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Harry Potter Bridge, menschenleere Wildnis und der abgelegenste Pub Großbritanniens: Knoydarts Süden

Harry Potter Bridge, menschenleere Wildnis und der abgelegenste Pub Großbritanniens: Knoydarts Süden

Harry Potter Bridge, menschenleere Wildnis und der abgelegenste Pub Großbritanniens: Knoydarts Süden

Eine 3-4 tägige Wanderung von Glenfinnan, mit dem aus den Harry Potter Filmen bekanntem Glenfinnan Viadukt, durch den menschenleeren Süden der Halbinsel Knoydart zu Großbritanniens abgelegenstem Pub in Inverie. Wunderschöne Bergseen, großartige Ausblicke und gemütliche Schutzhütten entschädigen für die teilweise extrem matschigen Wege. Das Bier im Pub am Ende des Weges natürlich auch!

Warum Schottland

Schottland ist schnell zu erreichen (Flugzeit unter 2 Stunden) und im Gegensatz zu Skandinavien recht günstig. Das Jedermannsrecht gilt auch hier, man kann sein Zelt in der Natur praktisch überall aufstellen. Die Landschaft ist spektakulär und gerade die Halbinsel Knoydart ist sehr abgeschieden und doch relativ einfach zu erreichen. Im Kerngebiet von Knoydart begegneten wir im Juni tagelang keiner Menschenseele.

River Finnan neben der CorryhullyGlenfinnan Viadukt

Was Sie schon immer über SCHOTTLAND wissen wollten…

Nach mehreren Trekkingtouren in Schottland waren wir bei unseren Planung auf die Halbinsel Knoydart im Nordwesten das Landes gestoßen. Nach kurzer Recherche stellte sich heraus, dass sich inmitten dieser Halbinsel der laut Guinness Buch der Rekorde abgelegenste Pub Großbritanniens befindet. Damit war das nächste Reiseziel klar und so setzten wir uns Anfang Juni in den Flieger nach Edinburgh. Von dort wollten wir eigentlich mit dem Zug über Glasgow nach Fort William fahren, dort am Campingplatz übernachten und am nächsten Tag mit Bus oder Zug weiter nach Glenfinnan fahren wo die Tour beginnen sollte. Im Zug merkten wir aber, dass der Zug bis Mallaig (also auch über Glenfinnan) fährt und nicht Fort William die Endstation war, wie wir es eigentlich dachten. Da wir nur Tickets bis Fort William gekauft hatten, fragten wir den Schaffner, ob wir für die etwa 1 Stunde längere Fahrtzeit etwas dazu zahlen müssten, aber der Schaffner drückte beide Augen zu und in der Reisekasse blieb etwas mehr Geld für den Pub übrig 🙂

Als wir Glenfinnan erreichten, war es fast Mitternacht. Vom Flug und der langen Zugfahrt waren wir sehr müde und hielten nach dem erstbesten Platz für unsere Zelte Ausschau. Hinter der Kirche des kleinen Dorfes wurden wir fündig, nur etwa 200 Meter vom Bahnhof entfernt. Die Mückenplage war unbeschreiblich, schon im Zug hatten wir die Midges bemerkt, die durch die offenen Kippfenster hereinkamen. Der Zeltaufbau im Dunkeln wurde zum Horror, Moskitohut und Taschenlampe waren natürlich ganz weit unten im Rucksack versteckt. Wir waren so genervt, dass wir ernsthaft darüber nachdachten, die Tour abzubrechen – knapp eine Woche lang dieser Mückenhölle ausgesetzt zu sein, würden wir nervlich nicht mitmachen. Nach einer Nacht mit – trotz größter Sorgfalt – mindestens 100 Mücken im Innenzelt und trotzdem einigermaßen erholsamen Schlaf war unsere Laune schon wieder etwas besser und wir gaben der Tour noch eine Chance. Vielleicht war es weiter oben in den Bergen kühler und windiger und die Mücken daher nicht so zahlreich.

Während wir unsere Zelte zusammenpackten kamen Mitarbeiter von der Kirche neben der wir geschlafen hatten und schlossen die Türen des Gebäudes auf und wünschten uns einen guten Morgen. Wunderbares Jedermannsrecht!

Wir gingen los und verließen unsere Zehntausenden neuen, fliegenden Freunde. Nach wenigen Hundert Metern erreichten wir bei strömendem Regen das Glenfinnan Monument, das zum Glück ein kleines Besucherzentrum mit einem Café hat, wo wir uns ein Frühstück gönnten und die letzten Annehmlichkeiten in der Zivilisation genossen.

