Wie viel Geld brauche ich auf dem Jakobsweg in der Schweiz?
Diese Frage hängt natürlich immer sehr von der persönlichen Einstellungen einer solchen Reise und den Bedürfnissen ab. Ich als 18-jähriger, sparsamer Reisender habe durchschnittlich 10 Euro am Tag verbraucht, was allerdings mit extremen Einschränkungen verbunden ist. Insbesondere die letzte Woche des Weges und alles entlang des Genfer Sees gestaltet sich als extrem teuer. Wer hier Geld sparen möchte, sollte die Hotels meiden und hier auf das Zelt oder auf Schlafen unter freiem Himmel umsteigen. Generell würde ich mit ca. 50 bis 60 Euro am Tag rechnen, was die Schweiz zum teuersten Abschnitt auf dem Weg nach Santiago de Compostela macht.
Wie schwer sollte mein Rucksack sein?
Mein Rucksack war zu Beginn der Pilgerreise 12 Kilogramm schwer, was viel zu viel war. Deshalb habe ich nach und nach Dinge aussortiert und verschenkt oder weggeworfen, bis ich auf ein Endgewicht von etwa 7 bis 8 kg gekommen bin. Mit diesem Gewicht lässt es sich prima laufen und man kann auch noch den Wocheneinkauf im Supermarkt gut im Rucksack verstauen und mit sich herum tragen.
Wie gestaltet sich mein Tagesablauf?
Das Pilgerleben ist sehr einfach aufgebaut. Die wichtigsten Aktivitäten sind Laufen, Essen und Schlafen. Alles andere ist nur Nebensache und nicht unbedingt dazu erforderlich, um nach Santiago zu kommen. Man sollte sich im Klaren darüber sein, dass die meiste Zeit des Tages mit Laufen verbracht wird. Sicherlich sollte man sich auch etwas Zeit in Kirchen verbringen und sie zum In-sich-Kehren, Energietanken, Singen, Beten oder Besichtigen nutzen. Allerdings sollte man sich bewusst machen, ob man den Jakobsweg eher als kulturelle Reise ansieht, um Kirchen objektiv zu betrachten, oder eher ganz auf das Innere bedacht ist. Hierbei sollte man von vornherein abklären, mit welcher Einstellung man die Kirchen betritt.
Geheimtipp: Kirchen dienen auch oftmals als Trinkwasserquelle, da sie meistens an einen Friedhof anschließen, der wiederum einen Wasserhahn hat, an dem man sich kostenloses Trinkwasser abzapfen kann.
Was sind absolute Highlights auf dem Jakobsweg von Konstanz nach Genf?
Der Schweizer Weg ist von Anfang bis Ende ein absolutes Highlight. Nicht nur die Städte, Menschen und Berge sind überwältigend, sondern insbesondere auch der Reichtum an Seen und sommerlichen Bademöglichkeiten in unberührten Naturlandschaften. Der Ausgangspunkt (Konstanz am Bodensee) lädt selbstverständlich zu einem nettem Badeaufenthalt im See ein, aber auch die Stadt an sich bietet viel Programm mit schönen Kirchen und netter Altstadt zum Entspannen und Vorbereiten auf die kommenden drei Wochen. Nach zwei Tagesmärschen erreicht man seine erste Herausforderung: den Aufstieg auf des Hörnli von 511m über NN in Tobel auf 1133 m. Nach einem Abstieg zum Züricher See geht es wieder bergauf zum Kloster Einsiedeln. Hier sollte man definitiv genug Zeit mitbringen, um in die geheimnisvolle Geschichte dieses Wallfahrtsorts eintauchen zu können.
Am nächsten Tag steht die nächste Herausforderung an: Das Hagenegg mit 1414 m. Weiter geht’s zum für mich schönsten Fleck in der Schweiz, dem Vierwaldstättersee. Über zwei Tage wandert man immer mit Blick zum wunderbaren Seen an den steilen Berghängen entlang und entdeckt wunderschöne Ecken im Gebirge. Ein See folgt dem anderen und nach einem Halt in Flueli Ranft (einer für mich sehr bedeutsamen Pilgerortschaft) erreicht man nach dem Aufstieg auf den Brüningpass das vollkommen überlaufene Touristenörtchen Interlaken. Wer keine Lust auf große Hektik und Touristen hat, sollte schnellstmöglich diesen Ort verlassen und am Ende des Thuner Sees in Thun seine nötige Erholung suchen.
Ab jetzt beginnt der Weg ins Berner Oberland und somit ändert sich mit Eintritt in die wunderschöne Ortschaft Freiburg nicht nur der Baustil, sondern auch die Sprache. Über die auf einem Hügel errichteten Ortschaft Romont erreicht man Lausanne – eine Großstadt auf dem Weg, die man nach der Ruhe der letzten Wochen eigentlich nicht braucht, die aber trotzdem zu herrlichen Stadtspaziergängen einlädt. Am wunderbaren Ufer des Genfer Sees entlang, erreicht man nun nach drei Tagen die letzte Etappe in der Schweiz: Genf.
