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Camino frances – von St Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela

Camino frances – von St Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela

Camino frances – von St Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela

Der vierte und letzte Teil meiner Reise auf dem Jakobsweg von Nürnberg nach Santiago de Compostela führt durch den Norden Spaniens und zeigt auf eindrucksvolle Weise die unterschiedlichen Landschaftstypischen der nördlichen iberischen Halbinsel. Ausgangspunkt ist das französische Örtchen St. Jean Pied de Port auf der nördlichen Seite der Pyrenäen, welches bereits einen Hauch von Santiago de Compostela vermittelt – überall sieht man Jakobsmuscheln, Pilgerstäbe, Rucksäcke und Regenponchos.
Nach der schwierigen Pyrenäenüberquerung folgen kilometerlange Wege durch Wälder, die schon bald in eine kahle, vertrocknete und eintönige Landschaft übergehen, bis man im grünfeuchten Galizien das Ziel seiner Pilgerreise erreicht. Durch die linienhafte Verbindung kleinerer spanischer Großstädte ist der Weg gespickt mit touristischen Leckerbissen für alle Stadtliebhaber.

Warum Spanien

Zwangsweise ist ein Fuß auf spanisches Territorium zu setzen, will man nach Santiago de Compostela pilgern – egal von welchem Ort dieser Erde. Man kann sich das Wegenetz der Jakobuswege wie ein Netz etlicher Flussadern vorstellen, die fast ausnahmslos in einen dicken Strom im Norden Spaniens fließen und die Pilgermasse weiter ans Ziel nach Santiago de Compostela trägt – der camino francés. Sicherlich gibt es neben dem spanischen Hauptweg noch eine handvoll weiterer spanischer Nebenwege, wie etwa den Küstenweg oder die Via de la Plata von Sevilla nach Santiago de Compostela, allerdings ist spätestens nach Hape Kerkelings Bestseller der Camio francés der Amazonas unter den Pilgerwegen. Nicht nur aufgrund des gut ausgestatten Herbergennetz, sondern auch durch den amateurhaften Schwierigkeitsgrad empfiehlt sich der spanische Hauptweg als Wegvariante für Pilger mit Zeitmangel die trotzdem eine abwechslungsreiche Reise erleben möchten.
Der 860 Kilometer lange Weg bedarf in etwa 30 Tage Zeit und ist somit kürzer als mein französischer Jakobsweg. Dennoch sollte man sich im Klaren sein, dass trotz des touristischen Potentiales des Weges Spanischkenntnisse wichtig sind und es gerade durch die hohe Popularität des Weges häufig zu „Abzocken“ kommen kann.

Der Grenzstein nach GalizienEin historisches Pilgerbild kurz nach PamplonaCamino de Santiago mal ganz modern

Was Sie schon immer über den spanischen JAKOBSWEG wissen wollten…

Geschichtliche Hintergrundinformationen:
Da bereits ein Reisebericht über den deutschen Jakobsweg von Nürnberg nach Konstanz, von Konstanz zum Genfer See und vom Genfer See nach St. Jean Pied de Port besteht, werde ich den allgemeinen geschichtlichen Hintergrund des Jakobsweges hier nur verkürzt darstellen: Der Apostel Jakobus der Ältere war zur Missionierung auf die iberische Halbinsel gekommen, allerdings nach seiner Rückkehr nach Jerusalem als Märtyrer im Jahre 44 hingerichtet worden. Daraufhin wurde sein Leichnam in ein Schiff gelegt und auf wundersame Weise zurück zur iberischen Halbinsel geleitet. Dort wurde der Leichnam des Jakobus an der Stelle des heutigen Santiago de Compostela bestattet und geriet daraufhin in Vergessenheit. Im Jahre 813 wurde das Grab wieder entdeckt und die Pilgerfahrt nahm zum Grab nahm ihren Lauf. Kurz darauf wurde an der Stelle des Grabes die Kathedrale des heutigen Santiago de Compostela errichtet.
Im Mittelalter hatte die Pilgerfahrt ihren Höhepunkt erreicht, die aufgrund Religionskriege im 16. Jhd. allerdings wieder zum Erliegen kam. Seitdem der Jakobsweg 1987 als Weltkulturerbe der UNESCO und zur ersten Kulturstraße Europas erklärt wurde, ist die Tendenz der Pilgerreisen wieder steigend. Waren es im Jahr 1978 noch 13 Pilger im Jahr, die das Grab des hl. Jakobus erreichten, so lag die Zahl der Ankünfte in den 80er Jahren schon im 3-stelligen, in den 90er Jahren im 5-stelligen Bereich und aktuell (Stand 2007) bei 114026 Ankünfte aus den unterschiedlichsten Erdteilen der Erde.

