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Mit Böhm-Karten durch die Sächsischen Schweiz

Mit Böhm-Karten durch die Sächsischen Schweiz

Verlaufen kann man sich auch im kleinsten Gebirge. Also auch in der Sächsischen Schweiz. Passiert dies im Elbsandsteingebirge, kann man eigentlich nur davon ausgehen,  das dieser Wanderer entweder keine Böhm-Karte genutzt hatte oder es Probleme gab, diese richtig zu lesen. Neben den großen Wanderkarten mit einem guten Überblick über die Sächsische und Böhmische Schweiz im Maßstab von 1:30.000 und 1:40.000 gibt es 11 Detailkarten zu einzelnen Wander- und Klettergebieten, dazu kommen noch Karten für das Stolpener Land, Zittauer Gebirge, Schloß Moritzburg und den Tharandter Wald.

Wie man die Schale einer Apfelsine platt bekommt, ohne sie zu zerstören oder zu beschädigen, ist keine Frage einer Kochshow, sondern die Gretchenfrage der Kartographie. Denn: die Erde ist rund und keine Scheibe – zumindest nach unserem heutigen Verständnis. Die Karten, die wir zur Orientierung verwenden, sind somit eine Projektion der äußeren Gegebenheiten auf ein Blatt Papier.

Rolf Böhm ist Kartograph – seine (Karten-)Werke sind einzigartig, weil handgezeichnet und mittlerweile haben sie in der Region östlich von Dresden Kultstatus erreicht. Der an der Kirnitzsch lebende Dr.Ing.Rolf Böhm (Jahrgang 1958), für den die Kartographie Beruf und Leidenschaft zugleich ist, begann 1977 damit, seine sächsische Felsenheimat aufzunehmen; 1991 machte er sich dann als Kartograph zunächst in Berlin selbstständig und vertreibt seit 1997, nachdem er seine Promotion an der TU Dresden abgeschlossen hatte, seine Karten im hauseigenen Verlag in Bad Schandau. Die Ergebnisse dieser lebenslangen Leidenschaft kann man heute in fast jedem Wander-Rucksack im Elbsandstein entdecken.


Auf dem Elbhangfest in Dresden vor mehr als 10 Jahren traf ich ihn das erste Mal. Ihm zuzusehen, wie er Karten gestaltet, seinen Geschichten zu lauschen und dabei ganz nebenbei zu erfahren, was sich alles in den letzten Jahrzehnten im Elbsandstein verändert hat, ist immer wieder faszinierend. Ich sprach ihn auch auf die damals beginnende Wegediskussion für den Nationalpark an, denn in seinen Karten sind zum Teil bis heute noch Wege skizziert, die z.B. weil sie durch die Kernzone führen, nicht mehr markiert werden und auch nicht mehr begangen werden sollen. Unabhängig davon, wie er selbst zur Wegekonzeption steht: die Wegverläufe sind (in der Natur) erkennbar und  damit gehören sie für ihn in die Karten gezeichnet, um eine verlauffreie Orientierung zu ermöglichen.

Das führte in der Vergangenheit zu Streß mit der Nationalparkverwaltung – doch den sitzt er (anscheinend) gekonnt aus. Und versucht lieber stattdessen sich darauf zu konzentrieren, bei Kartenaktualisierungen alle Veränderungen, die sich darüber hinaus ergeben haben, einzuarbeiten. So geschehen z.B. bei der Karte zum Großen Zschand, bei der etwa 170 Änderungen vorgenommen worden sind – wie er schreibt, waren es bedeutende Änderungen wie der Zeughausabriss und weniger bedeutende wie weggefallene Wildzäune. Darüber hinaus gilt für ihn: „Einige inzwischen durch den SBB ganzjährig gesperrte Klettergipfel wie z. B. der Hischsuhlenturm oder die Litfaßsäule wurden entfernt. Für die bange Frage ‚Weg weg‘ gilt aber: Die Wegedarstellung wird nach physischer Ausprägung im Gelände vorgenommen und hat nichts damit zu tun, ob ein Weg als allgemein begehbar gilt oder nicht.“(O-Ton Rolf Böhm)

