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Skibergsteigen am Arlberg

Skibergsteigen am Arlberg

Skibergsteigen am Arlberg

In der ersten Januarwoche starteten wir unsere einwöchige Tour auf dem Verwallparkplatz in St. Anton am Arlberg. Dort ließen wir unser Auto zurück und liefen auf Skiern entlang der Loipestrecke die Rosanna-Schlucht hinein. Am entlegensten Punkt der Rund-Loipe bogen wir rechts ab und stiegen zur Konstanzer Hütte auf. Nach einer eher kalten Nacht ging es am nächsten Tag weiter in der eisigkalten Talsenke Richtung Heilbronner Hütte, auf der wir 2 Nächte verbrachten. Dann Abfahrt nach Galtür und mit dem kostenlosen Skibus nach Landeck und mit der Bahn nach St. Anton zurück. Mit dem Auto fuhren wir in ein anderes Tal um zur Kaltenberghütte aufzusteigen, die ihrem Namen alle Ehre machte. Auch hier verbrachten wir 2 Nächte, tagsüber übten wir Bruchharsch fahren, ehe wir eine lange Abfahrt genossen und zum Auto zurückkehrten.

Warum SKIBERGSTEIGEN

Es gibt einen unglaublich großen Vorteil der Skier gegenüber der Schneeschuhe: runter kann man abfahren. Somit ist eine Zeitersparnis, zumindest in eine Richtung garantiert. Ein weiterer Vorteil liegt mit Sicherheit auch darin, dass sich bei Skiern nicht so viel Schnee auflegt, was bei Schneeschuhen doch recht mühsam werden kann. Auch das Spuren ist angenehmer. Man hat eben keine breite Spur zum platttreten sondern gleitet eher auf dem Schnee dahin. Schwierig wird’s mit Skiern bei Spitzkehren am Hang, doch mit ein wenig Übung bekommt man das auch schnell hin. Wir sind jahrelang mit Schneeschuhen in den Bergen unterwegs gewesen, wir hatten mit unserer neuen Skiausrüstung wirklich noch viel mehr Spaß am Unterwegssein!

(K)ein Mensch unterwegsBlick ins Klostertal beim WasserholenAufstieg zur Kaltenberghütte

Was Sie schon immer über das SKIBERGSTEIGEN wissen wollten…

Kann ich das? Zunächst die Ausgangsposition:
Wir beide sind typische Vertreter des Voralpenlandes. Als Kinder und Jugendlich fuhren wir im Schnitt eine Woche im Jahr Alpinski auf Pisten. Wir hatten beide keine besonderen Kenntnisse über das Tiefschneefahren. Christof war die letzten 12 Jahre nicht mehr auf Skiern gestanden und trotz einiger kleiner Stürze und Ausrutscher sind wir mit Rucksäcken beladen ohne größere Schwierigkeiten vom Berg wieder runter gekommen. Die für unsere Verhältnisse kurzen Carving-Tourenskier ließen sich viel leichter fahren, als die uralten elendig langen Holzlatten, die wir als Kinder fuhren. Wer also ähnliche Voraussetzungen mitbringt, wird auch keine Probleme haben.

Was brauche ich mindestens, und was kostet das alles?
Abgesehen von der normalen Winterkleidung, braucht man: Ski, Felle, Bindung, Skischuhe und Fangriemen/Skistopper. Kostenpunkt etwa 700€. Damit kommt man einen Berg hoch und wieder runter. Zur Risikominimierung empfiehlt sich dann noch unbedingt: LVS (Verschüttetensuchgerät), Schaufel und Sonde. Kostenpunkt etwa 300€. Wenn man dann erfahrener ist, empfehlen sich noch Harscheisen (50€) und Steigeisen (80€). Und irgendwann sollte ein praktischer Lawinenkunde-Kurs gemacht werden… Alle Preise stehen für durchschnittliche Ausrüstungsvarianten. Teurer geht’s immer, billiger geht’s auch, vor allem, wenn man außerhalb der Saison oder im Spätwinter die Einzelteile reduziert zusammenkauft. Viele Geschäfte werfen Ausleihausrüstung nach einigen Wintern gebraucht günstig auf den Markt, dieses Material tut es durchaus zum kaputtfahren auch ganz gut. Wir haben zum Probieren für ein Wochenende eine Tourenausrüstung für den Schwarzwald für 30€ beim heimatnahen Fachausstatter für Outdoor-Artikel (=Outdoor-Dealer) ausgeliehen und haben es nicht bereut.