Gründe für die Pilgerschaft damals und heute:
Gründe für die Pilgerschaft vor über 1000 Jahren waren nicht rein religiösen Ursprungs. Sie wiesen bereits Elemente des heutigen „spirituellen Tourismus“ auf, auf den ich später noch genauer eingehen werde. In erster Linie pilgerte man natürlich um Sünden abzulegen und einen vollkommenen Ablass zu erhalten. Aber auch die Suche nach Seelenheil und die Hoffnung auf Heilung waren wichtige Indikatoren für die „peregrinos“. Vor allem aber auch die Abenteuerlust trieb viele Menschen in die Ferne. Sie war nämlich die einzige Möglichkeit, aus der streng strukturierten Welt auszubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen.
Die heutigen Motivationen der Jakobspilger gehen auf Ansätze des spirituellen Tourismus zurück.

Wie viele Kilometer läuft man am Tag?
Wie oben bereits erwähnt, eignet sich der camino francés hervorragend für ungeübte und selbstzweifelnde Pilger, die Spaß daran haben, ihre eigenen Grenzen zu erfahren, aber die Sicherheit haben möchten, im Abstand von etwa 5 Kilometern eine Herberge zu finden. Somit bleibt es jedem Wanderer selbst überlassen, wie weit er seine Tagesdistanz ansetzt. Generell sollte man aber mindestens mit 15 Kilometern täglich (und später mehr) rechnen, da sich sonst die 860 Kilometer des Weges auf einen zu langen Zeitraum ausdehnen würden. Allgemein gilt auch für den spanischen Jakobsweg, dass eine tägliche Kilometeranzahl von etwa 25 zu Beginn angemessen ist. Nach etwa 2 Wochen kann man die Distanz nach Belieben um 5 bis 10 weitere Kilometer erhöhen. Gerade im flachen Wegstück zwischen Burgos und León kann mit den eigenen Kräften und dem Durchhaltevermögen gut experimentiert ein paar Kilometer mehr in Angriff nehmen.
Obacht gilt insbesondere in den ersten 2-3 Tagen, da an diesen die schwierigste Passage des Weges ansteht und das Pyrenäengebirge mit einem Anstieg von knapp 1200 Höhenmetern überquert werden muss. Für unerfahrene Wanderer bietet sich hier eine Aufteilung der 25 Kilometer langen Etappe in 2 Teile an. Die einzige Herberge bei der Passüberquerung liegt allerdings nur 6 Kilometer hinter dem Ortsausgang von St. Jean Pied de Port und sollte von erschöpften Läufern nicht verpasst werden. Unbedingt sollte auch auf die Ratschläge der in St. Jean Pied de Port einheimischen Franzosen und Herbergseltern gehört werden, die Wetterwarnungen aussprechen und auf eine Sperrung des Pyrenäenpasses wegen Unwetter und Schneestürmen hinweisen.
Blasen sind in den ersten Tagen der Pilgerschaft normal. Der Körper ist es häufig – trotz eingelaufener Schuhe – nicht gewöhnt kiloschweres Gepäck mit sich herum zutragen und täglich stundenlang in Wandermodus unterwegs zu sein. Von ihnen sollte man sich nicht abschrecken lassen und versuchen, einfach weiterzulaufen.

Die Qualen des ersten Tages des Camino francés werden durch dieses Panorama entschädigtVor der lang ersehnten Kathedrale in Santiago – sichtlich erschöpft mit 2500 Kilometern in den BeinenPilger aus aller Welt sind auf dem Weg zum Grab des hl. Jakobus

Wie lange dauert die Durchquerung Spaniens auf dem Jakobsweg?
Da der Weg eine Länge von 860 Kilometern besitzt, sollte man bei einem empfohlenem Tagesschnitt von 25 Kilometern etwa mit 35 Tagen rechnen. Wichtig sind insbesondere Ruhetage, die man hervorragend in den großen Städten machen kann, die alle etwa 7 Tagesmärsche voneinander entfernt liegen und zum pausieren einladen. Es ist nicht zu empfehlen, sich unter großem Zeitdruck auf den Weg zu machen, da einem dabei die Freude an der Pilgerschaft verloren geht und sich die innerliche Ruhe zu einem innerlichen Stress umwandelt, den Flug in Santiago rechtzeitig zu erwischen. Lieber gönnt man sich eine zusätzliche Woche Urlaub im Norden Spaniens oder verlängert bei zu früher Ankunft in Santiago seine Wanderroute zum Kap Finisterra.

