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Nordportugal – von den malerischen Weinbergen bis „hinter die Berge“

Nordportugal – von den malerischen Weinbergen bis „hinter die Berge“

Nordportugal – von den malerischen Weinbergen bis „hinter die Berge“

Da ich seit Jahren leidenschaftlicher Portugalfan bin, war es naheliegend, das Land regionenspezifisch genauer kennenzulernen, um mehr über die Bevölkerung, Sprache, Kultur und typischen portugiesischen Lebensarten abseits der großen Städte kennenzulernen. Die ersten Besuche führten mich zunächst in die Landeshauptstadt Lissabon und das nördliche Zentrum Porto. Die portugiesische Landkarte vervollständigte sich nach und nach mit Aufenthalten und Besuchen der kleineren ansehnlichen Städte, Dörfer, Strände und Naturparks. Dieser Reisebericht soll eine Fusion der Highlights verschiedener Reisen in den Norden Portugals liefern und somit von der Schönheit der nördlichen Metropolen, vom Leben im Naturpark aber auch der abgelegenen Region „hinter den Bergen“ („Tràs os montes“), erzählen. Im Reisebericht wird ein Querschnitt durch Nordportugal von Porto bis zur spanischen Grenze im Osten des Landes gelegt und dabei beeindruckende Stationen – wie die portugiesische Gründungsstadt Guimarães, der einzige Nationalpark Kontinentalportugals und die traditionelle Region im Osten – aus den Augen einer jungen Reisenden beschrieben.

Warum Portugal

Portugal hat mich bereits vor einigen Jahren in seinen Bann genommen. Ganz anders als in Spanien merkt man hier die Ausrichtung zum Atlantik mit der steten Melancholie des Fernwehs. Durchweg bin ich während all meiner Reisen in das westlichste Land Europas nur netten und aufgeschlossenen Menschen begegnet. Obwohl das Land sehr klein ist, zeigt es sich innerhalb kürzester Distanzen von verschiedensten Facetten und vermittelt mir das positive Gefühl, nach welchem ich im Urlaub suche.

Orangen soweit das Auge reichtOlivenhaine in Tràs os montes – Hinter dem BergeWildes Gewusel auf dem Markt in Porto

Was Sie schon immer über NORDPORTUGAL wissen wollten…

Natur:
Nordportugal ist trotz seiner geringen Breite von nur etwa 200 Kilometern höchst vielfältig. Vom Atlantik im Westen hebt sich das Land über das Gebirge des Nationalparks Peneda-Gerês mit einer Höhe von bis zu 1545m a.s.l. und erstreckt sich über den Naturpark von Montesinho bis hin zur spanischen Grenze. Am höchsten Punkt Kontinentalportugals in der Serra da Estrela auf 1993m a.s.l. ist im mediterranen Reiseland sogar Skifahren auf präparierten Pisten möglich. Insgesamt befinden sich etwa 90% der nordportugiesischen Landesfläche auf einem Höhenniveau von über 400m. Ähnlich abwechslungsreich wie das Relief gestaltet sich natürlich auch die Flora und Fauna. Der Duft von Zitronen und Orangen strömt in den Frühlingsmonaten durch die Luft und saftige Früchte säumen den Wegesrand. Nur wenige Kilometer weiter reichen Oliven- und Mandelhaine soweit das Auge reicht. In den Höhenlagen dominieren mystische Buchen und Eichen, die auf bezaubernde Weise von Moosen und Farnen besiedelt sind. Der Nationalpark beherbergt eine Herde freilaufender Wildponys mit 70 Tieren, die durch das Hochland Peneda-Gerês ziehen.

Bevölkerung:
Neben den Unterschieden der natürlichen Ausstattung zwischen West und Ost, zeigt auch die Bevölkerungsverteilung des Landes Gegensätze zwischen dem Atlantik zugewandtem Westen und dem Spanien zugewandten Osten Nordportugals. Die Bevölkerung konzentriert sich entlang der Atlantikküste. Die bevölkerungsarme Region liegt im Osten und den Gebirgslagen. Die Altersverteilung zeichnet ein ähnliches Bild nach. Im strukturstarken Westen konzentriert sich ein höherer Anteil jüngerer Bewohner, in der ländlichen Gegend im Osten überwiegend ältere Portugiesen. Wirft man einen Blick auf die Analphabetenrate des Nordens, wird deutlich, dass der ländliche Raum im Osten gegenüber dem Westen wesentlich höhere Raten von bis zu 30% aufweist. Die Arbeitslosenzahlen in Nordostportugal sind demzufolge um ein vielfaches höher, als jene Nordwestportugals. Nur etwa 30-40% der Portugiesen im Osten hatten zum Jahr 2001 eine Anstellung. Im Vergleich dazu liegt die durchschnittliche Beschäftigungsquote bei 48,2%.

