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Testbericht: Auf Wintertour mit dem Nauders Lady GTX von Meindl

Testbericht: Auf Wintertour mit dem Nauders Lady GTX von Meindl

Wie viele Frauen habe auch ich im Winter immer mal wieder mit kalten Füßen zu kämpfen. Sollte eigentlich kein Problem darstellen. Betrachtet man den Schumarkt, gibt es Winterschuhe und Winterboots en masse. Nun hatten aber meine Füße eines Tages beschlossen, weiterzuwachsen – aber eher in die Breite statt in die Länge. War bis vor ca. 10 Jahren noch immer kein Problem.

Aber: Heute bauen Schuhfirmen ihre Frauenmodelle auf schmaleren Leisten auf, was nicht nur mich persönlich immer mal vor Probleme stellt. Man kann dadurch auch tapire im Verkauf zur Verzweiflung bringen, wenn sich alle Schuhe beim Probieren als zu schmal herausstellen. Nicht nur Meindl hat mittlerweilen das Problem erkannt. Die Wanderschuh-Spezialisten aus Kirchanschöring haben ihre eigens für dieses Problem entwickelte Schuh-Serie, die auf einem Comfort fit®-Leisten aufgebaut werden, immer weiter ausgebaut. Mit dem Nauders GTX für Frauen (und auch Männer) haben sie vor einem Jahr auch einen Schuh für Winterwandertouren entwickelt, den ich im März / April dieses Jahres erst am Baikal, dann in Schweden testen konnte.

Der Nauders Lady GTX ist lammfellgefüttert mit einer 10mm dicken Sohle aus Schurwolle und Kork für eine bessere Isolation gegen Kälte von unten. Mit seinen gut 1.100 g gehört er eher noch zu den Leichtgewichten unter den Wintertrekkingschuhen. Nubukleder und ein GORE-TEX® Insulated Comfort-Futter sorgen für trockene Füße. Dabei reicht das Lammfell innen über den ganzen Fuß. Sehr kuschelig.

Im Gegensatz zum Gastein GTX, der mit einer Vibram® Ice Trek-Sohle ausgestattet wird, bekam der Nauders Lady GTX eine Meindl Winter Hiker-Sohle angebaut. Leider konnte mir Meindl im Vorfeld, als ich über den Schuh nachdachte, nicht plausibel erklären, warum sie bei diesem neuen Modell nur eine einfachere, weichere Hiker-Sohle verwenden.

Ein weiterer und der für mich der entscheidende Unterschied des Nauders GTX zum Gastein GTX ist die Weite im Vorfußbereich des Schuhs. Hinter diesem Modell steht das Comfort fit®-Leistenkonzept, das dem Fußballen und den Zehen mehr Raum im Schuh bieten soll.

Darüberhinaus ist der Nauders Lady GTX wie ein klassischer Leichtwanderschuh ausgestattet. Die Zughaken aus Metall, der Tiefzughaken aus einem textilen Band. Eine Extra-Fixierungsmöglichkeit für die Zunge wurde genauso eingespart wie ein Geröllschutzrand. Selbst an der Fußspitze gibt es keinen höher gezogenen Gummirand, der diesen manchmal doch anfälligen Schubereich vor mechanischer Überbeanspruchung schützt.

Ich gebe zu, ich war zunächst etwas skeptisch.  Immerhin stehen ja noch Tourenstiefel mit Innenschuh bei mir daheim  – sollte ich nicht doch die mitnehmen?  Sind zwar schwerer und der Gehkomfort ist deutlich schlechter.  Was heißt bei Meindl eigentlich: „Hält warm bis -30°C“? Welche Socken braucht’s dazu? Was passiert, wenn es noch kälter werden sollte? Einfach abbrechen und umdrehen ging laut Planung auf beiden Touren nicht ohne Weiteres.

Und um es vorweg zu nehmen: Unangenehm kalte Füße hatte ich in der gesamten Zeit nicht.  Nach langen Überlegungen hatte ich mich für Woolpower-Ullfrotte Wildlife Socken (400 und 600) entschieden.  Mit denen habe ich schon viele posititve Erfahrungen beim Winterboofen und auf unseren tapir-Wintertesttouren gemacht.

