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Testbericht: Mit Kind und Kegel und einem Anjan 3 von Hilleberg auf dem Lykischen Weg

Testbericht: Mit Kind und Kegel und einem Anjan 3 von Hilleberg auf dem Lykischen Weg

Martin hatte sich für’s tapir-Testteam beworben und ist inzwischen von seiner Tour entlang des Lykischen Weges wieder zurückgekehrt. Mit ihm war seine kleine Familie unterwegs und konnte sich ausgiebig mit den Möglichkeiten, die das Anjan 3 von Hilleberg bietet, auf ihrer Tour auseinandersetzen und das Zelt vor allem auch auf seine „Kindertauglichkeit“ prüfen. Hier kommt der Testbericht!

Trekking/Backpacking mit Kind? Zweieinhalb Personen und alles Equipment verstaut in einem Wanderrucksack und einem Hüftrucksack? Einschließlich Windeln, Kochutensilien, Zelt, Schlafsäcken und Isomatten? In unserer gemeinsamen Elternzeit wollten wir dies testen und uns mit unserer 10 Monate alten Tochter 6 Wochen auf den Fernwanderweg an der Lykischen Küste in der Türkei begeben. Da unser altes 1,5-Personen-Zelt nun wirklich zu klein wurde und wir definitiv und ganz besonders auf Packmaß und Gewicht achten mussten, hatten wir das große Vergnügen, das Hilleberg Anjan 3 auf unserer Tour zu testen.

 

Erster Eindruck

Wir konnten es natürlich kaum erwarten, das Zelt unter die Lupe zu nehmen. Da die Zeltkonstruktion keine selbststehende ist, ließ sich das Zelt zu Hause (ohne Garten) nur rudimentär zwischen Schreibtisch und Kleiderschrank abspannen, aber für einen ersten Eindruck genügte uns das. Auffallend war sofort das geringe Gewicht bei gleichzeitig großzügigen Raumverhältnissen, zudem der überaus hochwertige Eindruck des Gestänges (welches auch in den 4-Seasons-Zelten von Hilleberg verwendet wird) und die zwölf superleichten, aber sehr wertigen Heringe. Beides optisch als auch haptisch ein Leckerbissen! Die Außenhaut des Zeltes wirkte hauchdünn, aber wir wussten ja, dass wir es mit einem Hilleberg zu tun haben. Also begaben wir uns auf die Reise.


Testbedingungen

Wir testeten das Zelt auf unserer Trekking-/Backpacking-Tour entlang des Lykischen Weges in der Türkei mit zwei Erwachsenen und einem Baby. Als leichtes Drei-Jahreszeiten-Zelt ist das Anjan 3 genau (aber nicht nur) dafür geschaffen. Wir verbrachten darin insgesamt 20 Zeltnächte zwischen Mitte März und Ende April, starteten also kurz vor der Vorsaison. Die Außentemperaturen betrugen nachts zwischen 2 und 10 °C, je nach Höhe und Frühlingsfortschritt. Erst gegen Ende hatten wir auch ein paar lauere Nächte.

Der Untergrund war vorwiegend steinig und trocken, teilweise nach Regen auch sehr lehmig. Aufgeschlagenen haben wir das Zelt in allen gängigen „Formaten“, sowohl in freier Wildbahn als auch in Gärten von Pensionen sowie auf Zeltplätzen, teilweise auch für mehr als eine Nacht am gleichen Ort.

Wettertechnisch hatten wir, bedingt durch die Küstennähe, meist leichten bis (sehr) starken Wind, der oft drehte, so dass das Zelt nicht immer in Windrichtung auszurichten war. Selten gab es leichten bis mittelstarken Regen.


Packmaß, Gewicht und Transport

Transportiert wurde das Zelt im Rucksack. Unkomprimiert misst der Packsack mit Zelt 50 x 20 cm (Durchmesser). Das ist allerdings nicht das letzte Wort: Wenn Gestänge und Heringe (die nicht viel Platz einnehmen) seperat verstaut werden (was in viellerlei Hinsicht sinnvoll ist), kann das Zelt noch um einiges komprimiert werden. Wieviel Volumen das im gepackten und gestopften Rucksack ausmacht, hat sich schlecht messen lassen. Außerhalb des Rucksackes haben wir es auf etwa 50 x 28 x 5 cm gebracht. Je nachdem, wie man es verstaut, kann die Form natürlich variiert werden. Das von uns gemessene Gewicht mit Footprint liegt bei 2.250 g (allerdings mit einem Hering weniger 😉 ) die Herstellerangabe beträgt 2.220 g. Ohne Footprint sind die Daten 1930 g und 1900 g.

