Dein Abenteuer beginnt hier!

Daunenschlafsäcke

Daunenschlafsäcke

Der Sommer ist da. Die Grillmenschen strömen in die Parks, die Partymenschen auf die Karli und die Outdoormenschen in den tapir. Für einen Winterfreund wie mich genau die richtige Zeit, sich wieder an meine geliebten Daunenschlafsäcke zu erinnern, die mich schon in vielen Situationen warmgehalten haben. Aber was macht Daune eigentlich zu so etwas Besonderem? Wir haben Hersteller-Seiten und Kataloge gewälzt und Lieferanten mit unseren Fragen gelöchert und für euch so einiges herausgefunden. Nicht nur um die Bauschkraft und um Kammern soll es hier gehen, sondern auch und vor allem um die Haltungsbedingungen von Gänsen und Enten – denn ohne diese wunderbaren Vögel hätten wir schließlich auch keine Daunenschlafsäcke. Also, hinein ins Schlafsacklager, schauen wir uns das mal näher an!

Dieses spannende und vielseitige Thema möchten wir möglichst von allen Seiten beleuchten, daher ist der Artikel recht ausführlich. Wer sich nur für bestimmte Aspekte interessiert oder selektives Lesen zu seinen Spezialitäten zählt, kann über das Kapitelmenü direkt zu den einzelnen Unterpunkten springen:

Daunen sind der zusätzliche Flaum, der bei vielen Vogelarten unterhalb des Federkleides wächst. Im Gegensatz zu Federn haben sie nur einen sehr kurzen bzw. gar keinen Kiel. Aus einer Art Zentrum heraus wachsen unzählige Filamente aus der Hornsubstanz Keratin. Durch Bewegung werden die Daunen negativ geladen und behalten somit den größtmöglichen Abstand zueinander. Die hierdurch entstehenden Luftpolster zwischen den einzelnen Filamenten dienen insbesondere Wasservögeln als hervorragende Isolation.

Loft ist etwas Ominöses, ein Begriff, der von Schlafsackverkäufern behende im Mund geführt wird, aber von dem man nie so genau weiß, was er eigentlich genau bedeutet. Frei übersetzt bedeutet Loft in etwa Bauschkraft oder Fillpower, aber Loft ist noch mehr: Loft ist auch die Art und Weise, wie sich ein Schlafsack anfühlt. Man könnte sagen: Loft ist ein Stück weit Gefühlssache.

Aber auch nur ein Stück weit, denn die Fillpower – sie gibt letztlich die Qualität der verwendeten Daune an – lässt sich auch messen. Einfach gesagt: Je höher die Zahl, desto höher die Qualität. Ab 600 cubic inch (Kubikzoll, kurz cuin) hält man schon einen ordentlichen Daunenschlafsack in den Händen, alles über 800 cuin ist exzellent. Es gibt auch einige wenige Modelle mit 900+ cuin auf dem Markt, allerdings sind diese wirklich selten und bewegen sich am Rande der Herstellbarkeit.

Die Fillower wird gemessen, indem zunächst ein Zylinder mit ~ 30g Daunen befüllt und mit einem Normgewicht von 100g für eine Dauer von 24 Stunden belastet wird. Danach dehnt sich die Daunenprobe wieder aus und es wird schließlich das Volumen bestimmt, das sich die Probe eigenständig wieder erreicht. Es wird in Kubikzoll bzw. cubic inch (cuin) angegeben – je größer das Volumen, desto höher und besser die Fillpower.

Die unterschiedlichen Daunenarten erreichen verschiedene Werte. Die zwei gebräuchlichsten sind Enten- und Gänsedaune.

Entendaune: gibt es bis zu einer Fillpower von ca. 600 cuin. Sie hat den Ruf, schlechter zu sein als Gänsedaune, was daran liegt, dass sie die loftigen Höhen von Gänsedaune einfach nicht erreichen kann. Nichtsdestotrotz steht 600er Entendaune der 600er Gänsedaune in nichts nach; der einzige Unterschied bei gleicher Fillpower liegt beim Preis – Gans ist teurer.

Gänsedaune: Gibt es bis zu 900+ cuin, bei Polarexpeditionen führt an ihr kein Weg vorbei.

