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Bienenwachs – ein jahrtausendealtes Naturprodukt

Bienenwachs - ein jahrtausendealtes Naturprodukt

Summ, summ, summ, Bienchen summ herum. Es gehört viel Flug- und Sammelarbeit dazu, damit die fleißigen Bienen ihr Wachs absondern können, dass sie zum Bau ihrer Waben im Bienenstock benötigen. Und damit auch zur Produktion von Wachs. Wenn in unserem industrialisierten Leben das Wachs häufig durch Kunstwachs ersetzt wird: Echtes Bienenwachs ist als ein essenzieller Bestandteil von Pflegeprodukten im Schuh- und Bekleidungsbereich sowie für geplagte Kletterhände aus dem Outdoorleben nicht wegzudenken.

Wer kennt nicht Maja und ihren dicken Freund Willi. Beide erleben sie gemeinsam jeden Tag spannende Abenteuer. Doch irgendwie habe ich bei den putzigen Zeichentrickfilmen nie gesehen (oder es verpasst), ob die beiden auch etwas mit der Wachsproduktion, also dem Wabenbau zu tun haben. Wahrscheinlich wurden sie nie als Baubienen gezeigt. Beider Leben erscheint eher wie ein schönes, abenteuerliches Spiel, von dem ihre natürlichen Verwandten wohl nur träumen können.

Denn in derem kurzen, stark strukturierten Leben müssen die fleißigen Bienen von heute so viel machen: Sich putzen, die Zellen säubern, Versorgung der Königin und danach dann noch der Wabenbau. Ist das geschafft, dienen sie ihrem Volk ab ihrer Lebensmitte dann als Wachbienen und fliegen als fleißige Sammlerinnen durch die Gegend. Von Erholung und Abhängen wie bei Maja und Willi: keine Spur.

Wenn von Bienenwachs die Rede ist, dann wird vereinfacht gesehen darunter ein Gemisch aus Estern, langkettigen Alkoholen und Fettsäuren verstanden, das die Bienen nach dem Pollensammeln aus ihren Wachsdrüsen am Bauch herausschwitzen. Der Imkerpate hat es einmal so formuliert: „Stell Dir vor, Du bist Bauarbeiter und musst die Ziegel aus deinem Bauch herausschwitzen.“ Diese Wachsplättchen sind ursprünglich weiß, fast durchscheinend und werden mit den Hinterbeinchen nach vorn zum Mundwerkzeug der Bienen weitergegeben. Mit ihnen werden die Plättchen durchgeknetet und Speichel gelangt ins Rohwachs. Man sagt, dass rund 1,25 Millionen Plättchen für 1 Kilogram Wachs durchgeknetet werden müssen.

Durch die Vermischung mit dem Speichel wird das Wachs geschmeidig. Ihre gelbe Farbe bekommt das Wachs durch die Aufnahme des Pollenöls, das neben vielen anderen auch den Naturfarbstoff Carotin enthält. Daher auch der etwas süßliche Geruch des Wachses. Um Bienenwachs zu produzieren, erhöhen die Bienen ihren Fettstoffwechsel, wofür sie einiges an Zucker benötigen. Deshalb erzeugen sie Wachs wohl im Frühjahr (April bis Juli), einem Zeitraum, in dem das Nektarangebot besonders hoch ist.  Wie das mit dem Wachs und dem Honig genau funktioniert, warum es helles und dunkles Wachs gibt, dazu kann man hier mehr im Imkerblog oder beim Imkerpaten nachlesen oder gleich einen Imker beim nächsten Honigkauf befragen.

Bei uns im tapir findet ihr die Bienenwachsprodukte vorrangig in der Pflegeecke. Die Schuhpflege auf Bienenwachsbasis dient der natürlichen Lederpflege von Wander- und Bergsschuhen. Wir alle haben es schon erlebt, dass das Leder mit der Zeit an Feuchtigkeit verliert, trocken und spröde oder im schlimmsten Fall sogar rissig wird. Das erleben wir leider ziemlich oft auch bei Schuhen , die zur Reparatur oder Neubesohlung bei uns abgegeben werden. Eine regelmäßige Pflege mit bienenwachshaltigen Schuhpflegeprodukten erhält dem Leder der Bergstiefel seine Geschmeidigkeit, das Leder verliert nicht an Feuchtigkeit und bekommt zudem auch eine wasserabweisende Schicht. Dadurch wird auch mit die Lebenszeit des Bergschuhes verlängert, was wiederum nicht nur den Geldbeutel glücklich macht.

Wie funktioniert die Schuhpflege?