Jetzt nieselte es nur noch etwas und die Tour konnte endlich richtig starten. Nach ein paar Minuten standen wir am Glenfinnan Viadukt, der Harry Potter Bridge. Die große Fotosession blieb aufgrund des Wetters aus; so ging es weiter Richtung Norden. Der Weg war erst noch asphaltiert und wurde nach dem letzten Haus zu einem guten Feldweg. Nach etwa 4 km erreichten wir die erste Schutzhütte, die Corryhully Bothy. Und die war einfach unbeschreiblich! Es gab tatsächlich Strom, einen Wasserkocher, elektrische Lampen und Lautsprecher mit iPod-Anschluss!

Wir waren zwar erst 4 Kilometer an diesem Tag gewandert und es war erst Mittagszeit aber wir beschlossen trotzdem, den Rest des Tages und die Nacht hier zu verbringen. So viel Luxus hatten wir uns nach der stressigen ersten Mückennacht und dem Regen verdient!

Das Wetter wurde viel besser und wir erkundeten die Umgebung der Hütte und nutzten die Zeit zum Fotografieren. Obwohl diese Hütte nur knapp 4 km von einer der größten Sehenswürdigkeiten Schottlands entfernt steht, begegneten wir niemandem mehr. Wir bauten unsere Zelte neben der Hütte direkt am Bach auf und verzichteten wegen der zu erwartenden Mäuse auf eine Nacht in der Hütte.

Glenfinnan MonumentCorryhully BothyBlick ins Gleann a ChaorainnHighland Cattle bei InverieA Chuil BothyAm BergseeBergseepanoramaAm Ende der Klamm
Campingplatz und Bucht von InverieIm Old ForgeInverie Long Beach mit Campingplatz

Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Norden, nach etwa 5 km war der höchste Punkt des Passes, Gleann a'Chaorainn, erreicht und der bis dahin noch recht gute Pfad endete hier. Danach ging es 3-4 Kilometer abwärts, größtenteils durch nasses, wegloses Gebiet in Richtung Brücke über den River Pean. Ein kurzer unachtsamer Moment reichte und ich rutschte aus und fiel mit vollem Gewicht auf meinen Ellbogen. Zum Glück war dort ein matschiges Grasbüschel – hätte dort ein Felsen gelegen, wäre die Tour für mich wahrscheinlich beendet gewesen.

An der Brücke aßen wir ein ausgiebiges Mittagessen, um uns für das nächste Stück des Weges zu stärken. Ich hatte gelesen, dass die nächsten 500 Meter in Richtung der kleinen Farm extrem sumpfig sein sollten. So war aus dann auch. Anstatt eines Weges fanden wir nur mehrere Schilder, die vor dem lebensgefährlichen Sumpf warnten. So dauerte es dann auch nicht lange, bis ich bis zum Oberschenkel in ein Matschloch fiel. Es war kaum zu erkennen gewesen, weil die oberste Schicht wie trockene Erde aussah. Meiner guten Laune tat dies keinen Abbruch, wenigstens gab es hier im Moment kaum Mücken und das Wetter war ok. Wir schlugen uns weiter durch den Sumpf und in Höhe der Farm erreichten wir einen trockenen Forstweg. Später habe ich übrigens gelesen, dass man den Sumpf auch durch ein Waldstück umgehen kann, was zwar trockener ist, aber nicht wesentlich angenehmer wegen des Unterholzes und der Orientierungslosigkeit.

Nach 4 Kilometern durch den Wald erreichten wir die A'Chuil Bothy am Waldrand. Diese Bothy ist normalerweise das erste Etappenziel der Tour, wenn man die erste "Wasserkocher-Bothy" nicht nutzt.

Die Schutzhütte ist recht groß, hat 2 Zimmer mit Ofen und einen Schlafraum.

Aus dem Wald besorgten wir uns etwas Brennholz und machten ein kleines Feuer, um unsere Kleidung zu trocknen. Insbesondere meine Hose, Schuhe und Socken hatten es natürlich nötig 🙂

Die Mücken waren um die Hütte herum zwar auch wieder aktiv, aber bei weitem erträglicher als in der ersten Nacht.

Am nächsten Tag stand die wohl schönste Etappe der Tour auf dem Programm. Es ging weiter nach Westen durchs Glen Dessarry. Der Weg schlängelte sich durch ein weiteres Waldstück den Berg hinauf. Nachdem wir den Wald hinter uns gelassen hatten, wanderten wir durch ein sumpfiges Stück weiter bergauf und erreichten etwa am höchsten Punkt dieser Etappe zwei wunderschöne Bergseen (Lochan a Mhaim), an denen wir bei bestem Wetter Mittagspause machten und das Bergpanorama genossen. Irgendwo in der Felswand über uns röhrten sich die Hirsche gegenseitig etwas zu.

