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Kleines Inlett-ABC: Coolmax vs Thermolite vs Merino vs Seide-Baumwolle-Mischung

Kleines Inlett-ABC: Coolmax vs Thermolite vs Merino vs Seide-Baumwolle-Mischung

Schlafsackinlett oder Hüttenschlafsack: Beide Begriffe stehen für einen decken- oder mumienförmigen Bezug, der, wie der erste Name schon sagt, als zusätzliches Wärme-Backup in einem Schlafsack zum Einsatz kommt oder, wie der zweite Name es beschreibt, solo vor allem in den Unterkünften genutzt wird, bei denen man sich nicht sicher sein kann, wer vorher schon im gleichen Bett oder im sogenannten Matratzenlager gelegen hat. Außerdem können Inletts, die im Schlafsack genutzt werden, dazu beitragen, dass der Schlafsack nicht so schnell verschmutzt und somit auch nicht so oft gewaschen werden muss. Einige tapire schlafen schon seit vielen Jahren in Inletts auf ihren Touren, andere haben ihre Chance genutzt, sich im Rahmen unserer tapir-Testtouren näher mit Hüttenschlafsäcken auseinanderzusetzen und ihre Erkenntnisse in Testberichten zusammenzufassen. Wir wollen euch hier einen kleinen Überblick zu den Inletts geben, die wir bei uns in unterschiedlicher Materialien und Formen im tapir-Sortiment haben.

Ein Inlett ist bei all jenen Menschen sehr beliebt, die in Unterkünften mit fragwürdigem Hygienestandard nächtigen. Nicht jede bereitgestellte Decke im Bettenlager lässt ein behagliches Schlafgefühl aufkommen. Die in unserem Sortiment erhätlichen Inletts in Rechteck- oder Mumienform schaffen da Abhilfe und sind in verschiedenen Materialien erhältlich.  Aber auch im eigenen Schlafsack kann ein Inlett nützlich sein, um die Verschmutzung, die die intensive Nutzung zwangsläufig mit sich bringt, so gering wie möglich zu halten. Es lässt sich zudem auch noch schneller und einfacher waschen als ein Schlafsack.

So weit zur Theorie. Befragen wir doch mal die tapire zu ihren bisherigen Erfahrungen!

Wetterprognose für unsere Ostseewandertour im vergangenen Jahr: Sonnenschein über die ganze Zeit. Herrliches Wandern war vorprogrammiert. Aber es war Ende Oktober und da sind die Nächte doch schon empfindlich kalt. Mein Schlafsack geht bis 5 °C und da ich eine Frostbeule bin, freute ich mich über das Angebot, mal ein Inlett zu testen. Mir wurde das Coolmax-Inlett von Cocoon zugeteilt. Für die erste Nacht waren Temperaturen um 0 °C angesagt – beste Voraussetzung für einen Praxistest!

Bislang hatte ich Inletts für etwas Überflüssiges gehalten. Gut, als Hüttenschlafsack, um nicht den ranzigen Hüttendecken schutzlos ausgeliefert zu sein, sind sie ja recht sinnvoll, aber als Zusatz in einem Schlafsack hatte ich noch nie eins verwendet. Bis zu unserer Ostsee-Testtour im vergangenen Herbst. Da wir ja alles selber tragen mussten, war ich natürlich bemüht, so wenig wie möglich mitzunehmen und das nötige Equipment leicht und klein zu halten. Ich hatte die Wahl, meinen warmen und schweren Winterschlafsack (Komforttemperatur bis -25 °C) oder meinen nicht so warmen, dafür aber leichten Schlafsack (bis 7 °C) mitzunehmen. Bei zu erwartenden Temperaturen von 3 °C war ich froh, das Cocoon-Inlett Radiator zum Testen zu bekommen und entschied mich für die leichte Schlafsackvariante.

Ich habe mir vor drei Jahren vor meiner Watzmanntour das Inlett aus ägyptischer Baumwolle geholt, um die Wärmeleistung meines Schlafsacks aufzuwerten oder ihn im Sommer einfach so als dünne wärmende Schicht zu nutzen. Als positiven Nebeneffekt sollte er außerdem meinen Summerlite zu schonen, damit dieser nicht so oft gereinigt werden muss. Auf unserer letztjährigen Testtour konnte ich das Inlett aus 100 % Merinowolle testen. Die Prognose für die Nächte sagte einstellige Temperaturen vorher, ich hatte zudem einen mir unbekannten Schlafsack (Komfortbereich 3 °C) im Gepäck, sodass ich das Wollinlett gern in den Radtaschen verstaute. Außerdem war ich extrem  neugierig darauf, ob es spürbare Unterschiede zu meinem Inlett aus ägyptischer Baumwolle geben würde.

