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Jakobsweg vom Genfer See nach Saint-Jean-Pied-de-Port

Jakobsweg vom Genfer See nach Saint-Jean-Pied-de-Port

Jakobsweg vom Genfer See nach Saint-Jean-Pied-de-Port

Die beiden französischen Jakobswege, die Via Gebennensis vom Genfer See in der Schweiz bis zum heiligen Pilgerort Le-Puy-en-Velay in Frankreich und die Via Podiensis von Le-Puy-en-Velay bis nach Saint-Jean-Pied-de-Port, dem Ausgangspunkt des Camino francés in Spanien waren das längste Wegstück auf meinem Weg von Nürnberg zum Kap Finisterra. Die Via Gebennensis ist mit ihren 350 Kilometern Länge eine schöne Route, wenn man die Einsamkeit vor dem großen Sturm genießen möchte. Das 730 Kilometer lange Wegstück auf der Via Podiensis ist zumindest ab Le-Puy wesentlich voller, hat aber landschaftlich den größeren Reiz. Insbesondere ab Le-Puy-en-Velay wird der Jakobspilger von tollen und einzigartigen Landschaften überrascht, die das Pilgerherz höher schlagen lassen. Man passiert Ortschaften wie Le-Puy-en-Velay, Conques oder Figeac, die einem noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Warum Frankreich

Will man von Deutschland aus nach Santiago de Compostella pilgern, kann man entweder direkt von Deutschland aus die französische Grenze überqueren, oder man bewegt sich auf der Route, die bereits von mir in anderen Reiseberichten beschrieben wurde, durch die Schweiz. Auf jeden Fall führt an Frankreich kein Weg vorbei – und das ist auch gut so, denn sowohl die Landschaften als auch die Pilgererfahrungen sind auf dieser Wegstrecke äußerst unterschiedlich, was nicht zuletzt am längsten zusammenhängenden Wegstück von über 1000 Kilometern durch ein einziges Land liegt.
Für jeden der einmal Französisch gelernt hat, und die Sprache wieder neu erlernen oder anwenden will, sei dies der perfekte Jakobsweg. Beim Passieren der vielen kleinen traditionellen Ortschaften kommt man schnell mit den aufgeschlossenen Franzosen ins Gespräch, die am Wegesrande wohnen; oftmals ergibt sich auch mehr als nur ein Gespräch und man erhält Einladungen zum gemeinsamen Essen oder einen kostenlosen Schlafplatz – deshalb empfiehlt sich eine grundsätzliche Offenheit.

Rocamadour ist einen Abstecher wert!meine AusrüstungDie verlassene Sennerhütte (mein Schlafplatz) auf 1000 Meter Höhe

Was Sie schon immer über FRANKREICH UND DEN JAKOBSWEG wissen wollten…

Geschichtliche Hintergrundinformationen:
Da bereits ein Reisebericht über den deutschen Jakobsweg von Nürnberg nach Konstanz und von Konstanz zum Genfer See besteht, werde ich den allgemeinen geschichtlichen Hintergrund des Jakobsweges hier nur verkürzt darstellen: Der Apostel Jakobus der Ältere war zur Missionierung auf die iberische Halbinsel gekommen, allerdings nach seiner Rückkehr nach Jerusalem als Märtyrer im Jahre 44 hingerichtet worden. Daraufhin wurde sein Leichnam in ein Schiff gelegt und auf wundersame Weise zurück zur iberischen Halbinsel geleitet. Dort wurde der Leichnam des Jakobus an der Stelle des heutigen Santiago de Compostela bestattet und geriet daraufhin in Vergessenheit. Im Jahre 813 wurde das Grab wieder entdeckt und die Pilgerfahrt zum Grab nahm ihren Lauf. Kurz darauf wurde an der Stelle des Grabes die Kathedrale des heutigen Santiago de Compostela errichtet.
Im Mittelalter hatte die Pilgerfahrt ihren Höhepunkt erreicht, die aufgrund Religionskriege im 16. Jhd. allerdings wieder zum Erliegen kam. Seitdem der Jakobsweg 1987 als Weltkulturerbe der UNESCO und zur ersten Kulturstraße Europas erklärt wurde, ist die Tendenz der Pilgerreisen wieder steigend. Waren es im Jahr 1978 noch 13 Pilger im Jahr, die das Grab des hl. Jakobus erreichten, so lag die Zahl der Ankünfte in den 80er Jahren schon im 3-stelligen, in den 90er Jahren im 5-stelligen Bereich und aktuell (Stand 2007) bei 114026 Ankünfte aus den unterschiedlichsten Erdteilen der Erde.

Gründe für die Pilgerschaft damals und heute:
Gründe für die Pilgerschaft vor über 1000 Jahren waren nicht rein religiösen Ursprungs. Sie wiesen bereits Elemente des heutigen „spirituellen Tourismus“ auf, auf den ich später noch genauer eingehen werde. In erster Linie pilgerte man natürlich um Sünden abzulegen und einen vollkommenen Ablass zu erhalten. Aber auch die Suche nach Seelenheil und die Hoffnung auf Heilung waren wichtige Indikatoren für die „peregrinos“. Vor allem aber auch die Abenteuerlust trieb viele Menschen in die Ferne. Sie war nämlich die einzige Möglichkeit, aus der streng strukturierten Welt auszubrechen und den Alltag hinter sich zu lassen. Die heutigen Motivationen der Jakobspilger gehen auf Ansätze des spirituellen Tourismus zurück.

