Räder und Ausrüstung
Unsere robusten Räder von Patria (Modell Terra) machen sich auf rissigem Asphalt, Schotter und Waschbrett-Pisten erstmals auf unserer Reise richtig bezahlt. Auch die breiten Reifen von Schwalbe (Marathon Mondial) bewähren sich. Stabile Speichen und Gepäckträger (von Tubus) sind unabdingbar, unbedingt vorab noch einmal alle Schrauben nachziehen. Eine kleine Untersetzung der Gangschaltung schont die Knie. Einmal mehr vertrauen wir zu Recht unserem Zelt von Hilleberg (Nallo GT), ein anderer Radreisender suchte sogar während eines Sandsturms Zuflucht bei uns – er befürchtete, seines würde zerfleddert.
Wichtig ist Kleidung für alle vier Jahreszeiten: warme Schlafsäcke bis mindestens –5 °C Komforttemperatur, Thermo-Unterwäsche, Regenkleidung, Mütze, warme Handschuhe, aber auch Sonnenschutz. Wir erleben innerhalb eines Monats Temperaturen zwischen Minusgraden und über 40 °C.
Medikamente, Höhenkrankheit, Überanstrengung
Tadschikistan ist das ärmste Land Zentralasiens, der Zugang zu sauberem Trinkwasser bleibt einem Viertel der Einwohner verwehrt. Kaum einer übersteht den Pamir-Highway ohne Durchfall, deswegen sein Spitzname: „Diarrhea Highway“. Einige Tourenradler sind wegen des Flüssigkeits- und Elektrolytverlusts so geschwächt, dass sie abbrechen müssen. Daher ausreichend Durchfallmittel (Metronidazol) gegen Giardien und Amöben einpacken. Rissige Hände, Nasenbluten, Sonnenbrand – auch das trockenkalte Hochgebirgsklima fordert seinen Tribut. Sehr zu empfehlen ist daher Vaseline bzw. Lippen/Handcreme. Auf dem höchsten Pass (Ak Baital, 4.655 m) beträgt der Sauerstoffgehalt nur noch 52 % des Üblichen auf Meeresniveau und schon Schuhebinden gerät zur Anstrengung. Metamizol oder Paracetamol helfen gegen Kopfschmerzen als Ausdruck einer leichten Höhenkrankheit. Um schwere Verläufe, also mitunter tödliche Lungen- und Hirnödeme zu vermeiden, ab etwa 3.000 m Höhe nicht mehr als 500 m am Tag aufsteigen sowie mindestens vier Liter Flüssigkeit trinken.
Der Pamir Highway ist von Duschanbe aus leichter zu bewältigen als vom kirgisischen Osh, da hier der Anstieg ins Gebirge gradueller erfolgt. Generell sind uns vor allem Solo-Radreisende begegnet, die den Pamir in Rekordzeit überquerten, dann in Kirgistan jedoch so erschöpft waren, dass sie ihre Asienreise abbrachen. Wir nehmen uns ausreichend Zeit und reizen mit Ruhetagen das Visum aus –was sicherlich dazu beigetragen hat, dass wir den Highway ohne jegliche Probleme gut überstanden und die Lust am Radreisen nicht verloren haben.
Straßenbedingungen
Die Qualität der Straßen in Tadschikistan variiert so extrem wie das Wetter im Pamir. Grundsätzlich gilt: vor der Abfahrt noch einmal bei anderen Reisenden oder in Foren (Caravanistan, siehe Weblinks) über die aktuellen Straßenbedingungen informieren. Alleine während unserer Tour gab es zwei Erdrutsche und dementsprechende Straßensperrungen. Wer die Südroute von Duschanbe nach Kalaikum wählt, radelt meist auf nagelneuem Flüsterasphalt. Die Nordroute ist etwa 100 km kürzer, jedoch teils unasphaltiert und extrem rau. Beide Routen sind landschaftlich reizvoll. Von Kalaikum bis nach Korogh sind die Straßen grob geschottert, wenn überhaupt. Waschbrett-Piste, grobe Steine, Sand. Manchmal schaffen wir nicht mehr als 40 km am Tag. Hier nicht entmutigen lassen.
Die M41 von Korogh nach Sari Tash in Kirgistan ist bis auf die Pässe relativ gut asphaltiert. Die Pässe sind zäh, teils Waschbrettpiste, sandig und äußerst holprig. Vor allem der Kyzil Art-Pass an der kirgisischen Grenze hat es in sich. Wer diesen von Kirgistan aus angeht, sollte gutes Wetter abpassen, da der Anstieg sehr steil und lehmig ist, bei Regen also extrem schmierig wird. Von Khorog aus bietet sich der Umweg über das Whakan-Tal an, immer entlang der afghanischen Grenze und mit Ausblicken auf den schneebedeckten Hindukusch. Wir hatten diesen Abstecher ursprünglich fest eingeplant, jedoch zeigten sich entgegenkommende Radreisende so müde und entrüstet über die Straßenbedingungen, dass wir die M41 vorzogen. Über 200 km Waschbrettpiste sowie sandige Pässe, bei denen das Rad geschoben werden muss, sind so fordernd, dass die landschaftliche Schönheit kaum genossen werden kann. Zudem ist das Whakan-Tal mittlerweile weitaus touristischer als die ebenso landschaftlich reizvolle M41. Wir persönlich bereuen es keineswegs, die „einfachere“ Variante gewählt zu haben.
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