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Death Valley in den USA: Die wahre Wüste

Death Valley in den USA: Die wahre Wüste

Als ich mich auf den Weg zum Death Valley machte, zog gerade ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet über die Wüsten Nevadas, Arizonas und Utahs. Wassermassen, die Straßen fluteten, Canyons durchspülten, und so manches Menschenleben forderten. Die meisten Wege zum Death Valley führen über Las Vegas, so auch meiner, da ich mich aus östlicher Richtung näherte. Las Vegas gefiel mir persönlich gar nicht.

Das Death Valley, einer der heißesten Orte der Welt, ist glücklicherweise nicht in unmittelbarer Nähe des Äquators und somit Jahreszeiten unterworfen. Im Herbst ist es durchaus möglich das Tal mit dem Fahrrad zu durchqueren, dabei Spaß zu haben und dennoch das Gefühl zu haben, etwas ganz Außergewöhnliches zu machen.

Das Valley of Fire
Der Tag, an dem ich nach Las Vegas kam, begann spektakulär. Ich campte auf einer Kuppe, nachdem ich gerade das Valley of Fire hinter mir gelassen hatte. Ein Kleinod ca. 100 km östlich von Las Vegas, das durch eine Farbenpracht besticht, die kaum einen Vergleich zu scheuen braucht. Es schien mir der angemessene Lagerplatz, als ich abends tiefschwarze Gewitterwolken auf mich zutreiben sah. Doch es regnete nicht in der Nacht, nur Wind, und auch als ich morgens aufstand:
 kein Regen. Nur Wind und Wolken. Aber was für welche!
Insgeheim hatte ich die Hoffnung, dass sich die Spannung über Nacht entladen und ich morgens in ein sonniges Tal blicken würde. Die wurde nicht erfüllt. 
Ich sah schwarz, und das meine ich wörtlich. Eingehüllt in dichte dunkle Wolken.
Ich packte schnell zusammen und schaffte es tatsächlich alles regensicher aufs Fahrrad zu bringen, bevor sich auch über mir die Schleusen öffneten. 
Es war warm, so richtig. 27 Grad, bevor es begann zu regnen.

Soo schön kann Starkregen sein.
Da fällt es nicht schwer sich auf das Wetter einzulassen, und jubelnd bergab durch die Wasserwand zu rasen. Nach spätestens zwei Minuten war alles was ich anhatte klitschnass, und ich scherte mich einen Dreck darum. Hatte eh schon lang nicht mehr geduscht!
Ein kleines Wolkenloch spannte einen Regenbogen über meine Straße, und ich tickte aus. Vor Freude. Nach der Hitze in der Wüste war das wirklich eine willkommene Abwechslung, und ich genoss in vollen (Atem)zügen. Schon bald war der Wüstenboden gesättigt und es bildeten sich kleine Bächlein, die sammelten sich zu Flüssen, Flüsse zu Strömen: Sturzflut.
An mehreren Stellen hielten sich die Wassermassen nicht an die Verkehrsordnung und Autos warteten, SUVs fuhren zögerlich, Monster-Pick-Ups langsam. 
Ich grinste breit und schoss in die Fluten! Was für eine Freude!

Mit dem Rad auf die Interstate
Doch irgendwann hatte der Spaß ein Ende: Meine Straße mündete auf die Interstate, für 30 km keine Alternative. Ich verstopfte meine Ohren mit Taschentuch und fuhr langsam entlang der autobahngleichen Straße. Zwischendurch war der Regen so stark, dass die Autos stehen blieben, weil sie nichts mehr sehen konnten. Langsam wurde es doch ungemütlich und kalt. Entlang einer Autobahn zu fahren ist nicht die schönste Art von Radtour. Meine Laune wurde dumpfer und dumpfer. Ein, zwei Stunden später kam Las Vegas in Sicht. Das war der nächste Dämpfer, meine Laune war schlecht.

Las Vegas
Ich passierte eine Militärbasis, Kampfhubschrauber patrouillierten am Himmel wie in einer dieser Dystopien. Mir schwante, dass diese Stadt tatsächlich so ziemlich alles in sich vereint, was ich nicht suche: Dekadenz, Militär, Touristen.
Demzufolge erledigte ich, was ich zu erledigen hatte, und noch am Abend arbeitete ich mir meinen Weg aus der Stadt hinauf. Um Las Vegas in Richtung Death Valley zu verlassen muss man nämlich erstmal knappe 1000 hm überwinden. Aber nichts, wirklich nichts hielt mich in dieser Stadt!

