Dein Abenteuer beginnt hier!

Grivel Karabiner mit Twin Gate – Technologie im Praxistest

Grivel Karabiner mit Twin Gate – Technologie im Praxistest

Jedes Jahr, beim Besuch der einschlägigen Messen, bekommt man das Gefühl, dass es einigen Firmen einmal wieder gelungen ist, das Rad neu zu erfinden. Gerade im Bereich der Sicherheit am Berg werden die Neuheiten gern in perfekt ausgeleuchteten Glaskästen inszeniert – großer Werbeslogan inklusive. Einige der neuen Geräte kann man auch schon vor Ort ausprobieren und mit denen, die sich damit auskennen, darüber philosophieren. Doch bei näherer Betrachtung erweisen sie sich teilweise als gar nicht so anders im Handling als ihre Vorgängermodelle. Es fällt dann auch schon einmal schwer, die wirklich relevanten Unterschiede und die sich für den Nutzer ergebenden Vorteile klar zu definieren. Ganz anders erging es uns mit den neuen Karabinern von Grivel. Schon auf den ersten Blick erscheint der Grundgedanke, der hinter der Twin-Gate-Technologie steckt, so einfach und simpel, dass man sich ärgert, nicht selbst darauf gekommen zu sein.

Einen Karabiner neu zu erfinden ist nicht so einfach, wie man sich vielleicht vorstellen mag (oder wie es einige ältere Kletterer noch kennen, die mit Stahlkarabinern ‚Marke Eigenbau‘ lange unterwegs waren).

Heute geht es beim Klettern darum, dass neben der zu gewährleistenden Sicherheit (und den Sicherheitsnormen) ein Karabiner viele Eigenschaften in sich vereinen sollte: leicht vom Gewicht, einfach im Handling und eine Minimierung oder gar vollständige Reduzierung möglicher Anwendungsfehler. Der menschliche Faktor, der das Material an seine Grenzen bringt, stellt die Hersteller sicherheitsrelevanter Ausrüstung immer wieder vor neue Herausforderungen. Im Bereich der Karabiner besteht sie darin, ein selbstverriegelndes System zu entwickeln, das trotzdem ein schnelles Seilklippen ermöglicht. Perfekt ist der neue Karabiner dann, wenn zudem auch noch so gesichert werden kann, dass sich der Schnapper auch in Extremsituationen nicht selbstständig öffnet.

Die italienische Traditionsschmiede Grivel zeigt mit ihren neuen Twin-Gate-Karabinern echten Innovationsgeist. Durch ein simples Prinzip verhindert das Twin Gate das Selbstausklicken der Karabiner.

 

Die Funktionsweise ist einfach

Normalerweise ist in jedem Karabiner ein einziger Schnapper verbaut, welcher sich in nur eine Richtung (nach außen) blockieren lässt. Dreht sich ein normaler Karabiner etwas unglücklich in einem Bohrhaken, besteht die Gefahr, dass er sich selbst ausklippt. Wenn der Karabiner falsch in einem Bolt eingehängt worden ist, kann es zudem auch zu einem versehentlichen Aushängen des Seils kommen, wenn der Karabiner nur einen einfachen Schnapper hat.

Die Twin-Gate-Karabiner sind, wie der Name erwarten lässt, mit jeweils zwei Schnappern ausgestattet, die gegenläufig in zwei verschiedene Richtungen sperren. Das Ausklippen durch Verdrehung oder Seilschlag wird durch den zusätzlichen äußeren Schnapper verhindert.

 

Mega K6G

Der größere Karabiner Mega K6G ist etwas breiter und eignet sich so in erster Linie für die Verwendung von Sicherungsgeräten, HMS und den Bau von Standplätzen. Das Handling erfordert ebenfalls einige Übung. Die gegenläufigen Schnapper verhindern hier das Ausklicken des Sicherungsseiles auch bei unübersichtlichen Standplatzsituationen. Im Vergleich zu herkömmlichen Karabinern lässt sich der Mega K6G deutlich schneller fixieren. Der Grivel-Karabiner ist mit gegenläufigen Schnappern aus Vollmaterial ausgestattet und ist mit 84 Gramm etwas schwerer als der kleinere Sigma. Mit einer maximalen Längsbelastung von 27kN (2752 kg) lässt sich auch schweres Equipment transportieren.