Ich musste erst mal nachsehen, wann ich mir mein Inlett gekauft habe – das war 2005 kurz vor meiner Asien-Reise nach Bhutan und Arunachal Pradesh (Nordindien). Da wollte ich so viel Gewicht sparen wie möglich und schwankte im Voraus lange zwischen dem Inlett aus reiner Seide und der Variante aus Baumwolle/Seide-Mischgewebe. Für Letztere hatte ich mich aus Gründen der Robustheit entschieden: Ich wollte das Inlett auf der Tour in den Hütten oder Hostels ohne Schlafsack nutzen, weil ich im Vorfeld davon ausgegangen war, dass es nachts im Tiefland zu warm für den Schlafsack werden würde, den wiederum für die Berge ich aber auf jeden Fall mitnehmen musste. Seitdem nutze ich das Inlett hin und wieder auf Hüttentouren in den Dolomiten. Doch sein Haupteinsatzort ist im Schlafsack, nämlich als Wärme-Back-up, entweder für den dünnen Sommerschlafsack oder bei extrem kalten Bedingungen auch im Winterschlafsack. So geschehen nicht nur am Baikalsee und in Schweden, sondern auch auf den Wintertesttouren der tapire im Thüringer Wald und im Harz mit zum Teil auch zweistelligen Minustemperaturen in der Nacht.

Coolmax ist eine Polyesterfaser, die so gut wie keine Feuchtigkeit aufnimmt. Ich kenne die Faser schon aus verschiedenen Funktionsshirts und da funktioniert der Feuchtigkeitstransport nach draußen hervorragend. Das Material fühlt sich sehr geschmeidig an. Das Inlett ist mumienförmig geschnitten, hat eine Kapuze und lässt sich mit einer Kordel am Hals enger stellen. Die Länge ist mit 220 cm inklusive Kapuze angegeben, sodass Personen bis 1,90 m problemlos darin Platz finden. Die Schulterbreite ist mit 80 cm ausreichend, zumal das Material sehr elastisch ist. Das Packmaß ist nicht größer als eine Coladose, das Gewicht mit nachgewogenen 243 g (Herstellerangabe: 255 g) angemessen. Das Inlett verspricht einen Wärmezugewinn von 4,7 °C.

Wenn ich an unsere Testtour zurückdenke, dann hat sich das Coolmax-Inlett bewährt:
„Es ist ca. 22:00 Uhr, die Kälte kriecht so langsam den Rücken hoch und es ist Zeit, sich für den nächsten Tag zu erholen. Also noch schnell ein paar Erwärmungsübungen und dann ab in den Schlafsack. Der Einstieg gestaltet sich etwas schwierig, da ich nun erst einmal in das Inlett krabbeln muss, um mich dann mit Inlett in den Schlafsack zu wursteln. Das dauert ein bisschen länger und ist etwas umständlicher als sonst. Aber als ich dann aber erst einmal liege, bin ich warm und kuschlig eingepackt. Das Inlett nimmt sehr schnell die Körperwärme auf und ich schlafe relativ schnell ein … und durch! Als ich dann früh die Temperaturen realisiere, bin mit dem Testergebnis doch sehr zufrieden: 1 °C sind wirklich kalt und ich habe nichts davon gemerkt. Prima.“

In der ersten Nacht hatten wir dann doch nur 1 °C, kälter also als vorhergesagt, und ich war etwas skeptisch, ob mein Schlafsack zusammen mit dem Inlett reichen würde. Das Handling im Schlafsack ist etwas umständlich, da das Inlett an den Seiten geschlossen ist. Man muss erst den Schlafsack schließen und dann das Inlett zurechtrücken. Doch schnell wurde es angenehm warm im Schlafsack und ich hatte eine sehr angenehme erste Nacht. Zwischendurch wurde es mir sogar etwas zu warm und ich musste die Schlafsackkapuze ein wenig öffnen. Bei diesem Inlett ist der Name Programm.

