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Einem Klassiker auf der Spur: Trangia-Sturmkocher mit Gasbrenner beim Wintertest

Einem Klassiker auf der Spur: Trangia-Sturmkocher mit Gasbrenner beim Wintertest

Wieso Skandinavier auf ihren Trangia-Kocher immer wieder schwören, konnte ich mir bisher nur so erklären: im Winter kurze Tage und lange, dunkle Nächte. Viel Zeit, die man gut und relaxt, weil man eh nicht weiterlaufen kann und will, auch zum Kochen nutzen kann. Deshalb stört es sie wohl nicht, dass Kochen mit Spiritus etwas länger dauert. Und da ich gern esse und es abends nach dem Zeltaufbau wegen des großen Hungers schnell gehen soll, gehörte der Sturmkocher in der traditionellen Spiritusvariante nicht zu meinen Ausrüstungsfavoriten. Nun führte uns unsere Testtour zwar nicht an den Polarkreis, sondern nach Thüringen, aber auch dort lag viel Schnee und es bot sich einfach an, den Trangia-Kocher in seinen drei unterschiedlichen Brennervarianten einmal näher unter die Lupe zu nehmen und sich auf dieses Kochabenteuer einzulassen.

Kochen mit Spiritus kannte ich schon von vergangenen Testtouren, bei denen wir unterschiedliche Brennstoffe miteinander vergleichen konnten. Zudem haben wir im tapir durchaus seit Langem eine treue Fangemeinde, die auf den klassischen Trangia-Sturmkocher schwört. Deshalb wollte ich auf dieser Tour die Chance nutzen, endlich einmal den Trangia mit Gasbrennereinsatz zu testen.

Jedes Zelt bekam auf der Testtour einen Kocher und Töpfe zur Verfügung gestellt. Gleich nach den ersten Wasserkochversuchen für Tee hatte ich schon die Befürchtung, dass es

a) stundenlang dauern würde, bis wir zwei gegessen und getrunken haben würden, und dass
b) die Kartusche die Nacht nicht überstehen würde.

Ich sollte im Verlauf des ersten Abends schnell eines Besseren belehrt werden, denn nachdem wir die Kartusche nicht mehr im Stand, sondern liegend nutzten, verkürzte sich die Kochzeit enorm. Und die Kartusche selbst war nach der Testtour noch zu knapp 40% gefüllt – 4x Essenkochen (Abendbrot und Frühstück) und zudem viel Wasserkochen für Tee und Kaffee dann doch nicht nur für uns 2 Personen. Das alles bei Minustemperaturen im zum Teil zweistelligen Bereich, ohne die Kartusche vor Kälte zu schützen!

 

Den Kocher gibt es in der Eine-Person-Variante (fängt immer mit der Nummer 27- an) oder als Kochset für zwei Hungrige (fängt immer mit der Nummer 25- an) zu kaufen. Egal in welcher Ausführung, die Kochsets lassen sich passgenau und einfach ineinander zusammensetzen – am Ende bleibt ein erstaunlich kleines Packmaß von 22 x 10,5 cm bei unserer großen Ausführung. Zudem ist das all-in-one Kochsystem extrem effektiv, da es auch bei starkem Wind perfekt funktioniert. Die 1,5l und 1,75l  großen Töpfe inklusive der Pfanne, die wahlweise auch als Deckel genutzt werden kann, sind für zwei Personen vollkommen ausreichend, was wir am ersten Abend beim Zubereiten eines 2-Gänge-Menüs (ohne Fertignahrung) austesten konnten.

Normalerweise ist der legendäre Sturmkocher, den es schon seit den fünfziger Jahren gibt, mit einem 3-teiligen Spiritusbrenner ausgestattet. Entfernt man diesen, kann man auch einen Gas- oder einen Multifuel-Einsatz verwenden. Dazu wird der jeweilige Brenner innerhalb des zweiteiligen Windschutzes anstelle des Spirituseinsatzes montiert (ohne Werkzeug). Die Brennstoff-Zuleitung wird einfach über eine Öffnung im Windschutz nach außen geführt. Die Zuleitung für den Gaseinsatz könnte etwas länger sein; es wurde eng, als wir eine große Gaskartusche neben das Kochersystem legen wollten. Keine Probleme gab es beim Mulitfuel-Einsatz. Unsere Töpfe waren aus dem neuen Ultralight-Aluminium und zum Set gehörte noch eine beschichtete Pfanne. Den dazugehörigen Wasserkessel haben wir nicht verwendet und nur durch die Gegend getragen – Wasser für die Thermoskannen wurde im größeren Topf vorbereitet.

