Dein Abenteuer beginnt hier!
Thomas
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20. Juni 2016
Eine Woche im März vergangenen Jahres auf der Blumeninsel mit einem kleinen Zwischenstopp in Portugals Hauptstadt Lissabon. Von Funchal, der Hauptstadt Madeiras ausgehend, ging meine Reise einmal im Uhrzeigersinn um die ganze Insel – mit Bus und zu Fuß, ohne Zelt aber dennoch viel Gepäck, ohne großes Budget aber einem offenen Herzen. Und – nicht zu vergessen, einer Extraportion Reiseglück.
Was fehlt dem deutschen Winter? Spontane Gemüter werden meinen Sonne und angenehme Temperaturen. Licht wird ebenso vielen fehlen. Alles richtige Antworten. Wer aber einmal im Winter auf Madeira war, der wird noch etwas klarer sehen, was dem deutschen Winter fehlt. Es sind die Farben. Anstatt in jeglichen nur denkbaren Schattierungen von Grau und Braun erstrahlt die Natur auf der Blumeninsel in den schönsten Farben. Das Blau des Meeres und das Grün der Pflanzen sorgen dabei für den nötigen Kontrast. Und ist der Himmel über Deutschland Grau in Grau, gibt der Himmel über Madeira oftmals ein einzigartiges Schauspiel ab, mit Sonne und Wolken als Hauptdarsteller. Wenn er nicht doch einfach in tiefstem Blau erstrahlt. Grau in Grau gibt es auf Madeira nicht, die Insel die nicht ohne Grund als „schwimmender Garten im Atlantik“ bezeichnet wird.
Die Frage „Warum Madeira?“ ist also eigentlich schon beantwortet. Hinzu gesellen sich angenehmere Temperaturen als in Deutschland und die portugiesische Lebensart, die ich sehr lieben gelernt habe. Außerdem bietet die Insel hervorragende Möglichkeiten zum Wandern, zum Entspannen und um die Natur zu erleben. Und sie liegt nur rund vier Stunden Flugzeit von Deutschland weg – schneller kann man sich dem deutschen Winter kaum entziehen.
Nach der Buchung kamen die Sorgen.
Kann man auf Madeira, der ebenso als Rentnerwanderparadies und Traum eines jeden modernen Kreuzfahrers berüchtigten Insel auch irgendwie individueller Urlaub machen? Die zweite Sorge betraf das Wetter. Denn ein Garten benötigt bekanntlich auch Wasser und so wartet die Blumeninsel mit einem doch speziellen Klima auf. Die Passatzirkulation – die Krux mit dem Wetter Verursacher der Blütenpracht und des üppigen Grüns der Insel ist eine Kombination des oft wehenden Passatwindes und dem bis knapp an die 2000m aufragendem Gebirgskamm. Und so bietet die Insel den Passatwinden aus Nord-Ost einiges an Widerstand und Wolkenbildung ist im Norden bei entsprechender Wetterlage garantiert. Haben die Wolken den Kamm erreicht, lösen sie sich auf der Südseite meist schnell wieder auf. Im Süden und Südwesten herrscht also meist stabileres und sonnigeres Wetter und oftmals ist es auch ein paar Grad wärmer. Für Individualurlauber sind allerdings der Norden und das Gebirge im Zentrum interessanter als der entsprechend trocknere Süden. Einen deutschen Winter muss man aber nirgendwo befürchten, auch wenn es in den oberen Lagen durchaus schon mal schneien kann.
Die Passatzirkulation. Die Krux mit dem Wetter
Wichtig ist es die Windrichtung im Auge zu behalten und die Touren möglichst früh zu beginnen. Vormittags ist es meist noch sonnig und von den Passatwolken ist noch nichts zu sehen. Ist man dann gegen Mittag in höheren Lagen, wandert man oftmals über den Wolken. Irgendwann schaffen es die Wolken dann bis zum Kamm und man ist mittendrin im Wetter – blauer Himmel im Wechselspiel mit dichten Nebelbänken. In der baumfreien Zone kann es da schon mal problematisch mit der Orientierung werden. Dann hilft es aber meist ein paar Augenblicke zu warten und schon wird alles wieder frei und man kann sich orientieren. Beim Abstieg durch den Nebelwald hat man keine Probleme und dieser wirkt durch die Wolken nur noch märchenhafter. Sollte es aber im Norden wirkliche einmal lang andauernd regnen, muss man in den Süden der Insel ausweichen. Man sollte also ein wenig flexibel sein auf Madeira bei der Urlaubsplanung und das Lokalklima im Auge behalten. Es gibt aber auch Tage, an denen der Passat ausfällt und dann hat man überall Sonne. Wer jetzt trotzdem verunsichert ist – ich hatte nur einen Tag wirklich mit den Wolken zu kämpfen.