In Aveiro fühlt man sich ein bisschen wie in VenedigPortugals heimliche Hauptstadt Porto im SonnenuntergangDas herrliche Tal des Douro mit seinen Weinhängen zum PortweinanbauBeim Landeanflug auf die Brückenstadt PortoAuch in Portugal kann es im Winter weiß werden – Bragança im FrühjahrGestapelter Bacalhau im Supermarkt

Lebensstandard:
Nicht zuletzt durch die junge Geschichte Portugals ist die Schere zwischen Arm und Reich immer noch sehr hoch und bei genauem Hinsehen vor allem in den Städten schnell ersichtlich. Viele verfallene Häuser bilden das Stadtzentrum von Porto. Ein Teil der Portugiesen wohnt in winzigen, im Winter kaum beheizten und nicht isolierten Wohnungen und ist auf günstige Lebensmittel zum Überleben angewiesen. Der andere Teil geht für sein Leben gern shoppen. Selbst in den Kleinstädten gibt es eine unfassbare Anzahl großer Shopping-Center. Portugal ist ein eher günstiges Reiseland. Man kann – sofern man denn möchte – relativ sparsam unterwegs sein. Es gibt Unterkünfte, die osteuropäischen Preisniveaus für Hotels entsprechen. So lassen sich beispielsweise Doppelzimmer für 10 € pro Person in der Metropole Porto buchen. Abseits der Städte ist es etwas teurer, aber auch hier kann man in Pensionen Glück haben und etwas Günstiges finden. Die Lebensmittel sind etwas günstiger als in Deutschland, besonders das Gemüse. Auch in kleinen Cafés kann man eine Suppe, ein Toasta Mista und eine Kanne Tee für insgesamt etwa 5€ bestellen.

Kulinarische Köstlichkeiten:
Wenn man an die portugiesische Küche denkt, kommt einem schnell jede Menge Fisch und vielleicht auch die Gemütlichkeit portugiesischer Cafés in den Sinn, in denen gerne ein „bica“ (kleiner Kaffee) getrunken wird und dazu süßes Gebäck gereicht wird. Aus persönlicher Erfahrung kann ich dies nur bestätigen. Zudem besteht die portugiesische Küche aus einem Mix der spanischen Küche und Einflüssen Nordafrikas (Couscous, Rosinen, viel Zucker, Zimt und Eigelb). Die Zutaten Zucker, Eigelb und Zimt führen auch direkt zu meinem (und der Portugiesen) absoluten Lieblingsgebäck, dem „Pastéis de Belém“ auch „Pastéis de Nata“ oder einfach „Nata“ genannt. Die Natas bestehen im groben aus einem Blätterteigkörbchen in dem sich ein leckerer vanilleartiger Pudding befindet. Warm und frisch mit ein bisschen Zimt obendrauf der pure Genuss! Der Bacalhau, ein in Salzlake getrockneter Stockfisch, gilt als Nationalgericht. Es heißt, man könne ihn in so vielen verschiedenen Varianten kochen, dass man 365 Tage lang unterschiedliche Bacalhaugerichte essen kann. Ob das stimmt, müsste man mal näher ausprobieren. Natürlich ist auch der Portwein weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Neben den unzähligen Weinkellern in Porto, begeistern die terrassenartig angelegten Weinberge entlang des Douro-Tales. Eine Kostprobe der unterschiedlichen Weinsorten „Vinho Verde“, Rot- und Weißweine, sollte man sich in den Weinkellern von Vila Nova de Gaia (gegenüber von Porto) nicht entgehen lassen. Die Weine werden übrigens mit portugiesischen Korken verschlossen. Portugal zählt mit seinen Korkeichen als Nr. 1 Exporteur von Kork. Im Herbst fallen gelegentlich aufsteigende Rauchschwaden in den Innenstädten auf. Diese weisen auf mobile Maronenröstereien hin. Zumeist ältere Portugiesen verkaufen die leckeren gebrannten Maronen Dutzendweise (dúzia) eingerollt in altes Telefonbuchpapier ;).