Auf seiner Internet-Seite kann man sich auch gut über laufende Aktualisierungen informieren. So wurden z.B. in den Karten, die nach 2009 neu aufgelegt worden sind, der Wegverlauf des Malerweges und die verschiedenen „Quereinstiege“ eingezeichnet. Dabei sollte nicht ungesagt bleiben, das Rolf Böhm nach wie vor selbst sehr viele Wege eigenständig abgeht und die Veränderungen registriert. Diese hat er in sogenannten „Laufendhaltungsprotokollen“ festgehalten und sind somit gut nachvollziehbar.

Überhaupt: seine Internetseite bietet Informationen ohne Ende: neben kartographischen Details und Informationen auch Wandervorschläge, die nicht nur ins Elbsandstein, sondern auch in den Harz führen und auch eine Zusammenstellung interessanter Neuigkeiten rings um das Wandern in der Sächsischen Schweiz.

Wir sind in diversen Gebirgen mit handgezeichneten Karten unterwegs gewesen und haben anhand von eingezeichneten Kammlinien und Wegen und Flussläufen versucht, nicht die Orientierung zu verlieren. Auch die Böhm-Karten sind handgezeichnet – und doch vollkommen anders. Er selbst hat mal über Kartographen geschrieben, das sie „Wundertäter sind. Erst drücken sie unsere gute Mutter Erde platt, so dass sie auf ein Blatt Papier passt, und dann versuchen sie Berge und Täler, Felswände und Gebirgsketten wieder dreidimensional erstehen zu lassen. Wie man so etwas macht? Mit Tusche, Feder, Zeichenkarton und vor allem viel Zeit“ – und heute mit einer entsprechenden Rechentechnik und Software. Und dann braucht man wieder viel Zeit, zu kontrollieren und zu prüfen, inwieweit die eigenen Angaben auf den Karten noch Bestand haben, oder ob die Karten neu gezeichnet und aufgelegt werden sollten.

Und auch wenn ich anfangs Probleme hatte, mir in den ersten Wander- und Kletterjahren seine Karten zu bunt, vielleicht auch mit zuviel Symbolen (Informationen) gespickt waren und ich zunächst die Wanderkarten des Sächsischen Landesvermessungsamtes vorgezogen hatte – mittlerweile habe ich auch selbst erlebt, das man an den Böhm-Karten kaum vorbeikommt, wenn es um das Wandern in der Sächsischen Schweiz geht. Gerade die Detailkarten im Maßstab von 1:10.000 erlauben eine (fast) lückenlose Orientierung, die – wenn man die Felsen kennt – nur noch von den Skizzen in den Kletterführern Sächsische Schweiz (6-bändige Ausgabe oder Topoführer) in meinen Augen getoppt wird.


Und wenn es regnet und man Zeit hat, genauer hinzusehen, kann man viele kleine Besonderheiten, die es immer wieder auf den Böhm-Karten zu finden gibt, suchen und finden. Eine davon ist das Wandermännlein, das auf jeder Karte zu finden ist – auch wenn die Suche nach ihm auf der Karte manchmal viel Zeit beansprucht. Oder andere Symbole, wie z.B. das Symbol mit den beiden Ausrufungszeichen. „!!“ steht für eine Gefahrenstelle und sollte vom ‚Durchschnitts‘-wanderer ernst genommen werden. Entweder handelt es sich um eine ausgesetzte Stelle oder es kann wetterbedingt zu einer Situation kommen, an der es für ihn nicht weitergeht. Karten richtig lesen und die Touren entsprechend planen kann nicht nur unterwegs Zeit sparen, sondern auch für gutes Klima unterwegs unter den (Wander-)Partnern sorgen 🙂

 

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