Überflutung im Tal des Todes
Am nächsten Tag fuhr ich nach Pahrump hinab, und vegetierte durch die mittägliche Hitze vor mich hin. Am Abend ging’s weiter. Shoshone, ich war so richtig in Fahrt, doch dann, kurz nach Shoshone, bremste mich eine Straßensperrung etwas aus. Mein Plan war die Badwater-Straße zu nehmen, nur die war nun gesperrt. Wegen Überflutung, wer hätte das gedacht? 
Am heißesten und trockensten Ort der USA?
Ich fuhr um die Sperrung herum und arbeitete mich den Anstieg hinauf. Ich freute mich sogar ein bisschen, denn eine Straßensperrung bedeutet ja auch, dass es keinen nervigen Verkehr gibt.
Inzwischen war es tiefe Nacht, und ich war auf dem besten Weg meinen Plan in die Tat umzusetzen und die Nacht zum Tag zu erklären, um der Hitze des Tages ein Schnippchen zu schlagen.

Tierische Bekanntschaft
Dann sah ich meine erste lebendige Klapperschlange auf der Straße. Das brachte mich etwas aus dem Konzept. Ich wechselte von FlipFlops zu meinen Wanderschuhen, sobald ich weit genug von der Schlage weg war.
Weiter. Zweite Schlange. Ich wollte ein Foto machen, aber die Batterien meiner Stirnlampe waren zu schwach und, entgegen aller Lehrbücher, suchte die Schlange nicht das Weite, sondern kam näher um mich mal genauer anzugucken.
Das war ein cooler Anblick, denn es war eine Seitenwinder-Klapperschlange. Aber irgendwie auch gruselig, obwohl die Dinger echt nicht groß sind und darauf geschworen wird, dass sie nie von sich aus angreifen würden. Ich suchte das Weite.
Als ich die dritte Schlange sah, die immerhin davonschlängelte, wie es sich gehört, bekam ich doch etwas kalte Füße. Mein Licht ist zwar gut, aber die Dinger sind eben auch gut getarnt. Und ich wollte wirklich nicht versehentlich über eine fahren und mit einem verzweifelten Biss belohnt werden. Also baute ich mein Zelt auf. Und über Nacht wuchsen in mir Zweifel, ob es klug ist, der gesperrten Straße zu folgen.

Mit Zweifeln dann doch im Death Valley
Am Morgen war ich mir sicher, dass ich nicht zweifeln musste. Denn auf den Anstieg folgt eine Abfahrt von 1000 m auf -150 m. Sollte das Wasser zu tief sein, um es zu durchqueren? Und was wenn ich am Ende der Straße einem Ranger begegne und erklären muss woher ich denn bitte käme? Und reichen 7 Liter Trinkwasser? Im Death Valley liegt die Badwaterregion, eine große Salzkruste. Würde das dort stehende Wasser zu salzig sein, um es zu trinken und zu tief es zu durchqueren?Und so weiter…
Ich drehte um, etwas verärgert, einen Umweg über Shoshone für nichts gefahren zu sein, aber fügte mich. Als ich nach unglaublich langer Mittagspause abends im Death Valley ankam: Wow.

Schönheit der Kargheit
Über weite Teile ist das Death Valley vegetationslos. 
Das bedeutet: Kein Puffer zwischen den Elementen.
Ungebremst krachen Erde, Wind, Wasser und Feuer (ich interpretiere die Sonne mal als solches, gerade im Death Valley scheint das angebracht) aufeinander und formen spektakuläre surreale Landschaften. So muss die Welt ausgesehen haben, bevor sich das Leben entwickelte! Wirklich kein Platz um sesshaft zu werden, aber definitiv einer, den ich gerne gesehen habe!
Tagsüber unten im Tal, wo ich auf den Nachmittag wartete, hatte ich 47 Grad zu durchstehen. Aber belohnt wurde ich damit, dass mein Plan aufging und ich ich im Abendlicht auf den Dünen tanzte. Dünen… das war Liebe auf den ersten Blick. Das gesamte Death Valley ist landschaftlich äußert beeindruckend, aber eigentlich eher durch faszinierend ästhetische Hässlichkeit als durch Schönheit. Lebensfeindlicher kann ich mir keine Landschaft vorstellen. Und dann gibt es eine kleine Insel von gelben Dünen, die im Abendlicht ihre volle Schönheit entfalten und nichts anderes sind als das landschaftliche Äquivalent einer gelungenen Sinfonie.
Ich verbrachte noch zwei Tage im Death Valley, fuhr früh morgens, vor 10 Uhr, und dann noch mal ein paar Stunden ab 18 Uhr, bei erfrischenden Temperaturen von nur knapp 35 Grad.