Schlafsäcke von Top-Herstellern unterscheiden sich in der Fillpower bzw. im Loft ganz erheblich von Billig-Herstellern – das merkt man sogar schon beim Anfassen im Laden und noch mehr beim Probeliegen.

Neben der Fillpower wird bei Daunenschlafsäcken auch eine zweite Zahl angegeben, die das Verhältnis zwischen Daunen und Federn angibt: 90/10 steht z.B. für ein Mischverhältnis von 90% Daunen zu 10% Federn. Je mehr Daunen der Schlafsack beinhaltet, desto wärmer ist er. Billig-Herstellter versuchen an dieser Stelle gerne zu tricksen, indem sie mehr Federn hinzugeben, den Schlafsack aber dennoch als Daunenschlafsack verkaufen (und somit einen höheren Preis verlangen können). Theoretisch ist es zwar möglich, sämtliche Federn und Daunen in Luftstromkanälen voneinander zu trennen, jedoch ist dies extrem (wirklich extrem) aufwendig. Um einen Schlafsack herzustellen, der zu 100% aus Daune besteht, müssten die letzten kleinen Federchen per Hand ausgelesen werden, was den Rahmen der Herstellbarkeit sprengt (und auch kaum mehr Wärmegewinn bringt). Außerdem dient der Federanteil der Stabiliserung der fragilen Daunen. Ein Verhältnis von 90/10 oder gar 95/5 ist herrausragend.

Neben der hervorragenden Wärmeleistung ist Daune vor allem dafür bekannt, leicht und klein komprimierbar zu sein. Kunstfaserschlafsäcke können bei Gewicht und Volumen nicht mithalten, bei vergleichbarer Wärmeleistung kann ein Daunenschlafsack gut die Hälfte eines KuFa-Modells wiegen. Wieviel der Daunenschlafsack genau wiegt, hängt zum einen von der Fillpower ab, aber auch das Außenmaterial spielt eine wichtige Rolle: In Kombination mit einem schweren Gewebe büßt selbst die hochwertigste Daune den Gewichtsvorteil ein. Auch beim Volumen kann man gut ein bis zwei Drittel mit einem Daunenschlafsack sparen. Insgesamt lässt sich sagen, dass alle, die nach einem kleinen und leichten Schlafsack suchen, bei Daune an der richtigen Adresse sind.

Früher gab es keinerlei einheitlichen Vorgaben zum Bestimmen der Wärmeleistung eines Schlafsacks und auch heute noch existieren unterschiedliche Richtlinien. Zwei der bekanntesten sind die ASTM F1720 Norm aus den USA und die EN13537 Norm, die von der EU 2005 eingeführt wurde. Mit diesen Vorgaben soll gewährleistet werden, dass die Wärmeleistung gleich getestet sowie gekennzeichnet wird und so keine völlig abstrusen Werte wie früher mehr entstehen (wer erinnert sich nicht an die günstigen Schlafsäcke im Baumarkt, die angeblich bis zu -10 C° aushalten sollten?). Mittlerweile orientieren sich auch viele amerikanische Marken an der EU Norm. Die EN13537 Norm unterscheidet in drei Werte:

Komforttemperatur (Frauen): gibt die Temperatur an, bei der eine „Standard-Frau“ (160cm, 60 kg, 25 Jahre) gerade noch nicht friert. Frauen frösteln in der Regel schneller als Männer, aber auch hier gibt es Ausnahmen. Deshalb lohnt es sich immer, vor dem Kauf über das eigene Wärmeverhalten zu reflektieren. Bin ich eine Frostbeule oder eher nicht?

Limittemperatur (Männer): die Grenztemperatur, bei der ein „Standard-Mann“ (173cm, 70 kg, 25 Jahre) gerade noch nicht friert.

Extremtemperatur: der absolute Grenzwert für eine „Standard-Frau“ (160cm, 60 kg, 25 Jahre). Fallen die Temperaturen unter die Extremtemperatur, ist mit Unterkühlung und ernsten gesundheitlichen Schäden zu rechnen. Viele Hersteller geben die Extremtemperatur nur noch selten an, da sie in der Vergangenheit zu Misseinschätzungen geführt haben.

