bengkar, Pangboche, Dingboche, Chukhung, Luza und Gokyo ein.

 

Mit Guide oder ohne Guide? Mit Porter oder ohne Porter?
Beides hat Vor- und Nachteile. Es können sich sicherlich dauerhafte Freundschaften zwischen beiden Parteien entwickeln. Zudem bietet ein Guide den Service, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür sorgt, dass man ein Zimmer auch in relativ überfüllten Gebieten bekommt. Darin liegt allerdings auch wiederum der Nachteil: Meist werden vom Guide Lodges ausgewählt, die er bereits kennt und mit deren Bewohnern er befreundet ist. Es ist ratsam, mit ihm VOR dem Trek alle wichtigen Stationen der Tour abzusprechen, sodass beide Parteien wissen, wohin die gemeinsame Reise gehen soll. Die Everest-Basecamp-Standardroute ist definitiv auch ohne Guide machbar und der Weg mit gesundem Menschenverstand und der hilfreichen Bevölkerung relativ einfach zu finden. Ein Porter kann sicherlich das Wandervergnügen und den Fokus auf die Natur gewaltig erhöhen, indem er das schwere Gepäck des Besuchers trägt. Auf der anderen Seite fühlen sich viele Touristen unbehaglich, einen Träger zu engagieren bzw. wollen ihr Gepäck aus ehrgeizigen Gründen selbst tragen. Falls man einen Träger benötigt, ist es wichtig, dass vor der Reise die Ausrüstung des Trägers überprüft wird, das heißt, dass er adäquate Kleidung, Sonnenschutz und auch geeignetes Schuhwerk besitzt. Auch wenn es meist eine Verständigungsbarriere gibt (die meisten Träger sprechen kein Englisch), sollte man immer höflich zu dem Träger sein und ihn anständig behandeln. In der Nähe von Machermo wurde ein „Shelter und Health Post“ für Porter errichtet, wo über Probleme der Träger sowie über die Höhenkrankheit berichtet wird. Absolut empfehlenswert!

 

Wie sieht’s mit der Verpflegung auf dem Dach der Welt aus?
Das Everest-Gebiet ist ohne Frage ein Ziel des Massentourismus geworden. Die lokale Bevölkerung, die größtenteils aus Sherpas besteht, hat längst erkannt, wie sie das Khumbu-Gebiet effektiv vermarkten kann. Das bedeutet, dass man mittlerweile in vielen Lodges jegliches Essen bestellen kann, das es auch in der westlichen Welt gibt. Pizza, Yaksteak und Spaghetti fehlen auf keiner Speisekarte mehr und laden auch Personen zu einem Besuch ein, die keine Lust auf exotisches Essen haben (… wobei ich dies auf jeden Fall empfehlen würde, Nepalesisches Curry und Dhal Bhat sind äußerst schmackhaft und scharf!!!).

Was kostet der ganze Spaß?
Auch hier muss differenziert werden. Es kommt ganz darauf an, wie viel der Besucher bereit ist auszugeben, welchen Komfort er braucht etc. Der Standardpreis von 200 Rupien (ca. 1,60€; Stand: 15. März 2014) für ein Zimmer löst sich zunehmend in größeren Ortschaften wie etwa Namche Bazaar oder Lukla auf. Dies hängt damit zusammen, dass man nun auch Zimmer mit „attached bathroom“ bekommen kann oder die Zimmer mit Kissen und Decken generell etwas besser ausgestattet sind. Dennoch gibt es immer noch die Möglichkeit, relativ kostengünstig durch eines der schönsten Gebiete der Welt zu laufen, so lange die Bereitschaft besteht, Kompromisse bezüglich des Komforts einzugehen.

Ist der Himalaya ein guter Ort, um Geburtstag zu feiern?
Definitiv ja! Im Khumbu-Himal gibt es die vermutlich höchstgelegenen Bäckereien der Welt, in der Geburtstagstorten mit selbstgewählten Schriftzügen bestellbar sind. Zudem ist man als Geburtstagskind mal nicht in der Pflicht, sondern kann sich entspannt zurücklehnen. Ich habe beispielsweise mit meiner Mutter ihren 50. Geburtstag in Gorak Shep gefeiert, der letzten Station vor dem Everest-Basecamp, mit tollem Blick auf den Mount Everest aus nächster Nähe. Diese Erlebnisse sind unvergesslich und werden ein Leben lang Bestand haben.

