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tapir-Kocherarena: ein kurzer Vergleich unserer Gaskocher

tapir-Kocherarena: ein kurzer Vergleich unserer Gaskocher

Gaskocher sind In. Klein zu verpacken und leicht vom Gewicht. Die Bedienung ist kinderleicht, wenn man mit Feuerzeug, Streichhölzern oder Feuerstahl umgehen kann: Kartusche anschrauben (oder anklemmen), aufdrehen und Flamme erzeugen. Kein lästiges Vorheizen, keine schwarzen Töpfe. Und (fast) wartungsfrei sind sie außerdem. Dass Gaskocher nicht gleich Gaskocher ist und die Hersteller-Wattangaben auch nur bedingt eine Vergleichsmöglichkeit bieten, wussten wir schon. Dennoch hat auch uns der Kochertest an einigen Stellen überrascht.

Wenn wir Kunden unsere Kocher vorstellen, fragen diese zu 90% nach der Brenndauer für die großen und kleinen Kartuschen. Sie suchen einen griffigen Vergleichswert. Da auch wir auf unseren tapir-Testtouren die Herstellerangaben nur bedingt bestätigt bekommen hatten, beschlossen wir, unseren eigenen Kochertest durchzuführen, wohl wissend, dass auch unser Ansatz nur die Leistungen der Kocher unter den Bedingungen im tapir widerspiegelt. Würde man Parameter wie Temperatur, Wind und Höhe (Luftdruck) verändern, würden einige Kocher auch anders abschneiden.

16 Kocher-Auskenner und ihre Assistenten stellten sich an einem Freitagmorgen im tapir der Herausforderung.

12 Einliter-Kochtöpfe aus Aluminium (Topfset Biwak Alu Junior) und 14 Optimus Gaskartuschen (220g; 70/30 Butan-Propan-Gasgemisch) sollten für gleiche Ausgangsbedingungen sorgen. Nur bei den Kochersystemen kamen die dazugehörigen Töpfe zum Einsatz. An den Campingaz-Kocher wurde eine Campingaz-Kartusche ( CV300 Plus; 240g; 80/20 Butan-Propan-Gasgemisch) angeklemmt, während der Stechkartuschen-Kocher mit einer Primus-Stechkartusche (80/20 Butane-Propan-Gasgemisch) versorgt wurde. Am Ende wurden 3 Gruppen gebildet und die Modelle entsprechend verglichen:

– (reine)Gas-Kocher (Optimus: Crux und Vega, MSR: Micro Rocket, Primus: Mimer Duo, Express Spider Stove, Campingaz: Twister Plus PZ und 206 S; Edelrid: Spider, EOE: Palladium und Titanium)
– Multifunktionskocher (Edelrid: Hexon, MSR: Whisperlite Universal)
– Kochersysteme (Primus: Eta Power, Primus: Eta Express Stove, MSR: Reactor, Trangia: Sturmkocher)

Die klimatischen Bedingungen im tapir waren für mitteleuropäische Verhältnisse jahreszeitentsprechend gut: 21°C Lufttemperatur, kein Wind und Regen. Das Wasser kam von den Städtischen Wasserwerken Leipzig und hatte eine Temperatur von 11°C. Zwei Testleiter überwachten das Geschehen und griffen nur bei Unregelmäßigkeiten ein. Alle Daten wurden auf einzelnen Testprotokollen erfasst und im Anschluss aufbereitet. Da zu einem der Systemkocher ein 1/2-Liter-Topf gehört, entschieden sich die Testleiter, die Daten hochzurechnen.

