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Azoren – das portugiesische Archipel mitten im Atlantik

Azoren – das portugiesische Archipel mitten im Atlantik

Azoren – das portugiesische Archipel mitten im Atlantik

Meine Reise auf die portugiesischen Azoren sollte als geographisches Inselhopping ausgerichtet sein. Sieben der neun Inseln standen auf der Reiseroute. Letztendlich machten mir die Witterungsbedingungen einen Strich durch die Rechnung und forderten mir eine improvisierte Reiseroute ab.
Geplant war ein Besuch verschiedenster Insel aller drei Azorengruppen (Grupo Oriental, Grupo Central und Grupo Ocidental) im Frühjahr (Februar) 2011. Die Reisezeit gestaltet sich zwar nur semioptimal, bietet aber dennoch diverse Vorteile (siehe Kapitel Reisezeit). Von Lissabon ging es nach São Miguel, der sehenswertesten Insel der Azoren mit der Hauptstadt Ponta Delgada. Nach einer Besichtigung der UNESCO-Welterbe-Renaissancestadt Angra do Heroísmo auf Terceira ließ ich auf der kleinsten aller Inseln, Corvo, für wenige Tage die Seele baumeln. Vila Nova do Corvo, als kleinste Stadt Portugals mit nur 480 Einwohnern lässt erahnen, wie isoliert hier noch vor wenigen Jahren gelebt wurde. Über die Blumeninsel Flores ging es zurück zur Grupo Central, nach Faial, der Insel mit rezenter Vulkandynamik und herrlichem Blick auf den Pico. Der Pico als größter Berg Portugals zeigt sich zumeist im Winter mit weißer Haube und lässt sich nur mühsamen erzwingen. Über São Jorge und erneut São Miguel endete meine Reise in Lissabon.

Warum Portugal

Entgegen der Aussage, in Portugal würden solche Spanier leben, welche dem Spanischen nicht mächtig sind, zeigen sich die Portugiesen als selbstbewusstes, aufstrebendes Land, das sich vom großen Bruder Spanien in vielerlei Hinsicht unterscheidet. Nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur, Architektur und Historie zeigen eigene, von Spanien mehr oder weniger unabhängige Entstehungsgeschichten, die es wert sind, sich intensiv damit zu beschäftigen. Bedingt durch die subjektiv erlebten Kontroversen zu Spanien liegt seit Jahren meine Leidenschaft im kleinen Land am Atlantik. Etliche Reisen nach Kontinentalportugal boten einen Einblick in die Bio- und Geodiversität des Lands der Seefahrer. Die Städte Lissabon und Porto als große Zentren bieten ein enormes Angebot an touristischen Aktivitäten. Die unabhängige Inselgruppe der Azoren macht daher Neugierig auf ein anderes – dem Festlandseinfluss abgewandten – Portugal. Als Inseln zwischen Europa und Amerika vermitteln sie ein Gefühl der Ferne und Isoliertheit welches atemberaubend ist. Für jeden Natur- und Geologieliebhaber sind die Vulkaninseln, entstanden durch Hot Spots des Mittelatlantischen Rückens ein unvergessliches Reiseziel. Zur Blütezeit der Hortensien werden auch Botanikliebhaber voll auf ihre Kosten kommen.

Auf dem Gipfel des vereisten Picos (2351m) im Februar 2011Saftiges Grün soweit das Auge reichtHerrliche Kraterseen – Lagoa Azul

