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Europe by bike 2012

Europe by bike 2012

Europe by bike 2012

Eine Reise sollte es also werden. Eine Reise ins zum Teil Ungewisse. Immerhin waren mir einige Ziele schon bekannt und die Art der Fortbewegung war eine der besten, die ich mir ausmalen konnte. Vor ein paar Jahren hatte ich die Idee, mit dem Fahrrad doch mal eine Tour zu machen. Jedoch nicht nur eine Tour, die mich durch Deutschland oder in den nächst gelegenem Ort führt, sondern eine große durch Europa. So plante ich eine grobe Strecke um Deutschland, bei der ich von zu Hause in Leipzig starte und auch hier wieder ankomme, nachdem ich 7 Länder durchfahren hatte. Dieser Plan wurde dann aus Zeitgründen nicht mehr durchführbar und musste geändert werden. Glücklicherweise war ich nicht auf eine bestimmte Strecke festgelegt und sehr flexibel. So kam es, dass ich mich dazu entschied den Westen Europas unsicher zu machen und von Amsterdam nach Rom zu radeln.

Warum Europa

Der Startpunkt Amsterdam wurde gewählt weil ich zum Einen noch nie da war und zum Anderen, weil wir schon im Vorfeld eine Woche in den Niederlanden verbrachten. Doch warum gerade Rom als Ziel? Ich hatte mir für meine Tour zwei Ziele gesetzt: 1) Ich wollte die Alpen überqueren und 2) wollte ich mir Venedig anschauen. Und so dachte ich mir, dass ich die letzten paar Hundert Kilometer auch noch nach Rom fahren kann. Ich war ja auch noch nie in Italien.

Heiße Quellen in ItalienFahrradtunnel in ItalienSonnenuntergang am Rhein

Was Sie schon immer über DIE TOUR durch EUROPA wissen wollten…

Vorbereitung:
Die eigentliche Route hatte ich im Vorfeld nur grob via Google Maps geplant. Ich hatte oft hin und her überlegt, wie ich es mit der Navigation mache und hatte mich dann bei garmin.de nach Fahrradnavigation erkundigt, doch wurde ich dann preislich abgeschreckt. Eine große Hilfe war auch der ADFC bei denen ich mich zunächst persönlich gemeldet und dann online eine Mitgliedskarte angefordert hatte. Papierkarten hatte ich von vorn herein abgelehnt, obwohl ich sie viel mehr mag, als die Technologie. Aber es wäre auf der Distanz zu viel, zu teuer und zu schwer geworden. Auch Reiseführer hatte ich kaum verwendet, da ich es aus Gewichtsgründen wieder nicht mitnehmen konnte. Auch vorweg hatte ich mir nur grob ein paar Dinge angesehen und mich dann nach kurzer Zeit dazu entschieden, mich überraschen zu lassen und mich spontan zu entscheiden, was ich sehen möchte. Zumal Touristeninformationen auch gute Broschüren und Karten haben, die man bekommen kann. Dies half mir z.B. extrem gut, als ich nach der Schweiz der Rhône nach Süden folgte. Eine Information hatte mir sehr detaillierte Karten entlang des Flusses bis zum Mittelmeer geben können. Ich war schwer beeindruckt. Ansonsten hatte ich mich online nur noch nach Radwegen erkundigt. Über die Niederlande hatte ich mir ja sowieso keine Gedanken gemacht, immerhin gilt es als DAS Radfahrland und es wurde mir auch als solches bestätigt mit tollen Ausschilderungen und Radwegen. In der Schweiz war die Seite veloland.ch die wohl beste der ganzen Tour. Absolut einen Blick wert, wenn man sich in der Region aufhalten will. Und auf rad-forum.de gab es auch grandiose Diskussionen über Radwege in ganz Europa, welche mir sehr geholfen haben.