Es ging weiter abwärts Richtung Westen. Der „Weg“ verlief nun im Wildbach, dem Finiskaig River, der aus den 2 Seen entspringt. Das war schon etwas abenteuerlich und nicht ungefährlich, direkt neben dem tosenden Bach über die teils riesigen Felsbrocken zu klettern. Hätte der Bach nach starken Regenfällen mehr Wasser geführt, wäre dieser Teil sehr problematisch geworden. Kurz vor Ende der Klamm rutschen wir beide natürlich nochmal kurz ins Wasser, aber das war bei diesem Wetter eine willkommene Abkühlung. Als wir aus der Klamm herauskletterten, hatten wir den schönsten Ausblick der gesamten Tour vor uns. Wir konnten hinunter bis zur Bucht von Loch Nevis blicken, dem Meeresarm, an dem unser heutiges Tagesziel, die Sourlies Bothy, lag.

In Serpentinen ging es steil abwärts Richtung Bothy, der Weg ging über eine Brücke neben einem schönen Wasserfall – leider wieder mit erheblich mehr Mücken. An der Brücke füllten wir schon unsere Wasservorräte auf. An der Bothy selbst ist nur ein kleines, wenig vertrauenerweckendes Rinnsal; davon hatte ich vorab gelesen.

An der Sourlies Bothy war dann auch wieder keine Menschenseele anzutreffen. Innen gab es Stühle, einen Ofen, einen Tisch und neben mehreren Schlafplätzen sogar eine Gitarre und Hängematte. Draußen in der Bucht, es war gerade Ebbe, tummelten sich die Schafe.

Dieser Ort ist für mich einer der schönsten Überhaupt in ganz Schottland! Perfekt machten ihn am Abend noch mehrere Rehe, die sich uns fast völlig ohne Angst näherten. Unbeschreiblich!

Am nächsten Tag ging es auf die letzte Etappe zum lang ersehntem Pub. Hier muss man etwas auf die Gezeiten achten. Bei Flut ist der eigentliche Weg, der Richtung Westen entlang des Meeresarms führt, nicht mehr begehbar, dann muss man ein kleines Stück über den Hügel klettern. Wir hatten Glück und konnten trockenen Fußes am Ufer entlanggehen. Der Weg trennt sich dann vom Loch Nevis und führt ein Stück Richtung Norden durch ein Schwemmland, das durchzogen von kleinen Kanälen ist. Durch eine Schafherde gingen wir weiter zu der kleinen, etwas in die Jahre gekommen Fußbrücke nahe der Ruinen von Carnoch. Bei den Ruinen machten wir noch einen kurzen Fotostopp, um Kräfte für den anstrengendsten Teil der kompletten Tour zu sammeln. Von dort aus ging es ca. 1,5 Stunden sehr steil bergauf. Vom höchsten Punkt kann man dann aber schon Inverie und den Pub sehen. Wenn das mal keine Motivation ist! Vom Scheitelpunkt des Passes sind es dann aber noch etwa 8 Kilometer nach Inverie. Der Weg zog sich dann noch ganz ordentlich, die Höhenmeter dieser Tagesetappe steckten uns schwer in den Beinen. Unsere Zelte stellten wir am Long Beach auf, einem kleinen, unkompliziertem Campingplatz direkt am Meer. Es gibt dort keine Duschen, nur ein Plumpsklo und eine kleine Hütte. Die Platzgebühr, ich glaube, es waren 3 Pfund, wirft man einfach in einen Briefkasten. Duschen kann man in dem Bunkhouse wenige Hundert Meter vom Platz entfernt, wenn man den Mitarbeiter freundlich fragt.

Wieder einigermaßen zivilisationstauglich gemacht, gingen wir etwa 1 Kilometer durch das Dorf (es besteht eigentlich nur aus dem Pub, einer handvoll Bed and Breakfasts einem Post Office und dem Campingplatz) zum Old Forge, dem abgelegensten Pub Großbritanniens. Die Biere und der Wildburger schmeckten köstlich. Für Feinschmecker mit vollem Geldbeutel gibt es auch noch 2-stöckige Meeresfrüchteteller.

Am nächsten Tag fuhren wir mit der kleinen Personenfähre in den Hafenort Mallaig. Von dort aus ging es für 2 weitere Tage auf die kleine Insel Eigg. Von Mallaig aus kann man praktisch jede Insel der Inneren Hebriden oder auch die Isle of Skye erreichen. Wer die Tour verlängern will, hat also genügend Möglichkeiten. Von Mallaig fahren regelmäßig Züge zurück Richtung Glasgow und von dort nach Edinburgh. Die Zugfahrt gilt übrigens als eine der schönsten der Welt.

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