Doch nun zum Testwochenende: Drei Tage als Selbstversorger mit der kompletten Ausstattung (Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kochzeug, Futter, Trekkingstöcke, Kleidung) wollen bewältigt werden. Das bedeutet am ersten Tag, inklusive drei Litern Getränke (zwei Liter Wasser im Trinksystem und ein Liter heißen Tees), satte 20 kg. Die Beladung des Aura gestaltet sich durch den großen Packsackdurchmesser mit großzügiger Öffnung und dem flexiblen Außenmaterial kinderleicht. Alles findet schnell seinen Platz und kann durch die seitlichen und den oben liegenden Kompressionsriemen sehr gut fixiert und dicht an den Rücken gebracht werden. Die Deckelklappe schnell in der Höhe angepasst und schon ist der Rucksack fertig zur Abreise. In meinem Fall habe ich den Rucksack nicht mal ansatzweise an seine Volumengrenze bringen können. Durch den geräumigen Packsackdurchmesser liegt er breiter und tiefer am Rücken als andere Modelle, was ich persönlich sehr mag, da nach meiner Erfahrung schmale Rucksäcke schnell hoch aufgebaut sind, meine Kopffreiheit einschränken und sich zudem beim Gehen (gerade in schwerem Gelände) aufschaukeln.
Das Aufsetzen des Aura ist durch das neue Rückensystem ein wenig fummelig, da der Fit-on-the-Fly™-Hüftgurt es gar nicht erwarten kann, sich um die Hüften zu schlingen. Also flink eine Hand zwischen die vorgespannten Hüftflossen gelegt und Platz für die eigene Hüfte geschafft. Ist dieser Punkt erledigt, kommt das direkte Aha-Erlebnis: Der Rucksack „klemmt“ quasi direkt auf der Hüfte. Das Schließen des Hüftgurtes und das Nachziehen der ExoForm™ Biostretch™-Schultergurte ist ohne Eile und sehr komfortabel möglich. Der Aura schmiegt sich über die gesamte Fläche dicht an den Rücken und fühlt sich für mich absolut perfekt an. Der Brustgurt (natürlich mit Signalpfeife in der Schnalle) lässt sich über die Stege auf den Schultergurten reibungslos in der Höhe anpassen.
Und nun wird der Rucksack getragen und getragen und getragen: erst 12 km, dann 25 km, dann wieder 12 km… egal, wie lange: Der Rucksack sitzt! Ich hatte im Vorfeld geargwöhnt, dass ich durch die am Rücken absolut dichte Passform wohl einen nass geschwitzten Rücken bekommen würde. Nö! Trotz straffen Lauftempos und dichter Passform funktioniert die Ventilation des nahtlosen Mesh-Gewebes und der 3D-Hohlraum-Rückenplatte unvergleichlich gut. Toll fand ich die zwei kleinen Reißverschlusstaschen auf den Hüftflossen. In einer waren Taschentücher und Telefon verstaut, in der anderen das Portmonee für das unbedingt notwendige Fischbrötchen am Kirchdorfer Hafen auf der Insel Poel.
Nach dem Tragen kommt unweigerlich das Ankommen. Also Zelt aufbauen, Isomatte und Schlafsack auslegen, Kochzeug auspacken und dann ab mit dem Rucksack ins Zelt. Da ich recht kurz bin, schlafen meine Rucksäcke natürlich immer am Fußende, aber – hoppla! – der Aura mag sich durch die vorgespannten Hüftflossen einfach nicht auf den Rücken legen. Ist ja eigentlich logisch, war mir aber im Vorfeld nicht bewusst. Osprey schon, denn nun verstehe ich auch sofort, warum der Aura ohne einen Fronteingriff ausgestattet ist, den mittlerweile ja fast jeder Trekkingrucksack hat. Es macht einfach keinen Sinn, da er sich partout nicht auf den Rücken legen lässt! Direkt auf den Packsack wollte ich ihn wegen der Bodenkälte und -feuchtigkeit auch nicht legen, also hat er die Nacht in stabiler Seitenlage verbracht. Das war in unserem kleinen Zelt mit sehr flachem Fußende nicht so optimal. Wäre das Zelt etwas breiter gewesen, hätte ich den Rucksack weiter oben neben mich gelegt und alles wäre super gewesen, aber der Platz war halt nicht da. Macht nix, für zwei Nächte ging es auch so!
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3 Kommentare
Rabanus | 02.Feb.2016, 11:33
Hehe, ja wenn die Produkte immer gleich bleiben würde es ja auch irgendwann langweilig werden. ;)Ich hänge auch an ein paar alten Ausrüstungsteilen, aber es kommt immer wieder was schönes neues vorbei, dass sich anzuschauen lohnt! :D
sandra | 12.Jan.2016, 22:39
Hallo Rabanus, ich muss ehrlich sagen, dass ich zu dieser Erkenntnis wirklich wie die Jungfrau zum Kinde gekommen bin. Einfach schon die Konstruktion hätte es mir als langjährigen Fuchs in der Otutdoorbranche sagen müssen, aber dass der Frontzugriff beim Aura von Osprey wirklich keinen Sinn macht ist mir erst beim "Aufräumen" im temporäre "Zelt-zu-Hause" aufgefallen. Das heißt für mich: kein Urteil, über etwas bilden, was ich nicht selbst benutzt habe … 1: schade, dass tapir nur ein mal im Jahr Testtour macht und 2: irgendwie auch schade, dass ich manchmal an meinen alten und lieb gewonnenen Produkten hänge … das verstehen neuer/ anderer Dinge ist spannend! Also: Augen auf und unbedingt neugierig bleiben!!!! Grüße, sandra
Rabanus | 08.Jan.2016, 20:44
Toller Testbericht Sandra! :D Sehr praktisch zu wissen, warum Osprey bei dem Aura keinen Frontzugang eingebaut hat, ich fand das immer eine etwas komische Designentscheidung. Aber so wie du es beschrieben hast macht es so auf jeden Fall mehr Sinn. Klingt nach einem tollen Rucksack! Liebe Grüße!