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Regenwald im letzten Eck der USA

Regenwald im letzten Eck der USA

Auf einer Halbinsel nahe Seattle, da liegt ein Wald, der Magie und Zauber in sich trägt, atmet und wachsen lässt: der kühl gemäßigte Regenwald des Olympic National Park. Er liegt in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie München, aber sehr viel näher am Meer. Unmittelbar nämlich. Und das an der Westküste in einer Westwindzone.
Das hat über die Jahre Bäume wachsen lassen, die in ihrer Poesie dazu fähig scheinen, eigenmächtig Geschichten von Elfen und Kobolden zu erfinden. Und auf diesen Bäumen liegt Moos, das diesen Fabelwesen famose Bettstätten bietet. Und unter diesen Bäumen gibt es Farne und Büsche mit Beeren, Flüsse, Bäche und Rinnsale. Und zwischen all diesem Grün wandeln Schwarzbären, flöten Drosseln wunderliche Klänge und verstecken sich Rehe und Hirsche. Über den Wipfeln kreisen Weißkopfseeadler, Bergziegen schlagen der Schwerkraft ein Schnippchen und Gletscher ergießen sich in traumhafte Täler.
Im Sommer erkundete ich den Nationalpark und seine Wälder in einer Mischung aus Rad- und Wandertour. Eine Kombination, die sich als ganz nah am Optimum präsentiert hat, was so auch nur ausgedrückt ist, um mehrheitsfähig zu bleiben. Wenn ich ehrlich sein darf: perfekt.

Es zog mich dorthin, weil ich Wildnis erleben wollte. Aber eben zum ersten Mal.
Deshalb war ich zu ängstlich für die sibirischen oder kanadischen Weiten, sondern fand großen Gefallen daran, dass es zwar Bären, aber keine Grizzlies gibt. Zudem scheute ich mich vor einer Sprachbarriere, sollte ich mich doch nicht so wohl bei der Erfüllung der Träume fühlen, die Karl May mir in mein kindliches Gehirn gepflanzt hatte.

Statt eines Packsacks lag quer auf meinem Gepäckträger ein 45-Liter-Wanderrucksack (Deuter Guide 45+), der es möglich machte, das Rad samt Taschen und überflüssigem Gepäck zurückzulassen und für bis zu 3 Nächte (Wasser via Filter) auf Wegen unterwegs zu sein, die einem Rad nicht zugänglich sind. Die geografischen Gegebenheiten legen nahe, einen Kreis um den Park zu ziehen und von diesem aus die wilderen Gefilde des Parks zu erkunden. So tat auch ich es. Besonders hervorheben möchte ich daraus zwei Perlen.

Gegen den Strom zum Gletscher
Es führt entlang des Hoh River ein Wanderweg zum Blue Glacier. Der ist gute 30 km lang und lässt einen dabei ungefähr 1300 hm überwinden. Es gibt sogenannte Backcountry-Zeltplätze, die ungefähr 10 km voneinander entfernt sind. Genug fade Fakten.
Dieser Wanderweg ist wunderschön!
Der Hoh ist ein gletschergespeister Fluss, was er durch eine türkise Milchigkeit beweist; zum Baden etwas kalt, zum Erfrischen jedoch grandios. Entlang des Flusses zieht sich ein Wald von ausnehmender Schönheit den Berg hinauf und damit auch die wandernde Person.
Denn hinter jeder Ecke wartet eine neue Überraschung, alle zwei Serpentinen ein besserer Ausblick. Und irgendwann lässt einen dieser Wald dann doch allein, man findet sich auf einem Geröllfeld wieder, der Gletscher scheint zum Greifen nah.
Je glücksverwöhnter die Wandernden sind, desto öfter begegnen ihnen auf dieser Wanderung die Geister der Landschaft. Streifenhörnchen zeigen sich so ziemlich jedem, Rehe auch, Hirsche geben schon Anlass, sich begrüßt zu fühlen und Bergziegen und Bären sind wohl als tiefempfundenes Willkommen dieses erhabenen Winkels Erde zu deuten.

Obwohl ich mich permanent in Erwartungshaltung ob meiner ersten Bärenbegegnung befand, traf ich keinen. Obwohl ich bis zum Treffen nicht von der Existenz der Bergziegen wusste, generierte sich eine als Guide und begleitete mich die letzten Meter zum Gletscher.
Für manche ist es vielleicht als Manko anzumerken: Man muss den gleichen Weg zurück wandern.
Für alle bietet sich an dieser Stelle die Chance zu lernen, dass dies kein Manko sein muss.
Ich gehörte vor der Wanderung zu den „manchen“ und seit der Wanderung nicht mehr.
Es ist ein Wald, der auch zwei mal zu verzücken weiß!

Das Ende der Welt
Bis hier und nicht weiter. Und weiter muss man auch gar nicht. Denn hier ist es doch so schön! Die wild pacific coast.
Es ist ein Abschnitt von etwa 50 km Länge, der durch alles zu überzeugen weiß, außer Berge und Gletscher. Sogenannte seastacks sind der Küste vorgelagerte Felsinselchen, die der ganzen Szenerie eine umwerfende Dramatik verleihen, Seeadler lassen es sich, ganz ihrem Namen entsprechend, gut gehen. Keine paar hundert Meter entfernt von Strand und „Ende der Welt“-Gefühlen stehen wieder diese Riesen, in deren Schatten man sich gerne gestellt fühlt, deren Größe und Erhabenheit die Gegenwart zum Augenblick, Schwierigkeiten zu Nichtigkeiten, Sonne, Regen und Wetter zum Lebensspender werden lassen.

