Wanderung zum Dewey Point
Am letzten Regentag, der schon hin und wieder von Sonnenschein unterbrochen wurde, machte ich mich dann angeheizt von dieser Liebe, meiner Lektüre Muirs und der Entdeckung Ansel Adams (famoser Fotograf!) daran, eine der Wände zu erklimmen, um das Spektakel von oben bewundern zu können. Je höher ich kam, desto kälter wurde es, Regen wurde zu Hagel, später zu Schnee, der Wind pfiff ungeheuerlich, sobald man den Schutz der Bäume verließ, aber das Feuer brannte ja in mir. Alles gut.
Ich verirrte mich harmlos, habe meinen Abzweig zum Aussichtspunkt nicht gefunden und weil Wälder in mir immer wieder eine Neugier entfachen, die mich um die nächste Ecke zieht (vielleicht finde ich ja dort Beeren, Bären oder Bergkatzen?), merkte ich das erst ziemlich spät. Dafür war ich 200 Meter höher als geplant, Blick auf El Capitan und von oben auf die tiefhängenden Wolken, Riesenbäume zu Modellen ihrer selbst geschrumpft. Dort oben, Dewey Point, fror ich lange vor mich hin, ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so kalt sein würde, und ließ mich verzaubern vom „schlechter“ werdenden Wetter. Als ich aufwachte aus dieser Trance und realisierte, dass es vielleicht doch Zeit wäre für den Abstieg, bevor es knallt wie die Nacht zuvor, war es schon reichlich spät. Wolken waren derweil nach oben gekrochen und ich spazierte durch bedrohlich dichte Nebelsuppe.
Zum Glück gehört meine Stirnlampe zu den ersten Dingen, die im Rucksack landen, denn ich konnte einfach nicht anders, als den Sonnenuntergang von einem etwas tiefer gelegenen Aussichtspunkt zu bewundern, beziehungsweise das, was er mit dem Tal machte. Wolken und Felswände glühten!
Wanderung zum Yosemite Fall
Wenn man im Herbst in den Yosemite geht, dann bezahlt man für die Abwesenheit der Massen damit, dass fast alle Wasserfälle trocken liegen. So auch, als ich ankam.
Doch dann kam der Regen und mit ihm erwachten die Fälle zum Leben. Ich war schon lange darauf vorbereitet, dass ich sie nicht sehen würde, hatte mich damit abgefunden. Und dann, unverhofft, sind sie da. Als ich den Yosemite-Fall das erste Mal sah, am Morgen nach dem Gewitter, stiegen mir Freudentränen in die Augen.
Wasserfälle … ich würde sagen, sie sind entzückende Melodien in der Sinfonie der Landschaft. Da die Bäche, die die Wasserfälle speisen, recht große Gebiete entwässern, waren sie noch zwei Tage bei blauem Himmel mächtig, bevor man merkte, wie sich ihr erneutes Ende ankündigt.
Es war mir also vergönnt, die Yosemite-Fälle hinaufzuwandern. Mächtig. Der obere hat einen freien Fall von 440 m, es folgen 200-m-Gefällestufen und dann der untere mit 100 m freiem Fall.
Als ich da oben stand, 3 m neben dem Wasserfall und direkt an der Kante: winzig. Umwerfend.
Irgendwann musste ich los, sonst wäre ich ewig geblieben.
Das Tal macht süchtig, damit muss man aufpassen.
Es bietet sich an, vom Wasserfall noch etwas weiter zu wandern, und man wird mit einem wunderschönen Blick auf den Half Dome, das Tal und die umliegenden Berge belohnt!
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