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Ein Bouldertrip für Anfänger nach Fontainebleau

Ein Bouldertrip für Anfänger nach Fontainebleau

Im Sommer 2008 hat mich aus unerfindlichen Gründen das Vertikal-Virus befallen und ich, der „Ich mach mir auf dem 3er die Hosen voll“Nichtschwimmer plante plötzlich aus dem Nichts seinen 2009er Urlaub nach berühmten Kletterdestinationen… Über Ostern 2009 forderte dann das Wintertraining seinen Tribut und ich fuhr – unter anderem – nach Fontainebleau zum Bouldern. Gegen die ursprüngliche Planung machte ich mich alleine auf – und erfuhr Wundersames und Erstaunliches auf diesem Trip.

Nur so weit: Fontainebleau ist das Mekka des Boulderns in Europa schlechthin, vielleicht sogar, abgesehen von Boulder, Colorado, der Welt, zumindest ist die hauptsächlich benutzte Schwierigkeitsskala des Boulderns hier entstanden und nach Fontainebleau mit Fb gekennzeichnet. Mehr als 10.000 Probleme von FB 1 bis nicht machbar stehen hier auf engstem Raum in einer wahnsinnigen Landschaft zur Verfügung und warten darauf von Kletterern der ganzen Welt bezwungen zu werden.

Grundsätzliches zu diesem Bericht
Zu mir – wie aus der Einleitung entgeht, bin ich ein totaler Noob im Klettersport, deswegen verzeiht, wenn ich hier Altbekanntes aufwärme, oder manche allgemeinen Ansichten nicht teile. Dieser Bericht gibt einzig meine Erfahrungen und Ansichten wieder und soll dazu dienen, anderen Anfängern die Welt Fontainebleaus einfacher zu erschließen. Deswegen beschäftigt er sich nicht mit den namhaften Glanzstücken FBs wie Carnage oder Le Toit de Cul de Chien, sondern im Wesentlichen mit den orangen und blauen Parcours der verschiedenen Areas.

Bouldern – was ist Bouldern?
Grundsätzlich gesagt: Klettern ohne Seilsicherung in Absprunghöhe (das dürfen auch schon mal 10 Meter sein!). Oft sind dabei eine Matte zum Dämpfen des Sturzes (sog. Crashpads) und Spotter (Fluglotsen, dies sicherstellen sollen, dass die Füße und nicht der Kopf das Pad zuerst trifft) mit von der Partie. Für mich ist Bouldern im Bergsport das, was Snowboarden für den Wintersport ist… Stylischer, verrückter, dynamischer und irgendwie intensiver, aber auch mehr Gruppendynamik, Freundschaft und natürlich klassisches testosteron-gesteuertes Show-off-Verhalten ☺ Oder mit anderen Worten: Bouldern ist Klettern ohne Seil aber mit Mütze!

Klettern in Fontainebleau:
Der Wald von Fonatinebleau ist ein klassisches Ausflugsziel für die Pariser Umgebung und voll von Sandsteinblöcken. Im wesentlichen sind die einzelnen Areale gut in Kletterführern beschrieben und mehr oder weniger einfach zu finden und bestehen meist aus mehreren 100 Problemen. Was besonders in Bleau ist, ist allerdings, dass man sich dort die Mühe gemacht hat, diese Probleme farblich zu markieren und in verschiedene Schwierigkeitsgrade einzuteilen, und 20 bis 50 Probleme ähnlicher Grade zu sogenannten Parcours oder Circuits zusammenzufassen. Daher ist ein Topo nicht zwingend erforderlich, wenn man ein Gebiet gefunden hat. Es reicht, den allgemeinen Pfeilen und Punkten zu folgen. Dazu hier die Schwierigkeitsskala: Weiß – Kinderboulder Gelb (PD) – geringe Schwierigkeit Orange (AD) – mittlere Schwierigkeit Blau (D) – normale Schwierigkeit Rot (TD) – sehr schwierig Weiß / Schwarz (ED) – extrem schwierig Areas
Nach nun insgesamt 3 x 1 Woche in Fontainebleau habe ich inzwischen bis auf 2, 3 kleinere Gebiete alle Hauptareale zumindest einmal besichtigt und die meisten auch bebouldert. Infos gebe ich nur zum allgemeinen Charakter eines Areals, da ich mir meine kleinen Leckerbissen als Secret Place gerne behalten möchte, zumal sie eh nur zu meinem Low Level Geschmack passen. Zudem denke ich, dass Bleau von jedem Reisenden auch selbst ein Stück weit entdeckt werden sollte. Generell kann man sagen, dass sich weitere Wege vom Parkplatz meistens wegen der größeren Ruhe lohnen.

Trois Pignons:
Aufgrund der Nähe zum Zeltplatz La Musardiere, sowie dem berühmten Sandstränden bestimmt einer der Topspots in Bleau. Toller Fels und ein feiner Sand, den man an europäischen Stränden vergeblich sucht, machen das Bouldern auch ohne Pad zum Vergnügen. Allerdings ist es hier speziell am Wochenende auch sehr voll, und im Sommer schlicht zu heiß. Zudem sind oft die örtlichen Schulen hier unterwegs, sodass der Parkplatz den Namen Noisy sur ecole sicherlich zu Recht trägt.

