Das Valley of Fire
Der Tag, an dem ich nach Las Vegas kam, begann spektakulär. Ich campte auf einer Kuppe, nachdem ich gerade das Valley of Fire hinter mir gelassen hatte. Ein Kleinod ca. 100 km östlich von Las Vegas, das durch eine Farbenpracht besticht, die kaum einen Vergleich zu scheuen braucht. Es schien mir der angemessene Lagerplatz, als ich abends tiefschwarze Gewitterwolken auf mich zutreiben sah. Doch es regnete nicht in der Nacht, nur Wind, und auch als ich morgens aufstand:
kein Regen. Nur Wind und Wolken. Aber was für welche!
Insgeheim hatte ich die Hoffnung, dass sich die Spannung über Nacht entladen und ich morgens in ein sonniges Tal blicken würde. Die wurde nicht erfüllt.
Ich sah schwarz, und das meine ich wörtlich. Eingehüllt in dichte dunkle Wolken.
Ich packte schnell zusammen und schaffte es tatsächlich alles regensicher aufs Fahrrad zu bringen, bevor sich auch über mir die Schleusen öffneten.
Es war warm, so richtig. 27 Grad, bevor es begann zu regnen.
Soo schön kann Starkregen sein.
Da fällt es nicht schwer sich auf das Wetter einzulassen, und jubelnd bergab durch die Wasserwand zu rasen. Nach spätestens zwei Minuten war alles was ich anhatte klitschnass, und ich scherte mich einen Dreck darum. Hatte eh schon lang nicht mehr geduscht!
Ein kleines Wolkenloch spannte einen Regenbogen über meine Straße, und ich tickte aus. Vor Freude. Nach der Hitze in der Wüste war das wirklich eine willkommene Abwechslung, und ich genoss in vollen (Atem)zügen. Schon bald war der Wüstenboden gesättigt und es bildeten sich kleine Bächlein, die sammelten sich zu Flüssen, Flüsse zu Strömen: Sturzflut.
An mehreren Stellen hielten sich die Wassermassen nicht an die Verkehrsordnung und Autos warteten, SUVs fuhren zögerlich, Monster-Pick-Ups langsam.
Ich grinste breit und schoss in die Fluten! Was für eine Freude!
Mit dem Rad auf die Interstate
Doch irgendwann hatte der Spaß ein Ende: Meine Straße mündete auf die Interstate, für 30 km keine Alternative. Ich verstopfte meine Ohren mit Taschentuch und fuhr langsam entlang der autobahngleichen Straße. Zwischendurch war der Regen so stark, dass die Autos stehen blieben, weil sie nichts mehr sehen konnten. Langsam wurde es doch ungemütlich und kalt. Entlang einer Autobahn zu fahren ist nicht die schönste Art von Radtour. Meine Laune wurde dumpfer und dumpfer. Ein, zwei Stunden später kam Las Vegas in Sicht. Das war der nächste Dämpfer, meine Laune war schlecht.
Las Vegas
Ich passierte eine Militärbasis, Kampfhubschrauber patrouillierten am Himmel wie in einer dieser Dystopien. Mir schwante, dass diese Stadt tatsächlich so ziemlich alles in sich vereint, was ich nicht suche: Dekadenz, Militär, Touristen.
Demzufolge erledigte ich, was ich zu erledigen hatte, und noch am Abend arbeitete ich mir meinen Weg aus der Stadt hinauf. Um Las Vegas in Richtung Death Valley zu verlassen muss man nämlich erstmal knappe 1000 hm überwinden. Aber nichts, wirklich nichts hielt mich in dieser Stadt!
Überflutung im Tal des Todes
Am nächsten Tag fuhr ich nach Pahrump hinab, und vegetierte durch die mittägliche Hitze vor mich hin. Am Abend ging’s weiter. Shoshone, ich war so richtig in Fahrt, doch dann, kurz nach Shoshone, bremste mich eine Straßensperrung etwas aus. Mein Plan war die Badwater-Straße zu nehmen, nur die war nun gesperrt. Wegen Überflutung, wer hätte das gedacht?
Am heißesten und trockensten Ort der USA?
Ich fuhr um die Sperrung herum und arbeitete mich den Anstieg hinauf. Ich freute mich sogar ein bisschen, denn eine Straßensperrung bedeutet ja auch, dass es keinen nervigen Verkehr gibt.
Inzwischen war es tiefe Nacht, und ich war auf dem besten Weg meinen Plan in die Tat umzusetzen und die Nacht zum Tag zu erklären, um der Hitze des Tages ein Schnippchen zu schlagen.
Tierische Bekanntschaft
Dann sah ich meine erste lebendige Klapperschlange auf der Straße. Das brachte mich etwas aus dem Konzept. Ich wechselte von FlipFlops zu meinen Wanderschuhen, sobald ich weit genug von der Schlage weg war.
Weiter. Zweite Schlange. Ich wollte ein Foto machen, aber die Batterien meiner Stirnlampe waren zu schwach und, entgegen aller Lehrbücher, suchte die Schlange nicht das Weite, sondern kam näher um mich mal genauer anzugucken.
Das war ein cooler Anblick, denn es war eine Seitenwinder-Klapperschlange. Aber irgendwie auch gruselig, obwohl die Dinger echt nicht groß sind und darauf geschworen wird, dass sie nie von sich aus angreifen würden. Ich suchte das Weite.
Als ich die dritte Schlange sah, die immerhin davonschlängelte, wie es sich gehört, bekam ich doch etwas kalte Füße. Mein Licht ist zwar gut, aber die Dinger sind eben auch gut getarnt. Und ich wollte wirklich nicht versehentlich über eine fahren und mit einem verzweifelten Biss belohnt werden. Also baute ich mein Zelt auf. Und über Nacht wuchsen in mir Zweifel, ob es klug ist, der gesperrten Straße zu folgen.
Mit Zweifeln dann doch im Death Valley
Am Morgen war ich mir sicher, dass ich nicht zweifeln musste. Denn auf den Anstieg folgt eine Abfahrt von 1000 m auf -150 m. Sollte das Wasser zu tief sein, um es zu durchqueren? Und was wenn ich am Ende der Straße einem Ranger begegne und erklären muss woher ich denn bitte käme? Und reichen 7 Liter Trinkwasser? Im Death Valley liegt die Badwaterregion, eine große Salzkruste. Würde das dort stehende Wasser zu salzig sein, um es zu trinken und zu tief es zu durchqueren?Und so weiter…
Ich drehte um, etwas verärgert, einen Umweg über Shoshone für nichts gefahren zu sein, aber fügte mich. Als ich nach unglaublich langer Mittagspause abends im Death Valley ankam: Wow.
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