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Ein Ufo in Sachsen hat nichts mit Außerirdischen zu tun…

Ein Ufo in Sachsen hat nichts mit Außerirdischen zu tun...

…sondern steht für ein neues, sogenanntes ‚behelfsmäßiges Sicherungsgerät‘, das gerade jetzt wieder in Sachsen verstärkt in den Fokus gerückt worden ist. Es ist ein Klemmgerät, welches bevorzugt in Rissen eingesetzt wird, ähnlich einem traditionellen Klemmkeil. Letzterer ist in Sachsen verboten.  Nach langen, sehr kontrovers geführten Diskussionen, begonnen nicht erst seit der Sitzung der AG Felsklettern im Januar 2013, wurde auf einer Sitzung des Vorstandes des SBB (Sächsischer Bergsteigerbund e.V.) am 06.05.2013 eine Änderung der Kletterregeln vorgenommen.

Diese Entscheidung hat die in der Öffentlichkeit geführte Diskussion keineswegs zum Ausklingen gebracht. Kommende Woche wird nun auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung darüber endgültig entschieden werden müssen, wobei ich nicht davon ausgehe, dass die Diskussion danach beendet sein wird – zu konträr sind die Denkansätze.

Doch worum dreht sich eigentlich die Diskussion? – eine Frage, die sich vor allem Nichtsachsen stellen.

In den Regeln für das Klettern im Elbsandsteingebirge stehen viele Verbote, wobei eher immer von freiwillig auferlegten Geboten, also von selbstaufgelegten Beschränkungen die Rede ist. Gern wird sich in dem Zusammengang darauf berufen, dass die freiwillige Beschränkung auf dem Vertrauen auf  das eigene Können am Fels und auf dem Einsehen und dem daraus resultierenden Verständnis beruht, dass dieses Beschränken dem Erhalt der Natur dient, damit wir und nachfolgende Generationen unser Klettern im Sandstein auch noch weiter (er)leben können.

Unter dem Punkt 2.2. ist im Regelwerk  (Stand 2009) zum  Sächsischen Klettern der Einsatz von Sicherungs- und Hilfsmitteln festgeschrieben worden. Unter anderem heißt es dort:  ‚Die Verwendung von Klemmkeilen und -geräten jeder Art ist verboten‘. Und weiter im Text: ‚Jede vorsätzliche oder grob fahrlässige Veränderung der festen Felsoberfläche, die eine Besteigung ermöglicht, erleichtert oder erschwert, ist verboten.‘

Da man davon ausgeht, dass es durch den Einsatz von Klemmgeräten (Klemmkeile, Friends, Hexen etc.) zu einem Abrieb des weichen Sandsteins kommen kann, wurden alle künstlichen Klemmgeräte per se verboten. Schlingenmaterial, also textile ‚Klemmstrukturen‘ in Form von Rissschlingen (von einfachen Achterknoten bis hin zu großen ‚Affenköpfen und Kinderfäusten‘) sind erlaubt. Der Sächsische Kletterer steigt tradionell mit (s)einem Schlingensatz in die Wege ein – versucht dabei im Vorfeld abzuschätzen, welches Schlingenmaterial er für die geplante Route benötigt.

Nun gibt es also die neuen textilen Sicherungsgeräte, die speziell für den Einsatz im Sandstein entwickelt worden sind. Dieses ‚UFOs‘ bestehen komplett aus Schlingenmaterial und entsprechen damit – von ihrer Materialstruktur her – den sächsischen Kletterregeln. Das Funktionsprinzip ähnelt aber dem eines Klemmkeils – damit ist der Einsatz der Ufos in Sachsen verboten. Und nun?

Sicher schwingt bei den ganzen Diskussionen auch eine Art von Angst und Skepsis mit, ob mit dem Öffnen der Regeln nicht ein Präzedenzfall geschaffen wird. Denn wer weiß schon heute, welche Materialien morgen entwickelt werden und welche Regeländerungen dann darauffolgend weiter anstehen und entschieden werden müssen.

Auf ihrer Sitzung im Mai stellte sich der Vorstand all den Argumenten und beschloss, die neuen textilen Klemmgeräte für das Klettern zu erlauben. Allderdings mit einer Einschränkung: Sportlich ‚unfair‘ wird es in den Augen des Vorstandes, da man an einem Ufo im Riss sitzend auch ausruhen könnte. Allein diese Möglichkeit des Erholens führte im Endeffekt zu der Regeländerung, dass die Geräte zugelassen sind, aber eine Begehung mit deren Hilfe als sportlich minderwertig anzusehen ist. Das wiederum sehen einige SBB-Mitglieder anders – kann man den Wert einer Begehung / einer neuen Route wirklich am Einsatz der mobilen Sicherungsgeräte festmachen?

In Vorbereitung auf die außerordentliche Mitgliederversammlung (25.07.2013, 18 Uhr im Haus der Gewerkschaften, Schützenplatz 14) kann man auf den Seiten des SBB alle Vorschläge nachlesen und sich selbst eine Meinung bilden. Die Vorschläge von einer vollständigen Zulassung über eine Testphase bis hin zum kompletten Verbot der Ufo-Sicherungsgeräte zeigt, dass es wohl eine spannende, ergebnisoffene Diskussion geben wird. Dabei wird es sicherlich auch zu einer nicht nur in Sachsen sehr engagiert geführten Diskussion über das Klettern zwischen Tradition und Moderne kommen. Wir sind gespannt, wie es ausgehen wird, berichten darüber und hoffen, euch auch bald im tapir die Geräte vorstellen zu können.

update:

– am 06.05.2013 wurde die Änderung des Regelswerks beschlossen – den Wortlaut und Näheres dazu findet ihr hier auf den Seiten des SBB

– ein interessantes Interview zu den UFOs hat Uwe Daniel mit Jan Obročník geführt, der sich als einer der Ersten an den Bau von UFOs gewagt hat.

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