Wo übernachtet man?
Der spanische Weg bietet aufgrund seiner Berühmtheit die größte Vielfalt an Übernachtungsmöglichkeiten im Vergleich zum französischen, schweizerischen und deutschen Weg. Das Pilgerherbergsnetz in Spanien ist hervorragend ausgerichtet und somit besteht nahezu im Fünfkilometer-Abstand die Möglichkeit zum Abschluss des Tages. Gleiches gilt übrigens auch für die Einkehr. Die Restaurants und Bars im strukturschwachen Norden Spaniens haben sich auf die Pilgerreisenden eingestellt und bieten an jeder Ecke Pilgermenüs zum Festpreis an.
Die Unterkunft in den Pilgerherbergen kostet in der Regel weniger als 10 Euro. Die Preise schwanken von kostenlos, dann aber Aufwandsentschädigung durch Spende, bis etwa 6 Euro in der Massenherberge in Roncesvalles, die gleich zu Beginn mit ihrem 100-Mann-Schlafraum in einer alten Kirche schockt. Erst nach Überquerung der galizischen Landesgrenzen kann man sich auf einheitlichen Herbergsstandard und einen einheitlichen Preis von 3 Euro einstellen. Zwar besitzen die, zumeist in letzten Jahren renovierten Herbergen, ausgezeichnete saubere Selbstkocherküchen, die allerdings ohne eigenes Kochgeschirr unbrauchbar sind (und welcher Pilger trägt schon ein Kochtopfsset mit sich herum?).
Auf dem spanischen Weg bietet sich durch die klimatischen Verhältnisse auch das Schlafen im Freien an, wobei einem klar sein muss, dass man als Langschläfer frühmorgens von riesigen Pilgerströmen geweckt werden kann. Die Möglichkeit, Einheimische kennenzulernen und bei ihnen zu übernachten besteht in Spanien aufgrund der Fülle an Pilgern und dem angebrachten Misstrauen der Dorfbewohner leider nicht. Für diejenigen, die Wert auf Einzelzimmer und reichhaltiges Frühstück legen, bieten die Ortschaften am Wegesrand ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten zur Übernachtung. In diesem Fall sollte der Geldbeutel allerdings nicht zu knapp gefüllt sein.

Wie viel Geld brauche ich auf dem Jakobsweg in Spanien?
Der spanische Jakobsweg kann sehr günstig bereist werden. Für sehr sparsame und experimentierfreudige Menschen kann ein Tagesbudget von etwa 5 Euro durchaus ausreichen. Unter Anbetracht der günstigen Übernachtungskosten kann man häufig auch in den Refugien kochen und so bares Geld sparen. Verkostet man allerdings gerne kulinarische Köstlichkeiten der Spanier und schläft nicht in den, für die Pilgerschaft traditionellen Herbergen, so kann man durchaus auf ein Tagesbudget von 30 bis 40 Euro kommen.

Wie schwer sollte mein Rucksack sein?
Mein Rucksack war zu Beginn der Pilgerreise 12 Kilogramm schwer, was viel zu viel war. Deshalb habe ich nach und nach Dinge aussortiert und verschenkt oder weggeworfen, bis ich auf ein Endgewicht von etwa 7 – 8 kg gekommen bin. Mit diesem Gewicht lässt es sich prima laufen. Dennoch sollte man berücksichtigen, dass man ausreichend Platz und Gewicht für den Tagesproviant aufspart und eventuell auch das ungekochte Abendessen vom Supermarkt unterwegs bis zur nächsten Selbstkocherküche der Herberge transportieren muss.

