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Reisebericht: „Tour de Czech“

Reisebericht: „Tour de Czech“

Obwohl wir so nah an Tschechien wohnen, waren wir noch nie so richtig in diesem tollen Land. Das wollten wir diesen Sommer endlich ändern. Und dass wir dieses Abenteuer mit dem Fahrrad erleben wollten, war uns auch sofort klar. Unsere Fahrradtaschen waren schnell gepackt und es konnte losgehen!

Wir finden, dass die großen Abenteuer überall auf uns warten. Man muss nicht in jedem Urlaub um die halbe Welt reisen, um Spannendes zu erleben. Unsere Nachbarländer bieten die wundervolle Möglichkeit, mit Rad und Bahn umweltfreundlich (und günstig) zu reisen. Aus diesem Grund entschieden wir uns für Österreich und Tschechien.

Tschechien und Österreich sind Teil des europäischen Radroutennetzes „EuroVelo“ mit super ausgeschilderten und ausgebauten Wegen. Das bietet den klaren Vorteil, dass man sich nicht ständig mit Komoot oder anderen Navigations-Apps herumschlagen muss. Außerdem trifft man des Öfteren auf Gleichgesinnte mitten im Nirgendwo. Wir hatten zwar alles für Pannen an unseren Fahrrädern dabei, jedoch gab es entlang der EuroVelo-Routen viele Stopps, ausgestattet mit Luftpumpe und jeglichem Werkzeug, welches das Fahrradherz höher schlagen lässt. Nicht selten fanden wir an diesen Rastplätzen auch Trinkwasserstellen. Also, große Empfehlung von uns!

In den letzten Jahren ist es bei uns zur Tradition geworden, im Sommer eine größere Radtour zu unternehmen. Aus eigener Erfahrung wussten wir, wie zermürbend sich An- und Abreise mit den Rädern und öffentlichen Verkehrsmitteln gestalten können. Somit wollten wir diesmal den Teil mit der Bahn direkt am Anfang hinter uns bringen und dann ganz entspannt bis nach Hause radeln, ohne nochmal in die Öffis steigen zu müssen. Wir buchten Zugtickets nach Wien und wollten von dort auf zwei EuroVelo-Routen durch Österreich und Tschechien bis nach Dresden fahren. 14 Tage planten wir für die 800 km ein, um auch ein paar Pausentage einlegen zu können.

Wir entschieden uns bewusst, die Fahrradtour auf Anfang September zu legen, in der Hoffnung, den hohen Temperaturen etwas entfliehen zu können. Dieser Plan ging leider überhaupt nicht auf. Begrüßt wurden wir nach unserer 10-stündigen (recht entspannten) Zugfahrt mit warmen 34 °C in Wien. Die Großstadt glühte richtig und wir waren froh, schnell aus dem Stadttrubel rein in die Natur fahren zu können. Die EuroVelo-Route 6 führte uns immer entlang der Donau. Manchmal längere Zeit geradeaus auf dem Deich, manchmal über riesige Staudämme von Wasserkraftwerken, manchmal durch wunderschöne Wein- und Obstanbaugebiete. Wirklich abwechslungsreich! Unser Highlight entlang der Donau war die ständige Möglichkeit, in das kalte Nass springen zu können. Das Wasser war türkisblau, klar und angenehm kühl. Bei der andauernden Hitze nutzten wir oft die Gelegenheit, uns eine kleine Erfrischung zu gönnen.

Auch ein top ausgeschilderter Radweg in Österreich kann einen manchmal vor unvorhersehbare Herausforderungen stellen – wie beispielsweise ein Erdrutsch, der die komplette Straße unpassierbar macht. Da wir nicht die einzigen Radelnden waren, kamen wir schnell ins Gespräch mit anderen, was zu sehr netten Begegnungen führte. Mithilfe einer Fähre konnten wir auf der anderen Flussseite unsere Tour fortsetzen.

Irgendwann erreichten wir die tschechische Grenze und wechselten auf die EuroVelo-Route 7, die uns entlang der Moldau führen sollte. Die Radwege waren deutlich weniger befahren als in Österreich. Das war eine nette Abwechslung nach den letzten Tagen am Donauradweg. Perfekt asphaltierte Strecken schlängelten sich durch endlose Wälder, oft mitten durch das Nirgendwo. Zum Glück hatte es sich die letzten Tage etwas abgekühlt, denn aufgrund einiger Höhenmeter kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Vor allem das Stück zwischen Linz und Krumau an der Moldau war sehr hügelig. An einem Tag radelten wir sogar mehr Höhenmeter als bei unserer Alpenüberquerung vor zwei Jahren!

Zu unserer täglichen Aufgabe gehörte es, ein oder zwei richtig saftige Äpfel für unser Frühstück zu pflücken. Entlang der Wege gab es Obstbäume aller Art, die zu einer kleinen Stärkung einluden. Besonders in Erinnerung sind uns die unzähligen malerischen und liebevoll gepflegte Höfe geblieben, an denen wir in Tschechien immer wieder vorbeifuhren. Alles war bunt und voll mit den unterschiedlichsten Blumen.