Auch wenn die USA und die EU gemeinsam eine Norm für die Temperaturangaben und Messverfahren eingeführt haben, gibt es eine Vielzahl weiterer Faktoren, die das Kälteempfinden in der Nacht beeinflussen. Dazu gehören z.B. Geschlecht, Erschöpfungsgrad, generelle körperliche Verfassung, Flüssigkeits- und Nährstoffhaushalt, Kleidung etc., aber auch die klimatischen Bedingungen wie Luftfeuchtigkeit, Windstärke usw. Daher ist es ausgesprochen nützlich, die bereitgestellten Werte zwar als Orientierung zu nutzen, aber auch diese weiteren Aspekte in seine Überlegungen miteinzubeziehen. Es ist in jedem Fall empfehlenswert, den Schlafsack in Bezug auf die Temperaturwerte nicht „auf Grenze“ zu kaufen, sondern lieber ein paar Grad Puffer einzuplanen, damit auch unter unerwarteten oder widrigen Bedingungen ein erholsamer Schlaf sichergestellt ist. Es gibt zwar Inletts, auch solche, die dezidiert auf eine Erhöhung des Temperaturbereiches verweisen, aber diese sollten nicht durchweg zum „Pimpen“ des Temperaturbereichs genutzt werden, sondern das eigentliche Anwendungsfeld bedienen: den Schutz des Schlafsacks und die Modifikation des Schlafklimas und -komforts durch die Materialwahl.

Es ist kein Geheimnis: Daunenschlafsäcke sind wesentlich nässeempfindlicher als Kunstfaserschlafsäcke und das ist einer, wenn nicht sogar DER entscheidende Nachteil von Daune. Sie kann ein Vielfaches des eigenen Gewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und verliert damit aber einen großen Teil ihrer Isolationsfähigkeit. Nasse Daunen verklumpen, verringern somit ihre Oberfläche und wärmen weniger. Wer in Gebiete reist, in denen der Schlafsack viel Nässe ausgesetzt sein wird bzw. die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist, sollte Kunstfaser in Erwägung ziehen. Wird ein Daunenschlafsack einmal nass, lohnt es sich, ihn möglichst schnell zu trocken, beispielsweise in der Mittagssonne des nächsten Tages.

Die Außenmaterialien variieren zwischen den einzelnen Herstellern sehr stark. Oftmals sind sie wasserabweisend aber nicht wasserdicht. So sind die Nähte zum Beispiel in der Regel nicht silikonisiert (außer etwa bei dem Waterbloc von Exped) und können somit nicht als wasserdicht bezeichnet werden. Manchmal sind Schlafsäcke mit einer dunkleren Außenfarbe (schwarz, dunkelblau) von Vorteil, da man diese etwas schneller trocknen kann, wenn sie nass geworden sind. Inzwischen werden vielfach ultraleichte Nylongewebe verbaut (etwa Pertex Quantum mit einem Gewicht von 30g/m²), damit das Gesamtgewicht des Schlafsacks gering gehalten werden kann. Trotz der geringen Stärke sind sie durch eingearbeitete Ripstop-Fäden sehr abriebfest und robust, sodass sie nicht wie ein rohes Ei behandelt werden müssen. Nur das Einklemmen im Reißverschluss sollte man lieber vermeiden…

In Daunenschlafsäcken kommen verschiedene Kammern zum Einsatz. Sie verhindern, dass die Daunen im Schlafsack hin- und her rutschen und sorgen somit für eine gleichmäßige Wärmeabdeckung des Körpers. Sie spielen daher bei der Konstruktion des Schlafsacks eine entscheidende Rolle.

