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Dicht am Wasser gebiked

Dicht am Wasser gebiked

Dicht am Wasser gebiked

Von Leipzig nach Barcelona – und das Rad soll unbedingt mit! Aber wie? Mit dem Flugzeug? Nein! Mit der Bahn? Zu umständlich! Mit dem Bus? Vielleicht. Warum nicht gleich einen Großteil der Strecke aus eigener Kraft mit dem Fahrrad zurücklegen?! Ich wollte einen Freund in Barcelona besuchen, der sein Erasmus-Jahr dort verbrachte. Dafür sollte sich Frankreich als Radfahrernation doch gut eignen? Der Plan war, Barcelona von Freiburg aus mit dem Rad zu erreichen. Eine Strecke von Rund 1500km, die ich in 11 Tagen zurücklegte, um mich dann in Barcelona von den Strapazen zu erholen.

Warum Deutschland/Spanien

Wie schon angedeutet, war die Fahrt ein Nebenprodukt eines eigentlich geplanten Besuches. Anfangs wollte ich wirklich nur so schnell wie möglich nach Barcelona kommen. Aber ganz gemäß dem Motto „der Weg ist das Ziel“, gestaltete sich die Fahrt mehr oder minder als Hauptattraktion und Frankreich bot so viele Facetten verschiedener Landschaften, dass es eigentlich wert wäre, auch Großbritannien, Amerika und Afrika über den zunächst naheliegenden Landweg zu bereisen. Dabei setzte ich auf eine Route, die hauptsächlich die Nähe zu Flüssen bewahrte, denn da wo Flüsse sind, geht es in der Regel nur seicht bergauf und -ab. Aus dem TV dürfte ja allseits bekannt sein, dass Frankreich auch ganz anders kann.

Ausblick auf Chateau ChalonCanal du MidiFluss Ceze als Canyon

Was Sie schon immer über die Tour nach BARCELONA wissen wollten…

Was sich bewährte
Mein Kettenfahrzeug war ein Hardtail-Mountainbike mit 26 x 1,50 All-Terrain-Bereifung (Schwalbe Marathon) eine gute Mischung mit ausreichender Geländegängigkeit und guten Rolleigenschaften. Für die Flexibilität als Alleinreisender zog ich vor, das Gepäck in einem bequemen Rucksack (55 + 10 l, wobei ich nie die volle Auslastung anstrebte) allzeit auf dem Rücken zu haben. Somit brauchte ich mir bei Einkäufen oder Sightseeing nie Gedanken über mein Hab und Gut zu machen, was bei der Mitnahme von Radtaschen der Fall gewesen wäre.
Einen weiteren Vorteil sah ich in einem besseren Handling abseits befestigter Straßen. Weiterhin empfiehlt es sich, schwere, aber notwendige Utensilien am Fahrrad anzubringen.
Mein Rahmentyp bot zudem nur Platz für einen Getränkehalter, sodass sich eine Satteltasche mit zusätzlichem Flaschenfach als nützlich herausstellte, in der ich gleichzeitig noch Werkzeug unterbrachte. Somit war das Gewicht gerecht verteilt, viel am Rad und weniger auf dem Rücken.

Grobe Planung
Nachdem die Idee stand, schaute ich auf die Karte, besonders Reliefbilder halfen mir bei der groben Planung. Von Freiburg über den Rhein, durchs Elsass, am Fluss Doub entlang ins Jura. Von dort weiter Richtung Lyon, wo es lange an der Rhône Richtung Süden ging. Von dort war es nicht mehr weit bis zur französischen Mittelmeerküste, die ich von Montpellier bis zur spanischen Grenze nicht mehr aus den Augen verlor. Außerdem sind die Ausläufer der Pyrenäen in Küstennähe überschaubar.
In Spanien angelangt ging es etwas landeinwärts, vorbei an Figueres und durch Girona um dann entlang der Costa Brava nach Barcelona zu gelangen. Im Detail schaute ich mir die Strecke mit googlemaps an, die ich im Vorab quasi abfuhr und dabei schon ein paar interessante Dinge sah, die ich mir unbedingt anschauen wollte. Ich legte mir einen Michelin-Atlas für Frankreich zu, kopierte die entsprechenden Seiten und markierte mir Weg und Ziele. Radkarten von jedem Abschnitt wären zu viel des Guten gewesen, den ganzen Atlas mitzunehmen war ebenfalls keine Option. Ich wusste, dass ich auf der einen Seite Strecke machen wollte, auf der anderen plante ich so, dass ein bis zwei Sehenswürdigkeiten das „Pausenprogramm“ füllten.
Da ich am Anfang recht straff plante, kam ich sehr zeitig „in Verzug“, den ich aber bald zu schätzen lernte. Im Elsass genoss ich die Idylle und den Eurovelo 6-Radweg (Radweg vom Atlantik zum Schwarzen Meer), auf dem ich einen kleinen Teil meiner Strecke zurücklegte. Man kommt auch in Besançon vorbei. Eine netten Stadt, über der rund 100m eine Zitadelle thront, die man sich auf jeden Fall anschauen sollte. Von dort aus bekommt man auch einen guten Eindruck über die Größe des Stadtkerns, durch den man ebenfalls schlendern sollte.

