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Wolle im Fokus – Teil II: Wollpflege

Wolle im Fokus – Teil II: Wollpflege

Merinowolle ist aus dem Bekleidungssektor der Outdoorbranche nicht mehr wegzudenken. Daher steht Wolle hier im tapir Blog im Mittelpunkt einer kleinen Miniserie. Im ersten Teil haben wir uns die Vor- und Nachteile von Merinowolle und ein paar besondere Verarbeitungsarten (Icebreaker Corespun, gewalkte Wolle von Mufflon) näher angeschaut. In diesem zweiten Teil widmen wir uns der Pflege von Merinowolle, damit wir möglichst lange Freude daran haben. Im dritten Teil werden wir uns dann mit der Herkunft der Wolle beschäftigen und den Firmen ein wenig auf die Finger schauen.

Auf den ersten Blick mag die Pflege von Merinowolle kompliziert erscheinen – doch ist es im Grunde alles ganz einfach. Der Trick an der Sache ist meiner Meinung nach dieser: Marketing und hohe Preise haben uns eingebläut, dass Merinowolle etwas Tolles und Besonderes ist (stimmt), und damit wird automatisch assoziiert, dass es auch einer ganz außergewöhnlichen Pflege bedarf (stimmt nur bedingt). Das einzig wirklich Besondere an der Pflege von Merinowolle ist, sie verhältnismäßig wenig zu pflegen und Extras wie Weichspüler, Trockner wegzulassen. Die Merinofaser braucht nur ganz wenig, um sauber zu sein. 😀

Kleiner Tipp: An der Kasse im tapir haben wir für Euch immer ein paar kleine gelbe Merkzettel mit Waschinstruktionen, falls Ihr die Waschinfos in zusammengefasster Form mitnehmen wollt.

Bevor wir uns mit der Wäsche im Detail beschäftigen, hier drei einfache Grundregeln, über die sich jedes Merinoteil freut:

I. Pflegehinweise beachten

Unabhängig davon, was im Internet, in Foren und Blog-Artikeln geschrieben steht (diesen mit eingeschlossen), eines geht immer vor: Die Hersteller wissen selbst am besten, wie man mit ihren Produkten umgeht, und das Pflegeetikett gibt am besten Auskunft darüber. Temperaturangaben für den Waschgang variieren zum Beispiel, daher lohnt sich der Blick aufs Etikett.

II. So wenig Waschen wie möglich

Nässe in Kombination mit mechanischer Reibung belastet die Wollfaser, daher lohnt es sich, Wollteile so viel und oft wie möglich zu lüften und erst dann zu waschen, wenn es wirklich nötig ist. Durch die Schuppenstruktur der Faser verfügt Wolle über einen Selbstreinigungseffekt, daher gilt: weniger ist mehr. Beim Waschen auf links drehen verlängert ebenfalls die Lebensdauer der Produkte.

III. Niemals Weichmacher verwenden

Weichspüler greift die Faserstruktur der Wolle an und sollte niemals nie verwendet werden.

Merinowolle lässt sich problemlos in der Waschmaschine waschen. Je nach Teil (> Pflegeanleitung) bei 30 C°, 40 C° oder, im Falle von Woolpower, sogar bis zu 60 C° waschen; im Wollprogramm auf niedrigen Drehzahlen. Dünnere Kleidungsstücke in einen Wäschesack packen und darauf achten, dass Reißverschlüsse, Gürteltaschen u.Ä. geschlossen sind, damit sie sich nicht in der Wolle verhaken. Gegebenenfalls kann man eine Jeans mit hinzugeben, deren grober Stoff Pilling entgegenwirkt.

Nicht im Feinwäscheprogramm waschen, da die Wolle sonst verfilzen UND deutlich schrumpfen kann.

Zum Trocknen die Wäsche aus der Trommel holen und schwere Stücke auf ein Tuch legen, in Form ziehen und liegen lassen. Die Wolle nicht in den Trockner tun. Leichtere Teile können auch aufgehängt werden, doch Liegen ist materialfreundlicher.

Die Aussagen der verschiedenen Firmen dazu, ob man ein normales oder ein Wollwaschmittel verwenden soll, variieren stark. Einige empfehlen ausdrücklich Wollwaschmittel (z.B. Ortovox und Ivanhoe) während andere wiederum gewöhnliches Waschmittel bevorzugen (Icebreaker, Woolpower). Wollwaschmittel sind verschieden, daher wohl auch die unterschiedlichen Antworten der Hersteller. Entscheidend ist, dass das Waschmittel keine lösenden Enzyme enthält. Insbesondere Wollwaschmittel, das darauf ausgelegt ist, sehr grobe Schurwolle etwas weicher zu machen, verfügt über diese lösenden Enzyme. Merinowolle ist jedoch schon von Natur aus weich und benötigt diese Behandlung nicht. Die Enzyme greifen die Proteinstruktur der Merinowolle an und viele der positiven Effekte können so verloren gehen.

Wir empfehlen zur Merinowollwäsche ein einfaches Sensitiv-Waschmittel ohne Weichspüler, damit haben wir gute Erfahrungen gemacht.

Es gibt auch spezielles Waschmittel für Merinowolle, welches Lanolin enthält, ein natürliches Wollfett, das die selbstreinigenden Eigenschaften der Wolle weiter unterstützt (z.B. Woolcare von Woolpower).

