Es zog mich dorthin, weil ich Wildnis erleben wollte. Aber eben zum ersten Mal.
Deshalb war ich zu ängstlich für die sibirischen oder kanadischen Weiten, sondern fand großen Gefallen daran, dass es zwar Bären, aber keine Grizzlies gibt. Zudem scheute ich mich vor einer Sprachbarriere, sollte ich mich doch nicht so wohl bei der Erfüllung der Träume fühlen, die Karl May mir in mein kindliches Gehirn gepflanzt hatte.
Auf einer Halbinsel nahe Seattle, da liegt ein Wald, der Magie und Zauber in sich trägt, atmet und wachsen lässt: der kühl gemäßigte Regenwald des Olympic National Park. Er liegt in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie München, aber sehr viel näher am Meer. Unmittelbar nämlich. Und das an der Westküste in einer Westwindzone.
Das hat über die Jahre Bäume wachsen lassen, die in ihrer Poesie dazu fähig scheinen, eigenmächtig Geschichten von Elfen und Kobolden zu erfinden. Und auf diesen Bäumen liegt Moos, das diesen Fabelwesen famose Bettstätten bietet. Und unter diesen Bäumen gibt es Farne und Büsche mit Beeren, Flüsse, Bäche und Rinnsale. Und zwischen all diesem Grün wandeln Schwarzbären, flöten Drosseln wunderliche Klänge und verstecken sich Rehe und Hirsche. Über den Wipfeln kreisen Weißkopfseeadler, Bergziegen schlagen der Schwerkraft ein Schnippchen und Gletscher ergießen sich in traumhafte Täler.
Im Sommer erkundete ich den Nationalpark und seine Wälder in einer Mischung aus Rad- und Wandertour. Eine Kombination, die sich als ganz nah am Optimum präsentiert hat, was so auch nur ausgedrückt ist, um mehrheitsfähig zu bleiben. Wenn ich ehrlich sein darf: perfekt.
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