3. Tag:
Frühstück gab es in einem rustikalen Lokal in der Altstadt von Sarajevo. Anschließend zur Lateinerbrücke gelaufen, auf der am 28.06.1914 Kronprinz Franz Ferdinand und seine Frau Sophia erschossen wurden. Dieses Attentat gilt als Auslöser des Ersten Weltkrieges. Weiter ging es zur Kaisermoschee und zum Basar. Im Anschluss daran checkten wir im Hostel aus und fuhren mit dem Auto zum ehemaligen Olympiastadion der Winterspiele von 1984.
Zwischen dem Olympiastadion und dem Olympiaturm befindet sich mittlerweile ebenfalls ein großer Friedhof. Weiter ging es zu den Twin Towers, welche während des Bosnienkrieges schwer zerstört wurden und jahrelang als mahnende Ruine in der Stadt standen (mittlerweile wieder saniert). In unmittelbarer Nähe dazu befindet sich das Hotel Holiday Inn, in dem ausländische Journalisten während des Bosnienkrieges gelebt haben.
Direkt daneben befindet sich eine Hauptverkehrsstraße, welche während des Bosnienkrieges als sogenannte „Sniper Alley“ traurige Berühmtheit erlangte. Als Sarajevo von 1992-1995 durch serbische Truppen eingeschlossen war, wurden Menschen, welche diese Straße überquerten, von serbischen Snipern aus den umliegenden Bergen erschossen. Um das alles zu verarbeiten, besuchten wir noch das „Tito Cafe“, eine Gaststätte, in der ehemaliges Kriegsgerät mittlerweile als Kinderspielplatz dient, Soldatenhelme als Lampen dienen und Plakate des ehemaligen jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Tito die Wand zieren. Tito war im Zweiten Weltkrieg Partisanenführer und von 1945-1980 diktatorischer Staatschef Jugoslawiens. Nach seinem Tod zerfiel das ehemalige Jugoslawien durch mehrere Kriege (Kroatienkrieg, Bosnienkrieg, Kosovokrieg) in verschiedene Staaten. Das Dayton-Abkommen beendete den Bosnienkrieg 1995 und führte zur offiziellen Anerkennung von Bosnien & Herzegowina.
Jedoch wurde das Land in die Republik Srpska und die Föderation Bosnien & Herzegowina unterteilt und Sarajevo liegt genau auf der Grenze. Vom Tito Cafe aus fuhren wir weiter zum Flughafen von Sarajevo, welcher während der 3 jährigen Belagerung Sarajevos, zeitweise unter UNO Schutz stand. Dadurch gab es von 1992 an keinen direkten Weg mehr von und nach Sarajevo, weshalb 1993 ein provisorischer Tunnel (den wir uns anschauten) unterhalb des Flughafens errichtet wurde, durch den Sarajevo bis 1995 versorgt werden konnte. Dieser Tunnel war somit die einzige Verbindung zur Außenwelt und daher kriegsentscheidend. 12 Tonnen Güter wurden von etwa 4.000 Menschen pro Tag durch den Tunnel geschleust. Dennoch starben während der Belagerung Sarajevos mehr als 10.500 Einwohner.
Innerhalb weniger Stunden, wurde uns heute der Geschichtsverlauf Sarajevos anhand der Ereignisse: Beginn 1. Weltkrieg 1914, Olympische Winterspiele 1984 und Belagerung 1992-1995, wieder eindringlich bewusst. Nach dem Besuch des Tunnels fuhren wir mit unserem Mietwagen vorbei an einer mystischen bosnischen Pyramide (manche behaupten diese Bergformationen sind Zeugen einer untergegangenen frühen Hochkultur) bis hin zum Sutjeska Nationalpark, wo wir uns u.a. ein Weltkriegsdenkmal anschauten. Weiter ging es über die Grenze nach Montenegro. Um unsere vorher gebuchte Unterkunft zu erreichen, mussten wir uns entscheiden entweder über einen 1.900m hohen Pass zu fahren, der eventuell noch zugeschneit ist, oder 140 km Umweg zu fahren. Da es bereits anfing zu dämmern, entschieden wir uns für die landschaftlich reizvolle Strecke über den Pass. Im Ort Trsa war dann allerdings schneebedingt Schluss für uns und da es fast dunkel war, beschlossen wir in einer Herberge in Trsa zu übernachten.
Auch wenn Montenegro nicht zur EU gehört, ist die Landeswährung glücklicherweise Euro, den Montenegro einseitig 2002 eingeführt hat (also ohne Teilnahme an der Europäischen Währungsunion und somit de facto ohne Zustimmung der Europäischen Zentralbank).