  • Steppnaht (Baffles): Die einfachste Konstruktionsart. Die Daunen werden durch die einzelnen Kammern in ihrer Position gehalten. Innen- und Außenmaterial werden durch eine Naht miteinander verbunden, wodurch allerdings Kältebrücken entstehen können. Durch die recht flache Natur der Steppnaht-Kammern kann selbst hochqualitative Daune ihre Bauschkraft nicht völlig entfalten. Hinzu kommt, dass die Daune die Stellen unmittelbar neben den Nahteinsätzen nur sehr schwer erreichen kann, sprich: Dort ist die Isolierung nicht perfekt. Aufgrunddessen wird die Stepptechnik in der Regel nur bei Sommerschlafsäcken eingesetzt.
  • H-Kammer (Box Wall): H-Kammern umgehen die Kältebrücken, indem die Innen- und Außenwände durch Stege voneinander getrennt sind. Die Naht wird also nicht komplett durchgesteppt. Die Daune hat hier mehr Platz und kann ihr Loft mehr zum Einsatz bringen. Allerdings bringen die Stege selbst nur wenig Isolation mit sich, mehr Kammern wiederum bedeuten eine bessere Verteilung der Daune. Die Daune kann sich schon besser ausbreiten, kommt allerdings noch immer nicht so richtig in die Ecken. Sie kann an den senkrechten Stegen nicht gut halten, was immer noch ein wenig Wärmeverlust mit sich bringt.
  • Schräg-Kammer (Slant Box Wall): Bei der Schräg-Kammer bleibt die Daune dank der schrägen Stege besser fixiert, da sie an diesen besser zum Ruhen kommt. Außerdem kann sie bei dieser Konstruktionsart für eine bessere Wärmeleistung auch richtig schön in die Ecken rutschen.
  • V-Kammer (V-Tube): V-Kammern sind aufwendig und teuer herzustellen, sie bieten eine optimale Isolation und sind sehr widerstandsfähig. Man kann sie sich in etwa vorstellen wie sich gegenüberliegende Pizza-Stücke, bei denen das spitze Ende jeweils in die gegenüberliegende Richtung zeigt. Die V-Kammer ist hervorragend für tiefe Temperaturen geeignet und kommt oft bei Expeditionsschlafsäcken zum Einsatz. Durch die schräg liegenden und spitz zulaufenden Kammern verteilt sich die Daune optimal, zugleich wird sie sicher in ihrer Position gehalten. Der einzige Nachteil dieser Konstruktion ist das leicht erhöhte Gewicht, das durch die Menge der Stege zustande kommt.
  • Trapezkammer (Trapezoidal Box Wall): Ähnelt der V-Kammer und ist ebenfalls aufwenig herzustellen. Bei der Trapezkammer spart man im Vergleich zur V-Kammer etwas Gewicht, da die inneren Stege in einem größeren Winkel angenäht werden und somit weniger Material benötigt wird. Die Daune kann hier ebenfalls in die Ecken rutschen und sich frei verteilen.

Es gibt eine Menge kleiner Details, die beim Kauf eines Daunenschlafsacks eine Rolle spielen können (aber nicht müssen). Sie hier alle aufzuzählen wäre müßig, doch diese Details sind es manchmal, die den kleinen, aber feinen Unterschied machen. Angefangen beim Packsack – ist es ein einfacher Sack oder spendiert der Hersteller einen wasserdichten Aufbewahrungsbeutel? Eventuell gibt es einen umlaufender Reißverschluss, damit man den Schlafsack komplett öffnen und somit als vollwertige Decke nutzen kann. Einige HighLight Schlafsäcke haben eine zusätzliche Primaloft-Fütterung im Fußteil, da dieser beim Schlafen gern öfter mal nass wird, wenn er mit der vom Kondenswasser feuchten Innenwand des Zeltes in Berührung kommt. Viele Schlafsäcke gibt es außerdem in einer Left-Zip- und einer Right-Zip-Variante und sind somit potenziell koppelbar.

Je nach Anwendungsgebiet empfehlen sich auch verschiedene Schlafsackformen. Der am häufigsten verwendete und wohl auch bekannteste ist der Mumienschlafsack. Er ist enger geschnitten und lässt weniger Körperwärme entweichen. Für diejenigen, die gerne etwas mehr Beinfreiheit genießen und bei nicht allzu niedrigen Temperaturen unterwegs sind, ist ein Deckenschlafsack interessant. Einige Schlafsäcke haben auch eine Eiform, d.h. sie sind ovaler geschnitten. Sie bieten besonders viel Raum für Menschen, die etwas stämmiger gebaut sind oder diejenigen, die sich nachts gern und viel bewegen. Eiförmige Schlafsäcke gibt es zwar nicht wie Sand am Meer, doch die meisten Hersteller haben ein oder zwei Modelle mit diesem Schnitt im Angebot. Zum Beispiel die Comfort-Reihe von Exped oder der Western Mountaineering TerraLite.

