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Dolomiten im Oktober: d.h., Klettersteige ohne Anzustehen

Dolomiten im Oktober: d.h., Klettersteige ohne Anzustehen

Irgendwie gibt es immer zu viel Arbeit zur schönsten Reisezeit im Sommer. Um dennoch Felsen anzufassen und auf Bergen zu stehen zog es uns zu einer Jahreszeit in die Dolomiten, die eigentlich nicht als ideal für Klettersteigtouren anzusehen ist. Das gros der Hütten wie auch der Seilbahnen hatte den Sommerbetrieb schon eingestellt, was unsere Planung im Vorfeld etwas schwieriger machte. Aber der Wettergott hatte ein Einsehen und bis auf einen Schneeeinbruch am vorletzten Tag gab es fast nur Sonnenschein.

In die Dolomiten zieht es mich immer wieder. Schon als Kind, beim lesen der Geschichten über König Laurin, stellte ich mir in der Phantasie vor, wie es im Rosengarten aussehen würde und ob man ihn nicht in einer der Höhlen treffen kann.

Meine erste Reise nach 1990 führte mich in die Dolomiten und die Faszination ist bis heute geblieben. Es gab eine Zeit, da waren wir jeden Sommer für eine Woche auf allen möglichen Klettersteigen v.a. rund ums Grödner- und Sella Joch unterwegs, bestiegen auf unterschiedlichen Wegen die Marmolada, genossen die Tiefblicke in der Brenta auf der Via Delle Bocchette Alte und Centrali und die Einsamkeit in der Pala-Gruppe.

Auf der Tour im letzten Jahr wollte ich neue Wege gehen und Gebiete und Stiegen kennenlernen, die noch unbekannt für mich waren. Die Steiganlagen durften nicht zu lang sein, da die Tage im Oktober doch deutlich kürzer sind, und wenn möglich (spätestens ab der zweiten Woche) seilbahnfrei sein. Die Hütteninfos im Vorfeld waren zum Teil sehr dürftig – „vielleicht arbeiten wir noch ein paar Tage länger, wenn das Wetter mitspielt; wenn nicht, ist halt geschlossen“. Winterräume gibt es auch nicht wirklich, in die man zur Not hätte ausweichen können. So entschlossen wir uns bereits im Vorfeld zu Tagestouren und suchten uns online in zwei Regionen jeweils relativ zentral eine Ferienwohnung, von der aus wir gut verschiedene Klettersteige angehen konnten. Die ersten Tage übernachteten wir in der Nähe von Deutschnofen (Rosengarten, Latemar), in der zweiten Urlaubshälfte zog es uns nach Innichen (Sextener Dolomiten).

Zelten direkt in den Bergen wird nicht so gern gesehen. In den Nationalparks verweisen Schilder darauf, das Zelten verboten ist. Dennoch sieht man v.a. abends an einigen Stellplätzen Wohnmobile oder umgebaute Busse – dort gibt es meist eine phantastische Aussicht und sie können näher dran am Einstieg übernachten.

Ohne die fahrbaren Unterkünfte bleibt die Wahl zwischen Zelten in den Tälern, Ferienwohnung und Pension oder doch die Berghütte – je nach Geldbeutel. Bei den Hütten, wenn sie nicht privat geführt sind, ist es auch hier von Vorteil, im DAV zu sein: sowohl was das Unterkommen selbst, als auch die Preise fürs Essen angeht.

 

Ich habe es nie wirklich ohne Auto probiert, so das es mir schwer fällt, mich über das öffentliche Verkehrsnetz zu äußern. das es geht, haben wir im Oktober gesehen: der Bus fuhr die einzelnen Seilbahnstationen der Rosengartengruppe an. Bei einer früheren Tour haben wir an der Marmolada den Bus genutzt, um zurück zum Auto zu kommen – dazu haben wir uns dann vor Ort immer kurzfristig informiert, um die Buszeiten in die Tourenplanung mit einzubeziehen.

Schwierig – denn DAS Gebiet gibt es für mich nicht: Ganz oben stehen die Brenta und die Pala im Süden als Hüttentour, wobei die Brenta auch im September noch ganz schön überlaufen sein kann, so das man in den Hütten z.T. schon im Vorfeld reservieren muss. Neu entdeckt habe ich für mich die Sextener Dolomiten abseits der Drei Zinnen. Rings um die Sextener Rotwand gibt es auch spannende Hüttentouren. Und – wenn es um Tagestouren geht, dann stehen die Punta Anna (mit Verlängerung zur Spitze der Tofana di Mezzo), der Tomaselli-Steig an der südlichen Fanis-Spitze, der Bolver-Lugli-Steig in der Pala sowie die Piazetta am Piz Boe im Sellagebiet ganz oben und warten darauf, mal wieder begangen zu werden.

