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Testbericht: Mit dem Buttermilks 40 von Boreas auf Hüttentour in den Dolomiten

Testbericht: Mit dem Buttermilks 40 von Boreas auf Hüttentour in den Dolomiten

Der Buttermilks 40 ist ein echter Tourenrucksack mit Rollverschluss und extrem spannenden, nicht immer sofort ins Auge fallenden technischen Detaillösungen. Perfekt auch fürs Klettern. Um zu testen, ob er nicht nur optisch in seiner sehr technisch daherkommenden Farbkombination überzeugt, sondern auch unterwegs auf Tour seine Stärken ausspielen kann, packte ich alles Geraffel für eine Hüttentour in der Pala in den Boreas-Rucksack und fuhr Richtung Süden. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit, sodass wir nach ein paar Tagen Dolomiten an den Gardasee ausgewichen sind, um auch dort noch auf einigen Klettersteigen unterwegs zu sein.

Mit dem Boreas Buttermilks 40 auf Tour

Der Buttermilks 40 ist ein etwas anderer Rucksack, der nicht nur durch sein unkonventionelles Design auffällt. Es handelt sich hierbei um einen für sein leichtes Gewicht extrem strapazierfähigen Tourenrucksack mit einem sehr bequemen Tragesystem. Die Verarbeitung ist top. Das Material des Einkammerpacksacks ist silikonbeschichtetes Nylon (100D Robic Triple Ripstop Nylon) und verstärktes Nylon (420D Nylon) am Boden. Der fehlende Deckel hat mich auf Tour deutlich weniger gestört als zunächst angenommen. Normalerweise sind die Deckelfächer meines Kletter- beziehungsweise auch meines Trekkingrucksacks so groß, dass eine Spiegelreflexkamera griffbereit darin verstaut werden kann. Nachdem ich mein Packkonzept etwas umgestellt und an den Buttermilks 40 angepasst hatte, war es auch kein Problem, schnell und unkompliziert an den Fotoapparat im Rucksack heranzukommen. Der nach oben offene Schlauch bot genügend Platz dafür, ein Herausfallen der Kamera verhinderte der Kordelzug oder – wenn der Packsack zu voll beladen war – ein Flap, das mittels Steckschließe den Schlauch zusammenhält. Mit dieser Verschlussmechanik lässt sich auch gut ein Kletterseil beim Gehen auf dem Gletscher oder auf dem Weg zum Fels auf dem Rucksack befestigen. Der Rollverschluss ist einfach im Handling und öffnet sich weit genug, dass man gut an die Sachen im Inneren herankommen kann. Wird es vom Volumen her doch einmal eng, lassen sich neben dem Kletterhelm auch andere Kleinigkeiten gut an den ins Design integrierten Daisy Chains befestigen. Pickel-, Helm- und Steigeisenhalterung sind vorhanden, sodass der Rucksack auch gut für alpine Touren geeignet ist.

Am Anfang hatte ich ein paar Bedenken ob der Rückenlänge, aber der Rucksack (Größe M) ließ sich an meinem Rücken fast perfekt einstellen, zumal sich die S-förmige Rückenplatte mit ihrem EVA-Schaum extrem gut anschmiegt. Der im Rückenpanel eingearbeitete EVA-Schaum ist mit Rillen unterbrochen, ein weiteres kleines Extra auf dem Weg zum hohen Tragekomfort, denn dadurch kommt Luft an den Rücken. Dank des Hüftgurts ließ sich die Last gut mit dem Becken aufnehmen und die vorgeformten Schultergurte haben nicht gerieben, sodass ich den Brustgurt außer zum Testen der optimalen Position nicht einsetzen musste. Der Tourenrucksack saß auch bei den unterschiedlichsten Klettergurten sehr körpernah, ohne einengend zu wirken und ohne sich am Rücken aufzuschaukeln. Ich bin gerade auch in den alpinen Klettersteigen nicht wirklich pfleglich mit dem Rucksack umgegangen, er muss auch durch eng Stellen einfach mit hindurch. Von Gebrauchsspuren ist auch nach der Tour kaum eine Spur zu sehen!