Die Daune, die in Outdoor-Bekleidung und Schlafsäcken verwendet wird, stammt von Gänsen oder Enten, die für die Nahrungsindustrie geschlachtet werden. Regelmäßig taucht die Frage nach der genaueren Herkunft  der Daune auf – eine, wie ich finde, sehr gerechtfertigte und wichtige Frage. Mit dem stetig größer werdenden Umweltbewusstsein der Kunden bemüht sich die Outdoorbranche um mehr Transperenz, insbesondere in Deutschland (und weniger in Amerika…). Im Bereich der Daune tauchen insbesondere zwei Aspekte auf: das Rupfen noch lebender Tiere (sog. Lebendrupf) und Zwangsernährung (z.B. für Stopfleber). Im Folgenden haben wir für euch einige von den Firmen gemachte Aussagen bezüglich der Qualität und Herkunft ihrer Daunen zusammengetragen, damit Ihr euch euer eigenes Bild machen könnt:

Marmot: lehnt Lebendrupf und Zwangsernährung ab und verpflichtet seine Lieferanten, jährlich nachzuweisen, dass diese Praktiken nicht praktiziert werden

Deuter: arbeitet mit dem IDFL (International Down and Feather Testing Laboratory) zusammen, dem führenden Labor im Bereich Daunen & Federn. Dieses garantiert, dass die verwendeten Daunen nicht aus Lebendrupf oder der Leberherstellung stammen. Die Daune kommt aus China von Lieferanten, die durch die China Feather and Down Industrial Association verifiziert worden sind. Zudem kontrolliert Deuter regelmäßig die Farmen, von denen die Daunen stammen (zuletzt im April 2012). Deuter bemüht sich außerdem, generell möglichst wenige Tierprodukte in der Produktpalette zu verwenden (Daunenschlafsäcke stellen nur ca. 16% des Schlafsacksortiments dar).

Exped: verwendet ebenfalls keine Daunen, die von Farmen stammen, die Lebendrupf oder Zwangsernährung praktizieren. Auf der eigenen Webseite verurteilt Exped solcherlei Praktiken auf’s Schärfste. Außerdem arbeitet der Hersteller fest mit dem IDFB (International Down and Feather Board) zusammen.

Highlight: Die Schlafsäcke von Highlight werden komplett in der EU gefertigt. Die Daune stammt aus Polen, wo artgerechte Haltung zu den Standards gehört.

Western Mountaineering: Die verwendete Daune stammt ebenfalls aus Polen und wird dann in Deutschland in der Nähe von Frankfurt/Main weiterverarbeitet. Western Mountaineering macht unangekündigte Kontrollen, die letzte fand im Herbst 2013 statt. Beim Betrieb in Polen haben die Gänse viel Platz (inklusive See) und leben komplett draußen. Lebendrupf und Zwangsernährung werden nicht praktiziert, beim Rupfen wird gewartet, bis die Gänse komplett ausgewachsen sind.

Bei renomierten Herstellern wie etwa Western Mountaineering kann man sich darauf verlassen, dass die Tiere ein gutes Leben hatten, denn Daune kann nur dann eine wirklich hohe Bauschkraft bzw. Fillpower erreichen, wenn sie von ausgewachsenen (also nicht zu jung gerupften), wohl genährten und gesunden Gänsen und Enten stammt. In einem Wort: Ginge es dem Tier nicht gut, wäre auch die Daune schlecht, die Isolation im Eimer und für High-End-Schlafsäcke schlichtweg nicht zu gebrauchen.