Warm blieb es trotzdem und nass geworden bin ich nur durchs Schwitzen. Braun geworden bin ich sowieso. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte auf Madeira den Sommer oder Herbst als Reisezeit wählen, hat dann aber die Nachteile der Hauptsaison. Also gegebenenfalls vollere Betten und höhere Preise, denn im Sommer machen viele Portugiesen auf der Insel Urlaub, um der Hitze auf dem Festland zu entfliehen.
Seefahrer und Landgänger – die Angst vor dem Tourismus
Die zweite Sorge betraf den Grad an Individualität des Urlaubes. Auch in dieser Frage ist es ein Klagen auf hohem Niveau. Es gibt überall günstige Unterkünfte, auch für eine Streckenwanderung lassen sie sich gut individuell zusammenstellen. Es gibt noch genügend vom Massentourismus verschonte Ecken und meist kehrt nach Abreise der Tagestouristen auch in den von Reisebussen gescholtenen Orten wieder die gemütliche Ruhe ein. Selbst in Funchal, wo es am Tag schon recht touristisch zugeht. Sind die Kreuzfahrer wieder auf ihren Schiffen, zieht selbst hier die typisch portugiesische Entspanntheit ein. Dann kann man ganz in Ruhe durch die Altstadt spazieren. Manchmal muss man nur die von den Schiffen herüberwehende Partymusik großherzig ignorieren. Nicht auszudenken, die Kreuzfahrer würden ihr Theater in der Stadt aufführen.
Als touristisches Zentrum gilt neben Funchal noch Canico de Baixo östlich der Hauptstadt. Bettenburgen wie auf Gran Canaria oder Teneriffa muss man aber selbst da nicht fürchten. Neben dem nicht ganz so sonnensicheren Wetter schreckt die Sonnenbräter aus dem Norden vor allem die Tatsache ab, dass Madeira im Grunde über nur wenige Strände im klassischen Sinne verfügt. Strand und Sonne ohne Ende haben die Madeirer auf die Nachbarinsel Porto Santo ausgelagert. Ebenso wenig muss man auf Madeira einen Outdoormasssentourismus fürchten wie bspw. auf Korsika oder La Palma. Trifft man Urlauber, so sind es vorwiegend normale und entspannte Menschen, die vor allem die Natur und Kultur genießen wollen. Einzige Ausnahme bildet wohl die berühmte und ebenso berüchtigte Wanderroute, die die beiden höchsten Berge der Insel verbindet. Dort marschiert wahrlich alles, was sich auf zwei Beinen halten kann. Erstaunlicherweise, denn die Wanderung hat es durchaus in sich was Schwindelfreiheit, Kondition und Trittsicherheit betrifft.
Übernachtung? Jugendherbergen und Zeltplatz auf Madeira – Wo wohnen auf der Insel.
Neben den Pauschalurlauberhotels in Funchal und Canico gibt es auf der ganzen Insel eine Vielzahl von günstigen Pensionen. Daneben gibt es insgesamt vier Jugendherbergen auf der Insel. Diese stehen jedem Reisenden offen und einen Ausweis benötigt man auch nicht. Der Standard ist hervorragend. Mit den Jugendherbergen lässt sich also hervorragend eine Rundtour planen. Auch spontan, denn außerhalb der Hauptreisezeiten gibt es da eigentlich immer noch ein Bett. In Funchal gibt es seit ein paar Jahren auch ein modernes und schönes Hostel, welches sich für ein paar Übernachtungen lohnt. Zudem gibt es mit dem Hotel Encumeada ein preiswertes Hotel mitten in den Bergen, was durchaus eine Überlegung wert ist.