Was Sie schon immer über die AZOREN wissen wollten…

Die bereisten Inseln (São Miguel, Terceira, Corvo, Flores, Faial, Pico, São Jorge) und ihre Besonderheiten:
Die mit einer Bevölkerung von 244.780 Einwohnern (Stand 2008) besiedelten Azoren unterscheiden sich sowohl in ihrer Größe, klimatischen Bedingungen, Flora, Relief und geologischen Sehenswürdigkeiten.
Die Insel São Miguel vereint dabei alles Sehenswerte der neun Inselchen. Dort gibt es neben sehenswerten Kraterseen, heiße Naturschwimmbäder im Wald, eine nach Schwefel riechende vernebelte Stadt (Furnas) mit heißen Fumarolen und besonderen Traditionen, sowie Ananas-, Bananen und Europas einzige Teeplantagen.
Terceira hingegen trumpft mit Kultur und Geschichte auf. In den Städten Angra do Heroísmo und Praia da Vitória fühlt sich der Besucher wie verzaubert von den Prachtbauten welche durch den Einfluss der benachbart stationierten US Army-Soldaten einen amerikanischen Einfluss verspüren.
Corvo als kleinste Insel der Azoren hat nicht viel zu bieten außer absoluter Stille, Ruhe und einen unbeschreiblichen Krater am höchsten Punkt der Vulkaninsel, welcher aufgrund seiner Mächtigkeit eine Vermännlichung seiner Bezeichnung von Caldeira zu Caldeirão erlebte. Wer für wenige Tage dem Alltagstrubel entfliehen will und einfach nur die Natur und friedvolle Umgebung eines kleinen Dörfchens erleben möchte, der sollte Corvo nicht als Tagesziel mit dem Boot von Flores aus anfahren. Ein kleiner Aufenthalt lohnt sich allemal insbesondere zur Nebensaison.
Flores, die Insel mit der fragwürdig konstruierten Start- und Landebahn zeigt nicht nur einzigartige Fajãs, sondern besitzt gleichzeitig die westlichste Stadt Europas. Weitere Besonderheiten sind etwa die Anhäufung von Wasserfällen in Poço da Alagoinha und die Basaltsäulen am Rocha dos Bordões. Auf Faial fühlt man die Bedrohung der Naturgewalten hautnah. Das Erdbeben von 1998 sowie der Vulkanausbruch am Ponta dos Capelinhos von 1957 bis 1958 zeigen noch heute ihre Spuren. Insbesondere der verschüttete Leuchtturm am Ponta dos Capelinhos und die umgebene, aus dem Meer aufgetauchte Mondlandschaft bewirken eine mystische Atmosphäre. Horta als Inselzentrum ist meiner Einschätzung nach neben Ponta Delgada die aktivste und sehenswerteste Stadt. Der frische Wind der Stadt wird nicht zuletzt von den Atlantiküberquerern in ihren Segelbooten mitgebracht, die sich abends in der urigen Kneipe Peter Café Sport einfinden. Gleichzeitig gilt Faial als wichtige Lokalität der vergangenen Walfangindustrie, wobei Überreste in der alten Walfangfabrik besichtigt werden können. Faial bietet jedenfalls genug Sehenswertes um mehrere Tage auf der verhältnismäßig kleinen Insel zu verweilen.
Mit dem Schiff setzt man über nach Pico, der ovalen Insel mit gleichnamigem Vulkan, gleichzeitig höchstem Berg Portugals. Dieser liefert diverse Besonderheiten, welche weiter unten gesondert vorgestellt werden. Ebenfalls als Walfangzentrum an Wirtschaftswachstum erlangt, baute sich Pico ein zweites Standbein mit dem Anbau von Wein auf. Die durch mühsame Handarbeit aufgeschichteten Vulkansteinmauern dienen zum Schutz der Reben und sind verantwortlich für das Gedeihen des Getränks. Neben dem alles überragendem Pico gibt es auf der Insel zahlreiche Höhlen, von welchen nur einige eigenständig begehbar sind. Verschiedene Organisationen und Vereine bieten aber neben Pico-, Whalewatching- und Adventure-Touren auch Höhlentouren an (siehe Linkliste).
Die Überfahrt von Pico nach São Jorge kann ebenfalls per Fähre vollzogen werden. São Jorge ist die steilste und langgezogenste Insel der Azoren, die wie ein Walrücken aus dem Wasser ragt. Aufgrund des Reliefs ist die Insel in vielen Regionen schwer zugänglich und sehr weitläufig. Diverse Städte vermitteln erneut das besondere Azorengefühl und die Saudade (etwa Sehnsucht oder Fern-/Heimweh) Portugals.

Der Pico noch ohne weiße HaubeDer Touristen- und Seglermagnet auf Faial – die bemalte KaimauerPonta dos Capelinhos – die aufgetauchte Landzunge

Klima
Die Azoren zeichnen sich durch ein ganzjährig mildes Klima mit mittleren Tiefsttemperaturen von etwa 11°C im Februar aus. Die Wintermonate sind gleichzeitig die regenreichsten Monate. Baden ist in den Wintermonaten nur in den heißen Naturschwimmbädern (auf den Inseln aber auch im Meer) möglich. Zumindest im Februar sollte man auf regelmäßige Niederschläge und Winde gefasst sein. Diese können Probleme im Transport bewirken. So fallen beispielsweise häufig Flüge von Corvo nach Flores aus, da die Flugzeuge nicht landen können. Aus eigener Erfahrung liegt auch kein Verlass auf den Fährtransport innerhalb der Grupo Central. Aufgrund zu hoher Wellen können die Inseln über längere Zeit isoliert bleiben. Aus diesem Grund sollte man immer einen gewissen Zeitpuffer einbauen, sollte man kurz vor seinem Abflug die Insel noch einmal wechseln müssen. Im Winter und Frühjahr kann man als Tourist die Schönheit der Inseln in aller Seelenruhe genießen. Im Sommer ist das Archipel touristischer und hektischer.