Ein Highlight unserer Tour war Krumau an der Moldau, wo wir unseren ersten Pausentag einlegten. Dieses Städtchen mit seiner beeindruckenden Altstadt wirkte wie eine Filmkulisse: enge Gassen, süße Cafés und beeindruckende Architektur. Wir kehrten im Švejk Restaurant ein – große Empfehlung von uns! Auch in Prag planten wir einen Pausentag ein und gönnten uns den Luxus eines gemütlichen Airbnbs für eine Nacht. Wir hätten definitiv mehr Zeit für diese pulsierende Stadt gebraucht. Doch auch die wenigen Stunden, die wir hatten, reichten aus, um einen schönen Eindruck zu bekommen. Und wir kommen definitiv wieder.

Nach Prag stand die letzte Etappe an: 220 Kilometer bis nach Hause. Eigentlich hatten wir geplant, diese Strecke auf zwei Tage aufzuteilen, aber schon auf den ersten Kilometern scherzten wir über die Möglichkeit, einfach durchzufahren. Nach 135 Kilometern legten wir unsere erste längere Pause ein und entschieden uns spontan, die letzten 85 Kilometer bis Dresden in einem Rutsch zu bewältigen. Das Wetter war regnerisch, und die Aussicht, noch einmal das Zelt aufzubauen, war wenig verlockend. Mit neuer Energie, einem warmen Kaffee und motivierender Musik im Ohr meisterten wir die letzten Kilometer im Dauerregen. Die Vorstellung, bald zu Hause zu sein und im eigenen Bett zu schlafen, trug uns regelrecht über die Ziellinie. Schließlich rollten wir erschöpft, aber glücklich in Dresden ein. Mit Sack, Pack und einem wohlverdienten Falafel-Dürüm in der Hand fühlte sich das Ankommen einfach nur gut an.

Tschechien hat uns sehr gut gefallen und uns persönlich etwas mehr zugesagt als Österreich zum Radeln. Die Radwege waren weniger stark frequentiert und die Natur war abwechslungsreich und verwunschen. Manchmal fühlte es sich an wie eine Mischung aus Schweden und Slowenien. Auch Österreich war eine schöne Erfahrung, vor allem, weil wir so viel baden gehen konnten. Die Radwege waren jedoch nicht so abwechslungsreich wie in Tschechien und viel stärker befahren.

Generell stellt das Fahrradfahren immer wieder tolle Möglichkeit des Reisens dar, weil man in kurzer Zeit viel sehen kann. Wir haben in den zwei Wochen schöne Eindrücke von Österreich und Tschechien bekommen. Auch das „Nach-Hause-Fahren“ können wir sehr empfehlen. Es war ein richtig schönes Gefühl, bis zur eigenen Haustür zu radeln und sich den manchmal nervigen Rückweg mit Bahn und Fahrrad zu ersparen. Für uns war das definitiv nicht das letzte Mal in Tschechien und Österreich.

Anreise

Wir sind mit der Deutschen Bahn ganz entspannt bis nach Wien durchgefahren. Aber Achtung: Wenn ihr die Fahrräder mitnehmen wollt, bucht früh, da die Fahrradstellplätze immer schnell ausgebucht sind. Wir haben bereits drei Monate vor Abreise gebucht. Aus diesem Grund waren unsere Tickets aber auch echt günstig.

Fortbewegung vor Ort

Vor Ort waren wir mit unseren Fahrrädern unterwegs. Die Städte Krumau an der Moldau und Prag haben wir uns zu Fuß angeschaut. Das ging super!

Unsere Räder

Wir fahren beide Reiseräder aus Stahl. Die sind natürlich etwas schwerer, aber dafür sehr stabil. Da die Radwege auf der Velo-Route überwiegend asphaltiert waren, benötigt man keine spezielle Art von Fahrrad, finden wir. Auf der Tour sind wir von E-Bike, Tandem, Liegerad bis Gravelbike allem begegnet. Ein Rennrad würden wir dennoch nicht empfehlen, da es doch mal kurze Schotter-Abschnitte gab. In Tschechien ging es höhentechnisch ganz schön auf und ab, deswegen benötigt man eine gute Gangschaltung mit großem Übersetzungsverhältnis. Wir waren mit Radtaschen der Firma Ortlieb unterwegs und sind nach wie vor sehr zufrieden mit der Qualität. Sie haben uns schon auf vielen Touren und insbesondere auch im Alltag begleitet.

Beste Reisezeit

Kommt ganz darauf an, wie kalt oder warm man es mag … In Österreich hatten wir Anfang September noch Temperaturen von über 30 °C. In Tschechien kühlte es sich jedoch eine Woche später wesentlich ab. Wir waren froh, dass wir auch warme Sachen dabeihatten, denn nachts gab es dann teilweise Temperaturen von nur 13 °C.

