Dein Abenteuer beginnt hier!
Chris
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12. Juni 2014
Nirgends vereinen sich die Fassetten der Karibik so wie auf der größten Insel Mittelamerikas… Kuba. Eine Fülle endemischer Naturwunder unter einer durch den Sozialismus von der Zeit isolierten Glocke. Die einstige Pirateninsel lockt mit traumhaften Wanderrouten, kolonialen Altstädten, schneeweißen Stränden und Stalaktiten-bestückten Kletterrouten.
Die wichtigste Frage ist nicht „Warum Kuba?“, sondern „Warum sofort nach Kuba?“. Das seit über 50 Jahren von sozialistischer Mangelwirtschaft durchsetzte Land hat, isoliert vom Rest der Welt, einen Charme entwickelt, der sich dem Duktus der industrialisierten und vom Massentourismus besetzten Zivilisation widersetzen konnte. Mit der Öffnung gen Westen, die mit der Machtübernahme Raul Castros gut datiert werden kann, öffnet sich das Land verständlicherweise den kapitalkräftigen Tourismus-Joint-Ventures. Was ein Segen für Massentourismus bedeutet, spornt den Individualreisenden an den Handtuch-behangenen Liegestühlen vorauszueilen.
Neben der natürlichen Ursprünglichkeit und der lebendigen Geschichte Kubas macht es das Land Individualreisenden sehr leicht eigenständig die Insel zu erkunden. Kuba besitzt eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Trotz des tropischen Paradises gibt es fast keine ernsthaft gefährlichen Krankheitserreger. Darüber hinaus gibt es so gut wie keine Kriminalität. Zudem ist das Land verhältnismäßig günstig. Preiswerte, private Wohnungen bei Gastfamilien sind selbst in der Hochsaison in jedem Dorf verfügbar… und die Inklusion in offene und freundliche Kultur der Menschen, sowie einen gut gedeckten Tisch zum Abendessen sind inklusive. Eine Reise in Kuba ist meiner Ansicht nach selbst für Einsteiger im Individualsektor einfacher (wenn auch etwas teurer), als eine Reise nach Frankreich oder Spanien.
Die Tour im Überblick
In gewohnter Manier haben wir einen Offroader gemietet und uns dann täglich auf`s Neue der Landkarte folgend in Richtung unbekannter Ufer auf den Weg gemacht. Havanna, Vinales, Schweinebucht, Trinidad, Topes des Collantes, Santa Clara, Varadero und zurück nach Havanna in 11 Tagen.
Wander-/ Erkundungstouren im Weltnaturerbe Vinales und Topes des Collantes haben unsere Augen für die endemische Artenvielfalt geöffnet. In Vinales befindet sich zudem eine der schönsten Kletterdestinationen Mittelamerikas. In der Schweinebucht, sowie Trinidad und Havanna atmet man Geschichte. Die Regionen und Städte sind lebende Museen, welche den Wunsch nach Unabhängigkeit von der Zeit der Herrschaft der Zuckerbarone bis zur allgegenwärtigen sozialistischen Revolution versprühen.
Wandern und Trekken
Die schönste Art die natürliche Vielfalt des Landes zu erleben ist zu Fuß oder auch hoch zu Ross. Gerade in Vinales bietet es sich an auf dem Pferderücken das Tal zu erkunden. Das Gebirge und die ursprüngliche Landwirtschaft sind UNESCO-Weltnaturerbe. Wir haben eine Pferdetour zu den Kalksteinhöhlen des Gebirges unternommen und sind durch die Farmen der organischen Bauern geritten. Als Selbstversorger wächst bei den Bauern von Maniok, über Papaya und Kaffee, bis Tabak alles auf den Feldern. Das umherschweifende Auge vermag alle Grüntöne, die das menschliche Farbspektrum aufnehmen kann, mit einem Schwenk durch das Panorama zu erhaschen. Während dieses Trips hat sich auch das Geheimnis um die schwarzen Stroh- oder Blechhütten auf den Farmen gelüftet. Die westliche Region Kubas ist Hauptlieferant für die besten Zigarren der Welt. In den Schuppen werden die Zigarren nach der Ernte getrocknet. Und natürlich ist es möglich dem Bauern die gedrehten Zigarren direkt vom Feld abzukaufen. Anschließend führt uns das Pferd zu einem kleinen einsamen See, in dem wir den Schweiß des Tages abwaschen konnten.
Nur wenige Kilometer nordwestlich von Vinales gibt es die Möglichkeit durch einen ca. 100 Meter langen natürlichen Tunnel im Gestein zu einem alten Sklavenversteck zu gelangen. Am Ende des Tunnels gelangt man zu einem von drei Seiten eingerahmten Tal, in dem die Sklaven zu kolonialer Zeit Zuflucht vor den Plantagenbesitzern suchten.