Wie viel Zeit muss ich für die Wegstrecken einplanen?
Man sollte sich bei Neuschnee anfangs etwa die doppelte Zeit einplanen, die man im Sommer braucht. Durch den Tiefschnee mit vollem Gepäck zu stapfen zehrt ganz schön an den Kräften, man muss mehr Pausen einlegen, und kommt dadurch weniger schnell voran. Man muss sich mit Spuren abwechseln, die Luft ist sehr kalt, oftmals muss sich der Puls beruhigen, damit man nicht so stark Luft holen muss, was weh tun kann. Immer sollte man die Uhrzeit im Blick haben. Lieber bei Dunkelheit los laufen, als bei Dunkelheit ankommen. Der Anfang eines Weges ist oftmals klar, manchmal auch schneefrei und der Weg gut zu erkennen. Weiter oben allerdings muss man stellenweise den Weg suchen oder sogar mit GPS oder Kompass peilen, um dem ungefähren Wegverlauf zu folgen. Dunkelheit macht die Orientierung um ein Vielfaches schwieriger. Wenn alles um einen herum weiß ist, kann man oft eine Steigung oder ein Gefälle nicht richtig sehen. Wenn es aber dazu noch dämmert und die Lichtverhältnisse schlechter werden, ist es noch extremer. Da die Lawinengefahr tageszeitlichen Schwankungen unterliegt, ist auch hier ein früher Aufbruch sinnvoll.
Wichtige Utensilien sind dann Stirnlampe, Karte und Kompass/GPS!

Kann ich die Tour auch mit Schneeschuhen laufen?
Prinzipiell würde ich sagen, ja, aber mit vielen Einschränkungen. Beispielsweise ist es ratsam, mindestens zu dritt unterwegs zu sein, damit man sich mit dem Spuren abwechseln kann. Man braucht mehr Energie um voran zu kommen, denn auf den Schneeschuhen und auch drunter sammelt sich Schnee und auch dieser muss ja bewegt werden. Dann sinkt man durch die geringere Auflagefläche mehr ein, als bei Skiern, auch das sollte man bedenken. Die Wegstrecke zur Konstanzerhütte ist mit Schneeschuhen recht gut zu bewältigen. Schwierig wird es zur Heilbronner im Pulverschnee. Da müssen die Schneeverhältnisse schon optimal sein, am besten überfrohren. Rauf zur Kaltenberg ist es stellenweise sehr steil. Hier sind Schneeschuhe mit Steighilfe sehr von Vorteil. Von Galtür / Partennen hinauf zur Heilbronner Hütte kann man gut entlang der Strommasten, später entlang der Schneemasten laufen.

Wie sind die Hütten ausgestattet?
Insgesamt haben wir drei verschiedene Hütten angelaufen. Zwei davon kannten wir durch vorherige Touren, von der dritten waren wir sehr angenehm überrascht. Alle Hütten hatten einen Holzherd, der die gesamte Hütte mit einheizt, einen Holzschopf mit vor allem ungeschlagenem Holz und einer Toilette. Bei der Konstanzer Hütte muss man sich erst einen Weg zum Klo freischaufeln (Rückseite des Hauses) ebenso bei der Kaltenberghütte (Distanz). Einzig in der Heilbronner Hütte ist das Klo drinnen, mit einer speziellen Belüftungsanlage. Nur die Heilbronner Hütte verfügt über Strom, die anderen beiden Hütten werden durch Kerzenschein gemütlich. Schlafplätze gibt’s ausreichend, weitere Informationen bietet auch das Internet. In der Zwischenzeit rüsten die Berghütten etwas um und kommen weg von der rauen, kratzigen und schweren DAV-Decke hin zu weichen flauschigen Decken. Sehr angenehm für empfindsame Wesen. Die Konstanzer Hütte liegt in einem Wäldchen im Schatten, von den ringsum mündenden Tälern weht in der Regel ein kalter Wind herab – im Winter ein eher ungemütlicher Ort zumal der Ofen den Raum auf maximal +5°C erhitzen konnte (Start war bei -18°C). Die Kaltenberghütte liegt am Rande eines Skigebietes mit schöner Aussicht. Varianten-Skifahrer und Skischulen benützen die Skilifte zu den Maroiköpfen und fahren dann über die Hänge der Umgebung ab – unberührte Hänge findet man hier also seltener. Die Waldabfahrt war nahezu Pistenartig abgefahren. Unbedingt einen AV-Schlüssel für die Türe einpacken. Die Heilbronner Hütte liegt inmitten einer Ebene, sehr schön, ist neu und hell und gut eingerichtet. Es gibt sogar einen extra Kachelofen neben dem Holzherd. Die Hütte liegt allerdings so abseits, dass man von allen Seiten her einen Anstieg von 4-6 Stunden in Kauf nehmen muss. Die Hütte scheint sehr gut besucht zu sein. Im Sommer kommen hier wohl ganze Familien mit ihren Mountainbikes auf der Fahrstraße auch Richtung Partenen/Galtür angefahren.