Bas Cuviers:
Sicherlich einer der Hot Spots für Mega Kracher und Highballs und einer der Plätze mit dem meisten Verkehr (zumindest lassen die gebrauchten Kondome und Kondomverpackungen darauf schließen) und direkt an der Straße im Wald gelegen. Dadurch schattiger aber auch feuchter als Pignons. Franchard: tolles Gebiet mitten im Wald, daher auch in wärmeren Monaten zu empfehlen, dafür aber etwas unübersichtlicher auf mehreren Höhenrücken verteilt. Elephant: Südlich in Richtung Nemours ändert sich das gesamte Landschaftsbild, alles wird hügeliger und so sind auch die Boulderspots eher verblockt und mit der Tendenz zu Highballs. Dafür hat man auch hier eher Schatten und möglicherweise auch eine andere Wetterlage als rund um Fontainebleau.

Sonstige Aktivitäten:
Hm,ok. Boulderer brauchen hin und wieder auch Ruhetage, diese sollte man auch einhalten, da ansonsten Verletzungen oder Überbelastungen schnell ihren Tribut fordern. Hierzu bieten sich besonders Wanderungen im Fointainebleauer Forst an (bei der Gelegenheit kann man auch direkt zukünftige Problem auschecken ☺). Empfehlenswert ist vor allem der Sentier des 25 bosses, der als Rundweg durch die gesamte Trois Pignons Area führt. Hierzu sollte man sich trotz der geringen Länge von vielleicht 25 km aber den gesamten Tag Zeit nehmen, da der Wanderweg teils schon Parcours Charakter hat, Rollstuhloder kinderwagengerecht sieht anders aus – Sprünge, ducken, quetschen machen diesen Wanderweg zu einem Erlebnis.
Am Campingplatz Le Pres fließt die Loing vorbei und direkt gegenüber ist eine Kanustation…sicherlich auch ein schönes Erlebnis, zu welchem ich bisher leider keine Zeit gefunden habe. Vielleicht später…

Fazit:
Fontainebleau hat etwas Magisches an sich. Wer nie da war, wird das nicht verstehen können, und Worte reichen nicht aus, es zu beschreiben. Das Bouldern in Bleau gehört sicherlich zum Besten was ich je erlebt habe, die Landschaft ist majestätisch und den gigantischen Wäldern wohnt etwas Magisches inne… Die Menschen, denen man auf den Pfaden begegnet, strahlen etwas Gelöstes und Glückliches aus und die Atmosphäre ist meist freundlich und open minded, was es auch allein Reisenden schnell ermöglicht, Kontakte zu knüpfen.
Generell finde ich eigentlich immer etwas zum Nörgeln, aber in Bleau habe ich 2,3 wirklich perfekte Tage erlebt, und zudem einen inneren Frieden erfahren, der mir selten zu eigen ist. Auch wenn ich nicht klettern sollte, würde ich in diese Wälder wiederkehren wollen – so aber wird mich Fontainebleau sicherlich ein Leben lang begleiten…

Einkaufen:
Einkaufsmöglichkeiten gibt es sowohl in Fontainebleau, Nemours und Melun, kleinere Supermärkte auch in den kleineren Orten. Eine große Shoppingmall (Carrefour) befindet sich an der D607 nördlich von Chailly-en-Biere. Marktzeiten könnt ihr den unten aufgeführten Topoführern entnehmen.
Kletterequipment – bekommt ihr einerseits beim Decathlon im großen Einkaufszentrum, dort bekommt ihr auch vergessenes Campequipment zu günstigen Preisen (über Qualität will und kann ich keine Aussagen machen). Weiterhin gibt es das Globall Sports direkt in Fonatinebleau, dort könnt ihr auch eure Schuhe reparieren lassen (Wartezeit 10 Tage / Haltbarkeit des Gummis zumindest bei mir etwa 3 Monate ☹).
Auf dem Parkplatz von Bas Cuviers steht weiterhin bei gutem Wetter der weiße T2 von Jerome Maison, der Schuhe und Pads zu vernünftigen Preisen anbietet und zudem äußerst nett ist (ich hab ihn privat ausfindig gemacht und aus dem Bett geklingelt ☺, um neue Schuhe zu bekommen).
Auch am Parkplatz Noisy-sur-ecole steht am Wochenende ein Bus, der verkauft und Schuhe repariert.

