Der Palaronda Hardtrek ist als eine sechstägige Hüttenrunde angelegt, die sich an klettersteigerfahrene Bergfexe richtet. Die Runde durchquert dabei die gesamte Palagruppe oberhalb von San Martino. Wir hatten uns bei der Planung dafür entschieden, die Runde entgegengesetzt zu laufen, uns quasi erstmal einzugehen und außerdem ein paar Zusatztage einzubauen. Wir hofften auf eine Wetterbesserung, den schon unsere Abreise mussten wir wegen Dauerregen um zwei Tage verschieben.
Wir starteten an der Talstation der Bergbahn in San Martino di Castrozza und stiegen in aller Ruhe mit einem kleinen Umweg (Nr. 739) bei schönstem Sonnenschein zum Rifugio Velo della Madonna auf. Am folgenden Tag ließen wir unser Gepäck in der Hütte und drehten als Tagestour die Runde über die Klettersteige Sentiero Dino Buzatti und Sentiero Depaoli: Das ist eine lange Tagestour, wobei die Stiegen nicht allzuschwer sind. An der Seilsicherung wurde an der ein oder anderen Stelle ganz schön gespart und vor allem, wenn es so richtig nass am Fels war, konnte es schon mal heißen: It’s slippery when wet.
Am dritten Tag ging es weiter. Im Nebel und leichten Nieselregen begingen wir die Ferratas Velo und Porton als Übergang zur Pradialli Hütte, beschlossen dann, aber dort angekommen, nach einer Brotzeit weiterzugehen. Unser Tag sollte mittags nicht schon zu Ende sein. Wettertechnisch wurden wir belohnt, am Nachmittag zog es auf, während wir zum Passo delle Lede (2.695m) aufstiegen. Beim langen steilen Abstieg ins Val Canali hätte ich mir dann doch wieder den dichten Nebel gewünscht, um den Talboden und die Hütte nicht schon eine gefühlte Ewigkeit vorher zu sehen. Irgendwann waren wir dann endlich da und ließen uns beim Grappa vom Hüttenwirt noch viel zum sanierten Klettersteig Via Ferrata Fiamme Gialle und der Möglichkeit des Abstieges über die „Le Scalette“ erzählen.
Am nächsten Morgen erwartete uns wieder viel Nebel und eine gespenstische Sicht. Am Fuß des Klettersteiges angekommen entschieden wir uns einzusteigen, um zu sehen, wie weit wir kommen würden. Das Drahtseil sollte uns die Orientierung erleichtern. Es ging viel besser als erwartet, doch dann war kurz vor dem Ausstieg Schluss. Das Seil endete in einer Art Scharte, der Blick nach oben war mehr oder weniger komplett vernebelt, eine Biwakschachtel, die dort auf uns warten sollte, nicht erkennbar. Als sich nach einer Brotzeit an dem Zustand nichts geändert hatte, hieß es am Drahtseil wieder abzusteigen. Petrus saß der Schabernack hinter den Ohren, denn natürlich riss es am Nachmittag wieder auf, als wir am Wandfuss angekommen waren. … Leider hatte sich am Abend die Hütte gefüllt, ein Fotokurs des Alpin-Magazins übernachtete mit uns in der Treviso und verbreitete irre viel Hektik. Jeder wollte das Sonnenuntergangsbild schießen, nachts die Sternenbildertour mitmachen und am Morgen waren wieder alle Plätze beim Sonnenaufgang belegt.
Von der Rifugio Treviso sollte es nun zurück auf die Pala-Hochebene gehen, der langer Anstieg bis zum Canali Pass wartete auf uns. Blauer Himmel, Sonne satt, es hätte einfach nur perfekt sein können. Doch leider war das eben genau auch der Tag, an dem wir nicht allein unterwegs waren. Die Fotogruppe hatte das gleiche Tagesziel wie wir, ein Ausweichen nicht möglich. Also entschieden wir uns dafür, erst einmal eine Stunde auf einer Bergwiese abzuhängen, die Gedanken schweifen zu lassen und uns anzusehen, wo wir am Vortag nicht weitergekommen sind. Als die knapp 20 Leute weg waren, stand dem schönsten Tag auf dieser Tour nichts mehr im Weg. Fantastische Aussichten wechselten sich ab mit einem Gebirgspanorama, für das allein sich der lange Aufstieg gelohnt hat. Die Dolomiten lagen uns zu Füßen. Unvergesslich!
Das Rifugio Rosetta „G. Pedrotti“, war voll, es war trotzdem kein Problem, noch einen Schlafplatz zu bekommen. Da die Wetteraussichten nicht rosig waren, entschieden wir uns gegen den Bolver Lugli, es ging am Morgen nur noch auf den Rosetta (2.742m), den Hausberg oberhalb der Hütte, bevor wir uns knieschonend mit der Seilbahn wieder auf den Weg ins Tal begaben und zum Gardasee weiterfuhren. Da der Lugli-Klettersteig samt Besteigung der Cima della Vezzana (3.192 m) noch fehlt, werden wir wohl in die Pala zurückkommen müssen. Schon vor 15 Jahren waren wir wetterbedingt nur den Klettersteig gegangen, zum Gipfelsieg hatte es damals auch nicht mehr gereicht. … Außerdem fehlt uns noch der letzte Abschnitt des Hardtreks zur Rifugio Mulaz mit der Besteigung des Mulaz-Gipfels (2906 m).
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