Dein Abenteuer beginnt hier!

Seen, Burgen und Kanäle – Wandern in Schottland Teil II: Der Great Glen Way

Seen, Burgen und Kanäle – Wandern in Schottland Teil II: Der Great Glen Way

Seen, Burgen und Kanäle – Wandern in Schottland Teil II: Der Great Glen Way

Im September reiste ich mit einem guten Freund nach Schottland um dort zu zweit den West Highland Way und den Great Glen Way zu wandern. Dies ist der Bericht über den zweiten Teil unserer Tour. Viel Spaß damit! 🙂

Warum GREAT GLEN WAY

Der Great Glen Way führt 117 km von Fort William an drei Lochs (schottisch für ‚See‘) vorbei bis nach Inverness. Er ist nicht zu anspruchsvoll und bis auf einige Asphaltstraßen und ein, zwei steile Anstiege sehr angenehm zu laufen. Dabei ist dieser Fernwanderweg insbesondere für jene spannend, die sich für schottische Geschichte (Highlands, Clans, Revolutionen, SCHAFE!) interessieren. Insgesamt braucht man für den Great Glen Way etwa 5 Tage, wobei wir uns etwas mehr Zeit ließen und noch einen Tag hinten dran gehängt haben.

Früher Abend in Laggan LocksSonnenuntergang in InvernessCampingplatz neben der Moy Swing Bridge (man beachte den perfekt geschnittenen Rasen!)

Was Sie schon immer über den GREAT GLEN WAY wissen wollten…

I. Start in Fort William
Der Great Glen Way beginnt in Fort William, von wo aus er in Richtung des kleinen Vororts Coal verläuft. Er führt zunächst an einem kleinen Uferpfad entlang, kurz darauf weist die sogenannte Soldier’s Bridge in Richtung des Vororts. Hier lohnt sich ein kleiner Abstecher zu dem nur wenige Schritte entfernt liegenden Inverlochy Castle, das unmittelbar neben der Brücke gelegen ist. Die nette kleine Ruine mit zwei, drei Hinweisschildern ist eine kurze Besichtigung durchaus wert und ein schöner Beginn der Reise. Für alle Whisky-Freunde befindet sich in der Nähe außerdem die Ben Nevis Distillery, in der man den lokalen Tropfen kosten kann.
Vom Ufer in Coal aus hat man einen hervorragenden Blick auf Fort William und die Bucht, in der man auch das ein oder andere Kreuzfahrtschiff entdecken kann. Insgesamt verbringt man wenig mehr als als eine Stunde in Coal, das – im Gegensatz zu dem von Touristen überlaufenen Fort William – eine eigentümliche Ruhe ausstrahlt, die nur Vororten zu eigen ist. Gemütliche Bänke am Ufer laden zu einer ersten Rast mit Seeblick ein, während der schottische Wind einem in der Nase kitzelt. Schon nach wenigen weiteren Schritten befindet man sich nun neben dem Kaledonischen Kanal, der den Wanderer den ganzen Weg bis nach Inverness begleiten wird. Hier befindet sich die erste große Attraktion des Great Glen Way: Neptune’s Staircase, eine imposante Schleusenanlage mit acht Toren, die über eine Entfernung von 450 m insgesamt 20 Höhenmeter überbrückt. Eine imposante Anlage (von der wir leider versäumt haben ein Foto zu machen).
Der Pfad führt nun am Kaledonischen Kanal entlang nach Nord-Osten; nach einigen Kilometern passiert man die älteste Drehbrücke des Kanals, die Moy Swing Bridge. Hier gibt es nicht nur einen extrem freundlichen Brückenwärter, sondern auch einen inoffiziellen Zeltplatz, der mir ausgesprochen gut gefallen hat. Der zuvorkommende Brückenwärter war das beste Beispiel für die Gastfreundschaft der Schotten: Er freute sich, uns zu sehen, lud uns ein, auf dem Zeltplatz zu übernachten und ließ die Tür zum Klohaus über Nacht für uns geöffnet. Am nächsten Morgen zeigte er uns mit seinem Fernglas eine Herde Rehe, die auf einem nahen Hügel weideten. Tipp für Camper: Entlang des Kaledonischen Kanals gibt es in regelmäßigen Abständen inoffizielle Campingplätze, auf denen das Zelten – mit einigen Einschränkungen – aber erlaubt ist. Pro Platz darf – je nach Größe – nur eine bestimmte Zahl an Campern und/oder Zelten vertreten sein, für die der Campingplatz kostenlos ist. Auch gibt es meistens eine Toilette in der Nähe. In der Nebensaison ist es kein Problem, hier etwas zu finden, in der Hauptsaison muss man sich allerdings ranhalten, um einen der begehrten – und meist wunderschön gelegenen! – Rastplätze zu ergattern.
Insgesamt sind es von Fort William aus etwa 18 km bis zum Loch Lochy, dem ersten der drei Seen. Diese erste Etappe ist sehr einfach und lässt sich an einem Tag laufen.