 

Aufbau

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei dem Zelt nicht um eine selbststehende Konstruktion, sodass man zunächst an einer Seite zwei Heringe befestigt, um es dann mit zwei Heringen auf der gegenüberliegenden Seite im wahrsten Sinne des Wortes „aufzuspannen“.

Zunächst werden hierfür die zwei unterschiedlich langen Zeltstangen eingefädelt, was problemlos und ohne „pfriemeln“ zu müssen funktioniert. Stangen und Zelt sind entsprechend markiert, sodass hier nicht groß überlegt werden muss. Das Zelt in dieser Weise zum Stehen zu bekommen, ist schnell und einfach erledigt – bei unkritischen Wetterbedingungen reichen auf diese Weise sogar 4 Heringe. Aufgrund der Konstruktion ist es dementsprechend nicht möglich, das Zelt auch mal ohne Heringe auf besonders hartem Untergrund aufzubauen.

Wirklich großartig funktioniert dabei die Konstruktion der Verbindung Footprint – Innenzelt – Außenzelt! Alles läuft über entsprechende Verbindungen („Knebelknöpfe“) in Metallösen rund um das Zelt zusammen. Der Footprint wird ebenfalls einfach „eingefädelt“, sodass wirklich in wenigen Minuten das gesamten Zelt zum Stehen gebracht werden kann, ohne dass Regen in den Innenbereich gelangt. Aber auch ohne Regen freut man sich, dass einem der Aufbau unterschiedlicher Teile erspart bleibt und man in Minutenschnelle ein aufgebautes Zelt hat.

Das weitere Abspannen des Zeltes verbessert sich mit ein wenig Übung. Zu Beginn sind wir immer noch mehrmals um das Zelt gelaufen um entsprechend nachzujustieren, damit Innenzelt und Außenzelt nicht zu nahe beieinanderliegen und das Zelt gut im Wind steht. Vielleicht war das auch nur der Perfektionismus – mit der Zeit hat man aber auch hier „den Dreh raus“. Alle Abspannleinen und -gurte funktionieren jedenfalls bestens! Die ultraleichten Heringe mit Dreiecksprofil sind zudem unglaublich robust, selbst gröberer Handhabung störte sie nicht im geringsten.

Da das Außenzelt nicht an beiden Seiten bis auf den Boden reicht, kann es entweder mittig ausgerichtet werden oder an der Wetterseite bis unten gespannt werden. Dies funktioniert ebenfalls einwandfrei. Selbst bei drehenden Windverhältnissen wurde das nie zum Problem, da die Bodenwanne des Innenzeltes angenehm hoch ist.


Benutzung

Raumangebot

Wenn das Zelt nun steht, hat man für das Gewicht eine sehr geräumige Unterkunft. Wir hatten mit 2,5 Personen ausreichend Platz, obwohl wir mit Kind immer genug Klamotten/Windeln etc. im Innenzelt bereitliegen hatten. Ab und zu haben wir auch im Zelt geggessen, während unsere Tochter schlief. Die Innenhöhe ist auch für große Personen in der Mitte ausreichend, um halbwegs aufrecht zu sitzen. Die Apsis bietet angenehm viel Platz, um 65-Liter-Rucksäcke und Schuhe zu verstauen.

Wenn wir an der gleichen Stelle mit anderen Wanderern gezeltet haben, wurden wir immer um unser Platzangebot beneidet, wenn diese sich mit Rucksack in ihr Mini-Zelt gezwängt haben… bei oftmals vergleichbarem Gewicht. Wer also nicht auf das allerletzte Quäntchen Gewicht (ohne Footprint sind das 200 Gramm im Unterschied zum Anjan 2!!!) oder Packmaß angewiesen ist, dem empfehlen wir auf jeden Fall auch für zwei Personen das Anjan 3. Gerade auf längeren Touren und bei schlechtem Wetter freut man sich doch ab und zu über ein wenig mehr Platz, der bei diesem Zelt für wirklich wenig Gewicht zu haben ist! Wer mit drei Erwachsenen unterwegs ist, muss sich schon gerne haben, denn dann hat jeder nur (gemäß Herstellerangaben) 53 Zentimeter im Gegensatz zu 65 Zentimetern beim Anjan 2 – und an den Füßen wird’s noch enger.