Geld

Generell empfehlen wir, mit Kreditkarte zu verreisen, da man überall zahlen und Geld abheben kann. Trotzdem ist es ratsam, etwas Bargeld dabeizuhaben, da zum Teil Cafés oder Fähren keine Kartenzahlung annehmen.

In Österreich waren Lebensmittel und Campingplätze etwas teurer als in Deutschland. Wir konnten wir fast immer mit Karte zahlen. In Tschechien waren Lebensmittel und Campingplätze etwas günstiger als in Deutschland. Auch hier haben wir überwiegend mit der Kreditkarte gezahlt. Dennoch haben wir in Tschechien mehr Bargeld (insbesondere für die Campingplätze) benötigt als in Österreich. Wir haben insgesamt 100 Euro in CSK umgetauscht (für zwei Personen und eine Woche).

Übernachtungsmöglichkeiten

Wir waren mit unserem Zelt, Isomatte und Schlafsack unterwegs. Entlang der EuroVelo-Routen gab es, besonders in Österreich, sehr viele schöne Campingplätze – immer mit Bademöglichkeiten. In Tschechien gab es auch einige Zeltplätze, jedoch nicht ganz so zahlreich wie in Österreich.

Sprache

Mit Deutsch und Englisch sind wir super klargekommen.

  • Bikeline Radreiseführer „Moldau-Radweg“ (aus der städtischen Bibliothek ausgeliehen)
  • Komoot „Open Cycle Map“ in der Browserversion zum Planen der Route (war etwas überflüssig, da wir ja nach den EuroVelo Routen gefahren sind)
  • EuroVelo-Internetseite
  • Google Maps für Campingplätze

Nach so einigen Touren wissen wir so langsam, was man wirklich braucht und was man auch getrost zu Hause lassen kann. Die Devise ist: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Auf ein paar Sachen wollten wir dennoch nicht verzichten, die sich für uns auf der Tour bewährt haben. Hier eine kleine Auswahl:

Ultralight Campingstühle
Nach längerem Hin- und Herüberlegen haben wir uns Ultralight-Campingstühle gekauft. Sie waren ein absoluter Gamechanger! Egal, wie kurz oder lang die Pause war: Sie kamen eigentlich immer zum Einsatz. Der Aufbau geht super fix und man sitzt überall da, wo man möchte, echt bequem.

Mini-Wäscheleine
Wir haben das Modell von Sea to Summit (sehr klein und leicht) und wollen es auf keiner Tour mehr missen! Es gibt eigentlich immer was zu trocknen und dann ist so eine Leine echt praktisch.

Faltbares Waschbecken
Würden wir Ultralight Bikepacking betreiben, hätten wir das Gadget vielleicht nicht unbedingt dabei. Aber für ein bisschen Komfort auf so einer längeren Reise ist eine Faltschüssel nicht mehr von unserer Packliste wegzudenken. Gerade, wenn man nicht immer auf Zeltplätzen nächtigt, kann das Waschbecken helfen, sich selbst oder das Geschirr wassersparend abzuwaschen.

Luffa-Spülschwamm statt Küchenschwamm
In den letzten Jahren hatten wir immer einen normalen Küchenschwamm dabei. Mich hat gestört, dass der nur langsam trocknet und wir ihn während der Fahrt nicht aufhängen konnten. Im Bioladen habe ich einen Luffa-Schwamm (natürlich und plastikfrei) entdeckt, der auch eine kleine Schlaufe besitzt. Mit einem Karabiner habe ich ihn außen an die Fahrradtasche zum Trocknen gehängt, das hat viel besser funktioniert.

Baumwoll-Reisehandtücher
Wir sind nicht die größten Fans von Mikrofaser Handtüchern und wollten dennoch nicht auf die praktischen Eigenschaften verzichten: das schnelle Trocknen, das kleine Packmaß und das geringe Gewicht. Da ich gern nähe, habe ich uns Reisehandtücher aus dünnen Baumwollstoffen gefertigt. Die Handtücher habe ich mit verschiedenen Laschen zum Aufhängen versetzt. So kann man sie auch als kleines Sonnensegel nutzen. Vielleicht gibt es sowas auch zu kaufen? Wir können es nur empfehlen.

Fahrradcap
Gut, das braucht man nur, wenn die Sonne scheint. Aber das hat sie bei uns, deswegen war ich für den Schatten im Gesicht sehr dankbar. Ich habe ein Modell von Buff. Das hat einen integrierten UV-Schutz (UPF 50+), hat einen flexiblen Schirm, ist sehr leicht und trocknet schnell.

Müllbeutel
Leider mussten wir feststellen, wie unglaublich viel Müll entlang der Radwege (insbesondere in Österreich) lag. An den Wegesrändern und in Büschen waren Klopapier und Feuchttücher zu finden und das, obwohl es immer wieder Mülleimer gab. Es ist mir unklar, warum man nicht einfach seinen Müll mitnehmen kann. Deswegen unbedingt an kleine Müllbeutel denken und den eigenen Müll nicht sinnlos in die Natur werfen.

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