Ab ins Jura
Keine 20 km weiter hat man die Möglichkeit, den Rand des Jura zu erklimmen. Diese Region, bekannt für seinen vin jaune (gelber Wein) und leckeren Comté-Käse, ist ebenfalls ein Radfahrer-Paradies. Die Wege führen einen durch malerische Dörfer und vorbei an zahlreichen Weinbergen, was zu einem unvergesslichen Ereignis wird. Lohnenswert ist der Besuch der Saline Royale in Arc-et-Senans und etwas weiter südlich Château-Chalon, einem Dorf oberhalb der Weinberge wie aus dem Märchen.
Auf dem Weg nach Lyon kommt man vom Jura aus gesehen durch das Département Ain. Diese Landschaft zeichnet sich durch tausende kleine Seen aus, zwischen denen sich die Straßen winden. Touristisch ist diese Region mit Radwegen und einigen Golfplätzen gut erschlossen.

Durch Lyon weiter nach Süden
In Lyon verbrachte ich, gezwungen durch den Regen, etwas mehr Zeit. Ich nutze sie, um Radläden zu finden und mein Gefährt wieder auf Vordermann zu bringen. Bei besserem Wetter bietet aber Lyon einige schöne Ecken, die zum Verweilen einladen. Südlich von Lyon hat man im Rhônetal wunderbar ausgebaute Wege. Passende Radkarten fand ich im Touristenbüro im 25 km südlich liegenden Vienne.
Die Architektur änderte sich merklich und eine Vielzahl von Ruinen aus Zeiten des römischen Reiches prägten das Bild. Nicht allzu weit von Vienne entfernt, entschloss ich mich, auf der N7 weiter zu fahren, was im Prinzip einer Bundesstraße entspricht. Valence erreichte ich am Abend und daher hatte ich nicht viel von der Stadt, da ich lieber etwas außerhalb der Städte kampierte. Genauso wenig sah ich von der Nougatstadt Montélimar, weil ich sie an einem Sonntag erreichte. Zu gern hätte ich mir etwas Wegzehrung von dort gegönnt. Ich gab mich mit der Besichtigung der dortigen Festung zufrieden.
Nicht weit von Montélimar entfernt findet man zusätzlich einige andere Orte, die mir als Geheimtipps von einem Franzosen ans Herz gelegt wurden. Zum einen befindet sich dort die Pont-d’Arc, ein natürlich entstandener Brückenbogen. Ein weiteres Naturprodukt findet man im Dorf La Roque-sur-Cèze, eine natürlich entstandene Canyon-Landschaft in Miniaturformat, bei dem der Badespaß vorprogrammiert ist. Das Dorf selber ist dabei schon der erste Blickfang. Zum anderen bekommt man mit der Pont du Gard einen Eindruck über die architektonischen Leistungen aus der römischen Zeit. Eine beeindruckende Kulisse, vor der man baden und sich erholen kann

Basilica mit Baumblumenstrauß in LyonBesancon InnenstadtPont du GardTour Magne NimesLa Roque sur Ceze DorfEntlang des Doub