Westen – die bevölkerte Atlantikküste:
Die Atlantikküste besticht zunächst durch die typisch portugiesische Struktur ihrer Städte. Aber der Reihe nach: Die Reise sollte – für gewöhnlich – in Porto starten. In dieser wunderbaren Stadt lassen sich schnell 3-4 Tage mit abwechslungsreichem Programm füllen. Ein paar Highlights seien in den nächsten Zeilen aufgelistet: Das Viertel um den „Torre dos clérigos“, einer Kirche mit alleinstehendem Glockenturm bietet eine Handvoll historischer Schätze. Nicht verpassen sollte man aber einen Besuch in dem unweit gelegenen Buchladen „Livraria Lello“. Dieser zählt zu den schönsten Geschäften der Welt. Vom Torre dos clérigos kann man sich den Weg zum Stadtviertel am Douro, „Ribeira“, bahnen, oder über den Bahnhof „São Bento“ mit seinem mächtigen Kachelbild in der Wartehalle, bis hin zur Kathedrale, der „Sé“, weiterziehen. Der Kathedralenvorplatz öffnet bereits den Blick über den gewunden Douro, der sich entlang der Stadtgrenze Portos und Vila Nova de Gaias schlängelt. Hinab zum Ufer „Ribeiro“ spaziert man am besten unterhalb der Brücke „Dom Luis I“ (Achtung: Nachts die Gegend besser meiden, da sehr düster und ärmlich!). Ständig geht es über die vielen kleinen Hügelchen auf und ab. Unweit des Bahnhofs „São Bento“ liegen die Shoppingstraße und auch der Busbahnhof von Rede Expressos für Überlandbusfahrten. Auf der anderen Flussseite in Vila Nova de Gaia haben sich die Winzer mit ihren Weinkellern angesiedelt. Unzählige Winzereien bieten Führungen an. Nur wenige sind kostenlos (vorher in der Touristeninfo erkundigen). Außerdem kann man auf einem traditionellen Douro-Schiff, welches zum Transport der Weinfässer diente, eine kleine Douro-Rundfahrt unternehmen. Porto wird von einer Vielzahl an Städten umgeben. Braga, Guimarães und Viana do Castelo nördlich und Aveiro südlich der Metropole. Alle Städte lassen sich bequem mit der S-Bahn für wenige Euros und zu regelmäßigen Fahrtzeiten innerhalb einer Fahrstunde von Porto aus erreichen (ausgenommen Viana do Castelo). Braga gilt als das Rom Portugals. In die Stadt kommen viele Gläubige um das Heiligtum des Guten Jesus („Bom Jesus de Monte“) zu erklimmen. Die Kirche hoch oben auf dem Berg thront über der Stadt Braga mit ihren unzähligen Gotteshäusern. Guimarães wird als die Wiege Portugals bezeichnet. Hier ist der erste König Portugals geboren, weshalb die Stadt lange Zeit die Hauptstadt des Landes war. Die UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt lässt auf pompöse Weise die Geschichte des Landes aufleben. In Viana do Castelo fühlt man sich dem Atlantik stark verbunden. Die Stadt liegt direkt am Wasser und bezaubert durch das Treiben der Fischer am Ästuar des Flusses „Lima“. Hier entsteht ein einzigartiges Gefühl der Sehnsucht nach der Ferne, so ähnlich wie es die frühen Entdecker damals gespürt haben müssen. Die südliche Stadt Aveiro gilt meiner Meinung nach als Geheimtipp. Hier erlebt man ein Portugal, welches im Norden des Landes auf diese Art einzigartig ist. Die Architektur unterscheidet sich von jener der bereits erwähnten Städte, das Leben der Menschen ist geprägt von der Arbeit in den Lagunen. Über der Stadt liegt ein Gestank aus Fisch und Salz. Dennoch bietet die Stadt, auch bezeichnet als Venedig von Portugal, allerhand gemütliche Ecken. Nicht verpassen sollte man eine Bootsfahrt auf den innerstädtischen Kanälen bis hinaus zu den Lagunen. Die Boote legen in der Innenstadt ab und tuckern für etwa 10 € etwa 1h über die Wässer. Vielleicht habt ihr ja genauso viel Glück wie wir und erwischt eine private Bootsfahrt in der kälteren Nebensaison. Ein Traum! Auf halben Weg nach Aveiro passiert man mondäne Surferstrände. Innerhalb weniger Minuten ist man vom Bahnhof in Espinho am Strand. Auch hier bringen einen die S-Bahnen für ein paar Euro in regelmäßigen Zeitabständen zum Freizeitvergnügen.

