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Faszination Via Ferrata: Teil 1 – Ein Seil in der Wand macht noch lange keine Ferrata

Faszination Via Ferrata: Teil 1 – Ein Seil in der Wand macht noch lange keine Ferrata

– sondern findet sich vielleicht auch als Sentiero in den Karten und Beschreibungen wieder. Aber egal, wie man sie bezeichnet: Die Faszination der Eisenwege im Gebirge scheint ungebrochen. Die Alpenvereine sprechen davon, dass die Begehungszahlen von Klettersteigen immer weiter in die Höhe schnellen. Wer in den Ferien oder an Wochenenden auf den Klassikern unterwegs ist, wird es bei gutem Wetter am eigenen Leib erfahren. Auch die Rückrufaktionen von Klettersteigsets aus den vergangenen Jahren und die anhaltende Diskussion über das Sturz- und Verletzungsrisiko von Kindern und Jugendlichen haben zu keinem nennenswerten Einbruch geführt. Doch ein Drahtseil durch die Wand macht noch keinen Klettersteig, deshalb wollen wir zum Beginn der Tourensaison die unterschiedlichen Spielarten des Klettersteiggehens und die dazu notwendige Ausrüstung einmal näher beleuchten.

Das Klettersteiggehen, von Kletterern nicht nur in der Vergangenheit immer wieder belächelt, ist längst als eigene Spielform des Alpinismus anerkannt. Ohne dass man selbst extremer Kletterer ist, kann man steile Felswände und vor allem auch Berggipfel erklimmen. Die angelegten Steiganlagen versprechen somit einem großen Personenkreis grandiose Erlebnisse im alpinen Gelände. Und nicht nur dort!  Sieht man den Andrang an der Häntzschelstiege in der Sächsischen Schweiz v.a. am Wochenende, wird schnell deutlich, dass die angelegten Eisenwege längst auch die Mittelgebirge erreicht haben. Leider, und dafür sprechen dann auch die Rettungseinsätze, sind auch immer wieder Leute ohne oder nur mit geringen alpinen Kenntnissen auf den Wegen unterwegs. Die durchgehenden, teils sehr straff gespannten Drahtseile ‚gaukeln‘ eine Sicherheit vor, die trügerisch sein kann, wenn das Wetter umschlägt, der Blick weit in die Tiefe geht oder sich jemand konditionell überschätzt.

Um der anwachsenden Klettersteig-Community entsprechende Erlebnisse zu bieten, werden immer neue Anlagen erschlossen, über die in den Gemeinden vor Ort teils auch sehr heftig debattiert wird. Auch wenn sich die Alpenvereine über die wachsende Anzahl an Bergbegeisterten erfreuen: Den Trend der Neuerschließung von Klettersteiganlagen betrachten sie eher kritisch. Für Interessierte: Der DAV und der ÖAV haben dazu bereits 2007 ein gemeinsames Positionspapier (Kriterienkatalog) auf den Weg gebracht.

Das Begehen von Eisenwegen erfordert eine Klettersteigausrüstung, um für den Fall der Fälle einen Sturz abfangen oder sich vor Steinschlag schützen zu können:

Kletterhelm (Steinschlaghelm)
Sitzgurt oder Komplettgurt
Klettersteigset mit Bandfalldämpfer und zwei Klettersteigkarabinern (Y-Form)
– bei Bedarf Klettersteighandschuhe
– zusätzliche kurze “Rastschlinge” (bei sehr steilen und anstrengenden Klettersteigen)

Dazu kommt noch das entsprechende Schuhwerk (die Palette reicht vom Kletterschuh bis zum Hochtourenschuh – je nach Steiganlage) und die jahreszeitenabhängige Bekleidung. Natürlich gehört auch ein Rucksack dazu, der neben Essen und Getränk, Wetterschutz und Routeninformationen (Karte, Kompass, Beschreibung, GPS…) bei längeren Touren auch einen Notfallbiwaksack und immer ein Verbandspäckchen enthalten sollte – und in dem auch ein (kurzes) Seil Platz finden kann, wenn man mit Kindern oder absoluten Anfängern unterwegs ist oder für den Notfall gerüstet sein will.

