Eigentlich habe ich zwei unterschiedliche Hüttenschlafsäcke in meiner Ausrüstungstruhe. Neben dem besagten Inlett aus Mischgewebe besitze ich ein vom Packmaß her eine deutlich größere Microfleece-Variante von Ajungilak. Letztere ist mir aber mittlerweile viel zu groß im Hinblick auf das Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis.
Meinem Hüttenschlafsack, der ein Materialmischverhältnis von 55 % Seide und 45 % ägyptischer Baumwolle hat, sieht man an, dass er schon viel erlebt hat – von Nächten mit mehr als 20 °C und hoher Luftfeuchtigkeit bis hin zum Schlafen bei -30 °C (oder kälter) auf dem Eis des Baikalsees. Er hat mit den Jahren, aber das liegt auch am Material, etwas viele Falten bekommen, aber das hatte bisher noch keinen Einfluss auf die Wärmeleistung.
Das Inlett ist in der Mumienversion 241 cm lang und im Schulterbereich 90 cm breit. Mir erschließt sich, wie Carsten auch, nicht, warum es die Inletts nicht in zwei Größen gibt. Ich habe auch schon überlegt, es selbst zu kürzen. Der Liner wiegt gerade mal knappe 180 g, im Gegensatz dazu wiegt das Inlett aus reiner Seide 135 g. Das Inlett hat gewichtsoptimiert keinen Reißverschluss, sondern nur eine weite seitliche Einstiegsmöglichkeit. Die ist für mich auch dann groß genug, wenn ich das Inlett im Schlafsack als zusätzlichen Wärmehalter nutze. Das Kopfteil kann man, im Fall der Fälle, mit einer Kordel enger einstellen, aber das ist ein Feature, das ich selbst auf Wintertouren nicht nutze (ich schlafe dann eher mit einer Mütze auf dem Kopf und halte meine Nase in die frische Luft, statt alles um den Kopf herum zuzuziehen). Cocoon verspricht einen Mehrgewinn an Wärme von 4,8 °C. Das war und ist für mich immer ein eher theoretischer Wert. Es bestimmen einfach zu viele andere Faktoren, ob ich beim Schlafengehen friere, fröstele oder mir gleich beim Einschlafen mollig warm ist, als dass ich einen Unterschied zwischen 3,9 °C und 4,8° C wirklich spüre.
Am stärksten positiv überrascht hat mich mein Inlett beim Winterboofen mit zweistelligen Minusgraden. Ich bin ein Fan warmer Bekleidung am frühen Morgen und wärme daher gern ein paar Baselayer (Shirt und Hose) im Schlafsack in der Nacht mit an. Ich habe sogar meine feuchten Handschuhe und Socken zwischen Schlafsack und Inlett getrocknet. Genial, weil die Zwischenlage verhindert, dass die Nässe der Handschuhe an meinen Körper gelangt. Das Inlett fühlte sich am Morgen nicht feucht an und verschwand in seinem kleinen Packsack ohne zusätzliche Trocknungszeit wieder im Rucksack. Das mache ich seitdem immer so, wenn es in die Kälte geht.
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5 Kommentare
Astrid | 24.Nov.2021, 16:03
Hallo Rabanus! DANKE, das ist endlich eine richtig hilfreiche und informative Antwort! Seit Tagen suche ich das halbe Web nach dieser Antwort ab - et voilà! ... so bin ich allerdings auch auf den Tapir Blog & Store gestoßen! :-) Danke nochmals!
Rabanus | 22.Nov.2021, 14:28
Hallo Astrid. :) Merinowolle und Seide sind allgemein schon sehr unterschiedlich. Das Seideninlett ist vom Packmaß und Gewicht her deutlich kleiner und leichter als das Merino-Equivalent (135g vs. 495g in der Mumienform). Die Merinowolle wärmt dafür ein klein wenig mehr (+7° vs. +5,3°C) Insgesamt unterscheiden sich die beiden Varianten auch sehr beim Schlafklima. Seide liegt leicht kühl auf der Haut, Wolle hat eine eher kuschelige Haptik. Für Reisen in Warme Gebiete empfiehlt sich Seide - sollte die Reise in eher kühle Gebiete gehen, empfehle ich das Merinowoll-Inlett. Von der Strapazierfähigkeit her sind beide vergleichbar und sehr ähnlich.
Astrid | 20.Nov.2021, 12:18
Hallo an alle - und danke für die sehr nützlichen Infos! Ich schwanke gerade zwischen einem Merino- und Seiden-Inlett (als Geschenk) Ich selbst habe ein Inlett aus Seide, finde die Merino Variante aber auch sehr spannend... Meine Fragen: Unterscheidet sich das Gewicht sehr zwischen den beiden Inletts? Welches Inlett ist eher "multifunktional", also für Reisen und Sport geeignet? Insgesamt geht es wohl eher um individuelle Präferenzen, ob man zu Seide oder Merino greift, aber was sind zusammengefasst und faktisch die größten Unterschiede? (Gewicht, Wärmeleistung, Strapazierfähigkeit...) Vielen Dank für eure Antwort! lG Astrid
simone | 25.Jan.2017, 11:41
Hey Rabanaus, da ich in den letzten Jahren doch auch öfter über Nacht mit einem Fernbus unterwegs war, habe ich auch schon über eine Coolmax-Decke nachgedacht (gleiches gilt auch für lange Zugfahrten). Der Schlafsack ist meist zu dick, und in ein Inlett krabbelt es sich im Sitzen etwas umständlich hinein, erst recht, wenn man das Inlett in Mumienform hat.
Rabanus | 25.Jan.2017, 10:52
Ein sehr schöner Bericht. =) Seit einiger Zeit benutze ich sehr gerne die kleine Coolmax Decke von Cocoon - wenn auch kein vollwertiges Inlett, iso st ein sehr schönes Teil für kleine Reisen oder kleine Besuche. Als ideal empfand ich die Decke insbesondere bei Reisen mit den Fernbussen, wenn man ggf. nachts durchfährt. Und das Coomax Material fühlte sich sehr angenehm an.