Dein Abenteuer beginnt hier!
Rando
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28. Februar 2005
Jotunheimen war nach den Lofoten die zweite Station unserer Norwegen-Tour im September 2003. Wir verließen die Inseln von Moskenes per Fähre nach Bodø. Der Nachtzug von Bodø nach Trondheim war eine sehr angenehme Erfahrung: Komfortable Kabinen, Frühstück inclusive. Von Trondheim ging es weiter per Bahn nach Lillehammer und dann mit dem Bus über Fagernes nach Gjendesheim, dem Startpunkt für die Joutunheimen-Runde. Die war ganz klassisch: Gjendesheim-Beseggengrat-Memurubu-Leirvassbu-Spiterstulen-Glitterheim-Gjendesheim. Wir waren froh, dass wir uns für die Runde sieben Tage Zeit nehmen und schlechtes Wetter auch mal aussitzen konnten.
Die Landschaft in Jotunheimen ist alpiner als in anderen norwegischen Nationalparks. Die höchsten Berge Norwegens stehen hier. Eine Besteigung von Galdhøpiggen oder Glittertind ist nicht schwierig und liegt bei dieser Trekkingtour quasi am Weg. Es gibt zahlreiche Gletscher, teils mit erheblichen Ausmaßen. Im September ist die Jotunheimen-Runde kaum noch begangen. Sie vereint dann Einsamkeit in spektakulärer Natur mit dem Komfort, den die Hütten unterwegs und die zahlreichen Ausstiegsmöglichkeiten bieten. In diesem Sinne eignet sich Jotunheimen gut für Trekking-Einsteiger oder Leute, die unmittelbares Naturerlebnis mit einem gewissen Sicherheitsbedürfnis verbinden und nicht so auf Hardcore-Trekking abfahren.
Ist die Überquerung des Beseggengrates sehr ausgesetzt?
Die links und rechts des Grates steil bis zu 600m abfallenden Felswände und der Blick in die Tiefe auf Gjendesee und Bessvatnet sind schon beeindruckend! Aber Angst kommt nicht auf: Der Grat ist selbst an seiner schmalsten Stelle mindestens 2 Meter breit und besteht aus festem, griffigen Fels. Allerdings warnen norwegische Wanderführer vor einer Überschreitung von Ost nach West: Der permanente Blick in die Tiefe könnte zu Schwindelanfällen führen! Folglich überqueren Scharen von norwegischen Touristen den Grat von West nach Ost mit der Nase zum Fels und müssen sich ständig umdrehen, wenn sie den phantastischen Blick über die „Gjendealpen“ genießen wollen.
Braucht man in Jotunheimen die komplette Trekkingausrüstung ?
Die Tour über den Grat wird von vielen Touristen als Tagestour unternommen. Das ist möglich, weil im Sommer regelmäßig ein Boot auf dem Gjendesee zwischen den DNT-Hütten Gjendesheim und Memurubu verkehrt. Die Wetterbedingungen entsprechen, vor allem was die Geschwindigkeit eines Wetterwechsels betrifft, denen in anderen Hochgebirgen – gleichgültig ob Tagesoder Hüttentour, man sollte also ausgerüstet sein wie für eine alpine Wanderung. Zelt, Kocher und Essen müssen nur diejenigen dabeihaben, die die Hütten vermeiden wollen.
Muß ich meinen Platz in den Hütten vorab reservieren ?
Wer eine Hüttentour in Jotunheimen plant, sollte sich zuvor (im Internet) nach den Öffnungszeiten der Hütten erkundigen: Ab Mitte September sind fast alle geschlossen, so dass man möglicherweise nicht mit einer Tagesetappe die nächste geöffnete Hütte erreichen kann. Reservieren braucht man seinen Hüttenplatz nicht – es wird garantiert JEDER Wanderer aufgenommen. Allerdings sollte man einiges Kleingeld einstecken haben – weder die Übernachtung noch die Verpflegung in den Hütten kann man als preiswert bezeichnen. Eine Mitgliedschaft im norwegischen „Alpenverein“ DNT, die günstigere Übernachtungskonditionen mit sich bringt, lohnt sich schon ab zwei Hüttennächten – der Vertrag kann in jeder Hütte abgeschlossen werden.
Darf man im Nationalpark zelten?
Ja, überall. Die Frage sollte besser heißen: KANN man zelten? Auf Grund des meist total von Geröll bedeckten Untergrundes war es teilweise mit einiger Mühe verbunden, eine halbwegs ebene Fläche zu finden. Dagegen hatten wir mit Abspannen unseres Tunnelzeltes nie Probleme: Wo die Heringe nicht in den steinigen Untergrund zu bekommen waren, lagen oben so viele große Felsbrocken rum, dass wir die Abspannleinen (verlängert um Spannriemen) darumlegen konnten.
Wie kommt man über die Gletscherabflüsse, die den Weg queren?
Mit Wasser hatten wir in keinerlei Hinsicht ein Problem: Die vielen schön gelegenen Bergseen und die zahllosen Bäche haben Trinkwasserqualität – Wasser hat man also immer dabei! Andererseits fanden wir an besonders reißenden Bächen auch im September noch die Sommerbrücken vor. Ansonsten war es immer möglich, die Wasserläufe trockenen Fußes zu queren, indem man von Stein zu Stein sprang. Die Trekkingsandalen, die wir für das Furten von Bächen mitschleppten, haben wir nicht gebraucht.
Ist die Orientierung auf den markierten Wanderwegen schwierig?
Es gibt zwar über weite Strecken keinen klassischen Pfad, aber wer auf den markierten Wanderwegen zwischen den Hütten bleibt, wird selten ein Orientierungsproblem haben: Die Geröllfelder dienen als Baumaterial für teilweise übermannsgroße Steinmänner, die ein Teil der Wegmarkierung sind und auch bei schlechtem Wetter gut gesehen werden können. Etwas schwieriger ist es mit dem roten „T“, dass an Felsblöcke gepinselt ist. Diese Zeichen sind oft verwittert und in Abschnitten, die nur so markiert sind, mußten wir manchmal stehenbleiben, um in Ruhe die nächste Markierung zu suchen.
Und wart Ihr nun auf dem Galdhøppingen?
Nein. Er lag zwar auf unserem Weg aber das Wetter kam uns für eine garantiert gute Fernsicht vom Gipfel (2469m) zu unbeständig vor. Wir gönnten uns die für den Aufstieg geplante Zeit lieber unterwegs auf unserer Runde und unternahmen stattdessen beispielsweise einen Abstecher zum Gletscher Hellstugubreen. Der Weg dorthin ist zum Großteil ein ganz normaler Wanderpfad! Lieber Erholung statt der zusätzlichen Anstrengung des Aufstiegs…
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