Einen weiteren traumhaften Ort zum Wandern haben wir in Topes des Collantes entdeckt. Das kleine Dörfchen, welches sich im Gebirge auf halber Strecke zwischen Trinidad und Santa Clara in die Berge schmiegt, ist Ausgangspunkt für wundervolle Dschungelwanderungen. Aufgrund der guten Luft befindet sich eine von Lateinamerikas berühmtesten Kliniken in Topes des Collantes. Im Gebirge gibt es unzählige Wanderrouten, die man sonnengeschützt unter den Blättern der subtropischen Flora genießen kann. Wir haben uns von den Hauptattraktionen (80 Meter Wasserfälle) der Region ferngehalten und einen touristisch eher unberührten Weg durch den Dschungel genutzt. Nach mehr als einer Stunde Abstieg endete unser Weg an einem ca. 20 Meter hohen Kaskadenwasserfall, der sich in einem klaren Süßwasserpool ergoss. Ich habe keine Minute verstreichen lassen, um mich im kühlen Bergwasser zu erfrischen. Zu allem Glück fällt die letzte Kaskade des Pools auf einen aus dem Wasser ragenden Stein, sodass ich mir eine Massage vom herabstürzenden Wasser gönnen konnte, bevor der beschwerliche Aufstieg zurück zum Ausgangspunkt begann. Auf dem Rückweg lohnt es allerdings dutzende Pausen einzulegen, da sich hinter jedem zweiten Blatt eine für mich neuartige Frucht, Blüte, Echse, ein Insekt oder ein Schmetterling versteckten.
Klettern
Das Klettern in Kuba ist eine prekäre Angelegenheit. Das Tal rund um Vinales ist UNESCO-Weltkulturerbe. Nachdem jahrelang die Wände erschlossen wurden ist plötzlich ein Verbot verhangen worden (Es gibt unseres Wissens nach kein Gesetz, nur eine gewisse Willkür der Parkverwaltung). Eine kurze Zeit lang wurden Verstöße auch geahndet (War aber mittels eines geringen Schmiergelds zu umgehen). Seit nunmehr rund drei Jahren stört sich keiner mehr an den Felskletterern, im Gegenteil. Überall, wo wir klettern waren sind wir von den Anwohnern herzlichst empfangen worden. Die Gastfreundlichkeit reicht von gratis Obst bei Raul´s Farm, bis hin zum „Kletterer-Spezial-Cocktail“ bei den Sklavenverstecken im Norden Vinales`.
Ein Muss für jeden Kletterer ist der Besuch von Rauls Farm. Sein Bauernhof ist der Ausgangspunkt zu etlichen Wandsektoren. Für die Anfahrt sollte man einen 4WD besitzen oder 30 Minuten laufen. Bei ihm haben wir uns mit Obst für den Tag eingedeckt. Er baut zudem an einer Casa Particulares. Spätestens nach deren Fertigstellung wird hier das Kletterzentrum Kubas sein.
In Mogote des Valle versteckt sich meine Traumroute… „Wasp Factory“ (7b+). Von einigen Kletterern als die schönste 7b+ der Welt bezeichnet kann ich mich nur anschließen. Über 25 Meter steigt der Überhang der Route konstant von 0° auf ca. 80° an. Gespickt mit zahllosen kleinen Sintern, Tufas und Stalaktiten endet der Weg schließlich an einem unglaublichen, 15 Meter langen Stalaktiten. Zum Ersten Mal in meinem Leben kann ich die zweidimensionale Wandfläche verlassen und aufgrund der hängenden Stalaktiten in der 3. Dimension klettern. Die gewonnene Bewegungsvielfalt dieser Strukturen öffnet mir eine neue Welt des Kletterns. Den Stalaktiten mit den Füßen umklammernd hänge ich fast kopfüber rastend in der Luft. Zwei Cruxzüge geschafft, einer vor mir. Durch eine einzige Stelle in der Wand tropft Wasser vom erfrischenden Regen des Vortages. Mit etwas Mühe lehne ich mich zur Seite, um mich durch die kühlen Tropfen zu regenerieren. Das Wasser wirkt wie Zaubertrank und meine Muskeln fühlen sich bereit für den letzen Kampf mit der Wand. Leider tropft das Wasser vom letzten haltbaren Griff. Meine Ausweichvariante über zwei schlechtere, zu kreuzende Zapfen verbietet mir das Clippen. Um zum rettenden 15 Meter Stalaktiten herüberzusteigen müssen die Arme weit ausholen. Der Körper schwingt von der Wand zu dem monströsen Stalaktiten hinter meinem Rücken. In 25 Meter Höhe und ohne die letzte Exe clippen zu können schwebt der Körper, verpresst zwischen zwei kleineren Zapfen. Als dann das rettende Ende der Route erreicht ist, kann meine Freude kaum größer sein (3. go). Wahrscheinlich werde ich keine bessere Route in diesem Schwierigkeitsgrad weltweit jemals klettern. Ich bin froh diesen Moment mit meiner Freundin teilen zu können.