Mitte – die Mitte und der Nationalpark:
Mit dem Leihwagen geht es von Porto in die Mitte Nordportugals zum einzigen Nationalpark des Landes „Peneda-Gêres“. Dort fällt i.d.R. die Entscheidung schwer, welche Ecke des Parks man sich genauer anschauen soll. Ich habe mir die Gegend um die Stadt Gêres etwas genauer angesehen. Gêres ist ein nettes kleines Kurörtchen mit Thermalbad und kann gut als Ausgangspunkt für Tagesausflüge genutzt werden. Es gibt einige Unterkünfte im Ort, die jedoch meistens etwas teurer sind, als solche in weiter abgelegenen Dörfern. Von Gêres führt die N308-1 über die Grenze nach Spanien (Achtung: Manchmal Grenzkontrolle). Etwa 1km vorm Grenzübergang entfernt, passiert man ein schönes Gebirgsflüsschen mit Wasserfällen und kristallklaren Badebecken. Der Parkplatz am Grenzübergang lädt zu Wanderungen über das Hochplateau ein. Vielleicht habt ihr Glück und könnt sogar die Wildponyherde erspähen (Hinweis: An Wochenenden im Sommer ist die Durchfahrt von Gêres nach Spanien auf der N308-1 zeitlich begrenzt. Nur ein bestimmtes Zeitfenster bleibt, um die Strecke zu passieren. Anhalten am Wasserfall oder für Fotos ist damit nicht möglich und verboten). Andere empfohlene Routen führen per Auto über kleine, kurvige Straßen (paralleler Verlauf zur M533) nach Campo do Gêres (besser nicht die M533 nehmen, da Nebenstraßen schöner, wenn auch etwas schwerer zu befahren). Man passiert Pässe auf dem Hochplateau die von Granitblöcken übersäht sind. Die Ausblicke auf den im Tal liegenden kreuzförmigen Stausee sind unbezahlbar. Wer gerne Geocaching betreibt kommt hier auf seine Kosten und kann gewissermaßen „Aussichtsplattform-Hopping“ betreiben da er automatisch durch die Caches an die schönsten Stellen der Landschaft geführt wird.

Osten – die Traditionen in der Abgelegenheit:
Von Peneda-Gerês gelangt man weiter in die Region „Tràs os montes“ (Hinter den Bergen) im Osten Nordportugals mit der größten Stadt Bragança. Diese Region, an den Flanken begrenzt durch das Gebirge von Montesinho bis zur Region Miranda reichend, ist stark von Traditionen geprägt. So finden sich im Naturpark Montesinho (Parque Natural de Montesinho) traditionelle Dörfer, errichtet aus Schiefer und Holz, die weit abgeschieden von jeglicher größeren Bevölkerungsansammlung landwirtschaftliche und volkstümliche Bräuche bewahrt haben. Das Trachtenmuseum in Bragança („Museu Ibérico da Máscara e do Traje“) oder das historische Museum der Region Miranda („Museu da Terra de Miranda“) zeugen von der Reichhaltigkeit der Bräuche. Bragança, als einziges Zentrum im Osten, hat wenig Spektakuläres zu bieten. Zu schätzen lernt man die Stadt aber dann, wenn man sich intensiv mit ihr auseinander setzt. Das Highlight ist definitiv die Burg, die hoch über der Stadt thront. Sie beherbergt das erwähnte Trachtenmuseum. Die Region um Miranda do Douro gilt als Heimat der hübschen Mirandesa-Kühe, die nur dort gezüchtet werden. In Miranda do Douro lässt sich der Blick über die weitläufig eingeschnittenen Mäanderschleifen des Douros schweifen, der an dieser Stelle des Landes eine komplett andere Gestalt annimmt, als er es noch wenige Kilometer weiter westlich in der portugiesischen Weinbergregion des Portweins macht. Die Rückfahrt nach Porto bietet sich entlang des Flussverlaufs des Douro über die Städte Pinhão und Peso da Régua an.

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