Wie zu erwarten war, schnitten die Kochersysteme mit ihren zugehörigen Töpfen (u.a. mit integrierten Wärmetauschern) sowie einem passenden Windschutz mit Abstand am Besten ab. Vor allem, wenn man die Kochzeiten betrachtet. Trotz einer maximalen Leistungsfähigkeit von 2000 W (gegenüber den 2600 W der anderen beiden Vertreter) lag der Kocher Eta Power EF von Primus uneinholbar vorn: Für den Liter sprudelnden Wassers benötigte er 2:25 min. Zudem überzeugte er durch einen minimalen Gasverbrauch: 8g wurden von keinem anderen Gaskocher unterboten. Probleme bereitete uns, vollkommen unerwartet, der Trangia-Sturmkocher mit Gaseinsatz. Wie im Video schön zu sehen (ab 2:48), erwies er sich als Flammenwerfer, als die Köchin versuchte, unter den Deckel zu sehen. Was zu diesem Gasstau führte, der sich bei vermehrter Sauerstoffzufuhr entzündete, versuchen wir derzeit noch zu eroieren. Wir haben im tapir-Team einige Trangia-Nutzer, ich selbst hatte auf der diesjährigen Testtour mit dem Kocher keine Ausfälle – eher im Gegenteil. Ein erster Interpretationsversuch ist das (zu) nahe Stehen der anderen Kocher und die dabei entstehende große Hitze um den Kocher herum – aber so richtig erklären kann man das darüber auch nicht. Wir sind gespannt, was Trangia selbst dazu zu sagen hat und werden darüber berichten.

 

Ein Blick auf die Kochzeiten zeigt: Deutlich nach den Kochersystemen fertig geworden sind die beiden Multifunktionskocher. Etwas Wartezeit mehr beim Kochen auf Tour einzuplanen, ist in der Regel kein Problem, vom Dauer-Schneeschmelzen auf extremen Touren mal abgesehen. Man ist ja im Urlaub in de Regel nicht auf der Flucht 🙂 Aber auch beim Gasverbrauch überzeugten weder der Hexon mit 18g noch der Whisperlite mit 20g. Ihre Stärken spielen diese Kocher wohl eindeutig beim Betrieb mit Benzin aus bzw. auf Fernreisen mit der Option, je nach Kaufmöglichkeit vor Ort den Brennstoff einfach wechseln zu können.

 

Die reinen Einflammen-Gaskocher zeigten alle ein relativ ähnliches Kochverhalten, sowohl was die Kochzeit, als auch den Gasverbrauch angeht. Vergleicht man den Crux, den Micro Rocket, den Express Duo, den Mimer Duo und den Titanium, dann liegen sie im Verbrauch alle zwischen 14 und 16g für’s Wasserkochen pro Liter. Da beeinflussen dann wohl andere Kriterien wie Preis, Gewicht, Standfestigkeit für größere Töpfe usw. eher die Kocherauswahl.
Die Kocher mit Gaszufuhr über einen Schlauch verbrauchten, bis auf unseren Testtour-Favoriten Vega, alle mehr als 20g Gas – ein Ergebnis, das uns doch sehr stark überrascht hat.

Da es auch noch immer viele Fans von Campingaz-Kochern gibt, testeten wir zwei ihrer Klassiker. Während der Twister PZ mit einer mittelschnellen Kochzeit bei höherem Gasverbrauch unseren Erwartungen entsprochen hat, waren wir doch alle gespannt, wie sich der Stechkartuschenkocher schlagen würde.  Auf Tour wird man als Nutzer immer wieder gern belächelt. Wie der Test zeigt, eigentlich zu unrecht. Zugegeben: Man braucht viel Zeit und Geduld für den Morgenkaffee. Nach 6 min fing das Wasser an zu köcheln; nach 8 min sprudelte es im Topf. Dafür verbrauchte der 206S nur 12 g. Ergo könnte man mehr als 15 Liter Wasser kochen (wenn man den Kocher voll aufdreht und wenn man mit ebendieser schon angesprochener Geduld ausgestattet ist). Jedoch: Je leerer die Kartusche, umso länger die Wartezeit.

Wen die Ergebnisse im Einzeln interessieren, der kann sich hier unsere Statistik Kocherarena als Zusammenfassung herunterladen und sollte sich unsere kleine filmische Zusammenfassung nicht entgehen lassen. Für die Geräuschkulisse sind im übrigen jeweils 8 Kocher verantwortlich. 🙂

Natürlich: Auch unser Kochertest lässt sich nicht auf alle Situationen übertragen. Beim Spider sowie beim Whisperlite fehlte der Windschutz. Vega und Spider durften beide nur im Normalbetrieb verwendet werden (Kartusche stand nicht auf dem Kopf). Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe von Tipps und Tricks, wie man die Grenzen der Leistungsfähigkeit seines Kochers weiter ausdehnen und Brennstoff sparen kann. Darüber wird demnächst hier mehr zu lesen sein.

