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USA: Wälder im Regen – der Yosemite zum Herbstanfang

USA: Wälder im Regen – der Yosemite zum Herbstanfang

Die „Range of Light“ (wie John Muir die Sierra Nevada gerne genannt wissen wollte) liegt kaum 4 Autostunden östlich von San Francisco und ist damit zwar bestimmt einer der schönsten, aber auch einer der meistbesuchten Nationalparks der USA. Da es sich im Wesentlichen um ein Tal handelt, das zwar immerhin ca. 30 km lang ist, aber eben doch auch nur 2 km breit, wird in der Hochsaison die Magie durch ein Übermaß nicht ganz so bezaubernder Touristen gefährdet.
Deshalb: Nebensaison! Mitte Oktober verbrachte ich eine unglaublich tief berührende Woche im Park und kann diesen Zeitraum nur wärmstens empfehlen.

Die Schönheit, die so immens ist, dass kein Foto sie einfangen und keine Beschreibung übertreiben kann, sorgt dafür, dass es einfach keine öden Momente gibt. Ich habe mich Hals über Kopf verliebt! Alles, was ich vorher für Natur und Wildnis empfand, war Schwärmerei, oberflächlich. Im Tal steigerte es sich zu aufrichtiger Liebe.
Denn Meer, Wüste, Berge, Prärie – alles unglaublich bezaubernd. Aber diese tiefen Wälder, Leben auf so vielen Ebenen, gedämpftes Licht und betörende Gerüche, Vogelgesang und summende Insekten, weicher Boden, Moos, Beeren und Pilze: Dort fühle ich mich am wohlsten. So kam es also, dass ich Tag um Tag dort verbrachte, ohne je mein versonnenes Lächeln loszuwerden.

Wer im Herbst in die Berge fährt, darf mit Regen rechnen
Drei Tage hatte ich also richtig beschissenes Wetter.
Schüttender Regen, Wind, Kälte.
Aber diese Liebe … Ich war einfach begeistert von der dramatischen Atmosphäre, die dadurch entstand. Tief ziehende Wolken, die langsam durchs Tal schweben, an den tausend Meter hohen Granitwänden hängen, sie mit Sturzbächen verzieren und, wenn sie absacken und zwischen die Bäume gleiten, dort zu dichtem Nebel werden, der eine zauberhaft geheimnisvolle Stimmung erzeugt. Was kümmert es da, dass ich nass werde und friere?
Wälder, grüne Wälder, in denen der Kreislauf des Lebens so greifbar ist, gewinnen in meinen Augen sowieso an Eleganz und Schönheit, wenn es regnet. Und gerade im von einer andauernden Dürre gebeutelten Kalifornien … Wobei sie auch bei Sonnenschein umwerfend sind. Oder bei Nebel. Oder Mondschein … Ach, diese Liebe!

Extremes Gewitter
In einer der Nächte der Regenphase habe ich das heftigste Gewitter meines Lebens erlebt. Alle paar Sekunden Blitze, unmittelbar gefolgt von Donnerschlägen, die durch das Tal rollten, rumpelnd an die Wände knallten und den Boden beben ließen. Keine Übertreibung. Ich habe ein Erdbeben erlebt, das seine Ursache in den Wolken hatte. Wie soll man denn dabei nicht dem Park verfallen?
Naturgewalten so hautnah und unmittelbar zu erleben, das ist hypnotisch und großartig. Ich fühlte mich klein, so klein. Und dieses Gefühl ist es doch letztendlich, das einen in die Natur zieht, oder? Jedenfalls für mich. Ich fühle mich gerne klein. Und während des Gewitters war ich winzig.

Wanderung zum Dewey Point
Am letzten Regentag, der schon hin und wieder von Sonnenschein unterbrochen wurde, machte ich mich dann angeheizt von dieser Liebe, meiner Lektüre Muirs und der Entdeckung Ansel Adams (famoser Fotograf!) daran, eine der Wände zu erklimmen, um das Spektakel von oben bewundern zu können. Je höher ich kam, desto kälter wurde es, Regen wurde zu Hagel, später zu Schnee, der Wind pfiff ungeheuerlich, sobald man den Schutz der Bäume verließ, aber das Feuer brannte ja in mir. Alles gut.
Ich verirrte mich harmlos, habe meinen Abzweig zum Aussichtspunkt nicht gefunden und weil Wälder in mir immer wieder eine Neugier entfachen, die mich um die nächste Ecke zieht (vielleicht finde ich ja dort Beeren, Bären oder Bergkatzen?), merkte ich das erst ziemlich spät. Dafür war ich 200 Meter höher als geplant, Blick auf El Capitan und von oben auf die tiefhängenden Wolken, Riesenbäume zu Modellen ihrer selbst geschrumpft. Dort oben, Dewey Point, fror ich lange vor mich hin, ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so kalt sein würde, und ließ mich verzaubern vom „schlechter“ werdenden Wetter. Als ich aufwachte aus dieser Trance und realisierte, dass es vielleicht doch Zeit wäre für den Abstieg, bevor es knallt wie die Nacht zuvor, war es schon reichlich spät. Wolken waren derweil nach oben gekrochen und ich spazierte durch bedrohlich dichte Nebelsuppe.
Zum Glück gehört meine Stirnlampe zu den ersten Dingen, die im Rucksack landen, denn ich konnte einfach nicht anders, als den Sonnenuntergang von einem etwas tiefer gelegenen Aussichtspunkt zu bewundern, beziehungsweise das, was er mit dem Tal machte. Wolken und Felswände glühten!