II. Loch Lochy
Die zweite Etappe des Great Glen Way führt weitere 18 km an dem ersten Loch vorbei. Der Weg ist gut ausgeschildert und es gibt immer wieder zusätzliche Hinweisschilder, die den Wanderer über den historischen Kontext des Great Glen Way informieren. Besonders spannend fanden mein Kumpane und ich das nahe gelegene Clan Cameron Museum, das sich allerdings etwas abseits des Weges befindet (für Hin- und Rückweg muss man mit ca. 3 km zusätzlich rechnen). Doch der Marsch lohnt sich, denn das kleine Museum bietet viel Hintergrundwissen über die Region, die man danach mit ganz anderen Augen betrachtet. Und wer hätte gedacht, dass ein gewisser Regisseur mit einer Vorliebe für große blaue Aliens und noch größere untergegangene Schiffe Mitglied eines weltumspannenden Clans ist? Für Geschichtsinteressierte sehr empfehlenswert!
Am nord-östlichen Ende des Loch Lochy erreicht man Laggan Locks mit einem weiteren inoffiziellen Zeltplatz und dem einzigen schwimmenden Pub der Gegend. Das ausgeschenkte Bier ist nicht zu verachten und auch das Interieur ist nett, doch von dem überteuerten und schlechten Essen rate ich jedem Besucher ab.

III. Loch Oich
Kurz nach Loch Lochy passierten wir Loch Oich, das kleinste der drei Lochs. In Laggan Locks kann man sich entscheiden, auf welcher Seite des Sees man entlangwandern möchte. Der reguläre Weg führt an der Ostseite entlang, über kleine Straßen und durch lichte Wälder, während eine Alternativroute auf der Westseite durch das kleine Invergarry führt, wo sich ggf. nochmals Vorräte aufstocken lassen. Der Westweg über das Dorf ist etwa 3 km länger und auch etwas schwieriger als die reguläre Route. Dafür bietet sich hier die Möglichkeit, das Glengarry Heritage Centre mit weiteren Hintergründen zu Schottland und den Clans zu besuchen. Auch befinden sich hier die Ruinen des Invergarry Castle. Nachdem man Loch Oich hinter sich gelassen hat, gelangt man erneut auf einen Pfad entlang des Kaledonischen Kanals, der nach nur wenigen Kilometern in Fort Augustus endet.

IV. Loch Ness
Wir haben jetzt etwa die Hälfte des Great Glen Ways hinter uns und stehen vor dem berühmtesten See Schottlands. Denn wer kennt sie nicht, die alten Legenden um das Seemonster Nessy? Wir haben sie (oder ihn) nicht gesehen. Aber dafür Leute, die Ungeheuerliches zu berichten hatten… Fort Augustus ist der zentrale Hafen für die Kreuzfahrtschiffe, die das Loch Ness befahren. In der kleinen Stadt gibt es eine große Kirche, mehrere Schleusen (ähnlich wie Neptune’s Staircase) und ein kleines kostenfreies Museum zum Kaledonischen Kanal. Als wir dort waren, platze der Ort aufgrund des regen Tagestourismus förmlich aus allen Nähten. So füllten wir lediglich unsere Vorräte im lokalen Supermarkt auf und liefen so schnell wie möglich weiter. Abraten möchte ich von dem Clansman Centre, das im Gegensatz zum vielversprechenden Namen nichts weiter ist als eine kleine Hütte, die allerlei Souvenirs und auch viel Ramsch anbietet. Wer wirklich etwas über die Geschichte der Highlands erfahren möchte, ist mit dem bereits erwähnten Clans Cameron Museum weitaus besser beraten. Alles in allem empfanden wir Fort Augustus als sehr überlaufen. Hinter dem Ort beginnt einer der schönsten Abschnitte des Great Glen Ways:
Der Weg schraubt sich über mehrere Serpentinen in die Höhe und es bieten sich immer wieder schöne Aussichten auf Loch Ness. Besonders erwähnenswert ist das Örtchen Invermoriston, das man nach ca. 11 weiteren Kilometern erreicht. Hier gibt es die alte Telford’s Bridge zu bewundern. Hinter dem Dorf geht es steil bergauf, eine der anstrengendsten Stellen des Great Glen Ways. Zwölf Kilometer später muss man sich dann vorerst von dem Anblick Loch Ness‘ verabschieden. Die Landschaft verändert sich und wird nun von landwirtschaftlich genutzten Flächen und vereinzelten Gehöften gezeichnet. Der weiche Untergrund der Wanderwege wandelt sich hin zu harten Asphaltstraßen. Am Ende des Weges liegt das Dorf Drumnadrochit, in dem es eine ganze Menge zu sehen und zu erleben gibt, unter anderem zwei verschiedene Loch Ness Besucherzentren und eine von Schottlands meistgerühmten Burgen: Urquhart Castle.
Über die Nessy-Besucherzentren gehen die Meinungen auseinander; das eine untersucht Nessys Herkunft von einem eher wissenschaftlichen Standpunkt aus, das zweite hingegen wird von einem ‚Gläubigen‘ betrieben. Was man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, ist eine Besichtigung von Urquhart Castle, das einen angenehm kurzweiligen Spaziergang vom Ort entfernt liegt. In der Vergangenheit spielte es in der Kontrolle der Wasserwege und somit des ganzen Tals eine entscheidende Rolle. Und bei klarer Sicht hat man von hier aus einen hervorragenden Ausblick in beide Richtungen des Loch Ness!
Tipp für Wanderer: In Drumnadrochit lohnt sich eine Zeltnacht auf der Borlum Farm. Man wacht auf dem Feld direkt neben den Pferden auf und wenn man mag, kann man auch noch eine Runde reiten gehen, bevor man sich weiter auf den Weg macht. Obendrauf gibt es noch eine fabelhafte Aussicht auf Drumnadrochit und seine Umgebung.