Ein Daunenschlafsack fordert von seinem Besitzer ein höheres Maß an Pflege als ein Kunstfaserschlafsack. Im Gegenzug wird man – ähnlich wie bei einem guten Lederschuh – für gute Pflege mit einer langen Lebensdauer und Einsatzeffektivität belohnt. Ein essenziell wichtiger Bestandteil der Pflege ist die richtige
Lagerung des Schlafsacks. Daune sollte nie im mitgelieferten Packsack gelagert werden, denn dann werden die Daunen auf Dauer komprimiert und haben bei erneuter Nutzung des Schlafsacks Schwierigkeiten, sich wieder voll und ganz zu entfalten – was die Funktionalität erheblich beeinträchtigt. Auch die Lagerung in wasserdichten Säcken oder anderen von Luftzirkulation abgeschlossenen Räumen sollte vermieden werden. Stattdessen den Daunenschlafsack in den (oftmals im Lieferumfang enthaltenen) Aufbewahrungssack verstauen – da kann die Daune ihr Volumen und Loft behalten und ist bei Bedarf stets einsatzbereit. Wer den Platz hat, kann seine Daunenschlafsäcke auch kopfüber aufhängen, die dafür notwendigen Laschen sind bei den meisten Modellen vorhanden. Der Lagerunsort sollte trocken und keinen größeren Temperaturschwankungen ausgesetzt sein; feuchte Kellerräume oder von der Sonne stark erhitzte Dachgewölbe sind also nicht optimal.

Während der Tour den Schlafsack immer schön auslüften!

Neben der korrekten Lagerung spielt auch das Waschen des Daunenschlafsacks für dessen Performance eine wichtige Rolle. Allgemein ist die Daunen-Wäsche recht aufwendig – aber möglich! Man nehme seinen Schlafsack, gebe eine Handvoll Tennisbälle und etwas NIKWAX DOWN WASH hinzu und los geht’s (die Tennisbälle verhindern das übermäßige Verklumpen der Daune). Nach dem Waschgang und Trocknen (auch da können die Tennisbälle wieder mit rein) den Schlafsack mehrere Tage lang zum Trocknen hinlegen (nicht aufhängen) und immer wieder eigenhändig kräftig aus- und durchschütteln. Dieses Schütteln ist sehr wichtig, damit die Daunen sich in ihren einzelnen Kammern wieder auffalten und gleichmäßig verteilen.

Wer es etwas einfacher haben möchte, kann eine professionelle Wäsche nutzen (gibt’s auch hier im tapir!). Unser Service-Partner wäscht die Schlafsäcke in speziellen Industriewaschmaschinen, in denen sie sich voll und ganz entfalten können.

Wie bei Daunenjacken auch, kommt es manchmal vor, dass ein Daunenschlafsack Federn verliert. Dies ist jedoch kein Zeichen für ein minderwertiges Produkt, sondern ganz normal: Wie bereits erwähnt ist jeder Daunenmischung auch ein bestimmter Prozentsatz Federn beigemengt, deren scharfe Kiele durch die oft dünnen Schlafsackaußenmaterialien stechen können. Wenn so etwas passiert, die Feder nicht herausziehen (sonst wird nur das Loch größer!), sondern versuchen, wieder reinzustopfen (in den allermeisten Fällen steckt ein Teil der Feder noch im Schlafsack, mit ein bisschen Fingerspitzengefühl geht das also ganz gut). Auch wenn vereinzelte Federn aus dem Schlafsack austreten, so wird dies die Wärmeleistung nicht beeinflussen – die wärmenden Daunen bleiben drin.

Wenn ein Daunenschlafsack viel, oft und gern genutzt wird, lohnt es sich, auch ihn mit neuen Daunen befüllen zu lassen. Hierbei werden nicht alle Daunen ausgewechselt, sondern lediglich jene, die verklumpt sind und somit nicht mehr viel zur Wärmeleistung beisteuern. Hierin liegt ein weiterer Vorteil im Vergleich zu Kunstfasermodellen – denn wenn diese nicht mehr wärmen, muss ein komplett neuer Schlafack her. Man spart sich also ganz umweltfreunlich die Außenhülle. Neue Schlafsackfüllungen könnt ihr auch bei uns in Auftrag geben: Unser Service-Partner bei Berlin verfügt über Daunen in verschiedenen Qualitäten, ein frisch gewaschener und mit Daunen aufgefüllter Schlafsack ist wieder wie neu.