Generell lässt sich Merinowolle auch durch Handwäsche (mit lauwarmen Wasser und wenig Waschmittel) gut sauber bekommen. Die meisten Hersteller empfehlen mittlerweile jedoch Maschinenwäsche, da durch die gleichmäßige mechanische Beanspruchung das Kleidungsstück oft noch besser gereinigt wird.

Durch richtige Lagerung kann die Produktlebensdauer erheblich erhöht werden. Um Feuchtigkeitseinflüssen und vor allem Motten vorzubeugen (die lieben Wolle auch!) lohnt sich eine Aufbewahrung in einem vakuumdichten Beutel oder Plastiksack. Ist ein Wollteil bereits von Motten befallen, hilft es, das gute Stück zu lüften und dann in der Tiefkühltruhe einzufrieren. Insbesonders schwere Wollteile werden am besten liegend gelagert. Merinowollteile nicht auf spitze Kleiderbügel hängen.

Geheimtipp: Um Schädlingen vorzubeugen hilft auch rotes Zedernholz, dessen wohltuenden Duft die Motten nicht besonders mögen; das Holz regelmäßig etwas anschleifen, damit es weiterhin duftet (riecht auch viel besser als die synthetischen Lösungen aus dem Supermarkt).

Auf längeren Touren kann man Merinowolle viele Tage am Stück tragen. Für ein optimales Frischegefühl die Teile zum Lüften an einen schattigen Ort aufhängen, heißt, zu starke Sonneneinwirkung meiden. Große Flecken am besten noch vor Ort vorsichtig rauswaschen, dann gehen sie hinterher einfacher wieder raus.

Und in der Praxis? So pflegen die tapire ihre Wollbekleidung!

Genug der Theorie! Hier ein paar handfeste Aussagen dazu, wie zwei unserer tapire ihre Lieblingsteile pflegen:

Gabriel trägt gerne Merinowollteile aller Art, sowohl auf Tour als auch im Alltag:

Merinowolle: „Leider bin ich verhältnismäßig ungeeignet, zu diesem Thema Auskunft zu erteilen, da ich meine Kleidung generell nicht wasche. Zum Thema ‚duschen‘ möchte ich folgerichtig an dieser Stelle die Aussage gänzlich verweigern… Bezogen auf Merinowolle muss ich aber konstatieren, dass deren Eigenschaften meiner eben bezeugten Wasch-Unwilligkeit sehr entgegen kommen. Da die Merinowollfaser Feuchtigkeit in ihrem Inneren aufnimmt und nicht, wie etwa Kunstfaser, die Feuchtigkeit auf der Faseraußenseite ableitet, entsteht auf den Wollfasern kein feuchtes Klima, in welchem Bakterien liebend gern prosperieren würden. Die Wollfasern sind auf diese Weise quasi natürlich gegen bakteriellen Befall imprägniert. Unterstützt wird die antibakterielle Wirkung von Wollfasern noch durch die schuppige Beschaffenheit ihrer Außenseite. Bei Bewegung reiben die Wollfasern im Gewebe gegeneinander und erzeugen so einen Selbstreinigungseffekt. Daraus resultiert eine beeindruckende olfaktorische Neutralität von Wolltextilien, auch über einen langen und intensiven Nutzungszeitraum hinweg. Wenn ich waschen würde, dann klassisch bei 30 C° und ohne Weischspühler.“

Matthias trägt im Herbst und Winter gerne gewalkte Wollteile von Mufflon und hat für seine Touren auch stets ein paar Merinoshirts mit im Gepäck:

Gewalkte Merinowolle: „Ich hänge meine Wäsche zum Lüften immer draußen auf und das funktioniert super. Gröbere Verschmutzungen lasse ich trocknen, die sich dann gerade auf Loden oder Walkstoffen einfach ausbürsten lassen.
Nur bei ernst zu nehmenden Verschmutzungen stecke ich sie bei 40 C° in die Wäsche (Wollprogramm = geringe Schleuderdrehzahl!). Gerade dickere Bekleidung trockne ich liegend, alles andere hängend.  Die bisher hartnäckigsten Flecken auf gewalkter Merinowolle haben bei mir Schnecken verursacht. Auch nach mehrmaligem Waschen in der Waschmaschine war den Flecken nicht beizukommen. Schließlich hat Speichel mit Einwirkzeit das Fleckenproblem aber gelöst.“

Merinowolle: „Im Normalwaschgang (40 C°) mit sensitivem Waschmittel, hier gerne auch mit der häufig erwähnten Jeans zusammen (Pilling). Ich passe mittlerweile sehr auf meine Merinoshirts auf. Gerade durch Einklemmen mit Gürtel oder Reißverschluss habe ich mehreren meiner Shirts unansehnliche Löcher im unteren vorderen Bereich verpasst. Ist schade um die wertvollen Sachen.“

  • so wenig waschen wie möglich, so oft wie nötig
  • waschen bei 30 C°-40 C° mit einem Sensitiv Flüssigwaschmittel ohne Weichmacher
  • immer Blick auf die Pflegeanleitung werfen
  • oft lüften, für besonders dünne Teile Waschnetz verwenden

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