Für Tageswanderer empfiehlt sich aber eher eine Unterkunft in Funchal, weil von dort die Verbindungen in alle Inselteile am besten sind. Wer es ländlicher mag, dem ist der Tourismus Rural zu empfehlen. Auf der Homepage von Madeira Rural stehen eine Reihe von meist abgelegenen Landhäusern zur Buchung zur Auswahl. Besonderer Tipp ist die Unterkunft „Madeira Native Motion“ in Lombada dos Marinheiros, einem kleinen absolut untouristischen Ort an der Westküste. Hier bekommt man die besten Sonnenuntergänge der Insel und wer will, bekommt eine ganze Palette von sportlichen Angeboten geliefert. Man kann aber auch einfach die Ruhe des Ortes genießen und sich im Pool von den Wanderungen entspannen.
Wer es noch individueller haben möchte, wird sich fragen, ob man auf Madeira auch zelten kann. Die Antwort: Ja, man kann. Es gibt einen etwas abseits gelegenen Zeltplatz zwischen Porto Moniz und Seixal, den man mit dem Bus erreichen kann. Vor Ort kann man baden und ins Tal hinein führen auch ein paar Wege. Für mehr ist er aber eigentlich nicht zu gebrauchen und somit nicht wirklich empfehlenswert. Interessanter für Trekkingurlauber ist die Frage ob man auf Madeira auch biwakieren, also „schwarz zelten“ kann. Bedingt durch die Topographie der Insel ist das tatsächlich gar nicht so einfach wie man vielleicht denken mag. Aber möglich ist es und wenn man Glück hat, findet man großartige Plätze. Man muss sie nur finden und man muss zur rechten Zeit da vorbei kommen. Was nützt einem die wunderbare Lichtung mit Aussicht auf Curral das Freiras, wenn man da schon vormittags um zehn vorbeikommt. So gibt es z.B. auf dem Kammweg vom Encumeada-Pass zur Ruivo Hütte zwei drei ebene Flächen, wo man ein oder teilweise sogar mehrere Zelte aufbauen kann. Klar sein sollte dabei aber wie immer beim biwakieren: Nichts hinterlassen und möglichst erst abends zur Dämmerung das Zelt aufstellen und früh wieder abbauen. Biwakieren hat nichts mit wildem Dauercampen in den Bergen zu tun. Dafür sollte man doch eher auf dem Campingplatz logieren.
Von A nach B und A bis Z – der Bus als Kulturtransportmittel
Klar, man kann sich wie leider viele Touristen ein Auto auf der Insel mieten. Ich würde allerdings davon abraten. Ein eigener Wagen macht sicher vieles einfacher und vordergründig gibt es auch ein paar weitere Vorteile, die sich aber schnell in Nachteile verwandeln. So sind bspw. Streckenwanderungen mit Mietwagen nur schwerlich zu organisieren. Will man dies tun, ist man ebenso auf Bus oder Taxi angewiesen. Dann kann man auch gleich darauf verzichten. Und Streckenwanderungen haben meist einen ganz anderen Reiz, als wenn man auf dem gleichen Weg wieder zurückgehen muss. Nach getaner Wanderarbeit kann man sich dann außerdem im Bus entspannt zurücklehnen und die Landschaft genießen. Der entscheidende Nachteil ist allerdings ein eher kultureller –im Bus spielt sich das madeirische Leben ab. Wartet man in abgelegenen Dörfern auf den Bus, verwandelt man sich für ein paar Minuten oder gar Stunden in einen der Dorfbewohner, der winkend verabschiedet wird.
Busfahrten auf Madeira sind noch ein wenig Abenteuer und Erlebnis. Es geht immer auf und ab, meist hart am Gas. Man sollte also genau wie beim Wandern für die meisten Touren schwindelfrei sein, denn neben der Straße tut sich eigentlich immer ein Abgrund auf. Und noch ein Tipp – wer etwas auf sich hält, sollte im Bus vorn sitzen. Dann hört man besser die Musik aus dem Radio und hat zudem mehr Chancen nicht seinen Ausstieg zu verpassen.
Leider etwas umständlich macht die Planung, dass die Insel auf drei bzw. sogar vier Busunternehmen aufgeteilt ist. Da heißt es durchblicken. Der Westen gehört Rodoeste mit rot-weißen Bussen. Die Mitte der Firma Horarios do Funchal – die haben weiße Busse mit gelbem Streifen. Diese fahren von Funchal aus z. B. nach Santana oder nach Curral das Freiras. Der Osten gehört S.A.M. – deren Farben sind grün-weiß und sie fahren entlang der Ostküste über Flughafen und Machico bis Faial oder Canical. Dazu gibt es noch knallgelbe Busse. Das sind die Stadtbusse in Funchal. Die sind nützlich wenn man z. B. nach Monte, die Oberstadt von Funchal möchte.