Übernachten
In der Hauptstadt Ponta Delgada laden viele Hotelkomplexe zum All-inclusive-Urlaub ein. Angenehmer ist es allerdings, wenn man sich fernab von touristischen Zentren sein Domizil sucht. Verschiedenste Pensionen bieten Doppelzimmer für 30€+ an. Am besten einfach klingeln und fragen. Im Sommer bietet sich eine rechtzeitige Buchung sicherlich an. Zelten ist im Sommer ebenfalls an vielen Orten möglich. Auf Corvo etwa befindet sich ein schöner kostenloser Platz in unmittelbarer Nähe der Landebahn inkl. sanitärer Einrichtungen. Wildcampen ist auf den Azoren ansonsten sehr umstritten. In den Hauptstädten der Inseln gibt es immer nur eine Hand voll Hotels. Die Azoren stecken gerade noch in den Kinderschuhen des Massentourismus und sind – ausgenommen Ponta Delgada – noch nicht darauf eingestellt.

Von Insel zu Insel
Von Insel zu Insel gelangt man entweder per Flugzeug (SATA Airline) oder Fähre. Cargo Schiffe nehmen teilweise auch Passagiere mit (siehe dazu Literatur Bussmann 2010: 44f.). Die Fähren zwischen den Inseln Faial, Pico und São Jorge verkehren ganzjährig, zwischen den anderen Inseln nur im Sommer. Dabei bietet sich für junge Reisende v.a. der Erwerb eines Interjovem Pass an, der nach einmaliger Zahlung von 50€ jede Schifffahrt für nur 1€ ermöglicht. Andernfalls bleibt einem nur das Flugzeug. Man kann hierbei einen Azoren Air pass erwerben (nur bei internationalen Flügen), der durch ein Couponsystem eine bestimmte Anzahl freiwählbarer Flüge ermöglicht. Besser gestaltet sich die Buchung eines Multi-City-Tickets im Voraus, bei welchem man sich allerdings auf die grobe Reiseroute festlegen muss. In meinem Fall wurden die Flüge vorab in besagtem Ticket gebucht. Eine kurzfristige Verschiebung der Abflüge war jedoch sehr einfach und kostenlos an jedem SATA-Serviceschalter möglich. Man ist also nur bedingt an die Flugtermine gebunden. Meine Inselflüge (5 Stück) haben letztendlich 200 Euro gekostet.

Der höchste Berg Portugals (2351m) – Pico auf Pico
Der Pico ist ein Berg, der es in sich hat. Eine Abreise von Pico ohne den Gipfel bestiegen zu haben, lässt sicherlich in fast jedem Azorenreisenden ein unwohles Gefühl aufkommen. Allerdings ist der Berg – vor allem in der Nebensaison Winter und Frühjahr – nicht so einfach zu bestiegen wie anzunehmen wäre. Die „Technisierung“ durch die Bergwache in Form von pflichtmäßiger GPS-Sender-Verleihung an Touristen zeigt, wie gefährlich dieser Berg ist. Nachdem diverse Urlauber auf dem Berg verschwunden und ums Leben gekommen sind, ist ein individueller Aufstieg nur noch mit einem solchen Peilsender durchführbar. Dieser kann am Casa de Montanha, am Bergfuß gegen Zahlung der Bergsteuer ausgeliehen werden. Andernfalls ist nur eine Besteigung mit ausgebildetem Bergführer möglich. Dieser Gruppenaufstieg ist allerdings häufig mit Hektik und Strapazen verbunden, liefert aber auch einen wichtigen Einblick in die Geologie, Geographie und Flora der Insel und des Berges und dient sicherlich zur Kommunikation mit dem einheimischen Bergführer und den anderen Bergsteigern. Eine Besteigung im November, Dezember, Januar und Februar ist nahezu unrealistisch, zumal die Insel zu dieser Zeit menschenleer ist und alle Adventure-Organisationen geschlossen haben. Lediglich ein mir bekannter Bergführer traut sich auch auf den vereisten Berg (siehe Links). Allerdings ist dieser Anstieg mehr als gefährlich und anstrengend. Ein individueller Aufstieg auf den schneebedeckten Berg ist lebensgefährlich!!! Nur äußerst gut trainierte und trittsichere Abenteurer sollten sich auf eine solche geführte Wintertour einlassen. Obendrein wird man in einer solchen Saison nur selten mit einer wolkenfreien Sicht belohnt. Der Anstieg dient dabei also lediglich der eigenen Herausforderung. Für Individualisten zeigen diverse Reiseführer die Route auf den Berg. Erwähnenswert ist außerdem, dass es nur eine einzige Route gibt und das Abweichen vom Weg nicht gestattet ist, da der gesamte Berg als Naturschutzgebiet deklariert ist. Eine Übernachtung oder ein Aufstieg in der Nacht im Sommer ist sicher ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis. Auch hier bieten viele Organisationen ihre Dienste an – allerdings sollte man sich sicher sein, dass man im Vergleich zur Frühjahrstour nie alleine auf dem Gipfel stehen wird.

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