Würden wir einen Favoritentipp abgeben, dann könnte er so aussehen:

Ist Mann oder Frau auf der Suche nach einem robusten, universell auf zwei unterschiedliche Kartuschensysteme anpassbaren Kocher, so kommt er/sie kaum am Mimer Duo von Primus vorbei. Mit 265g Eigengewicht gehört er eher zu den Schwergewichten. Auch vom Packmaß her gesehen ist nicht der Kleinste. Für wen diese beiden Kriterien aber nicht entscheidend sind, der bekommt einen absolut zuverlässigen Kocher, der ohne Kunststoffteile auskommt und eine relativ große Topfauflagefläche hat. Und mit einer Wasserkochzeit von 3:15 min und einem Gasverbrauch von 16g steht er in einer Reihe mit dem Micro Rocket, Crux und Express Duo PZ, die allesamt deutlich leichter und kleiner verpackbarer sind, dafür preislich deutlich über dem Mimer rangieren.

Ist Mann oder Frau auf der Suche nach einem Leichtgewicht, dann kommt er/sie am Titanium nicht vorbei. Nomen est omen überzeugt er durch sein minimales Eigengewicht und klitzekleines Packmaß. Dafür benötigt er etwas mehr Zeit zum Kochen und hat nur eine kleine Topfauflagefläche.  Aber wer ultraleicht auf Tour unterwegs sein will, kocht vielleicht auch nicht mit einem Hordentopf…

Gehen Mann oder Frau auf Expedition oder wird es sie ans Ende der Welt verschlagen, dann werden wir uns mit ihnen zum Thema Multifunktionskocher uns auseinandersetzen – getreu dem Motto: Benzin gibt es (fast) überall, und wenn nicht, gibt es ja auch noch die anderen Optionen. Oder wir zeigen ihnen unsere eigentlichen Testsieger: die Kochersysteme. Gerade unter extremeren Bedingungen kommt man an ihnen kaum vorbei. Kälte, Sturm und kein Gasthof in der Nähe. Viel Schnee schmelzen, um an flüssige Nahrung zu kommen. Dann spielen sie ihre Überlegenheit immer wieder aus. Doch selbst unter unseren mitteleuropäisch idealen Bedingungen erwiesen sie sich mit Kochzeiten von unter 3 min und einem teils sehr sparsamen Gasverbrauch als die wahren Gewinner und wurden so auch bei uns wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Klar, die 804g des Eta Power EF von Primus sind gewichtsmäßig zunächst eine Ansage. Aber: Vergleicht man einmal den Crux von Optimus mit dem Eta Power EF, dann relativiert sich auf einer mehrtägigen Tour schnell dieser Gewichtsunterschied, wie unser kleines Rechenbeispiel zeigt:

Crux: 84g Eigengewicht;
vergleichbarer Topf: 200g,
vergleichbare Schüssel: 90g
Gesamtgewicht: ca. 375 – 400g  (ohne Kartusche)
Der Crux verbraucht die doppelte Menge an Gas. D.h, für die gleiche Wassermenge benötigt man zwei Kartuschen (ca.780g). Am Ende stehen dann ca. 1155 bis 1180g.

Eta Power EF:  804 g (inklusive 1,8 Liter Eta Pot mit Wärmetauscher, Deckel und BPA-freier Kunststoffschüssel)
Dazu kommt noch eine Kartusche (ca. 390g) – ergeben ca. 1200g

In diesem Sinne: Viel Spaß, wohin auch immer es euch verschlägt und lasst es euch unterwegs schmecken!

Dreh- und Angelpunkt der Reiseküche ist der passende Kocher. Gas? Benzin? Spiritus? Alle haben Ihre Vor- und Nachteile. …

Kocherecke im tapir

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