Das Inlett Radiator besteht zu 100 % aus der Polyester-Hohlfaser Thermolite®. Sie schließen die Luft ein und sorgen damit für eine gute Isolation. Das Gewicht des Inletts in Mumienform liegt bei 370 g, die Rechteck-Variante wiegt 460 g und kostet jeweils 59,95 €. Die Gesamtlänge des Inlett beträgt 220 cm, die Breite im Schulterbereich 80 cm und im Fußbereich 60 cm. Der „Kapuze“ kann über einen umlaufenden Kordelzug enger gestellt werden. Die zusätzliche Wärmeleistung des Radiator-Inletts ist vom Hersteller Cocoon mit bis zu 9 °C angegeben. Wie dieser Wert ermittelt wurde, ist mir nicht klar, aber auf alle Fälle hat es eine hohe zusätzliche Wärmeleistung. Natürlich kann es bei warmen und trockenen Nächten oder auf Hüttentouren auch einzeln verwendet werden.

Was ich leider nicht verstehe, sind die Maße bei Inletts allgemein. Längen von 220 cm sind selbst bei meiner Körperlänge vollkommen übertrieben, egal ob Baumwolle, Seide oder Kunstfaser. Bei Schlafsäcken gibt es pro Modell bis zu vier(!) verschiedene Längen, aber bei Inletts nur eine. Kleine Personen mit einem passenden Schlafsack haben gar keinen Platz für den überschüssigen Stoff. Im Fußbereich wird dann alles gestopft und kann im schlimmsten Fall zu schlechter Isolation führen. Da wäre es vielleicht sinnvoll, wenn die Hersteller über wenigstens zwei Inlettlängen nachdenken würden.

Ich bin keine Wollmimose, deshalb hat mich der Gedanke, die Testtour-Nächte in einem Wollinlett zu verbringen, fasziniert. Gleich beim Auspacken überzeugte mich der Materialgriff. Und – das mögen beide Seiten vielleicht jetzt nicht gerne hören – in Sachen Haptik wirkt das Inlett aus 100 % Merinowolle genauso gearbeitet wie das Material bei Icebreaker. Also richtig gut.

Das Wollinlett hat eine Länge von 220 cm bei einer Schulterbreite von 80 cm und einer Fußbreite von 60 cm. Also etwas zu lang für mich, aber von der Breite und der Einstiegsöffnung her vollkommen ausreichend. Mit einem Gewicht von 495 g gehört es zu den schwereren Inletts, dafür sagt Cocoon, dass das Wollinlett einen Temperaturgewinn von 7 °C bringen kann. Also ein echtes Wärme-Backup für kalte Nächte, was ich auf unserer Herbstradtour, bei der der Schlafsack komplett an seine Grenzen gekommen ist, durchaus gebraucht habe.

Auf der Tour hatte ich immer mein Baumwoll-Inlett im Hinterkopf, mit dem ich bisher sehr zufrieden war. Vom Material ist das Inlett einfach nur angenehm: komplett kratzfrei, wie ich es von Icebreaker-Shirts aus Merinowolle kenne. Zudem liegt es sich angenehm im darin dank der natürlichen Stretcheigenschaften der Merinowolle. Und was zu erwarten war: Das Merinowoll-Inlett wärmt spürbar mehr als mein bisheriger Begleiter aus Baumwolle. Wird es kalt, dann kann ich die Größe der Kapuze besser regulieren und enger schließen als ich es bisher von Inletts kannte. Optisch, aber ohne funktionelle Bedeutung, schlägt das Merino-Inlett nicht so viele Falten, was wohl an dem dickeren Material liegt (wenn ich mir da so Simones Inlett aus Baumwolle/Seide-Mischgewebe ansehe …).

Eigentlich habe ich zwei unterschiedliche Hüttenschlafsäcke in meiner Ausrüstungstruhe. Neben dem besagten Inlett aus Mischgewebe besitze ich ein vom Packmaß her eine deutlich größere Microfleece-Variante von Ajungilak. Letztere ist mir aber mittlerweile viel zu groß im Hinblick auf das Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis.