Half the park is after dark.
So heißt es in der Nationalpark-Zeitung.
Und es stimmt. Diese Sterne. Für mich der eindrucksvollste Sternenhimmel, den ich je sah. Denn es war zwei, bzw. eine Nacht vor Neumond, und der Mond ging spät auf. Also stockfinster. Die Sterne wirkten so nah. So unglaublich nah. Ich war ein radfahrender Hans-guck-in-die-Luft. Einfach wunderbar.
Das Death Valley grenzt quasi an die Sierra Nevada. Verlässt man es Richtung Westen, führt die Straße direkt auf den höchsten Berg der USA (ohne Alaska) zu, und aus den Bergen werden heiße Quellen gespeist. Die erste Nacht neben und in einem wohltemperierten Bach: Musik in meinen Ohren! Der Bach gluckerte und Zikaden und Grillen legten ihre Stimmen darüber, gemeinsam sangen sie das Lied vom Leben. Ich saß in einem kleinen Pool und blickte zu den Sternen. Was für ein Abend! Erst dort wurde mir klar, was das Death Valley noch ausmacht: 
Es ist totenstill. Kein Vogel, kein schimpfendes Eichhörnchen, keine summenden Insekten. Nichts. Taranteln, Schlangen und Skorpione hört man nicht, man sieht sie nur hin und wieder.

Beste Reisezeit:

Winter. Anscheinend. Die Tage sind zwar kürzer, aber dafür nutzbar ohne ausgedehnte Mittagspause. Frühling und Herbst sind auch ok, mit relativ langen Phasen am Morgen und Abend, in denen Bewegung nicht per se Unwohlsein hervorruft.

Anreise:

Es gibt gruselig billige Hin- und Rückflüge nach Las Vegas. Von dort gibt es kommerzielle Infrastruktur, aber im Endeffekt auch nur eine Straße und somit ein sehr bequemes Trampen!

Einreise:

Es sind die USA. Ich empfehle dringend sich umfassend mit den Einreisebestimmungen mittels offizieller Quellen zu informieren. Alles kein Hexenwerk, aber dennoch relativ bürokratischer Aufwand, vor allem für Aufenthalte von mehr als 90 Tagen. 
Entsprechend rechtzeitig darum kümmern, da behördliche Bearbeitungszeiten berücksichtigt werden müssen!

Sprache:

Es sind die USA. Ich habe, mangels Fähigkeiten, nie versucht mich in anderen Sprachen als Englisch zu verständigen, bin aber grundsätzlich skeptisch, ob es als möglich zu bezeichnen wäre.
Es ist jedoch vielleicht beruhigend anzumerken, dass ich stets mit sehr viel Geduld und Bemühen konfrontiert wurde, auch wenn ich eventuell mal an die Grenzen meiner Sprache kam! 
Keine Scheu!

Geld:

Wie sicherlich schon manche gehört haben, ist die Kreditkarte als Zahlungsmittel sehr verbreitet.
Da ich diese jedoch selbst nicht gewöhnt war, wickelte ich den größten Teil bar ab. Oder mit EC-Karte.

Tipp am Rande: In den meisten großen Supermärkten kann man sich Bargeld auszahlen lassen, und damit Automatensuche und -gebühren umgehen! Cash back heißt das dann.



Zeltplätze:

Zelten im Death Valley ist zum einen auf sehr teuren Zeltplätzen möglich, und zum anderen ohne ein permit im backcountry möglich. Backcountry in diesem Park bedeutet: mindestens 1 Meile (1,6 km) von jedweder Straße entfernt. Genießt die erfüllende Einsamkeit der stillen Wüstennächte!

Zur Suche von Unterkünften mit Dusche für Radfahrende. Die Community in den USA ist immens und oftmals umwerfend gastfreundlich!
 Gerade auch für den eventuell nicht vermeidbaren Aufenthalt in Las Vegas. Es gibt einige gastfreundlich Hosts!
warmshowers

Auch wenn trivial, die Seiten der Nationalparks sind eine gute Adresse.
 Das Death Valley ist der am meisten besuchte Park der USA. Er ist jedoch auch sehr groß, und auch abseits der Hauptrouten beeindruckend!
nps.gov/deva

Wandern, aber wo lang?
 Sehr gut geeignet, um zu stöbern und herauszufinden, welche Wanderungen einen besonders reizen!
alltrails

  • Festes Schuhwerk.
 Es gibt nicht viele Tiere im Park, aber viele davon sind giftig.
  • Merino-Kleidung!
 Auch bei Hitze besticht Wollwäsche! Der temperaturregulierende Verdunstungseffekt und die Eigenschaft erst nach langer Zeit Gerüche anzunehmen bringen Freude. Gerade das nicht ganz dünne Gewebe hat den tollen Vorteil, dass es, wenn es einmal nass ist, auch einige Zeit so bleibt. Die Anstiege im Death Valley habe ich nur mit den nassen Merinoshirts geschafft, glaube ich.

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