Abschließend sei erwähnt, dass es nicht möglich ist seinen 650 cuin Schlafsack mit 850 cuin Daune zu befüllen und diesen somit künstlich zu verbessern. Ein Schlafsack ist eine komplexe Konstruktion, bei der Kammerwahl, Außenmaterial etc. eine entscheidende Rolle spielen und in direkter Verbindung mit der ausgewählten Daune stehen. Eine 850 cuin Daune kann ihre herausragenden Eigenschaften mitunter in einer 650er Kammer nicht ausspielen (siehe oben).

Die Lebensdauer eines Daunenschlafsacks genau zu bestimmten, gestaltet sich schwierig, da viele Faktoren eine Rolle spielen: Wie wurde der Schlafsack gelagert, wie oft benutzt und wieviel Nässe ausgesetzt? Allgemein lässt sich allerdings sagen, dass ein regelmäßig benutzter und zugleich gut gepflegter Daunenschlafsack länger hält als ein vergleichbarer Kunstfaserschlafsack, da die Kunstfaser nach einiger Zeit kollabiert und in sich zusammenfällt. An einem gut gepflegten Daunenschlafsack kann man viele Jahre lang seine Freude haben, manche halten ein Leben lang. Die Angaben varrieren hier jedoch stark von Hersteller zu Hersteller. Da ein Daunenschlafsack länger als ein Kunstfaserschlafsack hält, sollte man sich also die Frage stellen, was sinnvoller ist: sich im Laufe der Jahre mehrere Kunstfasermodelle zuzulegen oder lieber einen einzigen Daunenschlafsack? Hier kann eine Menge Material gespart werden… Trotz der tierischen Materialien, die Daunenschlafsäcke für Vegetarier und Veganer zu einem schwierigen Thema machen (ähnlich wie bei Wanderschuhen), kann der gesamtökologische Fußabdruck bei entsprechend sorgsamer Behandlung ähnlich, vielleicht sogar geringer sein.

 

Daune ist für diejenigen gut geeignet, die gern Gewicht und Volumen sparen wollen und zugleich in nicht zu nassen Gebieten unterwegs sind oder selbst sicherstellen können, dass der Schlafsack nicht zu nass wird. Begibt man sich in extreme Tieftemperaturen, kommt man an einem Daunenschlafsack ebenfalls nicht vorbei. Allgemein ist ein Daunenschlafsack ein Ausrüstungsgegenstand, auf den man etwas mehr achten muss und der Liebe und Pflege braucht. Sucht man eher einen Schlafsack, um in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit zu touren, bei einem Kumpel zu übernachten oder auf Festivals zu gehen, ist die Kunstfaser praktischer.

So, das war ja eine Menge Text. Für all diejenigen, die gern sofort zum Fazit springen und all jene, die das oben Gesagte noch mal in kurzer Form zusammengefasst haben wollen, hier die Pros und Contras der Daune in der Zusammenfassung:

Vorteile von Daune im Schlafsackbereich:

+ leichter

+ kleines Volumen

+ angenehmes Schlafklima

+ bei guter Pflege längere Lebensdauer

Nachteile von Daune im Schlafsackbereich:

– teurer bei der Erstanschaffung

– Herkunft der Daune sollte vor Kauf kritisch betrachtet werden

– nässeempfindlich

Und noch ein letzter Tipp: Immer stopfen, nie rollen. 😉

Das könnte dich auch interessieren

Kommentar schreiben

Lesen: Daunenschlafsäcke

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Weiterschmökern

Testbericht: Echtes Komfortwunder – der Schlafsack Grüezi Bag Biopod DownWool Summer rockt

Rabanus  4. Oktober 2022

Testbericht: Mit dem Daunenschlafsack Pajak Core 550 unterwegs im Norden Perus

tapir Testteam 19. September 2022

Snacks aus dem Sortiment: Unser textiles Sommermenü

Fine 12. Mai 2023

Testbericht: Zukunftsweisend und stilsicher - das Virga Iso Jacket von Blue Loop Originals

Laurie  2. März 2023

Testbericht: Vaude CityGo Bike 23 – Rucksack oder Fahrradtasche? Na klar, beides!

Markus 11. Juni 2022