Da der Wettergott ein Einsehen hatte, uns mit Sonnenstrahlen und blauem Himmel verwöhnte, zog es uns trotz einstündiger Kurvenfahrt immer wieder zum Teide-Plateau hinauf. Dort gab es für alle Klettergenuss pur bei teilweise mäßiger Absicherung (Friends und Keile hingen nicht nur zum Posen und für Fotos am Gurt). Beim Klettern am Vulkangestein weiß man zwar auch vorher, dass der Fels sehr scharfkantig ist. Aber selbst Tape an den ersten Fingergliedern half nach ein paar Tagen auch nicht mehr weiter, weil unsere herbstlichen kletterhallenverwöhnten Fingerspitzen solche Belastungen gar nicht mehr gewöhnt waren.
Doch Teneriffa hat mehr für den Kletterer zu bieten und so ging es zur Schonung der selben ins sogenannte Loch (El Hoyo – das Klettergebiet ist leider im neuen Kletterführer von 2010 nicht mehr enthalten). In dieser Schlucht gibt es jede Menge runder Griffe und Tritte. Das hieß, viel klemmen und stemmen und wenig an den geschunden Fingern ziehen.
Na ja, und wenn man wie ich das erste Mal auf Teneriffa ist, kann es auch mal auf den Teide selbst gehen. Vor allem nach ein paar Tagen klettern kann man so gut einen Kletterruhetag verbringen. Gerüchte besagen, dass der Streckenrekord auf den Teide bei 1:30 min liegt (laut Wanderführer bis zu 4,5 Stunden Aufstiegszeit). Okay – wir waren im Urlaub und nicht im Trainingscamp: wir wollten in aller Ruhe uns an den Aufstieg machen. Aber: der Blick ins Internet vor Ort zeigte, dass alle Permits bereits vergeben waren. Die gibt es eh nur von 9 bis 17 Uhr und wenn wir schon mehr als 1000 Höhenmeter auf uns nehmen, wollen wir den berühmten Sonnenaufgang über Cran Canaria auch erleben. Nachdem alles entscheidenden Tipp im Kletterladen von Granadilla: „…so lange ihr vor 9 Uhr das Tor passiert, hält Euch keiner vom Gipfelbesuch ab“, gab es kein Halten mehr. Zeitiges Aufstehen (kurz nach 3, das hat dann schon an Alpen-Touren erinnert) und kurz vor dem Erreichen des Refugio de Altavista in 3.200m Höhe ging die Sonne langsam über dem Meer auf. Einfach nur schön!
Den Gipfel samt Sturm und Schwefelgeruch hatten wir komplett allein für uns, da die Ersten, die den Sonnenaufgang von ganz oben betrachtet hatten, schon wieder weg waren, während die Permitinhaber und Nutzer der ersten Seilbahn uns im Abstieg entgegenkamen. Die Ersten überrannten uns fast bei dem Versuch, als Erste ganz oben zu stehen – einige drängelten regelrecht auf dem schmalen Weg mit der Enttäuschung im Blick, doch nicht ganz die Ersten des Tages zu sein…
Am Ende der Kletterwoche ließen wir dann doch noch für einen Tag das Klettern Klettern sein. Nach einem Bad im Meer an einem kleinen, eher unbekannten Strand abseits der Touristenburgen, nahmen wir uns das Auto, um auf die andere Seite der Insel zu fahren, von der wir bisher nur gehört hatten. Im Nordosten der Insel gab es in den dichten, steilen Wäldern auch endlich wieder die Farbe Grün zu sehen und die Tour hat Lust auf mehr gemacht – die Insel einmal nicht nur als Kletterer, sondern auch per pedes zu erleben.
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