Auf den ersten Blick wirkt der Buttermilks sehr clean, beim näheren Hinsehen werden die vielfältigen Packoptionen, die der Einkammerrucksack bietet, deutlich.  Zwei große, elastische Seitentaschen, in denen viel Platz für Gestänge, Trekkingstöcke oder Trinkflaschen ist, zwei Hüfttaschen und eine große elastische Fronteinschubtasche bieten viel Stauraum. Braucht es nicht viel Gepäck, dann kann man den Kletterrucksack schnell und unkompliziert über die seitlichen Kompressionsriemen verkleinern. Was mich am meisten überraschte, weil ich sie anfangs einfach komplett ignoriert hatte, war die Größe der Reißverschlusstasche oberhalb der Fronttasche. Handy, Ausweise, Geld und Sonnenbrille passten bequem hinein und mussten bei Bedarf nicht erst im Rucksack gesucht werden. An dem Tag mit viel Nebel und leichtem Nieselregen habe ich die Sachen in einem Sea to Summit Packbeutel verstaut, was aber nicht nötig gewesen wäre, da die Tasche zumindest an diesem Tag nichts durchgelassen hat. Soll ja auch so sein, da das Material wasserabweisend ausgerüstet worden ist, nur wollte ich beim erstmaligen Nutzen kein Risiko eingehen. Eine Tour bei strömenden Regen steht noch aus, aber da würde dann auch die Regenhülle mit zum Einsatz kommen, die bei trockenem Wetter  in der Hüfttasche ihren Platz findet. Diese Hüfttaschen gibt es auf beiden Hüftflossen. Auf der Palarunde hatte ich darin als Wetterbackup mein Squamish Hoodie von Arc’teryx verstaut und einen Cliffbar für den schnellen Hunger noch mit dazu.

Mit seinen 1200 g (mit Regenhülle) gehört er zu den leichteren Tourenrucksäcken, wobei die Gewichtsersparnis im Vergleich zu anderen Rucksäcken vorrangig durch den Rollverschluss und die fehlende Deckeltasche erreicht wird. Am Tragesystem wurde nicht gespart, ebenso wenig an kleinen Details, die ich schnell zu schätzen gelernt habe, die Gewichtsminimalisten aber sicherlich als unnötig erachten. Daran, dass der Rucksack nicht stehen kann, gewöhnt man sich schnell. Es war immer ein Stein oder Baumstumpf in der Nähe, wenn ich ihn abstellen wollte, oder ich habe ihn auf die Vorderseite gelegt, wenn sich partout nichts finden ließ. Durch den nach unten hin spitz zulaufenden Packsack ist die Lastverteilung beim Tragen eine ganz andere. Der Rucksack wird durch diese Konstruktionsart nie, auch wenn er schwer beladen ist, nach unten „durchhängen“ oder auf den großen Gesäßmuskel drücken (wenn er wie bei mir von der Rückenlänge her passt). Ich hatte das Gefühl, das ich mich gerade beim Hochantreten auf dem Klettersteig deutlich besser bewegen konnte und bin auch schon gespannt, ob sich der Tragekomfort unter Last auch im Winter auf Skiern und beim Eisklettern einstellen wird.

 

Resümee

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass den Amerikanern mit dem Buttermilks 40 ein (fast) perfekter, in seinen technischen Detaillösungen überzeugender Kletter- und Tourenrucksack gelungen ist. Meine Erwartungen hat er übertroffen, da mir weder die eingesparte Deckeltasche noch seine Unfähigkeit, ohne Unterstützung alleine zu stehen irgendwelche Probleme bereitet haben. Es mag noch technisch ausgefeiltere Rucksäcke geben, die für ambitioniertere Skitourengeher und alpine Kletterer entwickelt worden sind, die dann wiederum auch ein höheres Eigengewicht haben. Das Volumen von 40 Litern ist auch bei mir, die immer eine Kamera mit durch die Gegend trägt, komplett für Mehrtagestouren ausreichend. Auch ein langes Wochenende mit Zelt und Klettergeraffel sollten mit dem Buttermilks 40 kein Problem darstellen. Perfekt ist er für Hüttentouren, mit und ohne Klettersteig, für alpine Weitwanderwege und für Hüttentouren in Skandinavien und auf diversen Fernwanderwegen. Nachdem ich von der Tour zurück war, musste ich deshalb auch nicht lange überlegen: Der Buttermilks 40 wird mich auch weiterhin auf Touren begleiten.

 

 

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