Sehr praktisch sind die beiden Innentaschen (die unsere Tochter auf Reißfestigkeit getestet hat: Test bestens bestanden!) und die Wäsche- bzw. Lampenleine.

 

Wind- und Wettertest

Der Teil, der an dieser Stelle kurz erledigt ist: Der leichte bis mittelstarke Regen konnte dem Kerlon 1000 natürlich nichts anhaben.

Intensiv konnten wir das Anjan 3 auf seine Wind-Tauglichkeit prüfen, da wir oft mit starken und drehenden Windverhältnissen an der Küste zu tun hatten. So ließ sich das Zelt nicht – wie die Theorie es so schön vorsieht – in Windrichtung ausrichten. Selbst bei stärkerem Wind „zog“ es aber nicht im Innenzelt – ein Nachteil, den wir aufgrund der guten Belüftung (hochgezogenes Außenzelt, Apsis ist nur bedingt bis ganz zum Boden abspannbar und große Mesh-Flächen des Innenzeltes) befürchteten. Bei sehr starkem Wind kam es trotz einer ordentlichen Abspannung des Zeltes zu enormer Geräuschentwicklung, da Innen- und Außenzelt aneinanderschlugen. An Schlafen war (außer für unsere Tochter) hier nicht mehr zu denken. Als es zusätzlich regnete, wurde das Innenzelt durch das Aneinanderschlagen entsprechend feucht. Die hohe Bodenwanne schirmt das Innere trotz der kurzen Außenseite gut gegen Regen und Wind ab.

In einer Nacht (in der wir glücklicherweise auf einem Campingplatz waren) stürmte es so sehr, dass wir mitten in der Nacht abbauen mussten, um uns eine feste Behausung zu suchen. Das Zelt bog sich regelrecht über uns zusammen, die Seiten „schlugen“ bis zu uns hinunter und einige Heringe lösten sich im steinigen Boden. Vermutlich hätte das Zelt dank der Hilleberg-Qualität die Nacht ohne Risse oder Gestängebruch überstanden – in Anbetracht der umliegenden Bäume und unserer Tochter war uns das aber doch zu riskant. Und herunterstürzenden Äste hätte die Außenhaut des Zeltes wohl auch nicht gut vertragen. Wir waren in der Nacht jedenfalls nicht die einzigen, die abgebaut haben und können uns nun vorstellen, unter welchen Bedingungen die mögliche Verdopplung des Gestänges sinnvoll ist. Ohne Bäume und Kind hätten wir die Nacht vermutlich sicher und windgeschützt aber – wie vermutlich in den meisten anderen Zelten unter diesen Bedingungen – ohne Schlaf überstanden.

Die vielbeworbene Durchlüftung hält unserer Ansicht nach, was sie verspricht. Dennoch konnte sie natürlich in feuchteren Nächten Kondenswasserbildung nicht verhindern. In garantiert trockenen Nächten kann auch die Rückseite des Zeltes hochgerollt werden (allerdings gibt es hier keine Vorrichtung zum befestigen). Wem eine geöffnete Apsis nicht reicht, kann auch das komplette Vorzelt einrollen und befestigen (siehe Fotos). Aufgrund der relativ kühlen Nächte haben wir das aber nie gebraucht, lediglich gegen Ende, als es wärmer wurde, haben wir den zweiten Reißverschluss von oben bis zur Mitte runtergezogen, sodass ein gut regulierbares Lüftungsloch entstand. Insgesamt waren wir gerade in kälteren Nächten positiv überrascht, wie gut das Zelt die Wärme hält.

Besondere Testbedingungen bescherte uns eine Katze, die sich mit unserem Hilleberg ebenfalls wohlfühlte. Darauf hätten wir gerne verzichtet, denn sie huschte nicht nur einmal zwischen Innen- und Außenzelt entlang, was entsprechende Spuren hinterließ, sondern schaffte es auch, auf dem Außenzelt mit ihren Krallen kleine Spuren zu hinterlassen. Zu sehen sind jeweils kleine Löcher (siehe Foto). Wir schreiben es der Materialqualität zu, dass keine größeren Risse entstanden sind oder die kleinen Löcher sollbruchstellenartig beim nächsten Aufspannen eingerissen sind.