Am Strand liegt von der Zeit glattgeschliffenes Treibholz, mit dem Abend kommt der Nebel, mit dem Abend kommt der Sonnenuntergang! Im nördlichen Abschnitt der Küste ist backcountry campen möglich, südlich nur auf richtigen Zeltplätzen, was deutlich kostenintensiver ist. Man kann entlang dieser Küste wandern, man kann aber auch einfach nur spazieren gehen. Sicher ist es auch möglich, sie links oder rechts liegen zu lassen, doch sollte das tunlichst vermieden werden. Ich stand in meinem Leben schon an so manchem Strand, des Öfteren war ich auch zutiefst bewegt. Doch an wenigen Stellen, wo sich die Elemente liebkosen, war ich derart berührt wie dort!

Beste Reisezeit:
Für eine Tour, deren Nächte im Zelt und deren Tage auf dem Rad oder wandernd gestaltet werden sollen, bieten sich die Sommermonate an. Die sind zwischen Mai und September, wobei sowohl Mai als auch September entsprechend ausgeweitete Komfortzonen voraussetzen.

Anreise:
Es bietet sich an, nach Seattle zu fliegen, von dort kann man mit Fähre (nach Bainbridge Island) und Bus nach Port Angeles kommen, was sozusagen das Nordtor zum Nationalpark darstellt. Tatsächlich lohnt es sich aber, auch schon den Weg mit dem Rad zurückzulegen, obwohl man gar nicht so viel Geld spart.
Das Busnahverkehrsystem in Washington ist zwar nicht immer bestens ausgebaut, aber dafür ausgesprochen fahrradfreundlich! Jeder öffentliche Bus hat einen Radträger an der Schnauze montiert, der bis zu 3 Räder trägt. Es wird kein Aufpreis zum normalen Ticket verlangt.

Einreise:
Es sind die USA. Ich empfehle dringend, sich umfassend mit den Einreisebestimmungen mittels offizieller Quellen zu informieren. Alles kein Hexenwerk, aber dennoch relativ bürokratischer Aufwand, vor allem für Aufenthalte von mehr als 90 Tagen.
Entsprechend rechtzeitig darum kümmern, da behördliche Bearbeitungszeiten berücksichtigt werden müssen!

Sprache:
Es sind die USA. Ich habe, mangels Fähigkeiten, nie versucht, mich in anderen Sprachen als Englisch zu verständigen, bin aber grundsätzlich skeptisch, ob es als möglich zu bezeichnen wäre.
Es ist jedoch vielleicht beruhigend anzumerken, dass ich stets mit sehr viel Geduld und Bemühen konfrontiert wurde, auch wenn ich eventuell mal an die Grenzen meiner Spreche kam!
Keine Scheu!

Geld:
Wie sicherlich schon manche gehört haben, ist die Kreditkarte als Zahlungsmittel sehr verbreitet.
Da ich diese jedoch selbst nicht gewöhnt war, wickelte ich den größten Teil bar ab. Oder mit EC-Karte.
Tipp am Rande: In den meisten großen Supermärkten kann man sich Bargeld auszahlen lassen und damit Automatensuche und -gebühren umgehen! Cash back heißt das dann.

Zeltplätze:
Für die Backcountry-Zeltplätze braucht man eine Genehmigung (permit), das an Tag und Personenzahl gebunden ist. Man kann diese online vorab buchen, gegen Zusatzgebühr, oder vor Ort bei der Nationalparkverwaltung bekommen. Mit etwas Flexibilität ist die zweite Möglichkeit deutlich zu empfehlen! Natürlich kann es vorkommen, dass man seinen Reiseplan um ausgebuchte Zeltplätze herumarrangieren muss, jedoch hat man so auch die Möglichkeit, sich mit der kurzfristigen Wettervorhersage abzustimmen.
Pro Person belaufen sich die Kosten auf ca. 3-5 Dollar pro Nacht im backcountry, auf den anderen Zeltplätzen muss man mit 15 Dollar aufwärts rechnen.

Zur Suche von Unterkünften mit Dusche für Radfahrende. Die Community in den USA ist immens und oftmals umwerfend gastfreundlich!
warmshowers

Auch wenn trivial, die Seite des Nationalparks ist eine gute Adresse. Der Park ist riesig und an manchen Stellen sicherlich noch schöner als an anderen. Sich einen Überblick zu verschaffen darüber, was man nicht verpassen möchte, lohnt sich auf jeden Fall!
nps.gov/olym

Bearbox und alles andere. Das ist der Globetrotter der USA mit erweitertem Service.
Mieten von Equipment wie bearbox möglich!
rei.com

Wandern, aber wo lang? Sehr gut geeignet, um zu stöbern und herauszufinden, für welche Wanderungen man versuchen könnte, einen Backcountry-Zeltplatz zu ergattern!
alltrails.com

  • Zelt Salewa Micra II: ein kleines, aber wunderbares, selbststehendes Zelt, das auch Stürmen trotzt
  • Merino-Kleidung von Dilling: Bio, fair, klasse. Günstig!
  • E-Reader: Ich weiß. Wildnis und so. Aber Bücher sind sooo schwer!

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