Wie gestaltet sich mein Tagesablauf?
Das Pilgerleben ist sehr einfach aufgebaut. Die wichtigsten Aktivitäten sind Laufen, Essen und Schlafen. Alles andere ist nur Nebensache und nicht unbedingt dazu erforderlich, Santiago zu erreichen. Man sollte sich im Klaren sein, dass die meiste Zeit des Tages mit Laufen verbracht wird. Leider ist der Weg zur Hauptsaison so überfüllt, dass sich kaum Momente in der Einsamkeit ergeben und man der Herausforderung begegnen muss, die zahlreichen Pilger um sicher herum zu akzeptieren. Sicherlich sollte man auch etwas Zeit in Kirchen verbringen und sie zum In-sich-kehren, Energietanken, Singen, Beten oder Besichtigen nutzen.
Auf dem spanischen Weg mangelt es nicht an abendlichen Veranstaltungen. Fast alle Herbergen sind kirchlich und bieten deshalb tägliche Pilgersegnungen an, an denen unbedingt teilgenommen werden sollte. Manchmal überraschen diese zwar mit gewöhnungsbedürftigen Ritualen wie das gegenseitige Füße waschen oder nächtliche Kirchturmbesteigungen. Sie bieten auch eine gute Möglichkeit die Zimmergenossen näher kennenzulernen und sich ggf. am nächsten Morgen gemeinsam in den Tag zu stürzen. Großstädte wie Logroño, Pamplona, Burgos, León und Santiagio de Compostela laden zu großzügigen Stadtrundgängen ein und lassen den Pilger schnell in die Rolle des Städtetouristen schlüpfen.

Was sind absolute Highlights auf dem Jakobsweg von St. Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela?
Auf dem camino francés gibt es einige Highlights: Highlight 1: Die Pyrenäenüberquerung zum Kloster nach Roncesvalles und weiter nach Pamplona beeindruckt durch die Vielfalt der Natur und lässt über Pflanzen, Tiere und Flüsse staunen. In Roncesvalles kann man zwischen zwei verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten wählen: dem teuren und häufig bereits ausgebuchtem Hotel der Klosteranlage oder der gemeinschaftlichen Pilgerherberge mit über 100 Betten und nur einer handvoll Duschen für alle Übernachtungsgäste in einer restaurierten Kirche. Nach etwa 3 Tagen erreicht man bereits das erste wirkliche Highlight des Weges, die Stadt Pamplona. Sie beeindruckt nicht nur durch ihre, mit Pilger übersäte Altstadt, sondern auch durch die riesige Stierkampfarena und der Wegmarkierung zur alljährlichen Stierhetzjagd. Beim Verlassen der Stadt sollte man einen Abstecher in die Universität machen um sich einen Pilgerstempel der besonderen Art abzuholen.
Highlight 2: Die Stadt Logroño ist zwar um einiges kleiner als Pamplona besticht aber durch ihre Gemütlichkeit und Möglichkeit zur Erholung. In Logroño sollte man die erste, kommerzielle Herberge meiden und stattdessen die unscheinbare Herberge neben der Santiago-Kirche wählen. Wenige Kilometer vor der Stadt passt eine alte Frau tagsüber die Pilger ab und stempelt ihnen auch hier ein besonderes Souvenir in den Pilgerausweis. Freut euch also auf diese herzliche alte Dame am Wegesrand.
Highlight 3: Burgos und León sind architektonische Meisterwerke der iberischen Halbinsel, die keine weiteren Worte vermögen. Jeder Reiseführer liefert ausführliche Informationen über die christlichen Prachtbauten beider Städte im Norden Spaniens.
Highlight 4: Santiago de Compostela ist selbstverständlich das Megahighlight des ganzen Weges, obwohl es manchen Pilger (wie etwa mich) teilweise enttäuschen kann. Von einer Anhöhe, sieht man zum ersten Mal auf die Stadt mit ihrer Kathedrale um dem Grab des hl. Jakobus, von welcher man seit Wochen und Monaten geträumt hat. Der Jakobsweg führt auf seinen letzten Kilometern leider durch hässliche Vorortsiedlungen Santiagos, führt dann aber eindrucksvoll in die Altstadt der heiligen Stadt und lässt die Spannung der Pilger steigen, indem sie um die Kathedrale herum, auf den Kathedralenvorplatz geführt werden. Hier finden sich Pilgerschare wieder und freuen sich über den glücklichen Ausgang ihrer Reise und die Gewissheit, die eigenen Grenzen überschreiten zu können und den Körper fühlbar zu machen.
Highlight 5: Wer in Santiago de Compostela immer noch nicht genug vom Wandern hat und die Pilgermassen satt hat, der sollte sein Schuhe geschnürt lassen und sich auf den 4-tägigen Marsch zum Ende der Welt, ans Kap Finisterra wagen. Dort erwartet einen, neben herrlichen Wanderungen mit Blick auf den Atlantik eine noch schönere Pilgerurkunde, als die, die man in Santiago erhält.

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