Zurück von Tour sind die Schuhe je nach Terrain oft schmutzig und leicht bis schwer verkrustet. Nach einer Oberflächenreinigung mit feuchtem Tuch sollten die Schuhe getrocknet werden. Das Leder wird mit der Creme, egal ob sie aus der Tube oder Büchse kommt, mit einem Tuch langsam aufgetragen. Die Firmen empfehlen dünne Schichten mit kreisenden Bewegungen. Die Fettsäuren im Bienenwachs entfernen so auf schonende Art die Verschmutzungen im Leder. Positiver Nebeneffekt: Die Farbe wirken wieder frischer. Pflege einziehen lassen und wenn man dann das Gefühl hat, das die erste Runde noch nicht ausreichend ist, beginnt man das ganze Prozedere des Eincremens von vorn.

Doch nicht nur bei den Schuhpflegemitteln, auch bei der Imprägnierung von Hosen und Jacken kommt Bienenwachs als Bestandteil des Pflegemittels zum Einsatz. Wir kennen das vor allem vom Wachsblock für die G1000- Sachen von Fjäll Räven. Doch auch andere Labels arbeiten mit einem Baumwoll-Polyester-Mischgewebe, dass nach dem Auftragen einer bienenwachshaltigen Imprägnierung wind- und wasserabweisende Eigenschaften erhält. Zusätzlich verstärkt das Bienenwachs die Robustheit des Materials und sorgt damit auch für eine längere Lebensdauer auch bei harten Tourerfahrungen. Die bienenwachshaltigen Pflegemittel für die Bekleidung enthalten dabei oft ein Gemisch aus Bienenwachs und Paraffin und sind somit unbedenklich für die Gesundheit.

Wie funktioniert die Imprägnierung von Bekleidung?

Den Jacken und Hosen sieht man deutlich an, wenn die Imprägnierung beginnt nachzulassen. Das Material wird etwas weicher, optisch verschwindet der „Zebralook“ auf dem Material. Außerdem nehmen die wind- und wasserabweisenden Eigenschaften spürbar ab. Spätestens dann ist die Zeit gekommen, die Imprägnierung für die Jacke oder Hose wieder aufzufrischen. Heißt, wie die Schweden bei Fjäll Räven es empfehlen, sind auch wir Freunde des „Bedarfswachsens“. Einmal im Jahr dünn wachsen und ansonsten nur die sogenannten Problemzonen, die dann auch gern intensiver behandeln. Wie einfach das mit Bügeleisen und dem Wachsblock (Bienenwachs und Paraffin) geht, zeigt uns Wikki im Video, die sich das Ganze von den Spezialisten in Stockholm abgesehen hat.


Wer kein altes Bügeleisen zur Verfügung hat, kann das Erwärmen  des Wachses auch mit einem Föhn versuchen, dauert etwas länger bis das Wachs ins Gewebe eingezogen ist. Wer keine Kapazitäten zum eigenhändigen Wachsen hat, der kann, wenn es um Hosen und Jacken von Fjäll Räven geht, auch gern bei uns im tapir-Wachsservice nachfragen.

Wer jetzt denkt, das war es, der ist wahrscheinlich kein ambitionierter Kletterer. Vor mehr als 4 Jahren hat ClimbOn mit diversen Hautpflegeprodukten für arg rissige und geschundene Kletterhände den Weg in unsere Kletterecke gefunden. Die Creme auf Bienenwachsbasis ist für vor allem für Haut entwickelt worden, die lange der Sonne ausgesetzt wird, die viel an frischer Luft zu unterwegs ist. Auch wenn einige beim Vergleich von unserer Haut mit dem Leder den Kopf schütteln mögen, liegt dieser nahe. Auch unserer strapazierten Haut wird dadurch wieder Feuchtigkeit zurückgegeben und spröde Hautstellen mit ihren kleinen Mikrorissen heilen wieder schneller. Perfekt für alle, die den ganzen Tag in Kalk und Granit kletternd unterwegs sind.

Dies alles zeigt, das Bienenwachs auch heute deutlich mehr sein kann, als nur Grundlage für eine buntschmelzende, duftende Kerzenpracht zu sein. Das Naturprodukt kann viel mehr als Licht erzeugen und ist auch für uns im Outdoorbereich interessant. Seitdem ich beim Recherchieren lesen durfte, dass eine Biene für ein Kilogramm Wachs so viel Nektar zu sich nehmen muss, wie sie für 4 – 10 kg Honig brauchen würde, ist mein Respekt vor den fleißigen Bienen und  der Arbeit der Imker noch mehr gestiegen. Außerdem, wer hätte das gedacht: In Urzeiten, so hat man herausgefunden, wurden Zahnlöcher mit Bienenwachs gestopft.

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