Die Stadt hat einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten, die man nicht verpassen sollte. Ein paar Stunden an der Promenade des Genfer Sees mit Blick auf die enorme Wasserfontäne sind meiner Meinung nach ein Muss in dieser Stadt. Ich weise darauf hin, dass es etliche Varianten des Schweizer Weges gibt, d. h. man kann als Ausgangspunkt beispielsweise auch Rohrschach wählen und gelangt dann in Einsiedeln auf den Weg, der aus Konstanz kommt oder den Vierwaldstättersee nördlich umlaufen und somit einen Zwischenstopp in Luzern mit einplanen (aber insbesondere hier kann ich nur auf die Hauptroute am südlichen Ufer verweisen, da sie bei gutem Wetter das beste Wegstück auf dem gesamten Weg von Nürnberg bis Santiago de Compostela für mich war.)
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7 Kommentare
Simon Schmidt | 28.Mrz.2018, 11:56
@Kerstin Weber Danke für das Lesen meines Beitrags. Leider kann ich dir deine Frage nicht beantworten, da ich die Verhältnisse im Winter in der Schweiz nicht kenne. Ich würde mich einfach mal informieren ob generell Wegabschnitte über bestimmte Pässe auf der Route begehbar sind. Viel Erfolg für deine Reise.
Kerstin Weber | 18.Mrz.2018, 17:39
Ich habe eine Frage zu dieser Strecke, kann man die auch im Winter bewältigen? Ich möchte 2018 von Dresden loslaufen im Januar und wäre dann so Ende Februar/ Anfang März in der Schweiz, geht das? danke für Informationen K.Webse(at)gmx.de
jana | 23.Aug.2015, 21:23
lieber Simon, danke für deinen bericht. ich werde in wenigen Wochen die gleiche strecke laufen und freue mich nun noch ein bisschen mehr :-)
Uli Hess | 01.Aug.2015, 14:33
Lieber Simon Ich bin auch ein Ur-(Kuh)-Schweizer und habe deinen Bericht mit grossem Interesse gelesen. Dabei habe ich festgestellt, dass du unser - wie richtig schreibst - schönes Land treffend beschreibst. Die kleinen Fehler, die Cosy zu einer "Korrigenda" bewogen haben, sind absolut nebensächlich, wie du selber feststellst. Jede/r weiss, was du meinst und um welche Örtlichkeiten es sich handelt. Vielleicht bin ich halt auch nicht so tierisch ernst wie viele meiner Landsleute und ich habe auch schon eine Pilgerreise (Via de la Plata = 1000km von Sevilla bis nach SdC im Jahre 2009) hinter mir. Eine wunderbare Erfahrung mit tollen Begegnungen und unvergesslichen Erlebnissen. Nun plane ich im September mit meiner Partnerin, quasi unseren Hausweg unter die Füsse zu nehmen. Habe auch schon gehört, dass einzelne Etappen wirklich happig sind und vorallem grosse Höhenunterschiede zu bewältigen sind. Wir haben 14 Tage Zeit und schauen mal, wie weit wir kommen. Nächstes Jahr planen wir dann die Fortsetzung des Jakobweges von Genf quer durch Frankreich bis St. Jean-Pied-du Port. Das sind dann wiederum 1000km! Ich wünsche dir alles Gute und weiterhin "buen camino"! :) ULi
Simon | 30.Jul.2012, 18:36
Hallo Cosy. Vielen Dank für deine Erläuterungen und Ergänzungen. Allerdings sehe ich es hier als überflüssig an, ob Genfer See oder Genfersee richtig ist. Das hilft den Reisenden, die sich hier auf ihre Reise vorbereiten, nur wenig. Ich habe den Bericht als reinen Erfahrungsbericht aus dem Kopf geschrieben...da prüft man nicht jede Lokalität. Vielleicht alles nicht so ernst sehen!
Cosy Schweiz | 27.Jul.2012, 22:54
Hallo Netter Bericht, und amüsant zu lesen für einen Urschweizer, der in der Nähe von Ranft aufgewachsen ist. Hier ein paar Gedanken und Anmerkungen: 1) Warum soll die Schweiz für Deutsche nicht Ausland sein? Das IST ein anderes Land mit anderer Mentalität und anderen Sprachen. 2) Der Vierwaldstättersee ist einer der saubersten Seen in der Schweiz. Das Wasser hat die bessere Qualität als aufbereitetes Trinkwasser in Zürich. 3) Der See bei Zürich wird Zürchersee genannt (siehe Kartenmaterial) oder einfach Zürisee. Aber NIEMALS "Züricher See". Auch Genfersee schreibt man wie alle anderen Seen zusammengehängt, der übrigens in den romanischen Sprachen Leman heisst (Lac de Geneve beleidigt die Ortsansässigen). Der Weg der Schweiz rund um den Vierwaldstättersee, wobei ein Teil davon zum Jakobsweg gehört, wurde im Jahre 1991 renoviert und teilweise auch neu angelegt (zur Feier des 700-jährigen Bestehes des helvetischen Bundes).
Outdoorbekleidung Online » Blog Archive » Reiseberichte | 25.Feb.2010, 10:49
[...] Tipps und viele Inspirationen für euren nächsten Urlaub. Wie wäre es zum Beispiel mal mit einer Wanderung entlang des Jakobweges, einer Kanu-Tour auf der Loire oder einer Rucksackreise durch [...]