Anfang Juli war es in diesem Jahr sehr heiß, der Wasserstand im oberen Lauf des Flusses entsprechend auch sehr niedrig. Mit einem Faltboot wäre ich zu dem Zeitpunkt dort nicht unbedingt langgefahren. Ein robuster Kanadier hält das dagegen schon mal aus. Der erste Tag brachte uns nicht weit. Wir starteten am späten Nachmittag und machten uns alle erst einmal mit der Situation vertraut. Jeder suchte sich seinen Platz im Kanu. Meist war die Verteilung so, dass vorne und hinten die Erwachsenen saßen und den breiten Mittelplatz mein Sohn ausfüllte. Im wahrsten Sinn des Wortes übrigens: Je sicherer er jeden Tag im Boot wurde, desto mehr Raum nahm er ein – diverse Bücher, Kleinspielzeuge etc. schmückten irgendwann seinen Platz. Der erste Lagerplatz war nur ca. 10 km vom Einstieg entfernt. Wir haben uns entschieden, sowohl ein Tarp als auch ein Zelt mitzunehmen, da in Deutschland das Zelten ja doch mal schnell nicht gern gesehen ist. Wobei sich mir in der Praxis der Unterschied tatsächlich nicht erschließt …
Die nächsten Tage wurden sehr heiß. Wir waren alle sehr dankbar über Kopfbedeckungen, bauten für den Kleinen auch teilweise mit Regenschirm, Schnüren und Shirts ein Sonnensegel ins Boot. Er wäre sonst verbrannt. Wir beide sind keine Freunde von Sonnencréme, für den Kleinen war sie jedoch teils nötig. Die Tage im Boot und auf dem Wasser waren entspannter, da die Hitze nicht ganz so trocken geknallt hat wie direkt auf den umliegenden Feldern.
Und der Sprung ins kühle Nass war immer wieder erfrischend. Doch der Kleine wollte nicht so recht. Also beschloss ich irgendwann, ihn zu seinem Glück zu zwingen. An einer Anlegestelle mitten im Nirgendwo machten wir Rast, ich zog ihn bis auf die Schwimmweste aus und ging mit ihm zusammen ins Wasser. Ich war sehr dankbar, dass in diesem Moment niemand vorbeifuhr, denn sein Geschrei war so überirdisch laut! Ein Beobachter hätte wahrscheinlich vermutet, ich wolle das Kind ertränken, so laut wie er geschrien hat. Mit einer Menge Geduld stand ich hüfthoch im Wasser und konnte ihn Stück für Stück runterlassen. Erst nur die Füße, dann laute, panische Schreie. Dann die Beine und panischste Attacken, die einen festen Griff erforderten, sonst wäre er ins Wasser geplumpst und fortgetrieben bei der Strömung. Und so ging das weiter, bis die dringend notwendige Abkühlung bei 34 °C endlich erfolgte. An einem unserer Rastplätze, im schönen Artern an der Unstrut im thüringischen Kyffhäuserkreis, lernte der Kleine an einem Pausetag dann doch schwimmen. Wir besuchten das örtliche Solefreibad und nach einigen Versuchen war die Wasserangst vorüber und seitdem konnten wir auch im Fluss neben dem Kanu hertreiben.
Aber auch andere lustige Situationen waren mit von der Partie. Ich darf mir seitdem anhören, dass ich „quieke“. Das bezieht sich auf eine Umtragesituation: Üblicherweise paddele ich barfuß und ziehe die Flipflops dann immer mal an, wenn es notwendig ist. Nun mussten wir aussteigen, das Boot leeren und umtragen. Ich greife also nach den Flipflops, nehme sie und zack! springt mich ein Frosch an. Ich bin so erschrocken, dass ich die Schuhe habe fallen lassen, fast rückwärts ins Wasser gefallen wäre und wohl ganz hoch und schrill gequiekt habe. Die anderen beiden konnten nicht mehr vor Lachen; ich wusste bis dato nicht, dass mich ein Frosch erschrecken kann und darf mir das seitdem ständig vorhalten lassen …
Und so trieben wir also 10 Tage umher. Im Oberlauf bzw. dem befahrbaren Abschnitt unterhalb des Rückhaltebeckens zieht sich der Fluss noch sehr schmal und teils mäanderartig durch die Landschaft. Der Wasserpegel ist hier überwiegend eher flach, dafür strömungsreich. Das macht das Paddeln spannend, da man immer mal einen Korrekturschlag tun muss und bei anhaltendem Gepaddel auch ein wenig Tempo bekommt.
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