Aus Laos kommend, fahren wir noch für einige Tage durch die Berglandschaften im Norden des Landes. Undurchdringlicher Regenwald wechselt sich mit Reisterrassen und verstreuten Dörfchen ab, der Verkehrslärm weicht dem Stimmenkonzert des Waldes und manchmal turnen Affen in den Bäumen.
Ganze 127 Nationalparks zählt Thailand, in denen Tiger, Elefanten und Bären noch wild durch die Wälder streifen. Doch nicht wenige Schutzgebiete ähneln eher Zoos, erlauben Abholzung und Wilderei und verdienen ihren Namen kaum.
Daniel erwischt es arg: eine eitrige Luftröhrenentzündung mit Fieber und Schüttelfrost. Er ist so matt, dass wir aus lauter Angst vor Malaria und Dengue ein privates Krankenhaus in Chiang Mai aufsuchen. Hunderte Patienten warten in dessen Empfangshalle und ich rechne mit dem Schlimmsten. Doch letztlich funktioniert dieses Thai-Spital besser als ein deutsches Modell: Dem Arztgespräch folgen umgehend Labortests, die Medikamente inklusive Wurmkur erhalten wir in der integrierten Apotheke und zahlen mit VISA-Karte. Nach nur drei Stunden sind wir fertig, weniger als 80 Euro kostete alles zusammen. Nicht umsonst sind Thailand, Indien und Singapur Top-Ziele für westliche Medizintouristen.
Wir nehmen den Zug weiter in den Süden des Landes, um nach den endlosen Bergetappen entlang der Palmenstrände nach Bangkok zu radeln. Knapp zwei Wochen genießen wir völlig steigungsfreies Fahren, Genussradeln pur. Mittags und abends erfrischen wir uns in den sanften Wellen des Thailändischen Golfes. Unser Budget reizen wir aus, denn das Zelt hat Pause. Stattdessen entspannen wir in klimatisierten Bungalows am Strand, mit Meeresrauschen als Soundkulisse.
Doch dem paradiesischem Anschein zum Trotz: Beim Schwimmen verheddere ich mich in Plastiktüten, bei Strandspaziergängen waten wir durch Müll. Steigender Lebensstandard und Massentourismus (also auch wir) führen im ganzen Land zu enormen Umweltproblemen. Knapp 40 Millionen Besucher urlaubten hier 2017, damit liegt Thailand auf Platz drei der umsatzstärksten Reiseziele weltweit, direkt hinter den USA und Spanien. Tendenz steigend. Ungeklärte Abwässer verwandeln ganze Buchten in Kloaken. Jährlich gelangen 700.000 Tonnen Plastikmüll ins Meer, denn Abfall wird schlicht im nächsten Bach entsorgt. Das kleine Land zählt zu den fünf größten Meeresverschmutzern überhaupt und alleine im Golf von Thailand finden sich mehrere Müllteppiche, mitunter nur 10 Kilometer entfernt vom Badestrand.
Doch trotz des touristischen Dauerbooms erfuhren wir seit Pakistan nicht mehr soviel Gastfreundschaft. Das in einem Land, das seiner zahllosen Gäste eigentlich überdrüssig sein dürfte!? Ob Bananen, Wasser, Papayas oder Reis – täglich beschenkt man uns reichlich. Anders als in Laos zahlen wir auf Märkten oft weniger als das Preisschild angibt.
Wir tappen in einige Peinlichkeitsfallen: Einmal verwechseln wir eine Trauerfeier mit einem Restaurant am Straßenrand, werden von den Gastgebern dennoch gemästet und bewirtet. Die buddhistischen Thais sind vor allem bei Beerdigungen spendabel, damit der Verstorbene ein möglichst gutes Karma mit auf dem Weg bekommt.
Ein anderes Mal fragen wir unsere Warmshowers-Gastgeber, wie ihnen der aktuelle König tauge. Der treibt sich nämlich gerne mit seinen Mätressen in der Münchner Schickeria herum. Die beiden lächeln verschmitzt und die Stimmung sackt in den Keller – Tage später erfahren wir, dass man wegen Majestätsbeleidigung hier locker in den Knast gesteckt wird. Jeder kann dabei jeden denunzieren. Also: Bitte nicht nachahmen.
Kommentar schreiben