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10 Kommentare
Moritz | 19.Nov.2021, 12:58
Hallo, ich bin auf euren Reisebericht im Balkan aufmerksam geworden, und wollte eben fragen, ob ihr einfach so problemlos ein Auto über mehrere Grenzen ziehen konntet? Haben die euch da nach nichts gefragt an der Grenzkontrolle oder musstet ihr euch im Vorfeld um irgendwelche Formalia kümmern. Wenn ich in Griechenland bei Firmen anfrage heißt es von vorne rein, dass bereits eine Überfuhr auf griechische Inseln nicht gestattet ist, ganz zu schweigen von einem Grenzübertritt. Einige Firmen haben mir für utopische Summen iHv 230€ pro Grenzübertritt Angebote unterbreitet. Ich hoffe auf eure Rückmeldung. LG Moritz
Yannick | 15.Mai.2020, 13:12
Hallo zusammen! Ich würde gerne, falls es die Corona-Pandemie erlaubt, mit meiner Freundin eine Tour über den Balkan machen. Geplant ist Start-Ziel-Punkt Zagreb. Von hier aus wollen wir mit dem Mietwagen über Vukovar, Belgrad, Zrebrenica, Sarajevo, Mostar, Dubrovnik, Split, Zadar, Pag und Rijeka reisen. Dann wieder zurück nach Zagreb. Habt ihr Tipps für die Reise? Wir wollen zelten im Übrigen.. Wie ist es mit Mietwagen aus Kroatien mit der Reise durch Serbien und Bosnien? LG
Baur Daniel | 09.Aug.2019, 14:50
Hallo Darf ich fragen, bei welcher Mietwagenfirma Sie das Auto gemietet haben? Viele Firmen erlauben keinen Grenzübertritt nach Bosnien. Herzlichen Dank für die Antwort.
Matthias | 10.Mai.2017, 18:56
Hallo Roland, die Mietwagenfirma war ENTERPRISE direkt am Flughafen Dubrovnik. Allerdings haben wir über Billiger-Mietwagen.de gebucht und darüber noch Zusatzrabatt und Optionen bekommen. Wie oben geschrieben steht in der Bestätigungsemail bzgl. Grenzübertritt: “Fahrten außerhalb von Croatia: Fahrten sind nur erlaubt nach Bosnia, Herzegovina, Serbia, Macedonia und Montenegre. Es wird eine Grenzübertrittsgebühr von ca. EUR 50.00, pro Anmietung, inkl. MwSt., vor Ort zu bezahlen berechnet.” Viele Grüße, Matthias
Roland | 10.Mai.2017, 10:11
Hallo Matthias, habe gerade Deinen Bericht zum Balkan gelesen. Eine Frage dazu: von welchem Unternehmen war der Mietwagen, bzw. war es kein Problem damit in die verschiedenen Länder zu fahren? In Mitteleuropa wird eine Fahrt in diese Ländern meist rundweg abgelehnt. BG Roland
Matthias | 20.Jan.2017, 18:46
Hallo Inken, da ich die alte Bestätigungsmail noch hab, hier der Auszug diesbezüglich (das kann aber je nach Anbieter variieren): "Fahrten außerhalb von Croatia: Fahrten sind nur erlaubt nach Bosnia, Herzegovina, Serbia, Macedonia und Montenegre. Es wird eine Grenzübertrittsgebühr von ca. EUR 50.00, pro Anmietung, inkl. MwSt., vor Ort zu bezahlen berechnet."
Inken | 15.Jan.2017, 22:19
Hallo Matthias, Ich schließe mich bedingt Annabels Frage an: ihr durftet mit eurem Wagen ohne Probleme (Kosovo abgesehen) die Länder "wechseln"? Wir überlegen einen ähnlichen Trip von Sarajevo aus, allerdings eventuell noch Mazedonien mit einzubeziehen :-) Liebe Grüße, Inken
Matthias | 10.Jan.2017, 18:56
Hallo Annabel, ich weiß leider nur noch, dass es ein "Super Special" auf billiger-mietwagen.de war. VG, Matthias
Annabel | 06.Jan.2017, 13:06
Hallo Matthias, hört sich nach einer tolle Reise an. Wir planen einen ähnlichen Trip für September '17. Starten voraussichtlich in Kroatien und fliegen von Serbien zurück. Die Überlegung ist eventuell auch ein Auto zu mieten. Ihr habt ja unglaublich wenig bezahlt. Bei welchem Unternehmen habt ihr das Auto gemietet? LG Annabel
Rabanus | 13.Sep.2016, 19:24
Hallo Matthias Das klingt nach einer wirklich wunderschönen Tour. =) Danke für den schönen Bericht und die tollen Bilder!