Was gehörte noch zur Vorbereitung?
Selbstverständlich musste mein Rad erst mal wieder aufgemotzt werden. Für Touren war es als Trekkingrad natürlich perfekt geeignet, doch hatte ich weder Gepäckträger, noch Taschen noch waren meine Reifen dafür geeignet. So musste ich erst einmal eine ganze Menge in die Neuanschaffung von Fahrradteilen investieren, doch das war zum Teil auch eine Investition fürs Leben, da die Taschen und Gepäckträger über viele Jahre halten, wenn man sich darum kümmert. Wichtig für mich war sonst natürlich noch, dass ich mich selbst verpflegen und unabhängig sein konnte. Das heißt, ich brauchte auf jeden Fall Zelt, Schlafsack und Kochzeug. Außerdem hatte ich noch ein kleines Solarladegerät für mein Handy, welches ich im Endeffekt als GPS nutzte. Somit war auch klar, dass ich mich sehr auf das Gewicht konzentrieren musste. Nicht zu viel mitnehmen, aber auch nicht zu wenig. Immerhin muss man ja auch an das Wetter denken. Also Regenjacke, Regenhose und Gamaschen waren notwendig. Abgesehen davon war es natürlich undenkbar für mich, meine Kamera zu Hause zu lassen. Diese war dann zwar schon wieder etwas schwerer, aber es hat sich gelohnt. Und damit ich zwischenzeitlich oder abends keine bösen Überraschungen erlebte, musste natürlich auch alles wasserfest sein. Dafür sind die Fahrradtaschen von Ortlieb und Vaude natürlich bestens geeignet. Finanziell war es auch kaum ein Problem, da bis auf die Schweiz alle Länder der EU angehören. Ich hatte mich im Vorfeld noch bei meiner Bank nach Partnerbanken in den Ländern erkundigt, sodass ich keine extra Ausgaben beim Abheben hatte. War überhaupt kein Problem. Selbstverständlich musste man im Vorfeld etwas planen, da einige Unkosten auf Einen zukommen würden, aber wenn man das realistisch kalkuliert sollte man eigentlich gut zurecht kommen. Vorteilhaft erwies sich auch mein vorangegangener 2-jähriger Australienaufenthalt, da ich somit Englisch als Sprache vorzeigen konnte. Zusätzlich hatte ich schulisch auch in Französisch ein paar Kenntnisse, welche ich nutzen konnte. Es war auch allgemein kein Problem, obwohl man sagen muss, dass in Italien nicht sehr viele Menschen Englisch sprechen, von Deutsch oder Französisch ganz zu schweigen. Und ich konnte kein Wort Italienisch. Doch hatte ich mir sehr viel Mühe gegeben und Bruchstückhaft konnte man sich dann mit Englisch und Händen und Füßen verständigen. Es war an sich sehr amüsant. Und Italiener mögen eine ausdrucksvolle Gestik sowieso.

So ging es also los am 26.Mai…
Mitten im Sommer, zur besten Touristenzeit. Natürlich war mir dies alles bewusst und die Autos würden für mich wohl einen Alptraum darstellen, aber es ging für mich eben nicht anders. Mein Rad wurde vor dem Urlaub in das Auto gepackt und wir (ich und mein Rad) wurden dann etwas außerhalb von Amsterdam von meinen Eltern rausgeworfen. So fuhr ich nach Süden und sie wieder nach Hause Richtung Osten. Neun Wochen des Radelns standen bevor. Eine solche Tour hatte ich noch nie gemacht und mit dem Rad sowieso nicht. Doch ich war zuversichtlich, da ich auch zu Hause sehr oft und regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs bin. Auch das allein reisen störte mich weniger, da man sich seine Tage selbst gut gestalten konnte und unabhängig ist.

Das erste Land hieß also Niederlande…
Selbstredend ist allen bekannt, dass die Niederlande das Fahrradland schlechthin darstellt. Dementsprechend gut waren auch die Radwege und die Infrastruktur und Beschilderung ausgebaut. Mein GPS musste ich nur gelegentlich nutzen und auch landschaftlich war es sehr ansprechend.

Belgien…
Doch leider ist die Niederlande nicht sehr groß und so war ich bereits nach ein paar Tagen in Belgien, in dem die erste Hürde auf mich warten sollte. Zum Einen war hier bereits Ende mit all den super Radwegen und auch meine Motivation hatte ihren ersten Tiefpunkt erreicht und die Zweifel kamen auf, ob ich es wirklich schaffen kann und auch will. Doch ich blieb hartnäckig und musste auch zeitweise mit lärmenden Autos auf Nationalstraßen zurechtkommen, von denen ich mich dann jedoch bald verabschieden musste und auf kleinere, längere und vor allem hügeligere Nebenstraßen durch die Ardennen ausweichen. Berge stören mich ja nicht, so dachte ich, doch mit 4 Seitentaschen, einer Lenkertasche und einer weiteren kleinen für Reparaturzeug ist das Rad dann doch deutlich schwerer als man es gewöhnt ist.

Das Ziel ist erreicht!Speziell für Radfahrer in FrankreichMein Fahrrad an der Westküste Italiens

Luxemburg…
Bald kam ich dann aber doch in Luxemburg an, wo ich einen Tag Pause eingeplant hatte, um mir die Stadt anzusehen. Luxemburg war auch in zwei Tagen durchfahren. War fast schon niedlich und auch einen Teil der Tour de Luxembourg habe ich mitbekommen, was sehr spannend war.