V. Inverness
Von Drumnadrochit aus beginnt die letzte Etappe nach Inverness. Der Pfad führt auf der gegenüberliegenden Seite der Urquart Bay entlang; von einigen Schafweiden aus kann man hier einen letzten Blick auf die Burg und Loch Ness werfen. Schon bald führt der Pfad weg vom Loch und hin zu Feldern, jungem Wald und offenen Heidelandschaften. Hier beginnt der abschließende Streckenabschnitt des Glen Way. Und unerwarteterweise ist er ziemlich hart, im wahrsten Sinn des Wortes: In der Heide führt der Pfad mehrere Kilometer auf unnachgiebigem Asphalt entlang und es gibt keinen Schutz vor der schottischen Witterung (wir kamen in einen heftigen Dauerregen). Unmittelbar vor Inverness verlässt der Great Glen Way die Straße und führt in den Craig Leach Forest hinein, an dem es mehrere gute Stellen zum Campen gibt. Hierbei sollte man allerdings besonders auf die lokale Flora achten. Hinter dem Wald führt der Pfad die Hügel hinab in die Haupstadt der Highlands, vorbei an dem beeindruckenden Alten Hospital, das zur Zeit zu einer großen Wohnanlage umgebaut wird. Schon bald nähert man sich dem Golfkurs und dem Stadtzentrum, das man über eine hübsche Brücke erreicht. Schließlich endet der Great Glen Way auf einem Hügel bei Inverness Castle.
Inverness ist eine schöne kleine Stadt, in der es sich definitiv lohnt, ein oder zwei Tage zu verbringen. Das Inverness Museum hat mich besonders beeindruckt: Hier wird die Geschichte der Highlands wundervoll und interaktiv aufbereitet; im ersten Stock erwartet den Besucher außerdem eine ständig wechselnde Ausstellung junger schottischer Künstler – und das ganze jeden Tag komplett kostenlos. Unbedingt hingehen! Von Inverness aus lassen sich außerdem zahlreiche Tagestouren zu Destinationen in der näheren Umgebung machen. Auch das Ende – oder der Anfang – des Kaledonischen Kanals ist sehr sehenswert.