In der Palenque Area befindet sich die Cuba Libre Wall. Hier liegt unser zweites Kletterziel. Wie schon bei dem vorangegangen Klettererlebnis wird in der von Touristen vergessenen Wand zunächst die Hängematte gespannt. Eine selbstdefinierte Route führt den rechten Stalaktiten entlang, der schon vor langer Zeit mit dem sich darunter ergebenen Stalakmiten verwachsen ist. Das Kletterhighlight für mich ist hier „Moscow Mule“ (7b). Über 20 Meter gilt es den starken Überhang zu bezwingen. Auch hier ist der Weg mit Stalaktiten, Tufas und Sanduhren gepflastert. Es ergeben sich komplexe Bewegungen und Rastpositionen, die abermals das Spektrum meiner Koordination erweitern. Aufgrund der Crux am Top muss ich zweimal in die Route einsteigen, um sie zu Rotpunkten. Die Freude über das Bewegungsfeuerwerk lässt mich zum Umbauen ein drittes Mal in die Route einsteigen. Zwischen all der Anstrengung an der Wand wird in der Hängematte gelesen und gemutzelt. Eine perfekte Kombination von An- und Entspannung.
Nach jedem Klettertag, die alle frei von Touristen oder anderen Kletterern waren, finden wir uns abends auf Rauls Farm ein. Bei Obst, Cocktail und Zigarre hören wir dem zu den Abendstunden einsetzenden Regen zu, wie er auf das Palmenflechtdach niedergeht.
Strand
In Trinidad und Varadero haben wir entspannte Strandtage eingelegt. Vor Trinidads Stadttoren liegt eine Halbinsel, auf der sich Bettenburgen im Betonmantel verkleiden. Fährt man die Straße bis zum Ende ergeben sich ca. 2 km übermannhohes Gebüsch. Mit dem Offroader konnten wir dem Weg zum Ende der Halbinsel folgen, den nur zwei Fischer außer uns an diesem Tag bewältigt haben. Da der Weg etwas schmaler als das Auto war und das Geräusch von Ästen, die den Lack abschmiergeln in unseren Ohren schmerzte, freuten wir uns über den Mietvertrag ohne Selbstbeteiligung. Der Strand war kurz und die Riffe nah. Die Büsche boten guten Schutz vor der Sonne und ein paar dünne Bäume erlaubten es die Hängematte zu spannen. Was will man mehr? Nach der großen Krabbenwanderung Mitte April hatten allerdings Millionen kleinster Krabben das Licht der Welt erblickt und sich von unserer Gegenwart nicht stören lassen. Aufgrund ihrer zarten Größe können sie allerdings noch nicht zwicken und schlendern friedlich vom Strand ins Gebüsch.
Der schneeweiße Strand von Varadero ist nochmal eine ganz andere Liga für uns Badehungrige. Das aus Korallenstaub bestehende Ufer gehört zu den schönsten der Welt. Trotz der sich über Kilometer erstreckenden All Inklusive Hotels für den Massentourtismus sind die Strände außerhalb der Grenzen des Hotels fast menschenleer (Ist ja klar, außerhalb gibt`s auch kein kostenloses Billigbier). In einer wunderschönen, wenn auch wie immer einfachen Casa Particulares haben wir Unterkunft gefunden. Zwischen den Palmen am Strand konnten wir uns ausbreiten und Hängematte, sowie Slackline spannen.
Kultur
Ich könnte an dieser Stelle mehr erzählen als man im Stande wäre lesen zu wollen, weil die Koffer schneller gepackt wären als das Auge lesen kann. Deshalb ganz kurz:
Trinidad feiert 2014 sein 500 jähriges Bestehen. Bekannt für Zuckerrohr haben hier die Sklaven den wirtschaftlichen Aufschwung Spaniens erarbeitet. Die Innenstadt zeugt von der Pracht alter Zeiten und ein wunderbar restaurierter Stadtkern lädt uns zum Verweilen ein.
Ebenso verhält es sich mit Havanna. Als lebendes Museum zeigt die Hauptstadt uns von kolonialen Prunk bis sozialistischem Stolz die historische Farbpalette Kubas, welches erst vor 5 Jahrhunderten die ersten Pinselstriche bekam.
Ständige Begleiter unserer Reise sind Fidel Castro und Che Guevara. Beide wachen überlebensgroß als Plakat an jedem Fleck der Insel über die „Immerwährende Revolution“. In Santa Clara haben wir das Grab Che Gevaras besucht, dessen sozialistischer Prunkbau mich stark an meine Heimat erinnert. Eben dieselbe Revolutionsluft konnten wir an der Schweinebucht schnuppern.
Land und Leute
Die Menschen, denen wir begegnet sind, waren durchweg freundlich. Selbst in den scheinbar übelsten Slum strahlen die Einwohner Würde, Charme und Gastfreundschaft aus. Man sollte sich auch bezüglich des Äußeren einer Wohnung oder Wohngegend nicht abschrecken lassen einen Blick in die Casa Particulares zu werfen. Viele sind liebevoll eingerichtet und sauber. Mit steigendem Tourismus sind viele Schlepper unterwegs, die billige Zigarren oder Ausflüge anbieten. Ich würde mich generell von ihnen fernhalten.
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