 

Abbau

Zum Abbau muss man hier nicht viele Worte verlieren. Selbst in der o.g. Nacht bei Sturm und im Dunkeln ließ sich das Zelt gut abbauen, lediglich einen der Heringe haben wir hier verloren. Unter „Normalbedingungen“ ist das Zelt noch schneller abgebaut als aufgebaut und lässt sich gut zusammenlegen. Bei nassem Einpacken lässt sich das Zelt schnell trocknen, indem man bei der nächsten Pause Innen- und Außenzelt getrennt aufhängt. Wir empfehlen, das Innenzelt vor dem nächsten Aufbau wieder mit dem Außenzelt zu verknüpfen… spätestens beim zweiten Mal weiß man auch hier genau, welche Lasche in welche Öse muss und hat das in wenigen Minuten erledigt.


Varianten

Wir haben das Anjan 3 ausschließlich in der „Komplett-Variante“ in Benutzung gehabt, also Footprint + Innen- und Außenzelt. Nun ist in den Beschreibungen und in der kleinen mitgelieferten Hilleberg-Anleitung ja davon die Rede, dass man das Anjan auch nur als Außenzelt oder nur als Innenzelt nutzen kann. Zumindest die Variante „nur Außenzelt“ wollten wir am Ende wenigestens einmal ausprobieren und waren froh, das getan zu haben.

Nur das Außenzelt mit komplett herausgelöstem Innenzelt alleine aufzubauen erfordert trotz einiger Zelterfahrung Nerven und/oder Übung. Normalerweise hält das Innenzelt die Gestänge im gespannten Bogen, was zu entsprechenden Schwierigkeiten führt, wenn man es nicht hat. Letztlich habe ich dann das Footprint wieder eingehakt, damit dieses zumindest ein bisschen diese Funktion übernehmen kann. Bei einer Nutzung ohne Innenzelt hat man so auch einen trockenen Untergrund. Zu zweit mag der Aufbau ansonsten sicher etwas leichter gehen. Wenn man nur mit Außenzelt loszieht, würde ich einfach entsprechend zwei Schnüre vorfertigen, die die Gestänge-Enden im richtigen Abstand halten. Da ich die Variante aber nur einmal ausprobiert habe, kann es gut sein, dass mir der entscheidende Kniff verborgen geblieben ist.

In der beigelegten Beschreibung ist zudem ein Bild zu sehen, auf dem der Trekker lässig hockend im aufgespannten Außenzelt sitzt, wobei eine komplette Seite am Gestänge nach oben geschoben wurde. Das sieht interessant aus, auch hieran habe ich mich versucht (siehe Bild), wobei mir der ernsthafte Sinn bislang verborgen geblieben ist. Als „schnelles Shelter für Zwischendurch“ würde ich das Zelt normal aufspannen und die komplette Apsis einrollen. Das ist wesentlich stabiler als die andere Variante und in meinen Augen auch wesentlich unkomplizierter im Aufbau. Selbst wenn das Innenzelt eingespannt ist, kann dieses auch innerhalb kürzester Zeit vom vorderen Gestängeabschnitt gelöst und ans Fußende gelegt werden, sodass man bequem einen schnellen Unterschlupf errichtet hat, in dem man auch dreckig und mit Schuhen auf besseres Wetter warten kann.


Fazit

Lange Rede, kurzer Sinn: Das Hilleberg Anjan 3 ist ein großartiges Zelt, auf das wir uns abends immer wieder auf’s Neue gefreut haben. Das Zelt ist von vorn bis hinten durchdacht und durchweg hochwertigt hergestellt. Es ist nicht nur super leicht (2.250 g mit Footprint, 1.930 g ohne!), sondern bietet für Trekkingverhältnisse geräumige Schlafmöglichkeiten für 2 – 2,5 Personen (und immerhin die Möglichkeit, auch zu dritt darin zu schlafen) sowie genügend Platz, um im Vorzelt alles Notwendige unterzubringen. Gleichzeitig ist es enorm schnell auf- und abgebaut und mit ein klein wenig Übung auch immer perfekt abgespannt! Durch die hochwertige Qualität braucht man auch außergewöhnlichere Wetterbedingungen auf der Tour nicht zu fürchten. Kurzum: Mit diesem Zelt ist man unserer Ansicht nach für (fast) alle Situationen im 3-Jahreszeiten-Bereich bestens ausgestattet!

Zum Thema Preis-Leistung: Die Leistung ist definitv top! Aber natürlich ist ein Zelt dieser Qualität kein Schnäppchen.

 

 

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