Meinem Hüttenschlafsack, der ein Materialmischverhältnis von 55 % Seide und 45 % ägyptischer Baumwolle hat, sieht man an, dass er schon viel erlebt hat – von Nächten mit mehr als 20 °C und hoher Luftfeuchtigkeit bis hin zum Schlafen bei -30 °C (oder kälter) auf dem Eis des Baikalsees. Er hat mit den Jahren, aber das liegt auch am Material, etwas viele Falten bekommen, aber das hatte bisher noch keinen Einfluss auf die Wärmeleistung.

Das Inlett ist in der Mumienversion 241 cm lang und im Schulterbereich 90 cm breit. Mir erschließt sich, wie Carsten auch, nicht, warum es die Inletts nicht in zwei Größen gibt. Ich habe auch schon überlegt, es selbst zu kürzen. Der Liner wiegt gerade mal knappe 180 g, im Gegensatz dazu wiegt das Inlett aus reiner Seide 135 g. Das Inlett hat gewichtsoptimiert keinen Reißverschluss, sondern nur eine weite seitliche Einstiegsmöglichkeit. Die ist für mich auch dann groß genug, wenn ich das Inlett im Schlafsack als zusätzlichen Wärmehalter nutze. Das Kopfteil kann man, im Fall der Fälle, mit einer Kordel enger einstellen, aber das ist ein Feature, das ich selbst auf Wintertouren nicht nutze (ich schlafe dann eher mit einer Mütze auf dem Kopf und halte meine Nase in die frische Luft, statt alles um den Kopf herum zuzuziehen). Cocoon verspricht einen Mehrgewinn an Wärme von 4,8 °C. Das war und ist für mich immer ein eher theoretischer Wert. Es bestimmen einfach zu viele andere Faktoren, ob ich beim Schlafengehen friere, fröstele oder mir gleich beim Einschlafen mollig warm ist, als dass ich einen Unterschied zwischen 3,9 °C und 4,8° C wirklich spüre.

Am stärksten positiv überrascht hat mich mein Inlett beim Winterboofen mit zweistelligen Minusgraden. Ich bin ein Fan warmer Bekleidung am frühen Morgen und wärme daher gern ein paar Baselayer (Shirt und Hose) im Schlafsack in der Nacht mit an. Ich habe sogar meine feuchten Handschuhe und Socken zwischen Schlafsack und Inlett getrocknet. Genial, weil die Zwischenlage verhindert, dass die Nässe der Handschuhe an meinen Körper gelangt. Das Inlett fühlte sich am Morgen nicht feucht an und verschwand in seinem kleinen Packsack ohne zusätzliche Trocknungszeit wieder im Rucksack. Das mache ich seitdem immer so, wenn es in die Kälte geht.

Ein Inlett hat viele Vorteile: Es schützt den Schlafsack vor Verschmutzung, ich muss ihn deswegen seltener waschen. Ob der Temperaturzugewinn nun 4,7 oder 3,5 oder nur 2,2 ° beträgt, kann ich nicht objektiv beurteilen, aber subjektiv hat das Inlett aus Coolmax meinen Schlafsack wärmetechnisch aufgewertet. Für kalte Nächte und (etwas) zu kalte Schlafsäcke genau das Richtige.

Ich finde, ein Inlett ist eine sehr gute Ergänzung zu einem Schlafsack, falls der angegebene Temperaturbereich nicht ganz ausreichen sollte. Wer mit der Länge und dem Handling keine Probleme hat, wird mit einem Inlett schöne Nächte verbringen. Ich jedenfalls hatte sie.

Merinowolle im Hüttenschlafsack verspricht kuschlig-warme Nächte. Das Material ist extrem angenehm auf der Haut und ziehe ich die Knie an oder drehe mich, wirkt das Inlett dank der Stretcheigenachaften überhaupt nicht einengend. Alles andere haben Matthi und Carsten schon gesagt.

Mein Liner vereint die Vorteile beider Materialien: Seide hat perfekte temperaturausgleichende Eigenschaften und überzeugt durch eine hautfreundliche, geradezu hautschmeichelnde Haptik. Die Baumwolle im Inlett sorgt für eine hohe Strapazierfähigkeit des Materials. Was in der Quintessenz für mich bedeutet, dass mich die 45 g Mehrgewicht gegenüber einem reinen Seideninlett auf Tour nicht stören, denn ich muss beim Hantieren weniger Rücksicht auf empfindliches Material nehmen.

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