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Gewonnen hat – Unser Blick zurück auf die 17. Auflage des ältesten deutschen Bergfilmfestivals

Gewonnen hat - Unser Blick zurück auf die 17. Auflage des ältesten deutschen Bergfilmfestivals

Luna meinte es Samstagnacht echt gut mit allen, die es zum Gautditzberg gezogen hatte. Die Leipziger Sektion des DAV hatte gemeinsam mit Peter-Hugo Scholz zur 17. Auflage der Bergfilmnacht geladen und mehr als 750 Begeisterte fanden sich in den Hohburger Bergen ein, darunter auch die beiden Gewinner unserer Facebookaktion. Doch nicht nur die Filme zogen uns in den Steinbruch: Den ganzen Nachmittag über gab es im Rahmenprogramm viele Aktionen, die einen auch schon mal an die Grenzen der eigenen physischen und psychischen Belastungsfähigkeit bringen konnten. Bouldern, Gruppenskilauf ohne Schnee, Bierkastenklettern (- Wer hat eigentlich die ganzen Kästen im Vorfeld geleert?) und Schwindelgefühle an der Seilbahn über dem Bruch standen dabei im Mittelpunkt. Wer dann immer noch nicht genug Action hatte, zog in die umliegenden Steinbrüche zum klettern oder baden, bevor um kurz nach 20 Uhr das Filmfestival begann.

Extrem spannend wurde es schon am Nachmittag im Steinbruch beim Boulderwettkampf. Der Bouldercup am Gaudlitzberg ging in die 3. Runde und ab 14 Ihr konnten sich alle  den spannenden Problemen stellen, die am Boulderwürfel von felsenfest und den Jungs vom Westbloc geschraubt worden waren. 4 Frauen und Männer hatten es bis in den Endkampf geschafft. Die Finalboulder hatten es echt in sich! Reini kommentierte, motivierte und gab sich alle Mühe, jeden die Wand hochzureden und vergoss in der Sonne wahrscheinlich genau so viel Schweiß wie die Athleten am Block. Und versuchte außerdem, mit Hugo zu handeln, um für die Boulderer noch etwas mehr Wettkampfzeit herauszuschinden, damit sie doch noch auf dem Bloc aussteigen konnten. Wobei es sicherlich auch cool gewesen wäre, zur Filmmusik des Sächsischen Blechbläserquintetts weiterzubouldern. Den größten Spaß hatten wir als Zuschauer definitiv beim letzten Teil des Wettkampfes, dem Paar-Boulder. Eine echt coole Idee! Das sollten die Kletterkids in ihr Training immer mal wieder mit einbauen. Ihr Trainer hat ja nun gesehen, wie es geht. Am Ende hatten dann Kurt und Lara die Nasen vorn und gewannen den 3. Bouldercup am Gaudlitzberg.


Kurz nach 20 Uhr war es dann so weit. Nach den Siegerehrungen für die Sportwettkämpfe und der Präsentation einer sehr eigenen Sichtweise auf den Klang von Porphyr durch Ingeborg Freytag startete der Filmabend mit zwei Beiträgen außerhalb des Wettbewerbs. Hugo stellte eine Kurz-Doku über Erdbebenhilfe durch Nepalmed e.V. vor. Der Verein hatte im Frühjahr nach dem Erdbeben vor Ort im Himalaya mit den ersten Hilfsgütern erste Hilfe im wahrsten Sinne des Wortes geleistet. Der Film „Das Land der Zelte – Erdbeben-Hilfe in Nepal“ ist derzeit noch im Schnitt und wird in seiner Langfassung dann auf dem Filmfestival am Tegernsee (21. bis 25. Oktober 2015) im Wettbewerbsprogramm zu sehen sein. Der Protagonist des zweiten Films hatte die weite Reise aus Chile auf sich genommen und war der Ehrengast auf dem diesjährigen Bergfilmfestival. Hans Saler, Extrembergsteiger und Weltumsegler, ist mit seinen 68 Jahren eine lebende Legende, die es nicht nur zu den höchsten Bergen der Welt gezogen hat. Er ist leidenschaftlicher Hochseesegler und hat viel Zeit auch auf den Weltmeeren verbracht, bevor er sich an seinem neuen Lieblingshausberg, dem Vulkan Villarica, endgültig niedergelassen hat. 2009 hat ihn Peter-Hugo Scholz in seiner neuen Heimat in den Anden besucht und ein Porträt über ihn gedreht. Doch Hans hatte nicht nur seinen Film „Hans Saler – ein modernes Nomadenleben“ im Gepäck. Der Villarica zeigte sich im März 2015 einmal mehr in seiner vollen Farbenpracht und so gab es von ihm auch noch ein paar Dias vom aktuellen Ausbruch zu sehen. Hans ließ es sich auch nicht nehmen, uns in die Sprachdeutungen der Mapuche-Indianer einzuweisen, indem er uns kurz und fast ohne zu stocken erklärte, welche Symbolik ein Vulkanausbruch beziehungsweise der Vulkankrater für sie hat.

