Wie war ich unterwegs?
Die Reise beginnt in Edinburgh mit dem klischeehaften Regen, der sich in Richtung Nordwest an einem Sonnabend Ende Juli zunehmend verliert und mit der Überfahrt über die Brücke nach Skye in Sonnenschein verwandelt.
Ich unternahm die Reise mit einem Spezialisten für Wanderreisen in Großbritannien, weil ich gerne eine fest gebuchte Unterkunft wollte, sowie einem deutschsprachigen Guide, was sich auf der ganzen einwöchigen Reise als ein unschätzbarer Vorteil herausstellen sollte. Unsere kleine Gruppe umfasste 14 Teilnehmer, alle auf ähnlichem Niveau, was das Wandern anbelangte, und schon fortgeschritten in den Reiseerfahrungen.
Cuillins
Die Einstiegswanderung erfolgt bei strahlendem Sonnenschein und geht quer durch die Cuillins.
Heide und Torflandschaften mit klaren Bächen charakterisieren diesen Teil der Insel. Wer sich traut und Badesachen mit hat, kann ein erfrischendes Bad in kleinen Wasserbecken, den Fairy Pools, wagen.
Schon weit am Horizont erblickt man die typische Silhouette des Old Man of Storr – dorthin sollte es am zweiten Tag gehen.
Old Man of Storr
Das Wetter genial: frischer Wind, der den fiesen kleinen Midges keine Chance gibt, ein postkartenblauer Himmel und zu Beginn ein gnadenloser Aufstieg. Stets das Ziel vor Augen, „krabbeln“ wir gebückt den gewundenen und trockenen Pfad aufwärts. Gut beraten sind die wanderschuhtragenden Touristen, denn auf dem Rückweg abwärts schlittern nicht wenige – schneller als ihnen lieb ist – den Hang wieder hinunter. Der Old Man of Storr ist eine Felsformation, die zwar langsam verwittert, aber doch noch massiv ihre bizarre Form in den Himmel streckt. Man muss diese Ansicht mit den grünbedeckten, samtartigen Berghängen im Hintergrund und dem tief unten grün schimmernden Atlantik lieben, deshalb ist man hier. Wieder zu Puste gekommen, treibt es uns weiter hinauf bis zum Plateau auf 719 m, windig und grün. Außer uns waghalsig Kletternden gibt es noch plüschige Schafe – das schottische Urlaubsparadies! Wir können uns nicht satt sehen: Ansichten, die man eigentlich nur aus dem Flugzeug kennt, umgeben uns. Diese Tagestour ist grandios bei gutem Wetter und jenseits des nadelförmigen Felsens ganz privat.
Neist-Point
Eine andere landschaftlich reizvolle Tour erwartet uns den nächsten Tag: Es geht nach Neist-Point (die Schotten sagen „Niest-Point“), wohl der schönste Leuchtturmplatz Schottlands. Der Weg dahin verläuft am Rande der steilen Küste im Westen, so dass man über die Meeresstraße nach Harris und Lewis – auf die äußeren Hebriden – sehen kann. Wer Wasservögel liebt, kann Tölpel entdecken und ihre Flugkünste bewundern. Es gibt keinen ausgewiesenen Wanderweg, weshalb ein Reiseführer mit Karte und Kompass bewaffnet (Handynetz gibt es nur sporadisch) eine gute Wahl ist. Feuchtes, magentafarben blühendes Heidekraut wechselt mit sumpfigem Boden – das Moor ist nicht zu leugnen. Dank des Windes auch hier keinerlei Mückenschwärme, die schon so manchen Wanderer vertrieben haben. Und dann steht man plötzlich unvermittelt vor der Landzunge mit dem Leuchtturm, im Hintergrund Atlantik und Hebriden. Genial!
Portree
Auf allen Touren sollte man sich mit Proviant bevorraten und genügend Trinkwasser mitnehmen. So verlockend einsame Landschaften sein mögen: Eine alpine Einkehrmöglichkeit entfällt definitiv.
Die gibts dann umso schöner im Hauptort der Insel, Portree. Fast niedliche, bonbonfarbene Granithäuser zieren die Uferkante des kleinen Hafens. Hier behaupten sich die schlauen Lachmöven und stiebitzen unaufmerksamen Touristen die frischen „Fish and Chips“. Der Ort selber ist überschaubar und gefüllt mit kleinen Läden voller typischer Souvenirs, Butterkekse, Fudges aller Größen und Coleur. Am zentralen Platz befindet sich die Bushaltestelle, die von diversen Pubs flankiert wird.
In den Pubs kann man wunderbar essen. Überhaupt sind die Speisen sehr gut; die italienischen Kaffeemaschinen haben auch den Norden von Schottland erreicht und im Kuchenbacken stellen die Schotten eine ernsthafte Konkurrenz zur alpenländischen Konditorei dar. Die Preise liegen etwas über dem deutschen Kaufpreis, aber immer noch durchaus angemessen.
Wer möchte, kann abends in den Pubs Livemusik erleben, die gewöhnlich ab 21:00 Uhr gespielt wird.
Für Ausflüge an Nieseltagen ist mit Bootsausflügen und einer Busfahrt zum Donvegan Castle mit seinem ausgezeichneten Garten für Abwechslung gesorgt. Ohne organisierte Gruppe und deren Logistik wird die Planung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Abenteuer, denn mit Beginn der schottischen Schulferien sind fast alle Buslinien über die Insel eingestellt und demzufolge sämtliche Taxis ausgebucht.
Kommentar schreiben