 

Sigma K8G

Der kleinere Karabiner Sigma K8G liegt gut in der Hand und lässt sich mit dem Daumen nach einiger Übung problemlos öffnen und klicken. Mit einem Gewicht von 57 Gramm ist der Sigma K8G relativ leicht. Falls die Hände in einer heiklen Situation mal nicht mehr ihren Dienst erfüllen, sichert der Karabiner nicht nur gegen Ausklicken, sondern hält zudem eine Maximal-Längsbelastung von 30kN, was auf diesem schönen Planeten Erde 3058 kg entspricht. Im geöffneten Zustand sowie in Querbelastung lassen sich immerhin noch 9kN (917 kg) Widerstand aktivieren. Das Anwendungsgebiet des Karabiners ist in erster Linie im Expressset an der Bohrhakenseite zu sehen. Zwar ist der Sigma K8G laut Grivel auch für die Verwendung an der Seilseite eines Expresssets geeignet, jedoch erfordert das Handling hier einige Übung und Präzision.

 

Fazit

Wir gehen davon aus, dass die neuen Karabiner schnell ihren Platz und ihre Einsatzgebiete finden werden. Es ist Grivel mit den beiden Schnappern in einem Karabiner gelungen, ein verriegelndes gesichertes System zu konstruieren, das ohne einen zusätzlichen Verschluss auskommt. Diese Twin Gate Technologie bietet ein Plus an Sicherheit und verhilft in heiklen Situationen zu einem kühlen Kopf. Das super Preis-Leistungs-Verhältnis und das deutliche Plus an Sicherheit machen die Twin-Gate-Karabiner zu einem „must have“ an jedem Klettergurt. Mit etwas Übung – aber das sollte bei Kletterern eigentlich auch kein Problem darstellen – lässt sich mit diesen Karabinern auch intuitiv, also ohne Sichtkontrolle hantieren.

Auf unserer Testtour im Karwendel hatten wir im Klettergarten genügend Zeit, uns alle einmal mit den beiden Karabinern zu beschäftigen und ihr Handling auszuprobieren, wie ihr im Video gut sehen könnt. Dabei stellte sich auch heraus, dass der Mega K6G ein unschlagbarer Standplatzkarabiner ist, aber der Grivel-Karabiner und das GriGri von Petzl wohl nicht die besten Freunde werden. Doch das war ja auch schon immer so: Nicht jeder Karabiner funktioniert konstruktionsbedingt mit jedem Sicherungsgerät bzw. ist als Allrounder für alle Gelegenheiten perfekt geeignet. Und mit etwas Geschick kann man den GriGri tortzdem mit dem Mega K6G nutzen – wir haben es probiert! Grivel hat bereits angekündigt, Anfang 2015 eine Variante mit Fixierungsmöglichkeit für die Anseilschlaufe auf den Markt zu bringen. Diese sollte dann auch allen Ansprüchen an einen Karabiner, der zusammen mit Sicherungsgeräten (Tuber und Halbautomaten) zum Einsatz kommt, genügen.

 

1 Kommentar

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Weiterschmökern

Aufruf zur Überprüfung des Mega Juls von Edelrid

Simone  3. Januar 2024

Testbericht: (Fast) alle Situationen im Griff mit dem Hestra Ergo Grip Active

Felix 18. Februar 2023

Testbericht: Galaktisch geräumiger Black Hole Mini MLC von Patagonia

Fine 30. Dezember 2022

Testbericht: Devold Nibba Hooded Jacket Men – Merino vom Feinsten aus Norwegen

tapir Testteam  5. Juli 2022

Testbericht: Federleichter Rucksack XC3 von Pajak

Josua 26. September 2022