Heilbronner Hütte in AbendstimmungKaltenberghütteAbfahrt nach Galtür

Wie sieht es mit der Körperhygiene aus?
Fließend Wasser gibt es keines, dafür aber jede Menge Schnee. Hartgesottene dürfen sich gerne im Schnee wälzen und waschen, für Warmduscher empfehle ich die warme Dusche! Der Ofen in der Hütte ist sowieso die ganze Zeit über an und außer Schnee schmelzen und heizen tut man abends auch nichts weiter. Also jede Menge Töpfe auf den Herd und schön warmes Wasser machen. Dann einen Wasserkanister oder eine Gießkanne suchen, es geht aber auch ein großer Topf. Draußen vor der Türe sollte man alles vorbereiten, ein Holzbrett unter den Füßen sorgt dafür, dass man nach dem Duschen beim Abtrocknen nicht am nassen Fels festfriert. Einer zieht sich aus und stellt sich raus, der andere steht leicht erhöht und kippt das Wasser. Wenn die ersten Tropfen über den Körper rinnen ist das ein wohliges Gefühl und hinterher fühlt man sich wie frisch geboren. Ich kann es nur jedem empfehlen!

Widrige Bedingungen – Womit muss ich rechnen?
Wenn nicht gerade die Sonne scheint und es windet, ist es einfach saukalt. Dies bezieht sich sowohl auf Täler, die im Schatten liegen, als auch auf die windexponierten Stellen des Weges. Bei windigen -15°C will man nicht mehr stehen bleiben, um etwas zu trinken, oder um sich zu erleichtern. Da will man nur noch irgendwie seinen Körper warm halten und dies geschieht vor allem durch die Bewegung. Da das Atmen ab einer gewissen Minustemperatur in der Lunge schmerzt, wenn man zu schnell einatmet, sollte man eher gemächlichen Schrittes laufen und sich nicht zu sehr verausgaben. Man wird wenig Möglichkeit haben, sich gemütlich auszuruhen und beim Stehenbleiben ohne zusätzliche Kleidungsschichten wird’s schnell kalt. Um sich das Atmen zu erleichtern, kann man eine winddichte Gesichtsmaske, die die Atemluft etwas erwärmt, tragen. Brillenträger haben mit so einer Maske aber das Problem, dass die Ausatemluft die Brille sofort beschlägt. Auch muss man damit rechnen, dass die Wimpern mit Eiszapfen verkleben. (Sieht ganz drollig aus, nervt aber beim Blinzeln ☺)

Von einem Tal ins nächste
Von der Heilbronner Hütte fuhren wir ab nach Galtür, wahlweise wäre auch Partenen in Ordnung gewesen. Von Galtür aus nahmen wir den kostenlosen Skibus nach Ischgl, und von dort den Linienbus nach Landegg (5,80 €). Dort ging es für uns per Bahn weiter nach St. Anton (5,20 €), wo unser Auto auf uns wartete. Die Bahn hätten wir uns wohl sparen können, denn bei einem Haltestellenstopp wäre auch ein Umstieg in den Bus nach St. Anton möglich gewesen. So durften wir einen Spaziergang durch Landegg unternehmen und die Wartezeit verbummeln. Normalerweise drucken wir uns immer einen Fahrplan für Bahn/Bus der Region vor dem Start der Tour aus, dieses mal hatten wir das Nachsehen und haben einige Zeit verloren, die uns abends für den Aufstieg zur Hütte fehlte. Im Bus kommt man sich mit der kompletten Skiausrüstung am Rucksack auch etwas komisch vor, im Winter sieht man aber öfters Leute mit Skischuhen in der Stadt herumlaufen.

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