Einkehren / Unterkunft / Übernachten:
Es gibt rund um die Wälder FBs etwa 5, 6 Campingplätze, die über die Feiertage recht voll zu sein scheinen und besser reserviert werden. Ich persönlich kann Les Pres in Grez-suir-Long als günstig, freundlich und sauber sehr empfehlen (10€ für 2 Personen/ Nacht). Weiterhin gibt es auch um FB einige Gites die man mieten kann, wobei hier Internetrecherche nötig ist (z.B. 700 € pro Woche für ein 7 Mann Gite). Wenn alle Stricke reißen, oder das Wetter nicht mitspielt stehen 2 Formule 1 Hotels zur Verfügung (etwa 40€ das DZ). Als Empfehlung für ein reichhaltiges Steak nach getaner Arbeit kann ich die Buffalo Grills in FB, Nemour und Melun empfehlen, gutes Essen zu günstigen Preisen und mit Salaten und Fisch im Angebot auch etwas für die Nicht-Fleisch-Fresser.

Sehenswürdigkeiten / Empfehlungen:
Das Schloss in Fontainebleau soll ganz nett sein, die Innenstadt hat einige Cafés und Bars zu bieten. Weiterhin ist der gesamte Wald von Fontainebleau eine einzige Empfehlung. Sollte der Regen euch dauerhaft von den Felsen vertreiben, das Jucken in den Fingern aber übermächtig werden, gibt es in Archeres la Foret das Bloc Age eine Indoor Boulder Halle.

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Reisezeit:

ganzjährig, wobei ich sowohl Anfang als auch Ende April einige Tage in Bleau verbracht habe. Generell kann in Bleau ganzjährig geklettert werden, Ausnahmen nur bei starkem Regen, aber auch da gibt es Überhänge, meist dann halt in schwierigerem Grad. Essentiell in Bleau ist allerdings die Reibung und die soll bei Temperaturen zwischen 0 und 10°C am besten sein. Im Juni war ich dann ebenfalls noch einmal eine Woche unterwegs, hier war es in manchen Areas schon einfach zu heiß zum Bewegen, sodass wir in schattigere Gebiete umgezogen sind.
Anreise:

mit dem Auto egal von wo aus immer in Richtung Paris, FB liegt etwa 60 km südlich von Paris. Die Mautgebühren aus Richtung Aachen haben sich auf ca 11 € belaufen. In Paris seid ihr dann dem Ring ausgeliefert – und eurer eigenen Planung, ich kann nur soviel sagen: Mein Gps und das Auto Navi waren sich nicht einig, und auch der Google Maps Ausdruck hielt einen dritten Vorschlag bereit… Im Wesentlichen müsst ihr am Ende Richtung Nemour auf die A6 fahren und schließlich nach Bleau abbiegen.

bleau DIE Seite für Bouldern in Bleau
fontainebleau-tourisme die offizielle Seite des Touristenbüros von Fontainebleau

Kletterschuhe – zum Bouldern benötigt ihr im Wesentlichen nur diese. Darüber hinaus sind aber folgende Gegenstände mitunter hilfreich: Crashpad – manche Landungszonen sind besser mit Crashpads abzusichern, besonders bei Highballs. Chalk oder Pof (spezielles Harz) zum Händetrocknen. Fingertape zum Schützen der durchkletterten, durchscheinenden Fingerkuppen und zum Verarzten von Cuts. Bürsten zum Reinigen der Griffe. Desweiteren je nach Unterkunft vollständiges Camp-Equipment (hier sind Hartbodenheringe von Vorteil). Ein GPS hat mir bisher immer geholfen (besonders beim abendlichen Rumstreunen).

Karten und Literatur:

Essential Fonatinebleau ISBN 978 – 0 – 9548779 – 3 – 4 Preis 9,99 brit. Pfund + Versand (Direktbestellung in UK ist meist billiger und in jedem Fall schneller als die Buchhandlung) Kleines handliches A6-Büchlein mit den wichtigsten Bouldergebieten, einer kleinen Übersicht über das Gebiet samt Lageplan sowie einigen Fotos zu jedem Gebiet. Aufgelistet sind eher härtere Probleme. Insgesamt sehr übersichtlich und nett gestaltet.

Fontainebleau Magique ISBN 978 – 1 – 873665 – 81 – 7 Preis etwa 25 – 30 brit. Pfund (Neuauflage 2009), 336 Seiten starke A5 Fadenheftung mit vielen Informationen zu allen Gebieten, vielen Fotos und Beschreibungen vieler oranger und blauer Parcours mittlerer Schwierigkeit. Enthält sehr detaillierte und genaue Karten, leider aber auch eine sehr unübersichtliche Ordnung der einzelnen Regionen. Weiterhin entsprechen die Schwierigkeiten nicht der FB Skala sondern der Meinung des Autors. Wen das alles nicht stört, erhält hier sicherlich das umfassendste Werk zum Bouldern in gemäßigten Schwierigkeitsbereich. Weiterhin sind noch weitere Topos erhältlich, die sich zum Teil ausschließlich mit den Krachern FBs beschäftigen, wie zum Besipiel 7+8: 1789 Straight Ups in Fonatinebleau.
IGN Karte Foret de Fontainebleau. Mini Topo Karte im Maßstab 1:25000. Erhältlich in allen größeren Shops für etwa 5 bis 6 €. Nützlich zum Navigieren zu den etwas abgelegeneren Bouldern.

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