Das schöne Südfrankreich
Das 25 km entfernte Nîmes eignete sich hervorragend zum Erkunden auf dem Rad. Somit ist es ein leichtes vom zentral gelegenen Amphitheater oder dem Maison Carrée zu den Stadtmauern mit dem Tour Magne, einem Aussichtsturm zu gelangen. Die Jardins de la Fontaine bieten einige schattige Plätzchen, um sich vor den im Sommer starken Sonnenstrahlen zu schützen.
Dem gegenüber erschien Montpellier eher langweilig, daher erledigte ich dort nur das Nötigste und fuhr weiter zur Mittelmeerküste ins kleine Örtchen Mèze, wo ich badete und am Strand schlummerte. Einige tolle Plätze gab es auch um Béziers zu entdecken. Unter anderem gibt es den Hafen von Béziers, wo der Canal du Midi einmündet, der vorher über die Schleusentreppe von Fonserannes abgesenkt und über den Fluss Orb über eine Kanalbrücke geleitet wird. Der unbefestigte Radweg neben dem Kanal, der Toulouse mit dem Mittelmeer verbindet, sorgt für ein bisschen Fahrspaß zwischendurch. Von Béziers aus Richtung Toulouse schlängelt man sich im Schatten der Alleebäume landeinwärts und gelangt nach einer guten Stunde Fahrt zu den Ausgrabungsstätten des sogenannten Oppidum d’Ensérune. Quält man sich auf die Anhöhe, erhält man einen unvergesslichen Blick auf den Étang de Montady, eine trockengelegte Mittelmeerlagune und auf den Weg des Kanals bis hin zum Mittelmeer. Ein unbedingtes Muss, wenn man sich in dieser Ecke Frankreichs aufhält.
Ein weiterer Geheimtipp, den ich von einem Franzosen erhielt, lag wiederum nicht weit von dort etwas südlicher, der See l'Œil Doux (das süße Auge). Die geographische Besonderheit, wie mir berichtet wurde: ein kleiner Süßwassertümpel bei nur 1,5 km Entfernung zum salzigen Mittelmeer. Um diesen Ort zu erreichen, muss man ein wenig suchen (43°11'32"N, 3°11'12"E). Des weiteren sollte man sein Fahrrad gut unter Kontrolle haben, wenn man nicht absteigen möchte. Belohnt wird man aber mit süßem Badewasser und die Möglichkeit zum Klippenspringen, wenn man den Nervenkitzel liebt.

Die letzten Körner
Auf dem Weg zu den Pyrenäen kommt man durch allerhand Ferienorte wie Narbonne Plage, Leucate und Perpignan. Sandstrände so weit das Auge reicht. Hier sollte man sich nochmal ausruhen, bevor man an den Bergausläufern in direkter Küstennähe gut Höhenmeter macht. Wenn man aber einmal seinen Rhythmus gefunden hat, ist das wiederholte Hoch und Runter hinauf zu den Caps und wieder hinunter in die Küstenorte ein Genuss. Ab Portbou, der ersten spanischen Ortschaft, merkt man, dass man in einem anderen Land ist. Ich empfand, dass man in Frankreich als Radfahrer sehr verwöhnt wird, was Radwege und Flair angeht. Da ich in Spanien eine Abkürzung durch das Land Richtung Mittelmeer nahm, quälte ich mich über gut befahrene Bundesstraßen. Die Beschilderung war teilweise miserabel, sodass ich mich sogar auf die Autobahn verirrte, da ich die fließenden Übergänge nicht bemerkte.
Mein Zelt schlug ich das letzte mal außerhalb von Figueres auf. Am letzten, also 11. Tag, machte mir das Profil um Girona nochmal ordentlich zu schaffen. Viel Lust hatte ich zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr und ich überlegt, das letzte Stück mit der Bahn zu fahren, was kein Problem gewesen wäre. Ich entschied mich aber dagegen, durchquerte Girona und genoss die seichte Abfahrt zur Küste. Dort angekommen, beflügelte mich der Rückenwind und die Strandpromenaden, die sich gut zum Fahren eigneten, ein letztes Mal. Einen großen Teil der letzten Strecke fuhr ich allerdings auf der NII, ebenfalls eine Bundesstraße, die aber mit einem breiten Randstreifen ausgestattet sehr angenehm befahrbar war.
Die Silhouette von Barcelona ließ nicht lange auf sich warten, die letzten Mühen hatten sich gelohnt.

Fazit
Meine Bedenken vor der Reise waren, dass ich als alleiniger Reisender im Zelt nicht wirklich viel Widerstand leisten könnte. Mir wurde erzählt, dass oft LKWs und Wohnmobile auf Rastplätzen überfallen werden. Nach zwei Tagen in Frankreich gab es allerdings keinen Grund mehr für diese Art Sorge. Das Land und die hilfsbereiten Menschen, mit denen man gut ins Gespräch kommt, selbst wenn man wenig Französisch spricht, sind definitiv eine Reise wert. Diese Route eignet sich auch hervorragend für einen Roadtrip mit dem Auto, wenn man nicht unbedingt mit dem Rad fahren will. Zugegebenermaßen sind 11 Tage für knapp 1500 km und einer Vielzahl von Sehenswürdigkeiten ein volles Programm. Mit Begleitung lässt es sich aber auch sicher länger aushalten.

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