Wanderung zum Yosemite Fall
Wenn man im Herbst in den Yosemite geht, dann bezahlt man für die Abwesenheit der Massen damit, dass fast alle Wasserfälle trocken liegen. So auch, als ich ankam.
Doch dann kam der Regen und mit ihm erwachten die Fälle zum Leben. Ich war schon lange darauf vorbereitet, dass ich sie nicht sehen würde, hatte mich damit abgefunden. Und dann, unverhofft, sind sie da. Als ich den Yosemite-Fall das erste Mal sah, am Morgen nach dem Gewitter, stiegen mir Freudentränen in die Augen.
Wasserfälle … ich würde sagen, sie sind entzückende Melodien in der Sinfonie der Landschaft. Da die Bäche, die die Wasserfälle speisen, recht große Gebiete entwässern, waren sie noch zwei Tage bei blauem Himmel mächtig, bevor man merkte, wie sich ihr erneutes Ende ankündigt.
Es war mir also vergönnt, die Yosemite-Fälle hinaufzuwandern. Mächtig. Der obere hat einen freien Fall von 440 m, es folgen 200-m-Gefällestufen und dann der untere mit 100 m freiem Fall.
Als ich da oben stand, 3 m neben dem Wasserfall und direkt an der Kante: winzig. Umwerfend.
Irgendwann musste ich los, sonst wäre ich ewig geblieben.
Das Tal macht süchtig, damit muss man aufpassen.

Es bietet sich an, vom Wasserfall noch etwas weiter zu wandern, und man wird mit einem wunderschönen Blick auf den Half Dome, das Tal und die umliegenden Berge belohnt!

Beste Reisezeit:
Nebensaison. Also Frühling und Herbst. Auch in dieser Zeit gibt es noch genug Touristen.
Während der Herbst umwerfend dramatisch ist, kann ich mir gut vorstellen, dass der Frühling noch mehr Liebe zur Natur in die Herzen pflanzt! Zudem gibt es nahezu eine Garantie, die Wasserfälle in ihrer vollen Pracht erleben zu dürfen.

Einreise:
Gerade mit den kürzlichen politischen Entwicklungen möchte ich an dieser Stelle nur dringend raten: Beschreitet den offiziellen Weg, der ist gut ausgeschildert, aber zieht sich ein wenig.
Vor allem bei gewünschter Reisedauer von mehr als 90 Tagen sollte genügend Zeit zur Beantragung des Visums eingeplant werden.

Anreise:
Von San Francisco muss man nur einmal kurz durch das Big Valley. Das heißt Obst und Mandelplantagen, immense Felder. Agrarindustrie. Dann kommen die Berge und bald ist man im Park. Ob man diesen Weg trampend oder mit öffentlichen Verkehrmitteln bestreitet: Es scheint mir beides sinnvoll. Busse sind meist nicht teuer in den USA. Und Trampen in Richtung Yosemite ist, sobald man es geschafft hat, das Ballungszentrum San Franciscos zu verlassen, ein Kinderspiel!

Sprache:
Da ich selbst neben Deutsch nur Englisch spreche, kann ich nicht viel dazu sagen, ob die Vorurteile stimmen, dass andere Sprachen einen nicht weit bringen. Aber ich glaube schon.
Mit Englisch, sei es auch schlecht, hat man aber meist keine Problem und wird oft sehr freundlich angenommen.

Geld:
Kreditkarten sind wohl am populärsten. Ich habe jedoch auch sehr gute Erfahrungen damit gemacht, mein Geld in Supermärkten (cash back) abzuheben und meist bar zu bezahlen.
Wer sich mit einem 1:1-Kurs anfreundet, liegt nicht allzu weit daneben und kann sich gelegentlich auch mal über dem veranschlagten Budget bewegen, ohne am Ende nur noch Brot essen zu können. Brot ist eh eher schwer erhältlich, Attrappen gibt es jedoch zuhauf.
(Der Kurs schwankt in der Regel zwischen 1:1,1 und 1:1,2)

Zeltplätze:
Es gibt im Tal einen hiker& biker site ganz am Ende, der ist eigentlich auf maximal 2 Nächte begrenzt, was jedoch nur sporadisch und – wenn es nicht zu voll ist – auch nicht ernsthaft kontrolliert wird.

Es ist zwar nicht der größte Park, aber sich einen Überblick zu verschaffen, ist sinnvoll.
Dafür ist die offizielle Website gut geeignet!
nps.gov/yose

Wer durch repressive Gepäckbestimmungen drangsaliert wird, kann gucken, ob es Sinn macht gewisse Dinge vor Ort zu beschaffen!
rei
Das ist der Globetrotter der USA, mit erweitertem Service.
Sie vermieten auch Ausrüstung.
Da es im Yosemite Schwarzbären gibt, die durch die sommerlichen Touristenströme sehr dreist geworden sind, sollte auf jeden Fall über eine bearbox nachgedacht werden. Wobei die Zeltplätze auch bear lockers bereitstellen, was große, gemeinschaftlich genutzte und verriegelbare Eisenboxen sind.

Für den ÖPNV-Weg zum Park
how-to-get-from

  • Stirnlampe. Fast so wichtig wie ein Taschenmesser.
    Ich habe sehr gute Erfahrungen mit der LED Lenser H7 gemacht, die wird aber nicht mehr vertrieben. Ob die Nachfolgeversion ein Schritt in die richtige Richtung war …?
  • Großer Wasserdichter Sack. Beispielsweise Ortlieb. In den Übergangsjahreszeiten gibt es immer mal wieder längere äußerst humide Phasen und da die Nächte kühl sind, ist es schön, wenn nichts unvorhergesehen nass wird und man immer noch ein backup hat.

Ein Buch von John Muir ‚The Yosemite‘ . Das ist der „Entdecker“ des Parks, und zudem einer der ersten Naturbewahrer und -freunde in der westlichen Welt. Ein Schwärmer sondergleichen, aber inspirierend in noch höherem Maße!

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