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Testbericht: Mit dem Aura 65 von Osprey an der Küste unterwegs

Testbericht: Mit dem Aura 65 von Osprey an der Küste unterwegs

Das Schreckliche daran, dass man schon lange Zeit in einem Trekkingladen arbeitet, ist, dass beim Thema Testtour nicht immer gleich so richtig Freude aufkommt. Warum das denn???? Na einfach, weil ich ’ne Menge Ausrüstung habe, mit dieser hoch zufrieden bin und der Gedanke, vielleicht die nächsten Tage einen unkomfortablen 20-kg-Rucksack durch die Gegend zu schleppen, obwohl zu Hause „Mister Perfect“ dümpelt, ganz ehrlich nicht verlockend ist…  Doch bei der diesjährigen Materialvergabe fiel es mir leicht, den Arm sofort hochzuheben und mich für den Aura 65 von Osprey zu „opfern“…

So weit der Einstieg in das schöne Thema „Der perfekte Trekkingrucksack für Frauen“! Neben Aether und Ariel haben wir seit einiger Zeit auch Atmos und Aura immer mal wieder im Laden stehen… für längere Tests hat die Zeit nie gereicht, da die Kunden die Rucksäcke immer gleich wieder gekauft haben und – schwupp! – waren sie weg. Zumindest konnte ich aber schon mal einen prüfenden Blick auf das ungewöhnliche Tragesystem werfen. Im Rahmen der Testtour an die Ostsee sollte ich nun also die Chance bekommen, den Aura in voller Höhe, Länge, Breite und Masse… testen zu können.

Hersteller: Osprey
Modell: Aura AG 65 Liter
Tragesystem: AntiGravity™ Rückensystem
Gewicht: 2020 g (S/M)  2080 g (M/L)
Maße: 74 x 38 x 39 cm (S/M) / 79 x 38 x 39 cm (M/L)
Material: 100D x 630D Nylon / 210D High Tenacity Nylon

Ausstattung:

  • zwei Kammern
  • zwei große Reißverschlusstaschen auf der Front
  • zwei elastische Einschubtaschen an der Seite
  • eine elastische Tasche auf der Front
  • zwei kleine Reißverschlusstaschen auf den Hüftflossen
  • zwei Reißverschlusstaschen im Deckel
  • Regenhülle
  • FlapJacket™-Abdeckung
  • Trinksystemvorbereitung

Für mich schon immer ein absolutes Pro-Osprey-Argument ist das unschlagbare Gewicht der Rucksäcke. Mit gerade mal 2000 g für einen Trekkingrucksack von 65 Litern Packvolumen, den ich locker mit 20 bis 25 kg beladen kann, steht er einsam und allein 500 g bis zum Teil 1000 g vor seinen Kollegen. Als kleine Frau von gerade mal 1,56 m Höhe und gefühlten 56 kg Eigengewicht zählt unterwegs für mich jedes Gramm, das ich nicht tragen muss. Dem traumhaften Gewicht geschuldet fallen die Schnallen und Bänder am Rucksack etwas schmaler aus, als man das von anderen Herstellern gewohnt ist. Mit dicken Handschuhen können diese zur Herausforderung werden, doch ohne oder in normalen Fingerhandschuhen funktioniert alles bestens. Wesentlich für die Gewichtsersparnis ist natürlich das Nylonmaterial des Rucksacks. Und hier muss man in der Beurteilung ein wenig Maß halten: Wenn ich meinen Trekkingrucksack als solchen nutze, ihn durch Wälder, Berge und fremde Länder trage und ihn auch mal auf einen Lastwagen zum Transport verstaue, dann wird er lange und unversehrt seinen Dienst tun. Will ich meinen Trekkingrucksack aber als Expeditionsrucksack nutzen, an Fels- und Eiswänden entlangschaben, mit Eisgeräten, Steigeisen und Eischrauben an ihm herumwirtschaften, ihn eventuell an Seilen die Wände hochziehen… Halt! Das packt er nicht! Und: Das muss er auch nicht aushalten, denn dafür ist er nicht gebaut!

Doch nun zum Testwochenende: Drei Tage als Selbstversorger mit der kompletten Ausstattung (Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kochzeug, Futter, Trekkingstöcke, Kleidung) wollen bewältigt werden. Das bedeutet am ersten Tag, inklusive drei Litern Getränke (zwei Liter Wasser im Trinksystem und ein Liter heißen Tees), satte 20 kg. Die Beladung des Aura gestaltet sich durch den großen Packsackdurchmesser mit großzügiger Öffnung und dem flexiblen Außenmaterial kinderleicht. Alles findet schnell seinen Platz und kann durch die seitlichen und den oben liegenden Kompressionsriemen sehr gut fixiert und dicht an den Rücken gebracht werden. Die Deckelklappe schnell in der Höhe angepasst und schon ist der Rucksack fertig zur Abreise. In meinem Fall habe ich den Rucksack nicht mal ansatzweise an seine Volumengrenze bringen können. Durch den geräumigen Packsackdurchmesser liegt er breiter und tiefer am Rücken als andere Modelle, was ich persönlich sehr mag, da nach meiner Erfahrung schmale Rucksäcke schnell hoch aufgebaut sind, meine Kopffreiheit einschränken und sich zudem beim Gehen (gerade in schwerem Gelände) aufschaukeln.