Anfang bzw. Ende des Kaledonischen KanalsDer letzte Abschnitt des Weges nach Inverness - nass und steinigEs lohnt sich auch die abgelegenen Ecken von Inverness zu erkundenAbendlicht'Wildcampen' geht auch in der Stadt...oder soUrquhart CastleLoch NessTelford's Bridge in InvermoristonRiverside von InvernessInverness Castle.Die Kathedrale von InvernessEines der zahlreichen Informationsschilder am WegesrandSchottische BlumenEin kleiner Teil der schönen Borlum FarmInverlochy Castle in Fort WilliamPerfekt geschützt gegen MidgesFort William von Coal aus photographiert.Regenbogen über schottischen GewässernInverness RiversideNebel zieht auf....Früher Abend in Laggan Locks

VI. Einige Worte zum Schluss
Der Great Glen Way ist ein netter Fernwanderweg, der insbesondere auch für unerfahrene Wanderer gut geeignet ist. Wir haben ihn als Anschluss zum West Highland Way als sehr angenehm empfunden. Sicherlich ist er weniger spektakulär als sein großer Bruder, doch hat er Dank der drei langgezogenen Seen sein ganz eignenes Flair. Es gibt eine Menge zunächst unscheinbar wirkender Sehenswürdigkeiten am Wegesrand (darunter einige Schlösser und mehrere Museen), die einen Besuch wert sind.
Die Kanalarbeiter des Kaledonischen Kanals sind außerdem sehr freundlich und hilfsbereit, was das Wandern noch schöner gemacht hat. Aber warum der Rasen in den schottischen Gärten stets perfekt getrimmt und gepflegt ist, konnten wir auch hier nicht herausfinden… ein Rätsel, das es noch zu entschlüsseln gilt!

Komme ich auch mit dem Kanu oder dem Fahrrad bis nach Inverness?
Ja! Außer zu Fuß kann man auch mit dem Kanu von Loch zu Loch rudern und von dort aus das raue schottische Wetter genießen. Dank des Kaledonischen Kanals kommt man auch problemlos von einem See zum nächsten. Außerdem ist es sicherlich ein Erlebnis für sich, vom Kanu aus das Neptune’s Staircase in Fort William und die Schleusen in Fort Augustus zu erleben. Die gut gepflegten Wege eignen sich zudem hervorragend für eine einfache Radtour. Es gibt nur wenige Steigungen und insbesondere die Strecken entlang des Kaledonischen Kanals bieten kaum Hindernisse.

Was kann ich gegen die Midges tun?
Die Midges können beim Wandern recht unangenehm werden. Im Juli und August ist Hochsaison für die kleinen Biester und es empfiehlt sich, nicht ohne Kopfnetze und Nobite loszuziehen. Auf dem Great Glen Way sahen wir hingegen viel weniger Midgets als noch auf dem West Highland Way.
Hier ein paar Tipps, um Stiche zu vermeiden:
• sich so oft es geht in den Wind stellen, denn dieser pustet die Midges einfach weg
• Moskitonetze mit kleiner Maschung nutzen
• es leben die Farben! Midges mögen sie nicht, daher so bunt als möglich anziehen!
• Farne und anderes Gebüsch meiden, in dem die Schwärme besonders gern lauern
• das gleiche gilt für stehende Gewässer
• nach Einbruch der Dunkelheit schlafen gehen, da die Midges dann besonders gern unterwegs sind

Sollte das alles nichts helfen, dann die schottische Variante: beißen lassen. Ist man nicht allergisch und kratzt sich nicht an den Stichen, gewöhnt sich der Körper schnell daran.

Kann man sich leicht verlaufen?
Sich auf dem Great Glen Way zu verlaufen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Der Pfad ist sehr sorgfältig mit Wegweisern, die das Zeichen der schottischen Distel tragen, gekennzeichnet. Hinzu kommt, dass der Weg an drei großen Seen entlang verläuft und man sich somit immer gut orientieren kann. Hin und wieder gibt es auch kleine oder große Hinweisschilder, auf denen man etwas über den historischen Kontext des Weges lernen kann.

Wie anspruchsvoll ist der Great Glen Way?
Der Great Glen Way ist ein recht einfacher Wanderweg, der auch für unerfahrene Wanderer gut geeignet ist und dabei hervorragende Aussichten auf die Lochs und viele interessante Orte entlang des Weges bietet. Die schwierigsten Stellen, die es zu bewältigen gilt, sind zwei ziemlich steile Aufstiege (jeweils kurz nach Invergarry und Invermorsiton), die beide jedoch nicht allzu lang sind. Der Untergrund ist fest und größtenteils mit nur wenigen Steinen versetzt; lediglich die hin und wieder auftauchenden Asphaltstraßen sind etwas unangenehm. Ein sehr empfehlenswerter Weg auch für die Wanderer, die nicht sofort als erstes den West Highland Way in Angriff nehmen wollen.

Brauche ich für den Great Glen Way Gamaschen?
Nein. Der Weg führt durch keinerlei besonders schlammige oder morastige Gebiete.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Weiterschmökern

Graveltour durch das Havelland

Anne 28. Juli 2023

Ta(r)pire auf Tour: Forststeig

Laurie  2. Juni 2023