Frankreich…
So fand ich mich nach einer guten Woche bereits in Land Nummer vier, Frankreich, wieder. Endlich das Land, worauf ich mich mit am meisten gefreut hatte. Schöne Landschaften, gutes Wetter, gutes Essen, Bäckereien und Crépes warteten auf mich und ich flog ihnen quasi entgegen. Insbesondere im Elsass wurde ich nicht enttäuscht und auch die Landschaft war absolut atemberaubend. Zumal auch das Wetter mitspielte.

Schweiz…
Nächster Halt – Basel, Schweiz. Darauf hatte ich mich schon lange vor Antritt der Tour gefreut. Die Schweiz mit ihren tollen Landschaften. Und ich wurde nicht enttäuscht. Weite Felder, schönes Wetter und immer im Blick die Alpen im Süden. So trug mich mein Rad von Basel über Zürich, zurück nach Bern und schließlich nach Genf von wo aus ich bereits einen Teil Italiens mittels des Mont Blanc sehen konnte. Hier hatte ich auch den letzten Regentag der Tour.

Und wieder Frankreich…
Von Genf aus ging es wieder nach Frankreich, immer entlang der Rhône nach Lyon und nach Süden ins schöne Avignon. Südfrankreich ist wirklich ein Erlebnis und besonders die Côte d’Azur war ein echter Traum. Immer eine schöne Meeresbrise frischte die nunmehr anhaltenden 35° etwas auf. Allerdings musste ich von nun an auf Radwege verzichten und mich der Straße mit den vielen Autos und Touristen widmen, was aber schlimmer klingt als es dann eigentlich war. So umging ich mehr oder weniger die Alpen und musste trotzdem mit ständigen Auf-und-Abs kämpfen.

Italien…
So gelang ich nach etwas mehr als einem Monat schließlich in das letzte Land meiner Reise: Italien. Dies war für mich eine komplett neue Erfahrung, da ich selbst noch nie in diesem Land war und kein Wort der Sprache kannte. Aber man kommt trotzdem recht gut durch. Interessant war auch, dass genau am Tag bevor ich Italien betrat das Fußballspiel Deutschland gegen Italien stattfand und ich nicht wusste, auf wen ich halten sollte, aber es ist alles gut gegangen. Zumindest für meine Reise. So musste ich von der Ligurischen Küste auf die andere Seite des Landes über die Ardennen und dann durch die Poebene nach Venedig. Ein „Abstecher“, der sich absolut gelohnt hat.
Venedig ist eine magische Stadt und absolut sehenswert. Sie blieb mir von allen bereisten Orten wohl am meisten im Gedächtnis. Nun wurde es langsam Zeit meine letzten Wochen und Streckenabschnitte zu planen. Ich stellte auch fest, dass ich an sich zu schnell war und entschied daher, statt nun direkt nach Rom zu fahren, noch einmal komplett an die Westküste zu radeln und mir Pisa anzusehen. Das hieß also wieder einmal über die Ardennen und danach Richtung Süden durch die Toskana. Ein echtes Schauspiel, was sich mir bot. Nur leider war es mittlerweile so heiß geworden, dass ich bis Mittag schon 5 Liter Wasser getrunken hatte und auch an einem Tag kurz vor einem Hitzschlag stand. Es war also nicht nur ein Genuss. Kurz vor Rom bemerkte ich dann, dass ich 10 Tage zu früh dran war. Immerhin hatte ich mein Zugticket ja schon zu Hause festgesetzt auf ein bestimmtes Datum.

Was macht man dann also?
10 Tage in Rom zu verbringen ist ja wirklich nicht die wahre Freude. So entschied ich mich kurzerhand noch etwas weiter zu radeln und fand mich in Napoli, dem Vesuv und Pompeii wieder. Wahrlich beeindruckende Gegend! Auch die kulturellen Unterschiede, welche sich einem boten, wenn man das Italien nördlich und südlich von Rom vergleicht, waren beeindruckend. Auch Italiener selbst sprechen hier von zwei verschiedenen Ländern. 5 Tage vor meiner Heimreise machte ich mich nun doch auf nach Rom und verbrachte dort noch 3 schöne und vor allem heiße Tage mit Entspannung und kurzen Stadttouren.

In Summe…
Insgesamt durchreiste ich 6 Länder in 9 Wochen und radelte 4382,11km in 217 Stunden. Exklusive der weiteren Kilometer, welche ich für Stadtbesichtigungen oder zum Einkaufen oder Ähnliches benötigte. Alles in allem eine sehr anstrengende, doch extrem lohnende Reise. Die nächste Tour ruft schon. Dieses Mal um die Ostsee.

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