In der Stadt selbst bewegt man sicher besser zu Fuß. Alle Busse halten in Funchal auf der Avenida do Mar. Und hat man das System einmal durchschaut, entpuppt es sich als sehr hilfreich und es funktioniert überraschend gut und verlässlich. Und wie gesagt – ein Erlebnis ist es allemal. Gut angebunden sind die Orte Santana und Curral das Freiras, die Ostküste und die Südküste bis Ribeira Brava. Rodoeste bietet sogar eine komplette Rundfahrt über die Westseite, die aber an einem Tag aufgrund ihrer Länge zur Strapaze werden kann. Es empfiehlt sich die eine oder andere Übernachtung einzubauen, will man nicht den ganzen Tag im Bus verbringen. Übertreiben muss man’s schließlich auch nicht.
Hat man doch einmal den Bus verpasst, kann man sich auch ein Taxi kommen lassen. Findet man noch andere Mitfahrer, liegt dies auch preislich im Rahmen. Zur Not geht’s aber auch per Anhalter. Hat man Glück, wie ich, braucht es nicht mal den Daumen, dann tut es auch der schwere Rucksack und ein erschöpfter Blick.
Madeira zu Fuß – empfehlenswerte Wanderungen
Madeira ist berühmt für seine Levadas, ein Netz aus Wasserkanälen, an denen man hervorragend wandern kann. Diese ziehen sich in allen Höhenlagen um die Inseln, durchbrechen ganze Bergmassive und sind gesäumt von farbenfrohen Blumen am Wegesrand. Eine Levadawanderung kann also durchaus ein Abenteuer sein, bei der man ohne Taschenlampe und Regenschutz arg gebeutelt wird. Beachten sollte man auch, dass die Levadas natürlich jedes Tal komplett mitnehmen. Dadurch spart man zwar die Höhenmeter, bekommt aber entsprechend lange Beine.
Neben Levadawanderungen lassen sich auf Madeira auch wunderschöne klassische Bergtouren machen. Die schon angesprochene Verbindung vom Pico Ruivo zum Pico do Arieiro auf einem waghalsigen Felsteig ist zwar überlaufen, aber dennoch lohnenswert. Außerdem zu empfehlen die großartige Kammwanderung vom Encumeada-Pass zum Pico Ruivo und weiter zur Achado do Teixeira. Bei diesen Touren kann sogar an der Pico Ruivo Hütte neben der Aussicht einen Kaffee genießen. Übernachten kann man offiziell leider nicht auf der Hütte. Außerdem empfehlenswert sind die Wanderungen ab Curral das Freiras, z. B. auf den Pico Grande und weiter bis zum Encumeada-Pass, von wo einen der Bus wieder zurück nach Funchal bringt oder man im Hotel absteigen kann. Großartig ist auch der Küstensteig von Porto da Cruz bis nach Machico. Vor allem wenn einem der Aufstieg von zwei Bauarbeitern abgenommen wird, die einen kurzerhand bis zu den letzten Häusern von Larano auf der Ladefläche ihres Geländewagens mitnehmen. Auch diese Wanderung ist problemlos mit dem Bus zu organisieren, allerdings sollte man auch hier schwindelfrei sein, denn der Weg zieht sich 300m hoch über dem Atlantik den Steilhang entlang.
Anreise:
Tap Portugal fliegt von vielen deutschen Städten nach Lissabon bzw. Porto und weiter nach Madeira. Gabelflüge lassen sich einfach über die Homepage buchen und so kann man teilweise erheblich sparen. Neben TAP Portugal fliegen noch SATA sowie Easyjet und Ryanair auf die Insel. Direktflüge gibt es von Condor und Air Berlin. Eine Fährverbindung für Passagiere gibt es leider nicht. Wer wenigstens auf einer Teilstrecke auf den Flug verzichten will und mehr Zeit hat, kann von Deutschland nach Paris und weiter über Hendaye mit dem Nachtzug nach Lissabon anreisen. Je nach Abfahrtsort in 24 Stunden möglich. Ein Zwischenstopp in Lissabon oder Porto lohnt sich ohnehin, schon bei kurzem Zwischenstopp. Der Flughafen von Madeira ist im Übrigen relativ gut zu Fuß zu erreichen, falls man ganz früh am morgen ankommt oder abfliegt.
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