Anfänglich war ich, wie schon angedeutet, auch eher sehr skeptisch, was die Winter Hiker-Sohle von Meindl anging. Aber gerade auf dem Weg über den Baikal spielte sie ihre Stärken aus. Wir liefen ca. 60 km über den See, mehr oder weniger über blankes Eis, mit einer hauchdünnen, wie vom Winde verweht wirkenden Schneeauflage. Versuchten sozusagen von Schneefeld zu Schneefeld zu gehen. Keine Probleme mit dem Profil oder der Weichheit der Sohle. Einzig bei den aufgebrochenen Spaltenzonen auf dem Baikal kam ich ins Rutschen. Das lag aber nicht am Schuh, sondern an den Eisschollen, die kreuz und quer übereinander lagen und schon beim Hinschauen Jenga spielten. Von den Temperaturen her (zwischen 0°C und -25°C) gab es auf dem Eis keine Probleme mit kalten Füßen. Nachts lagen die Schuhe in einem Baumwollbeutel zu meinen Füßen im Schlafsack, so dass es morgens keine Probleme gab, wieder in den Schuh zu kommen. Gamaschen kamen erst am Fußmarsch vom See zur Straße zum Einsatz, als es zuweilen durch hüfthohen Schnee ging. Nasse Füße blieben dadurch aus.

In Schweden waren wir 3 Tage mit Schneeschuhen und 3 Tage mit Hundeschlitten unterwegs. Wie in Russland zelteten wir, nur dass wir uns in Skandinavien die Zeltplätze erst präparieren, heißt: mit unseren Schneeschuhen planieren ‚mussten‘. In diesen 6 Tagen kam der Nauders GTX dann doch an seine Grenze. Obwohl von den Temperaturen her nicht ganz so kalt wie am Baikal, und obwohl der Schuh die Nächte wieder im Baumwollbeutel im Schlafsack verbringen durfte, froren zuerst die Schnürsenkel und dann die Zunge des Schuhs immer weiter ein. Am letzten Morgen war es dann doch etwas anstrengender, in den Schuh zu kommen. Mit dem immer steifer werdenden Obermaterial hatte ich zunehmend das Gefühl von kalten, nicht nassen Füßen. Vor allem abends, wenn wir uns zum Kochen im Gruppenzelt versammelten. Ich empfand es noch nicht als gravierend und richtig störend, aber noch zwei bis drei Tage länger hätte die Tour mit den Schuhen nicht gehen sollen. Nach einer Nacht im Warmen war der Schuh wieder aufgetaut.

Mir ist der Schuh im vergangenen Winter echt ans Herz gewachsen. Der Nauders Lady GTX wird mich sicherlich auch auf kommenden Winterwanderungen begleiten, so lange das Winterfell auch weiter meine Füße warm hält und ich innerhalb von 5 Tagen an einer Hütte mit Ofen vorbeikomme.  Sollte es mich im Winter für längere Zeit nach Skandinavien oder nach Kanada verschlagen, werde ich mich auf die Suche nach einem Winterboot machen. Mit wenig Leder als Außenmaterial, damit ein ‚Einfrieren‘ des Schuhs nicht wieder auftritt.

+ trockene Füße auch bei tiefem Schnee und Schneematsch
+ bequemer Sitz und hoher Tragekomfort
+ gutes Abrollverhalten
+ / – Der Comfort-Leisten verspricht mehr Raum im Bereich der kleinen Zehe und im Ballenbereich (v.a. auf der Innenseite). Letzteres war bzw. ist für mich interessant und ich hätte mir gewünscht, dass der Schuh an dieser Stelle noch etwas breiter gearbeitet ist. Für zwei paar Socken oder eine richtig dicke Wollsocke ist bei mir leider kein Platz mehr im Schuh. Aber er scheint derzeit einer der breitesten Winterwanderschuh für Frauen zu sein.
– fehlender Geröllschutzrand und Tiefzughaken nicht aus Metall

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