 

Es gibt in den Dolomiten viele kurze, einfache und gut erreichbare Klettersteige. So kann man z.B. mit der Seilbahn zum Sattel am Christallo hochfahren, dort sich entscheiden, mit etwas Kletterkenntnissen über den Bianchi-Ferrata zur Spitze zu gehen oder auf dem Dibona-Sentiero mit interessanter Hängebrücke wieder ins Tal hinab wandern. Letzterer folgt alten Kriegspfaden, wie auch viele andere Steiganlagen in den Dolomiten.

Ebenfalls gut geeignet für den Einstieg ist der Campanili del Latemar gegenüber der Rosengartengruppe. Das Latemargebiet ist touristisch gesehen noch nicht so überlaufen wie der Rosengarten und bietet wunderschöne Aus – und Weitblicke, so das bei guter Sicht die Marmolada und andere große Dolomitengipfel aus der Ferne grüßen.

Allerdings sollte man sich immer vor Augen führen, das alle die angesprochenen Klettersteige ohne Kenntnisse im Klettersteiggehen und alpine Erfahrungen im Alleingang schnell an die eigenen Grenzen führen können. Die Gefahren auch auf den vermeintlich leichten Wegen sollten nicht unterschätzt werden.

Naja, Oben in den Bergen auf Hüttentour kann es passieren, das man nicht weiterkommt – wir saßen auch schon mal in der Brenta fest und es gab nach einem langen Doppelkopftag und Rotweinabend einen wunderschönen Morgen mit Bergen im Wolkenspiel – genial zum Fotografieren.

Ansonsten bleibt als gute Alternative: zum Gardasee fahren. Je nachdem, wie viele Pässe einen vom See auf ca. 70m Meereshöhe trennen dauert die Fahrt mit dem Auto in 1-2 Stunden. Und wenn man nicht auf Klettern, Segeln oder Baden eingestellt ist, kann man auch dort sehr interessante (Rino Pisetta) und überraschend ausgesetzte (Via dell’Amicizia) oder sehr schwere Klettersteige (Via attrezzata Guilio Segata) gehen. Da kommen auch schnell mal 1000 Höhenmeter und mehr auf einer Tagestour zusammen.Irgendwie gibt es immer zu viel Arbeit zur schönsten Reisezeit im Sommer. Um dennoch Felsen anzufassen und auf Bergen zu stehen zog es uns zu einer Jahreszeit in die Dolomiten, die eigentlich nicht als ideal für Klettersteigtouren anzusehen ist. Das gros der Hütten wie auch der Seilbahnen hatte den Sommerbetrieb schon eingestellt, was unsere Planung im Vorfeld etwas schwieriger machte. Aber der Wettergott hatte ein Einsehen und bis auf einen Schneeeinbruch am vorletzten Tag gab es fast nur Sonnenschein.

  • Reisezeit: eigentlich von Juni – September; wir waren Anfang Oktober unterwegs. Wenn die Sonne schien, war es T-Shirt-Wetter v.a. im Aufstieg, ansonsten war es für die Jahreszeit relativ warm. Kann natürlich von Jahr zu Jahr variieren 🙂
  • Anreise: mit dem PKW über den Brenner. Wenn man Maut sparen will, muss man 1-2 Stunden Fahrzeit mehr einrechnen. Auf der Rückfahrt von Innichen sind wir über den Tauerntunnel zurückgekommen.
  • Sprache: Ladinisch (rund ums Sella – und Grödnerjoch, im Fassa – und Gardertal), Italienisch und Deutsch.
  • Geld: Euro, in einigen Hütten ist auch Kartenzahlung möglich
  • Wetterschutzkleidung ist ein Muss, auch wenn es sonnig am morgen ist – u.U. wird wird sie im Rucksack durch die Gegend getragen.
  • Klettersteigset (Gurt, Set und Helm) und je nach Tour auch einen „geröllfesten“ Schuh
  • Notfallset
  • Stirnlampen (v.a., wenn man Klettersteige begehen will, die durch alte Kriegsstollen führen)
  • der Klassiker: Hüsslers Klettersteigführer Dolomiten: Alle Vie Ferrate zwischen Brixen und Belluno (2006)
  • Klettersteigführer Dolomiten – Südtirol – Gardasee: alle lohnenden Klettersteige in den Dolomiten, in Südtirol, am Gardasee und in der Brenta (gebundene Ausgabe 2009; gibt es in einer Neuauflage mit DVD von 2011)
  • Hüsler, Eugen: Wanderführer Dolomiten. Sexten. Hochpustertal (Kompass-Verlag 2010)
  • Hauleitner, Franz: Bergwanderungen in den Dolomiten 5. Sexten, Toblach, Prags (Rother Wanderführer 2009)

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