Wie viele Kilometer läuft man am Tag?
Anders als in der Schweiz, kann man sich auf den französischen Wegstrecken von Beginn an mehr zutrauen. Die Steigungen sind nur mäßig im Vergleich zum Alpenland und Durchschnittlich kann man mit Tagesetappen von 25 Kilometern rechnen. Natürlich gibt es auch in Frankreich steile Anstiege, über die man sich vorher in Kenntnis setzten sollte und dementsprechend seine Tagesetappe reduzieren sollte. Dennoch empfiehlt sich auch auf dem französischen Weg erst mäßig zu beginnen, und alle 14 Tage seine Tageskilometer um ca. fünf Kilometer zu erhöhen. Da Frankreich (zumindest ab Le-Puy) schon mehr auf Jakobspilger eingestellt ist, als Deutschland oder die Schweiz, findet man genügend Herbergen am Wegesrand, weshalb es sich empfiehlt, in Frankreich zu beginnen, wenn man sich lange Tagesetappen zu Beginn nicht zutraut, da man quasi alle 5 – 10 Kilometer eine Herberge findet, in der man übernachten kann – ganz anders in der Schweiz und Deutschland, wo man auf eine feste Tagesetappe aufgrund fehlender Unterkunftsmöglichkeiten angewiesen ist.

Wie lange dauert die Durchquerung Frankreichs auf dem Jakobsweg?
Bei einer Strecke von knapp 1000 Kilometern und einem Tagesschnitt von 25 Kilometern kann man etwa mit 40 Tagen Fußmarsch durch das Land rechnen. Allerdings sollte man ungefähr alle sieben Tage einen Ruhetag einlegen, weshalb ich großzügig mit 50 Tagen rechnen würde. Untrainierte und unsichere Pilger sollten jedoch mit zwei Monaten rechnen.

Geheimtipp zur Entspannung:
Ein persönlicher Tipp meinerseits ist eine längere Pause in der christlichen Gemeinschaft Taizé. Taizé liegt zwar nicht auf dem Weg nach Santiago (wenn man den von mir beschrieben Weg läuft – andere Wege führen allerdings nach Taizé!!!), aber es ist jedenfalls eine kurze einwöchige Verschnaufpause wert, wenn man den Weg aus spirituellen und geistlichen Gründen pilgert. Taizé ist eine Art Kloster in der eine besondere Art des Gottesdienstes zelebriert wird. Außerdem trifft man sich zu Diskussionsrunden, um mit ausländischen Christen über „Gott und die Welt“ zu reden. Es herrscht sehr viel Stille und Entspannung in diesem Camp, was für jeden der auf der Suche nach sich selbst oder Gott ist, eine Bereicherung darstellt. Für weitere Informationen über Taizé werfe bitte einen Blick in die Linkliste. Nach Taizé kommt man am besten, wenn man den Weg bei La-Côte-St.-André verlässt und mit dem Bus nach Lyon fährt (Achtung, Buszeiten sind sehr variabel und selten!). Lyon ist ebenfalls eine Übernachtung wert. Am nächsten Tag fährt man dann am besten mit dem Zug weiter nach Mâcon und nimmt von dort den Linienbus nach Taizé. Zurück am besten wieder auf gleiche Weise bis nach La-Côte-St.-André, wo man den Weg eine Woche später fortsetzen kann.

Eine tolle Kapelle in Le-Puy-en-VelaySo heißt der Weg in FrankreichDas wunderschöne Conques

Wo übernachtet man?
Auf der Via Gebennensis sind die Herbergen teilweise etwas überteuert, da die Anzahl der Pilger auch geringer ist. Von daher sollte man über Herbergen für ca. 20 Euro pro Nacht nicht erschrocken sein. Trotzdem ist, wie bereits oben erwähnt, das Herbergsnetz um einiges besser und pilgerfreundlicher als es in der Schweiz ist. Ich hatte einen Regenponcho dabei, den man als Zeltplane umfunktionieren konnte, und deshalb habe ich sehr häufig unter freiem Himmel geschlafen. Im Aubrac, dem Hochland in Frankreich gibt es sehr viele verlassene Almhütten, die (Achtung!, Geheimtipp) für Abenteurer offen stehen ;). Angst und Ekel sollte man dabei allerdings nicht haben – aber was gibt es besseres als eine abenteuerliche Nacht in einer verlassenen Sennerhütte auf 1000 Meter über Null.

