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Interview mit Dr. Olaf Rieck zum neuen Vortrag ‚Grenzen erfahren‘

Interview mit Dr. Olaf Rieck zum neuen Vortrag 'Grenzen erfahren'

Draußen ist es zeitig dunkel, die großen Säle für Vorträge sind gebucht, Plakate hängen aus – ganz klar, die aktuelle Vortragssaison für AbenteurerInnen ist in vollem Gange! Unsere lokale Größe Dr. Olaf Rieck ist mit seinem Vortrag zur letzten Expedition an den Hidden Peak (8080m) in Pakistan unterwegs. Im Sommer 2012 ging es an den entlegenen Weltberg im Karakorum, nur zu Zweit, zu den widrigsten Wetterbedingungen…

Wir durften Dr. Olaf Rieck vor seinen zwei Vorträgen am 19. Januar (18 und 20:30 Uhr) im Panometer hier in Leipzig sprechen und ein paar Fragen zur vergangenen Expedition stellen. Im Trailer dazu gibt es bereits fantastische Einblicke in die 8wöchige, mal atemberaubende, mal nervenzerreißende, mal deprimierende, mal euphorische Zeit am Hidden Peak .

Frage: Olaf, die glückliche und gesunde Heimkehr vom Berg liegt nun knapp 5 Monate zurück. Mit diesem Abstand betrachtet, welches der sicher unzähligen einmaligen Erlebnisse bleibt Dir am stärksten im Gedächtnis?

Antwort: Es gibt eine Schlüsselpassage am Hidden Peak und zwar das knapp 600 m lange Japaner Couloir.  Wir bekamen enormen Respekt vor dieser Rinne, weil alle anderen Hidden Peak-Aspiranten in dieser Saison vor ihr kapituliert hatten. Der Tag, an dem wir diese Rinne geklettert sind und versichert haben, wird mir am stärksten in Erinnerung bleiben. Ich hab mich selten in meinem Leben so stark und vor allem so  lebendig gefühlt.

Frage: Die Entscheidung zu Zweit an den Berg zu gehen, war keine freiwillige. Wie betrachtest Du rückblickend diese Tatsache? Im ersten Interview mit uns sprachst du von den Vor- und Nachteilen. Haben diese sich am Hidden Peak so dargestellt?

Antwort: Ja, meine Erwartungen diesbezüglich haben sich bestätigt. Es war tatsächlich nicht ungefährlich auf dem Weg bis zum Lager 2. Unzählige Spalten bergen ein hohes Risiko für eine Zweierseilschaft am Hidden Peak. Doch mit Erfahrung und großer Vorsicht haben wir versucht, die Gefahren in Grenzen zu halten. Die Vorteile, mit nur einem starken und hoch motivierten Freund auf dieser anspruchsvollen Route unterwegs sein zu können, haben die Nachteile bei weitem überwogen. Falls ich die Gelegenheit bekomme, noch einmal zum Hidden Peak zurückkehren zu können, wird wieder Christoph Descher mein einziger Partner sein.

Frage:  ‚Niederlage‘ – dieses zunächst niederschmetternde Urteil kam Dir sicher viel zu oft zu Ohren. Ein Leser deiner Homepage bedankte sich aber ausdrücklich für die offene und schonungslose Darstellung des Scheiterns am Berg. Er wünscht  sich, dass du noch mehr lehrst, dass nicht nur der Gipfel das Wichtigste ist. Ist dies auch dein Wunsch beim Zuhörer, dass er nach der Veranstaltung herauskommt und mit manchem gelassener umgeht?

Antwort: Ehrlich gesagt, habe ich beim Schreiben dieses neuen Vortrages keine Sekunde an eine Botschaft für die Zuhörer gedacht. Ich wollte die Leute vielmehr an diesem Unternehmen teilhaben lassen und ihnen ermöglichen, hinter die Kulissen zu schauen. Ich möchte in meinen Präsentationen immer möglichst authentisch und zugleich emotional sein. Wie sollte ich mich sonst von den Hochglanzprodukten in Kino und Fernsehen abheben? Die Leute kommen in meine Vorträge, weil sie Echtheit erwarten und gut unterhalten werden wollen am besten mit großartigen Bildern. Das war mein Anspruch an diesen Vortrag.

Frage: Wie gelingt es Dir selbst, mit dem nicht Erreichen eines hochgesteckten Zieles umzugehen? Was hilft Dir dabei?

Antwort: Das gelingt mir ziemlich schlecht. Ein moderner Personalentwickler würde wohl von einem meiner „Lernfelder“ sprechen. Das einzige, was mir helfen kann, bin ich selbst. Ich bin mir selbst mein schärfster Richter. Wenn der ein mildes Urteil über mich spricht, dann hilft das ein bisschen. Er muss mir bescheinigen, dass ich alles getan habe, was möglich war. Nur das kann ein wenig trösten.

Frage: Was ist trotz Tristesse bei der Menüwahl am Berg Dein liebster Snack, dein köstlichstes Mittagsmahl, die kraftbringendste Frühstücksportion und das wohlschmeckendste Getränk?

Antwort: Was die Hauptmahlzeit am Berg anbelangt, so bin ich ein Fan vom Serbischen Reistopf und Paella der Firma Reiter. Wenn mir das Frühstück schmecken soll, dann muss Brot dabei sein. Aber Mousse au Chocolate oder neuerdings die Caramel-Amaretto-Creme tut es morgens auch, wenn es schnell gehen soll. Denn Brot, Käse oder Wurst sind oft eingefroren und müssen mühsam aufgetaut werden. Und beim Getränk hab ich mit der Blaubeersuppe von Trek´n Eat einen ziemlich eindeutigen Favoriten.

Frage: Gibt es nach jeder Tour ein spezielles ‚Erholungsprogramm‘ für Körper und Geist? Was tust Du, um körperlich so fit zu bleiben?

Antworten: Eigentlich nicht, im Gegenteil. Nach ausgedehnten Expeditionen ist man körperlich in einem ziemlich schlechten Zustand. Es ist jedes Mal sehr frustrierend, seinen Trainingszustand vor und nach einer monatelangen Hochgebirgsexpedition zu vergleichen. Die Höhe zehrt einen auf. Meist geht es also unmittelbar nach einer Expedition mit dem Training wieder los. Bei mir ist es vor allem Radfahren und Inlineskaten, mit denen ich mich fit zu halten versuche. Und falls es doch so was gibt wie ein Erholungsprogramm, dann besteht das hauptsächlich darin, nach Herzenslust zu essen.

Ein herzliches ‚Danke’ an dich Olaf, dass du dir für uns Zeit genommen hast!

Wir werden allen Interessierten weiter auf unserer Seite Einblicke in die geplante Baruntse-Expedition diesen Jahres geben.

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