Geld:
Landeswährung ist die nepalesische Rupie, die man am Automaten in Kathmandu oder auch in Lukla bzw. Namche Bazaar bekommt und auch in Wechselstuben tauschen kann. 120 Rupien sind etwa 1 € (Stand: März 2014). Es ist immer gut, genügend Geld für den gesamten Aufenthalt im Gebirge dabei zu haben, da die Automaten in Lukla oder Namche Bazaar teilweise außer Betrieb sind. Am besten in Kathmandu genug Rupien abheben!

 

Beste Reisezeit:
Der Oktober bietet den wohl blausten Himmel im Himalaya, allerdings sind dann 60-70 Prozent aller Trekker unterwegs. Im April beginnt die zweite Hauptsaison. Als kleiner Geheimtipp zählt für mich der März, der zwar recht kalt sein kann, aber in dem man die Pfade weitestgehend für sich allein hat. Zudem beginnt in dieser Zeit die Rhododendron-Blüte. Zwischen Ende Mai und Anfang September ist der Himalaya in dicke Monsunwolken gehüllt und viele Überlandstraßen sind durch Erdrutsche blockiert. Die Berge sieht man dann eher weniger.

 

Anreise:
Am schnellsten mit dem Flugzeug von Frankfurt/Berlin über Delhi, Abu Dhabi oder Dubai nach Kathmandu. Man kann sich ruhig ein bis zwei Tage in Kathmandu gönnen, danach geht es weiter nach Lukla. Wer eine Woche länger Zeit hat, kann auch von Kathmandu nach Jiri fahren und dann durch das Solu-Gebiet laufen, was für die Akklimatisierung empfehlenswert ist.

Zur Beantwortung vieler Fragen rund um das Trekking in Nepal ist diese Seite ganz nützlich:
trekkingforum

Wer einen netten Guide mit Everest-Erfahrung sucht, ist bei Karma Sherpa gut aufgehoben. Er kennt das Khumbu-Gebiet als Heimat wie seine Westentasche und ist ein ruhiger, freundlicher Wegbegleiter, mit dem man auch eigene Routenvorschläge vereinbaren kann:
northpoletrek

Infos zum Machermo „Shelter und Rescue Post“ gibt es hier:
machermo-porter-shelter-rescue-pos

Dass man es auch mit 80 Jahren auf den Mount Everest schaffen kann, bewies Yuichiro Miura aus Japan. Seine inspirierende Geschichte zeigt, dass es für eine Reise in den Himalaya nie zu spät ist: aufstieg-mit-80-jahren-japaner-aeltester-mensch-auf-dem-everest

Regenjacke und Regenhose: Im Khumbu-Gebiet kann es zu jeder Jahreszeit regnen oder schneien. Diese beiden Utensilien sind essentiell für den Everest Basecamp Trek.

Gute eingelaufene Wanderschuhe als Grundlage für eine erfolgreiche Trekking-Tour.

Sonnenschutz: Die intensive Höhensonne im Khumbu-Gebiet ist nicht zu unterschätzen. Kopfbedeckung, Sonnenbrille und Sonnencreme gehören in jeden (Tages)-Rucksack.

Warmer Daunenschlafsack mit Inlett und Daunenjacke für eisige Nächte. In Gorak Shep, dem letzten Dorf vorm Basecamp können die Temperaturen in der Nacht auf -15 Grad fallen.

Stirnlampe als wichtiger Begleiter bei Nacht und bei Ausflügen auf die Toilette.

Fleece-Pullover, Merinounterwäsche, Merinosocken für den Wohlfühl-Komfort auch in der Nacht.

Trekking-Stöcke beugen gegen mögliche Knieprobleme vor und sorgen für einen aufrechteren Gang.

Wasserfilter oder Micropur: ersparen den Kauf von Plastik-Flaschen.

Klassiker Nr. 1 ist der Lonely Planet: „Trekking in the Nepal Himalayas“. 9th edition, 2009. ISBN: 978-1-74104-188-0

Klassiker Nr. 2 der Roman von Jon Krakauer „In eisigen Höhen“ vom April 2010. ISBN: 3-492-22970-0.

Eine interessante Lektüre ist das Buch über den Schweden Göran Kropp von David Lagercrantz, der mit dem Fahrrad von seiner Heimat nach Nepal fuhr und im Anschluss den Mount Everest solo bestieg: „Allein auf den Everest. Meine dramatische Solo-Expedition auf den höchsten Berg der Welt“ von 1998. ISBN: 978-3-442-15019-9

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