Wie viel Geld brauche ich auf dem Jakobsweg in der Schweiz?
Durch meine häufigen Nächte unter freiem Himmel konnte ich sehr viel Geld sparen. Auch zum Essen findet man viele Beeren und Früchte am Wegesrand, die zumindest unter dem Tag den Magen füllen können. Ist man nicht der Typ für solche Abenteuer und möchte man lieber gemütlich pilgern, so sollte man mit ca. 30 – 40 Euro am Tag auf den französischen Wegen rechnen.

Wie schwer sollte mein Rucksack sein?
Mein Rucksack war zu Beginn der Pilgerreise 12 Kilogramm schwer, was viel zu viel war. Deshalb habe ich nach und nach Dinge aussortiert und verschenkt oder weggeworfen, bis ich auf ein Endgewicht von etwa 7 – 8 kg gekommen bin. Mit diesem Gewicht lässt es sich prima laufen und man kann auch noch den Wocheneinkauf im Supermarkt gut im Rucksack verstauen und mit sich herum tragen.  

Wie gestaltet sich mein Tagesablauf?
Das Pilgerleben ist sehr einfach aufgebaut. Die wichtigsten Aktivitäten sind Laufen, Essen und Schlafen. Alles andere ist nur Nebensache und nicht unbedingt dazu erforderlich, um nach Santiago zu kommen. Man sollte sich im Klaren sein, dass die meiste Zeit des Tages beim Laufen verbracht wird. Sicherlich sollte man auch etwas Zeit in Kirchen verbringen und sie zum In-sich-kehren, Energietanken, Singen, Beten oder Besichtigen nutzen. Allerdings sollte man sich bewusst sein, ob man den Jakobsweg eher als kulturelle Reise ansieht, um Kirchen objektiv zu betrachten, oder eher ganz auf das Innere bedacht ist. Hierbei sollte man von vornherein abklären, mit welcher Einstellung man die Kirchen betritt. Geheimtipp: Kirchen dienen auch oftmals als Trinkwasserquelle, da sie meistens an einen Friedhof anschließen, der wiederum einen Wasserhahn hat, an dem man sich kostenloses Trinkwasser abzapfen kann.

Was sind absolute Highlights auf dem Jakobsweg von Konstanz nach Genf?
Auf dem französischen Weg gibt es einige Highlights:
Highlight 1: Le-Puy-en-Velay: Diese französische Kleinstadt ist zwar mit Pilgern überfüllt (unbedingt vorher eine Unterkunft reservieren!!!), aber von den Sehenswürdigkeiten unverwechselbar. Für Le-Puy reicht ein Tag nicht aus! Hier sollte man ordentlich Zeit einplanen und eventuell vom Pilgerstatus auf den Touristenstatus umschalten, da es hier wirklich sehr viel zu entdecken gibt. Jedoch Achtung, manche Herbergen erlauben den Pilgern nur, eine Nacht zu bleiben – vorher also erkundigen. Ein Bett außerhalb eines Hotels ohne Pilgerausweis zu bekommen ist außerdem nahezu unmöglich. Auf die Via Podiensis starten sollte man mit dem morgendlichen Pilgersegen in der Kathedrale von Le-Puy (gegen Ende des Gottesdienst wartet eine Überraschung auf den Pilger (mehr wird nicht verraten)).
Highlight 2: Ein weiteres Highlight ist das Städtchen um das Kloster von Conques. Unglaublich wie harmonisch diese Stadt in die Naturlandschaft dieser Gegend eingepasst wurde. Leider schrecken die vielen Touristenläden etwas ab, aber die Ruhe in der Kathedrale macht vieles wieder gut. Eine Übernachtung in der Klosterherberge ist zu empfehlen, genauso wie eine rege Beteiligung an den Pilgersegen.
Highlight 3: Figaec: Auch hier gilt ähnliches wie für Le-Puy. Endlich ist man mal wieder in einer Stadt, die mehr zu bieten hat, als nur eine Kirche und eine Pilgerherberge. Deswegen also raus aus den Wanderschuhen, und rein in die Sandalen und die Museen und das Stadtleben von Figaec.
Highlight 4: Der Pilgerort Rocamadour liegt nicht direkt auf der Via Podiensis, sondern auf einer Nebenroute. Will man allerdings dem großen Pilgertrubel der letzten Tage entkommen und einzigartige Architektur entdecken, dann sollte man sich hier ausklinken und die Einsamkeit nach Rocamadour genießen. Die Stadt an sich ist zwar mit Tagestouristen überfüllt, bietet aber eine unvergessliche Atmosphäre (gerade wenn man übernachtet und die Tagestouristen Abends die Stadt verlassen haben). Ab Rocamadour habe ich den Jakobsweg auf die Route über Toulouse und Lourdes gewechselt, weshalb ich über die restliche Wegstrecke von Rocamadour nach Saint-Jean-Pied-de-Port keine Empfehlungen mehr aussprechen kann. Lourdes ist allerdings ähnlich wie Taizé einen Abstecher vom Weg wert. Von Lourdes nach Saint-Jean-Pied-de-Port führt ebenfalls ein Weg, den man in der absoluten Einsamkeit laufen kann (Ich bin 5 Tage lang ohne andere Pilger unterwegs gewesen).

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