Der Gaskochereinsatz kommt von Primus und seine 3000 Watt sorgen für ein schnelles Kochvergnügen. Der Multifueleinsatz kommt von Optimus. Beide Kochereinsätze werden extra für Trangia hergestellt.

Nachdem wir, wie beschrieben, die Gaskartusche liegend nutzten, verhielt sich der Kocher unauffällig. Weder langes Basteln und mehrfache Startversuche noch Freudenausbrüche ob aufsehenerregender Besonderheiten waren zu verzeichnen. Eher unscheinbar und robust im Handling musste man mit der Stirnlampe schon hin leuchten, um mitzubekommen, dass das Wasser kocht. Und einmal den Gasbrenner-Einsatz eingefädelt, geht dann auch alles sehr schnell.

Ohne ein Brett unter den Kocher zu stellen oder die Kartusche extra vor Schneefall oder Bodenkälte zu schützen (lag auch nachts nur im Vorzelt auf dem Schnee) kam der Kocher zum Einsatz. Der Gasbrennereinsatz sitzt so tief, dass die Töpfe innerhalb des Windschutzes auf die dafür vorgesehenen Klammern gestellt werden können. Beim Umrühren v.a. beim kleinen Topf fixierten wir ihn mit der Zange. Sie war übrigens das einzige Teil des Trangia-Kochers, das einige Probleme mit den kalten Temperaturen hatte: Die Zange eiste zu, sodass der Klemmmechanismus nicht mehr funktionierte. Es genügte aber, die Zange für einen Moment auf den Deckel zu legen – und schon konnte mit ihr wieder zugegriffen werden.

Einziger Nachteil: Die Klammern innerhalb des Windschutzes sind zu kurz, sodass eine kleine Alu-Espressomaschine nicht eingesetzt werden kann. Sie rutscht einfach durch. Da heißt es, Piratenkaffee zu trinken, wenn man wie ich keinen löslichen mag, was aber an sich auf Tour auch kein Problem für mich ist. Und: Auf unserer Testtour hatten wir einen netten Zeltnachbarn mit einem Gas-Kocher 😀 .

Nicht ganz unerwartet kamen wir zum Testergebnis, dass das Konzept des Sturmkochers auch nach mehr als 50 Jahren immer noch genial ist. Der mit dem Brenner verbundene Windschutz enthält die Klammern für einen sicheren Topfstand. Alles passt gut ineinander – nichts klappert beim Transport. Er lässt sich leicht und schnell und ohne Werkzeug zusammenbauen. Und wenn man auf Sparflamme unterwegs ist, kann man einen Topf und den Wasserkessel einfach im Schrank oder in der Truhe lassen. Um die beschichte Pfanne beim Transport zu schützen, haben wir die mitgelieferte Schutzfolie genutzt; es hätte auch ein kleines Abwaschtuch sein können.

Zugegeben: Das Kochset mit Gaseinsatz gehört mit gut 1200g nicht zu den Leichtgewichten. Ultralight-Trekker würden nur den Kopf schütteln und eher zu einem kleinen Gaskocher aus Titan mit zugehörigem Topf und – zur Not – einem kleinen selbst gebauten Windschutz greifen. Davon abgesehen ist der Trangia-Sturmkocher eine echte Alternative für Trekker, Radfahrer und Camper, die ein geradlinig designtes und extrem zuverlässiges Kochset suchen – leicht und sparsam in der Spiritus-Ausführung und mit schnelleren Kochergebnissen in der Benzin- oder Gasausführung.

Allgemein zum Trangia:

+ leise und extrem zuverlässig
+ schneller Aufbau
+ optimaler Windschutz
+ sicherer Stand
+ unkomplizierte Ersatzteilbeschaffung

Spiritus:

+ geräuschlos
+ drucklos (gefahrloses Verbrennen)
– bei Windstille nicht ganz so leistungsstark (längere Kochzeiten)
– Regulierbarkeit
– rußt unterschiedlich stark

Gas:

+ einfaches Hantieren
+ leistungsstark (3000 W)
+ sauberes und relativ geruchloses Verbrennen
– Schraubkartuschen nicht überall erhältlich
– Gasschlauch könnte etwas länger sein

Benzin:

+ Brennstoffe weltweit gut erhältlich
+ leistungsstark (2850 W)
+ brennt auch gut und zuverlässig bei sehr niedrigen Temperaturen
– Brenner sind wartungsintensiver als die beiden anderen Brennereinsätze
– lauter als die beiden anderen Brennereinsätze

Trangia Gasbrenner 25-1UL

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132.95€

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