Hugo und sein Team haben in diesem Jahr mal wieder ein glückliches Händchen bei der Filmvorauswahl bewiesen. Es war für alle etwas dabei. Die Palette reichte von einem alten Schwarz/Weiß-Film aus Graubünden, über eine Expedition in den Wahkan-Korridor zu den Pamir-Kirgisen in Afghanistan bis hin zu den Kletter- und Mountainbikexpeditionen an extrem spannende Spots dieser Welt.

Der Wettbewerb startete mit dem Beitrag von Fritz Cahall aus dem Jahr 2011. „The Road from Karakol“ zeigt den Alpinisten Kyle Dempster, der allein auf sich gestellt die Weiten (mit dem Bike) und die Höhen (per pedes) Kirgistans durchstreift hat – eine Reise, und das macht diesen Film auch aus, die ihm einige physische und psychische Grenzerfahrungen beschert hat. Schon nach den ersten Minuten war für mich klar: Kyles Art, mit den Schwierigkeiten umzugehen, sein ganz eigener (Galgen-)Humor und die Bilder dieser verrückten Tour durch den Südosten Kirgistans machten gleich den ersten Film zu einem heißen Favoriten für den Publikumspreis.

Arnold Fanck ist ein Pionier des Bergfilms. Den im März 1889 Geborenen kennen Bergfilmfans von Filmklassikern wie „Die weiße Hölle vom Piz Palü“, „Der Berg des Schicksals“ und „Der weiße Rausch“. Sein Enkel hatte für die Bergfilmnacht einen szenischen Dokumentarfilm von 1924 im Gepäck. „Das Wolkenphänomen von Maloja“ ist ein Stummfilm in Schwarz/Weiß. Faszinierende Bilder, mit einer an dieser Stelle sehr experimentellen Livevertonung von Ingeborg Freytag.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit Christof Nettekoven. Er war aus Köln zusammen mit seinem Kameramann an den Gaudlitzberg gekommen, um seinen Film „Das andere Afghanistan“ (D, 2015) vorzustellen. Es hatte ihn in den afghanischen Wakhan-Korridor zu den Pamir-Kirgisen gezogen. Die Expedition erreichte nicht nur den Gipfel eines der unzähligen namenlosen Bergriesen. Christof gab mit seinem Film auch einen faszinierenden Einblick in das Nomadenleben am Ende der Welt.


Österreich war in diesem Jahr stark vertreten. Hannes Mairs Film „Scotland – Sail and Climb the Hebrides“ (2014) entführte uns auf eine Klettertour in die Hebriden, eine Inselgruppe vor Schottland, die ganz zünftig eigentlich nur mit dem Segelboot erreicht werden kann. Wer hätte gedacht, dass man dort so cool climben kann!? Ein zweiter Film von ihm aus dem Jahr 2013 hätte auch unter dem Motto stehen können: „Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt!“. In „Burning Mountains – Spitzkoppe“  begleitete er Axel Vertmann und seine Freunde nach Namibia auf der Suche Bike-Abenteuern am „brennenden Berg“ Namibias. Und ich dachte immer, Extrembergsteiger und Extremskifahrer seien crazy…

Ein absolutes Highlight des Abends aber war der Beitrag aus Sachsen. Nicht nur, weil viele sächsische Kletterer und Bergfreunde vor Ort waren und der Film somit von seinem Heimbonus zehren konnte. Es war, glaube ich, die gnadenlose Ehrlichkeit, die Schinderei, die perfekt in Wort und Bild rübergekommen ist. Nicht nur jene, denen schon mal als Baumann in einer typischen sächsischen Baustelle kräftig auf Kopf und Schultern herumgetrampelt worden ist, konnten das Fluchen nachvollziehen. Axel Hanicke und Felix Bähr gewannen mit ihrem Kletterkrimi von der Besteigung am Rokkokoturm „Garten Eden – 13 Ringe bis ins Paradies“ (2013) den Publikumspreis der Bergfilmnacht 2015. Glückwunsch! Leider hingen sie wahrscheinlich gerade in einer Wand im Elbtal, sodass Dennis Thomas den Pokal für sie in Empfang genommen hat. Den zweiten Platz der Publikumsgunst gewann der amerikanische Film über die Solotour durch Kirgistan und über den dritten Platz konnten sich die Protagonisten der Expedition nach Afghanistan freuen. Und weil Luna es so gut in diesem Jahr mit uns meinte, klang der Abend ganz gemütlich mit einem kleinen Geburtstagsfeuerwerk für Hugo und Gitarrenklängen am Lagerfeuer aus. 10% der Eintrittsgelder wurden im an Nepalmed e.V. übergeben. Danke an alle, die wieder ein unvergessliches Wochenende am Gaudlitzberg mit organisiert und unterstützt haben. Wir freuen uns schon auf das kommende Jahr!


Save the date: Der Termin für die 18. Auflage der Bergfilmnacht steht auch schon fest: 3.-4. September 2016. Wir sehen uns!
Und für alle hier noch ein paar Bilder vom Paarbouldern, weil es so schön war:

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