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HMS-Karabiner ist nicht gleich HMS-Karabiner

HMS-Karabiner ist nicht gleich HMS-Karabiner

Seit ein paar Jahren werden auf der OutDoor in Friedrichshafen regelmäßig neue Karabinerlösungen vorgestellt. Dabei immer im Fokus: ein Mehr an Sicherheit bzw. das Erhöhen der Sicherheitsreserve. Oder anders herum gesagt: Fehlerquellen, d.h. die Möglichkeit des menschlichen Versagens, sollen immer weiter minimiert werden. Zuletzt waren es Black Diamond und Skylotec mit ihren selbstverriegelnden Schließsystemen, die eine neue Ära im Bereich der Sicherungskarabiner einläuteten. In diesem Jahr bewies AustriAlpin, dass es noch immer komplett neue Ansätze bei der technischen Umsetzung von Karabinerverschlüssen geben kann. Ihr neuer Karabiner ist das wohl innovativste Produkt in diesem Jahr auf der Messe im Sicherungsbereich und wird schon heiß in den Foren diskutiert und vorgestellt. Wobei er in Friedrichshafen gut unter Glas unter Verschluss gehalten worden ist …

HMS-Karabiner haben eine lange Tradition und sind auch heute noch nicht aus dem Klettersport wegzudenken. Am Anfang der Entwicklung stand der einfache Schraubkarabiner, später kamen die Twistlock-Varianten hinzu. Letztere haben den Vorteil, dass sich beim Sichern der Schnapper nicht versehentlich durch die Arbeit mit dem Seil öffnen kann, wenn es über den Schnapper verläuft. Die nächste Entwicklungsstufe waren die HMS-Karabiner mit Selbstverriegelungsmechanismen. Und nun der neue Sicherunsgkarabiner Made in Austria.

Nomen est Omen – Fifty:Fifty steht für zwei gleichgroße Kammern. Beim Sicherungskarabiner aus der kleinen österreichischen Karabiner-Schmiede lässt sich mittels Feder der Öffnungsmechanismus leicht bedienen, wobei die beiden Kammern des Karabiners auch einzeln geöffnet werden können. Lässt man los, schließt der Federmechanismus automatisch. Ein versehentliches Öffnen durch Seilschuppern oder aktive Felsberührungen sollte damit der Vergangenheit angehören.

Neben dem, dass ein Verdrehen des Karabiners im Gurt beim Sichern und damit die Querbelastung verhindert wird, ergibt sich durch die Teilung des Karabiners in der Mitte ein weiterer Vorteil: Das Sicherungsgerät kann im Karabiner eingehängt bleiben, auch wenn beim Arbeiten mit Gruppen das Sichern übergeben wird. Man geht einfach aus dem Karabiner raus, so dass das Sicherungssystem also bei Bedarf einfach von Gurt zu Gurt weitergegeben werden. Auch beim Umhängen in Mehrseilenlängen-Routen spielt der Sicheungskarabiner seinen Vorteil dementsprechend aus.

Mit seinen technischen Werten, 90g Eigengewicht und Belastungswerten von 26/10/8kN (längs/quer/offen), reiht er sich problemlos in die Reihe der bereits erhältlichen Sicherungskarabiner ein. Wie bei allen neuen Produkten bedarf es auch bei ihm einer kurzen Eingewöhnungszeit, dann hat man das etwas andere Handling des Karabiners, der gleichermaßen für Rechts- als auch Linkshänder geeignet ist, schnell heraus. Im Gegensatz zu diversen Twistlock- und  Belay-Master Varianten kann man mit dem Fifty:Fifty auch sehr gut einhändig am Berg hantieren – wenn es z.B. um das Einrichten des Standplatzes bei einer Mehrseillängentour geht. Zudem kann er weit genug geöffent werden, so dass er  geeignet sein sollte für fast alle Sicherungsgerätearten, sei es der Smart, ATC, Mega Jul, Grigri oder vergleichbare Geräte.

Ob er sich gegen die bereits bekannten Karabiner wie den Black Diamond Gridlock Magnetron, den DMM Belay Master oder dem HMS Concept SG Spring Bar von Climbing Technology wirklich durchsetzen kann, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen, wobei sich die Liste der Karabiner mit Querbelastungsschutz (mittels Drahtbügel, geänderter Schnapperkonstruktion oder Kunstsstoffverriegelung) auch weiter fortsetzen ließe. Schließlich versuchen alle Hersteller, die Sicherheitsreserven ihrer Geräte weiter auszubauen. Spannend wird auch der Langzeittest: Dreck, Staub bis hin zu Schlamm können das Leben der Feder (vielleicht) erschweren. Oder was passiert im Winter mit dem Federmechanismus unter eisigen Bedingungen – wenn der Karabiner länger im Standplatz am Wasserfall gehangen hat…?

Doch wir sind guter Dinge, dass es keine Probleme geben wird, denn sicher ist, dass die Tüftler von AustriAlpin das sicherlich schon alles getestet haben – sie haben die Berge vor ihrer Tiroler Haustür.

PS: Für alle, die sich jetzt fragen, wofür die Abkürzung HMS steht: HalbMastwurfSicherung. Mittels Halbmastwurfsicherung wurde vor vielen Jahren bevorzugt gesichert, wobei man diese Technik auch heute noch beobachten kann. Die Karabiner hatten dafür eine speziellere Form und Größe, damit die beiden Seilsschlaufen störungsfrei im Karabiner gehändelt werden konnten und werden der Einfachhalt halber auch gleich so bezeichnet.

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