Das Aufsetzen des Aura ist durch das neue Rückensystem ein wenig fummelig, da der Fit-on-the-Fly™-Hüftgurt es gar nicht erwarten kann, sich um die Hüften zu schlingen. Also flink eine Hand zwischen die vorgespannten Hüftflossen gelegt und Platz für die eigene Hüfte geschafft. Ist dieser Punkt erledigt, kommt das direkte Aha-Erlebnis: Der Rucksack „klemmt“ quasi direkt auf der Hüfte. Das Schließen des Hüftgurtes und das Nachziehen der ExoForm™ Biostretch™-Schultergurte ist ohne Eile und sehr komfortabel möglich. Der Aura schmiegt sich über die gesamte Fläche dicht an den Rücken und fühlt sich für mich absolut perfekt an. Der Brustgurt (natürlich mit Signalpfeife in der Schnalle) lässt sich über die Stege auf den Schultergurten reibungslos in der Höhe anpassen.

Und nun wird der Rucksack getragen und getragen und getragen: erst 12 km, dann 25 km, dann wieder 12 km… egal, wie lange: Der Rucksack sitzt! Ich hatte im Vorfeld geargwöhnt, dass ich durch die am Rücken absolut dichte Passform wohl einen nass geschwitzten Rücken bekommen würde. Nö! Trotz straffen Lauftempos und dichter Passform funktioniert die Ventilation des nahtlosen Mesh-Gewebes und der 3D-Hohlraum-Rückenplatte unvergleichlich gut. Toll fand ich die zwei kleinen Reißverschlusstaschen auf den Hüftflossen. In einer waren Taschentücher und Telefon verstaut, in der anderen das Portmonee für das unbedingt notwendige Fischbrötchen am Kirchdorfer Hafen auf der Insel Poel.

Nach dem Tragen kommt unweigerlich das Ankommen. Also Zelt aufbauen, Isomatte und Schlafsack auslegen, Kochzeug auspacken und dann ab mit dem Rucksack ins Zelt. Da ich recht kurz bin, schlafen meine Rucksäcke natürlich immer am Fußende, aber – hoppla! – der Aura mag sich durch die vorgespannten Hüftflossen einfach nicht auf den Rücken legen. Ist ja eigentlich logisch, war mir aber im Vorfeld nicht bewusst. Osprey schon, denn nun verstehe ich auch sofort, warum der Aura ohne einen Fronteingriff ausgestattet ist, den mittlerweile ja fast jeder Trekkingrucksack hat. Es macht einfach keinen Sinn, da er sich partout nicht auf den Rücken legen lässt! Direkt auf den Packsack wollte ich ihn wegen der Bodenkälte und -feuchtigkeit auch nicht legen, also hat er die Nacht in stabiler Seitenlage verbracht. Das war in unserem kleinen Zelt mit sehr flachem Fußende nicht so optimal. Wäre das Zelt etwas breiter gewesen, hätte ich den Rucksack weiter oben neben mich gelegt und alles wäre super gewesen, aber der Platz war halt nicht da. Macht nix, für zwei Nächte ging es auch so!

Nun bin ich langsam am Ende des Berichts. Und wer bis hier her gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass ich ein Osprey-Aura-Fan bin! Mein „Mister Perfect“ (ein Osprey Aether) hat erstmalig und gleich ernsthaft Konkurrenz bekommen. Er liegt nur um eine kleine Nasenlänge vorn: In seiner Deckelklappe ist ein Hüftgurt versteckt. Das Fach kann abgenommen und direkt als geräumige Hüfttasche genutzt werden. Warum Osprey beim Aura 65 AG darauf verzichtet hat, erschließt sich mir gar nicht. Zumal der Aura mit einer FlapJacket™-Abdeckung zur Verwendung ohne Deckel ausgestattet ist. Diese Frage muss ich Osprey unbedingt stellen! Und wenn ich dann schon mal mit Osprey telefoniere, werde ich noch folgende minikleine Verbesserungswünsche anmerken:

1: Könnt ihr der Deckelklappe zwei kleinen Steckschließen zum Befestigen spendieren? Fädeln ist etwas fummelig und dauert länger als zwei kleine Klicks…

2: Wäre es denkbar, eine der Reißverschlusstaschen auf den Hüftflossen wasserdicht zu arbeiten? Dann kann ich mir die wasserdichte Handyhülle schenken…

3: Könnt ihr die seitlichen Kompressionsriemen 5 cm länger machen? Dann passen Isomatten oder gerollte Travelchairs etc. drunter, ohne dass ich extra Riemen mitnehmen muss…

Und dann muss ich Osprey in meiner Rolle als Verkäufer noch ausdrücklich Danke sagen:  Liebes Osprey-Team, ich habe noch nie in meinem 20-jährigen Verkäuferdasein ein so kinderleicht zu bedienendes Verstellsystem für die Rückenlänge in der Hand gehabt! Absolut selbsterklärend, sekundenschnell und punktgenau zu bedienen. Herrlich! Danke!

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