Ursprünglich folgten Klettersteige einem logischen Weg durch eine Wand auf einen Gipfel hinauf. Für einige Anlagen wurden Kletterwege ,geopfert‘ und komplett versichert. Die Schwierigkeitsskala reichte von I bis V/ VI, analog zur Kletterschwierigkeit. In den Dolomiten kommen als Besonderheit noch alte Kriegssteige und Schmugglerpfade hinzu, die mit einem Seil versichert an verfallenen Gebäuderesten und Stellungen vorbei führen. Beim Blick in einen der vielen heutigen Klettersteigführer wird schnell deutlich, dass die Steiganlagen mittlerweile sehr unterschiedlich angelegt sind, um unterschiedliche Bedürfnisse zu bedienen. Der DAV hatte dazu mal eine Grobstrukturierung zur besseren Orientierung vorgenommen, der wir bei unserer Systematisierung folgen:

sind Steiganlagen, die quer durch eine Wand oder einer Linie auf den Gipfel folgend meist durchgehend mit einem Drahtseil versehen worden sind. Klettersteigausrüstung ist Pflicht, gute Orientierung und Grundkenntnisse für das Verhalten im alpinen Gelände (inklusive einer kleinen Wetterkunde) sollten vorhanden sein. In den echten Klassikern kann es passieren, dass sich versicherte Abschnitte mit Gehgelände und/oder Klettereinlagen bis zum 2. Schwierigkeitsgrad abwechseln können.

sind, wie der Name schon sagt, sportlich ausgerichtete, mit durchgehendem Stahlseil versehene Kletteranstiege in eher steilem Felsgelände oder führen über tosende Bäche hinweg durch Schluchten eine Klamm entlang. In manchen modernen Sportklettersteigen gibt es spektakuläre Installationen wie Hängebrücken, Double Rope Walks oder „Seilbahnen“. Die Orientierung auf den oft kürzeren Sportklettersteiganlagen stellt bei gutem Wetter dank durchgehender Seile kaum ein Problem dar. Neben der Klettersteigausrüstung braucht man viel (und noch mehr!) Armschmalz und Beinpower. Echte Ruhepositionen und ein No-Hand-Rest können dabei schon mal zur Mangelware werden. Wer ihn kennt: Der Mori Klettersteig in den Gardaseebergen (Via attrezzata Monte Albanoo) war einer der ersten sportlichen Eisenwege – im letzten Jahr umgebaut, soll er etwas an Biss verloren haben.

weisen meist kein durchgehendes Sicherungsseil auf, denn oft werden nur schwierige und ausgesetzte Stellen abgesichert. Man findet sie sehr häufig auf Höhenwegen, Gipfelüberquerungen oder bei einigen Hüttenzustiegen. Diese Wege werden häufig auch ohne Klettersteigset begangen, was in diversen Foren auch immer mal wieder zu Diskussionen führt.

sind Wege, bei denen freie Kletterstellen bis zum 3. Schwierigkeitsgrad enthalten können. Schlüsselpassagen sind dann mit einer zusätzlichen Sicherung (Trittstifte, Leitern oder Drahtseile) versehen. Diese Steiganlagen finden sich, genau wie einige hochalpine Wege, eher nicht in den Klettersteigführern, sondern in den Klettergebietsführern.

Darüber hinaus gibt es heute auch noch Leiternsteige und Erlebnis-Klettersteiganlagen. Leiternsteige oder lange Leiterpassagen gibt es schon, seitdem es die ersten Klettersteiganlagen gibt. Sie sind nicht ganz unumstritten, da das Überwinden der Leitern nicht wirklich etwas mit Felsklettern zu tun hat. Erlebnis-Klettersteige werden eher in Familienurlaubsgebieten gebaut. Sie erinnern mich immer eher an Abenteuer- und Erlebnisparcours, wie man sie aus den umliegenden Kletterwaldanlagen kennt.

Wer sich nun an die Tourenplanung machen will und noch nicht so viele Erfahrungen machen konnte, dem sei das Tourenplanungsformular des DAV empfohlen. Bei entsprechender Risikoabschätzung, Kopfeinschaltung bei der Planung der Tour sowie Beachtung der Wetterprognosen der Einheimischen vor Ort sollte dem Eisenvergnügen – im Elbsandsteingebirge genauso wie im Hochgebirge – nichts mehr im Wege stehen. Denn wer nicht so lang und weit fahren will, findte auch sein Klettersteigvergnügen vor der Tür: im DAV-Übungsgebiet in Wolkenstein bei Chemnitz oder in der Sächsischen Schweiz. Nähere Infos findet ihr dazu auch hier.

Wir sehen uns unterwegs und wünschen gute Touren mit viele schönen Erlebnissen!

Unterschiedliche Verrieglungsmechanismen für die Karabiner sorgen je nach Handgröße, Handkraft und Gewohnheit für ein einfaches Handling der Klettersteigsets.

Klettersteigsets im tapir

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